Kapital 3.230-232

„Die Anzahl der vom Kapital angewandten Arbeiter ... kann also wachsen, und progressiv wachsen, trotz des progressiven Falls der Profitrate. Dies kann nicht nur der Fall sein. Es muss der Fall sein - vorübergehende Schwankungen abgerechnet - auf Basis der kapitalistischen Produktion.“ K. Marx, Kapital 3. S. 228
„Der Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion und Akkumulation bedingt Arbeitsprozesse auf steigend größerer Stufenleiter und damit steigend größeren Dimensionen und dementsprechend steigende Kapitalvorschüsse für jedes einzelne Unternehmen.
Wachsende Konzentration der Kapitale (begleitet zugleich, doch in geringerem Maß, von wachsender Zahl der Kapitalisten) ist daher sowohl eine ihrer materiellen Bedingungen wie eins der von ihr selbst produzierten Resultate.
Hand in Hand, in Wechselwirkung damit, geht fortschreitende Enteignung der mehr oder minder unmittelbaren Produzenten.
So versteht es sich für die einzelnen Kapitalisten, dass sie über wachsend große Arbeiterarmeen kommandieren (sosehr auch für sie das variable im Verhältnis zum konstanten Kapital fällt), dass die Masse des von ihnen angeeigneten Mehrwerts und daher Profits wächst, gleichzeitig mit und trotz dem Fall in der Profitrate.
Dieselben Ursachen, die Massen von Arbeiterarmeen unter dem Kommando einzelner Kapitalisten konzentrieren, sind es ja grade, die auch die Masse des angewandten fixen Kapitals wie der Roh- und Hilfsstoffe in wachsender Proportion anschwellen gegenüber der Masse der angewandten lebendigen Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 229.

2) Fall der Profitrate bei steigender Mehrwertmasse:
„Im Fortschritt des Produktions- und Akkumulationsprozesses muss also die Masse der aneignungsfähigen und angeeigneten Mehrarbeit und daher die absolute Masse des vom Gesellschaftskapital angeeigneten Profits wachsen.
Aber dieselben Gesetze der Produktion und Akkumulation steigern mit der Masse den Wert des konstanten Kapitals in zunehmender Progression rascher als den des variablen... Kapitalteils. Dieselben Gesetze produzieren also für das Gesellschaftskapital eine wachsende absolute Profitmasse und eine fallende Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3. S. 229.
„Die Masse des Mehrwerts, die ein Kapital von gegebener Größe erzeugt, ist das Produkt zweier Faktoren, der Rate des Mehrwerts multipliziert mit der Arbeiterzahl, die zur gegebenen Rate beschäftigt wird.
Sie hängt also ab bei gegebener Rate des Mehrwerts von der Arbeiterzahl und bei gegebener Arbeiterzahl von der Rate des Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 244.
„Die Masse des Mehrwerts ist gleich der Rate multipliziert mit der Arbeiterzahl; die Rate wird aber nie auf das Gesamtkapital, sondern nur auf das variable Kapital berechnet, in der Tat nur auf je einen Arbeitstag.“ K. Marx, Kapital 3. S. 245.
„In welcher Form nun muss dies zwieschlächtige Gesetz der aus denselben Ursachen entspringenden Abnahme der Profitrate und gleichzeitiger Zunahme der absoluten Profitmasse sich darstellen?“ K. Marx, Kapital 3. S. 230.
„Nehmen wir den anteiligen Teil des Kapitals, auf den wir die Profitrate berechnen, z.B.: 100. Diese 100 stellen die Durchschnittszusammensetzung des Gesamtkapitals vor, sage 80 c + 20 v ... Mit relativer Abnahme des variablen Teils gegen den konstanten, und daher gegen das Gesamtkapital von 100, fällt die Profitrate gleichbleibendem und selbst steigendem Ausbeutungsgrad der Arbeit, fällt die relative Größe des Mehrwerts, d.h. sein Verhältnis zum Wert des vorgeschossenen Gesamtkapitals von 100.“ K. Marx, Kapital 3. S. 230.
„Andererseits aber bringen dieselben Ursachen, ... ein Wachstum in der absoluten Masse des vom Gesellschaftskapital ... angeeigneten Mehrwerts.... hervor.
Wie muss sich dies nun darstellen, wie kann es sich allein darstellen, oder welche Bedingungen sind eingeschlossen in diesen scheinbaren Widerspruch?“ K. Marx, Kapital 3. S. 231.
„Wenn je ein anteiliger Teil = 100 des gesellschaftlichen Kapitals... eine gegebene Größe ist, ... so ist dagegen die Größe des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, wie die Größe des in den Händen einzelner Kapitalisten befindlichen Kapitals, eine variable Größe, die ...  variieren muss im umgekehrten Verhältnis zur Abnahme ihres variablen Teils.“ K. Marx, Kapital 3. S. 231.
„Als im früheren Beispiel die Zusammensetzung prozentual 60 c + 40 v war, war der Mehrwert oder Profit darauf 40 und daher die Profitrate 40%.
Angenommen auf dieser Stufe der Zusammensetzung sei das Gesamtkapital eine Million gewesen.
So betrug der Gesamtmehrwert und daher der Gesamtprofit 400000.
Wenn nun später die Zusammensetzung = 80 c + 20 v, so ist der Mehrwert oder Profit ... auf je 100 = 20.
Da aber der Mehrwert oder Profit der absoluten Masse nach, wie nachgewiesen, wächst, trotz dieser abnehmenden Profitrate ... sagen wir von 400000 auf 44000, so ist das nur dadurch möglich, dass das Gesamtkapital, das sich gleichzeitig mit dieser neuen Zusammensetzung gebildet hat, gewachsen ist auf 2200000.
Die Masse des in Bewegung gesetzten Gesamtkapitals ist gestiegen auf 220 %, während die Profitrate um 50 % gefallen ist.
Hätte sich das Kapital nur verdoppelt, so hätte es zur Profitrate von 20 % nur dieselbe Masse von Mehrwert und Profit erzeugen können wie das alte Kapital von 1000000 zu 40%.“ K. Marx, Kapital 3. S. 232.
“Es zeigt sich hier das schon früher (siehe Kapital Bd. 1, S. 652, 673/674) entwickelte Gesetz, dass mit der relativen Abnahme des variablen Kapitals, also der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit eine wachsend größere Masse Gesamtkapital nötig ist, um dieselbe Menge Arbeitskraft in Bewegung zu setzen und dieselbe Masse Mehrarbeit einzusaugen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 232.
„Fällt die Profitrate um 50 %, so fällt sie um die Hälfte.
Soll daher die Masse des Profits gleich bleiben, so muss das Kapital sich verdoppeln.
Damit die Profitmasse bei abnehmender Profitrate gleich bleibt, muss der Multiplikator, der das Wachstum des Gesamtkapitals anzeigt, gleich sein dem Divisor, der das Fallen der Profitrate anzeigt....
Dies gilt, damit das Resultat dasselbe bleibe. Soll es dagegen wachsen, so muss das Kapital in größerer Proportion wachsen, als die Profitrate fällt.
In anderen Worten: Damit der variable Bestandteil des Gesamtkapitals nicht nur absolut derselbe bleibt, sondern absolut wachse, obgleich sein Prozentsatz als Teil des Gesamtkapitals fällt, muss das Gesamtkapital in stärkerem Verhältnis wachsen, als der Prozentsatz des variablen Kapitals fällt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 232f.
„Also dieselbe Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit drückt sich im Fortschritt der kapitalistischen Produktionsweise aus einerseits in einer Tendenz zu fortschreitendem Fall der Profitrate und andererseits in beständigem Wachstum der absoluten Masse des angeeigneten Mehrwerts oder Profits; so dass im ganzen der relativen Abnahme des variablen Kapitals und Profits eine absolute Zunahme beider entspricht. Diese doppelseitige Wirkung kann sich, wie gezeigt, nur darstellen in einem Wachstum des Gesamtkapitals in rascherer Progression als die, worin die Profitrate fällt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 233.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg