Kapital 3. 283 - 291
„Das
Warenhandlungskapital nun ist nichts als die verwandelte Form eines Teils
dieses beständig auf dem Markt befindlichen, in dem Prozess der
Metamorphose befindlichen und stets von der Zirkulationssphäre umfangenen
Zirkulationskapitals. Wir sagen eines Teils, weil ein Teil des
Warenverkaufs und -kaufs beständig direkt zwischen den industriellen
Kapitalisten selbst vorgeht. Von diesem Teil abstrahieren wir ganz in
dieser Untersuchung, da er zur ... Einsicht in die spezifische Natur des
Kaufmannskapitals nicht beiträgt und andererseits für unseren Zweck
erschöpfend bereits in Buch II dargestellt worden.“ K. Marx, Kapital 3. S.
279f. „Gesetzt, ein Warenhändler besitze 50000 Euro, die er als
Handlungskapital verwertet. Er kauft mit diesen 50000 Euro z.B.
30000 Meter Leinwand vom Leinwandfabrikanten... Er verkauft diese
30000 Meter. Wenn die jährliche Durchschnittsprofitrate = 10 % und
er nach Abzug aller Nebenkosten 10 % jährlichen Profit macht, so hat er am
Ende des Jahres die 50000 Euro in 55000 Euro
verwandelt. Wie er diesen Profit macht, ist eine Frage, die wir erst
später behandeln. Hier wollen wir zunächst die bloße Form der Bewegung
seines Kapitals betrachten. Er kauft mit den 50000 Euro beständig
Leinwand und verkauft beständig diese Leinwand;
Er wiederholt
beständig diese Operation des Kaufens, um zu verkaufen, G - W - G‘....“ K.
Marx, Kapital 3. S. 280. „Was den Leinwandfabrikanten betrifft, so hat
er mit dem Geld des Kaufmanns den Wert seiner Leinwand realisiert, ...
dessen Verwandlung in Geld vollzogen und kann nun... das Geld
rückverwandeln in Garn, Kohle, Arbeitslohn etc., andererseits in
Lebensmittel etc. zum Verzehr seiner Revenue; er kann also ... im
Produktionsprozess fortfahren. Aber obgleich für ihn, den Produzenten
der Leinwand, ihre Metamorphose in Geld, ihr Verkauf stattgefunden hat,
hat sie noch nicht stattgefunden für die Leinwand selbst. Sie befindet
sich nach wie vor auf dem Markt als Warenkapital mit der Bestimmung ...
verkauft zu werden. Mit dieser Leinwand hat sich nichts zugetragen als ein
Wechsel in der Person ihres Besitzers. Ihrer eigenen Bestimmung nach...
ist sie nach wie vor Warenkapital, verkäufliche Ware; nur dass sie jetzt
in der Hand des Kaufmanns, statt früher des Produzenten ist. Die
Funktion, sie zu verkaufen ... ist dem Produzenten durch den Kaufmann
abgenommen und in sein besonderes Geschäft verwandelt worden....“ K. Marx,
Kapital 3. S. 280.
b) Warenhandlungskapital als selbständige
Kapitalform: „Was gibt nun dem Warenhandlungskapital den
Charakter eines selbständig fungierenden Kapitals, während es in der Hand
des selbstverkaufenden Produzenten augenscheinlich nur als eine besondere
Form seines Kapitals ... während seines Aufenthaltes in der
Zirkulationssphäre erscheint?“ K. Marx, Kapital 3. S.
283. „Erstens: Dass das Warenkapital in der Hand eines von
seinem Produzenten verschiedenen Agenten seine ... Verwandlung in Geld...
vollzieht, ... so dass diese Operation als eigenes, von den übrigen
Funktionen des industriellen Kapitals getrenntes und daher
verselbständigtes Geschäft sich gestaltet. Es ist eine besondere Form
der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit... Aber damit erschiene dies
besondere Geschäft noch keineswegs als die Funktion eines besonderen ...
Kapitals; wie es denn in der Tat nicht als solches da erscheint, wo der
Warenhandel betrieben wird durch bloße Handlungsreisende oder andere
direkte Agenten des industriellen Kapitalisten. Es muss also noch ein
zweites Moment hinzukommen.“ K. Marx, Kapital 3. S.
283. „Zweitens: Dies kommt dadurch herein, dass der selbständige
Zirkulationsagent, der Kaufmann, Geldkapital (eigenes oder geliehenes) in
dieser Position vorschießt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 283. „Das
Warenkapital nimmt also im Warenhandlungskapital dadurch die Gestalt einer
selbständigen Sorte von Kapital an, dass der Kaufmann Geldkapital
vorschießt, das sich nur als Kapital verwertet, ... indem es
ausschließlich damit beschäftigt ist, die Metamorphose des Warenkapitals,
... seine Verwandlung in Geld zu vermitteln, und es tut dies durch
beständigen Kauf und Verkauf von Waren. Dies ist seine ausschließliche
Operation; diese den Zirkulationsprozess des industriellen Kapitals
vermittelnde Tätigkeit ist die ausschließliche Funktion des Geldkapitals,
womit der Kaufmann operiert. Durch diese Funktion verwandelt er sein
Geld in Geldkapital, stellt sein G dar als G - W - G‘, und durch denselben
Prozess verwandelt er das Warenkapital in Warenhandlungskapital.“ K. Marx,
Kapital 3. S. 285. „Es ist also nur das vom Kaufmann vorgeschossene
Geldkapital, das ausschließlich zum Kauf und Verkauf bestimmt ist
..., was jetzt zu betrachten ist mit Bezug auf den gesamten
Reproduktionsprozess des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S. 285. „Es
findet also eine Verdoppelung statt. Einerseits sind die Funktionen als
Warenkapital und Geldkapital (daher weiter bestimmt als kommerzielles
Kapital) allgemeine Formbestimmtheiten des industriellen
Kapitals. Andererseits sind besondere Kapitale, also auch besondere
Reihen von Kapitalisten, ausschließlich tätig in diesen Funktionen; und
diese Funktionen werden so zu besonderen Sphären der Kapitalverwertung.“
K. Marx, Kapital 3. S. 312. „Das Kaufmannskapital ist nichts als
innerhalb der Zirkulationssphäre fungierendes Kapital... Aber im
Zirkulationsprozess wird kein Wert produziert, also auch kein Mehrwert. Es
gehen nur Formveränderungen derselben Wertmasse vor... Wird beim Verkauf
der produzierten Ware ein Mehrwert realisiert, so, weil dieser bereits in
ihr existiert.“ K. Marx, Kapital 3. S. 290f. „Im Gegenteil. Soweit
diese Metamorphosen Zirkulationszeit kosten - eine Zeit, innerhalb deren
das Kapital überhaupt nicht, also auch keinen Mehrwert produziert -, ist
sie Beschränkung der Wertschöpfung... Das Kaufmannskapital schafft daher
weder Wert noch Mehrwert, d.h. nicht direkt.“ K. Marx, Kapital 3. S.
291. „Sofern es zur Abkürzung der Zirkulationszeit beiträgt, kann es
indirekt den vom industriellen Kapitalisten produzierten Mehrwert
vermehren helfen. Soweit es den Markt ausdehnen hilft und die Teilung
der Arbeit zwischen den Kapitalisten vermittelt, also das
gesellschaftliche Kapital befähigt, auf größerer Stufenleiter zu
arbeiten, befördert seine Funktion die Produktivität des industriellen
Kapitals und dessen Akkumulation. Soweit es die Umlaufszeit abkürzt,
erhöht es das Verhältnis des Mehrwerts zum vorgeschossenen Kapital, also
die Profitrate. Soweit es einen geringeren Teil des Kapitals als
Geldkapital in die Zirkulationssphäre einbannt, vermehrt es den direkt in
der Produktion angewandten Teil des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3. S.
291.
Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände
online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den
vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in
seinen eigenen Worten. Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung
des vorherigen Abschnitts voran. Auslassungen im laufenden Text sind
durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal
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