Kapital 3.226-229
„Nun hat sich aber gezeigt, als ein Gesetz der
kapitalistischen Produktionsweise, dass mit ihrer Entwicklung eine
relative Abnahme des variablen Kapitals im Verhältnis zum konstanten
Kapital und damit im Verhältnis zu dem in Bewegung gesetzten Gesamtkapital
stattfindet. Es heißt dies nur, dass dieselbe Arbeiterzahl, dieselbe
Menge Arbeitskraft ... infolge der innerhalb der kapitalistischen
Produktion sich entwickelnden eigentümlichen Produktionsmethoden, eine
stets wachsende Masse Arbeitsmittel, Maschinerie und fixes Kapital aller
Art, Roh- und Hilfsstoffe in derselben Zeit in Bewegung setzt,
verarbeitet, produktiv konsumiert - daher auch ein konstantes Kapital von
stets wachsendem Wertumfang. Diese fortschreitende relative Abnahme des
variablen Kapitals im Verhältnis zum konstanten und daher zum
Gesamtkapital ist identisch mit der fortschreitend höheren organischen
Zusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals in seinem
Durchschnitt. Es ist ebenso nur ein anderer Ausdruck für die
fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der
Arbeit, die sich gerade darin zeigt, dass vermittelst der wachsenden
Anwendung von Maschinerie und fixem Kapital überhaupt mehr Roh- und
Hilfsstoffe von derselben Anzahl Arbeiter in derselben Zeit, d.h. mit
weniger Arbeit in Produkte verwandelt werden. Es entspricht diesem
wachsenden Wertumfang des konstanten Kapitals - obgleich er nur entfernt
das Wachstum in der wirklichen Masse der Gebrauchswerte darstellt, aus
denen das konstante Kapital stofflich besteht - eine wachsende
Verbilligung des Produkts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 222. “Die
zunehmende Tendenz der allgemeinen Profitrate zum Sinken ist also
nur ein der kapitalistischen Produktionsweise eigentümlicher
Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen
Produktivkraft der Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 251. „Ein stets
geringerer Anteil des ausgelegten Gesamtkapitals setzt sich in
lebendige Arbeit um, und dies Gesamtkapital saugt daher, im Verhältnis zu
seiner Größe, immer weniger Mehrarbeit auf, obgleich das Verhältnis des
unbezahlten Teils der angewandten Arbeit zum bezahlten Teil derselben
gleichzeitig wachsen mag. Die verhältnismäßige Abnahme des variablen
und Zunahme des konstanten Kapitals, obgleich beide Teile absolut wachsen,
ist, wie gesagt, nur ein anderer Ausdruck für die vermehrte Produktivität
der Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 226.
1) Fall der Profitrate bei steigender
Arbeiterzahl: „Nimmt man eine gegebene Arbeiterbevölkerung,
z.B. von zwanzig Millionen, nimmt man ferner als gegeben Länge und
Intensität des Durchschnittsarbeitstages sowie den Arbeitslohn und damit
das Verhältnis zwischen notwendiger und Mehrarbeit, so produziert die
Gesamtarbeit dieser zwanzig Millionen und ebenso ihre Mehrarbeit,
die sich in Mehrwert darstellt, stets dieselbe Wertgröße. Aber es fällt
mit der wachsenden Masse des konstanten - fixen und zirkulierenden -
Kapitals, das diese Arbeit in Bewegung setzt, das Verhältnis dieser
Wertgröße zum Wert dieses Kapitals... Das Verhältnis ändert sich, nicht
weil die Masse der lebendigen Arbeit fällt, sondern weil die Masse der von
ihr in Bewegung gesetzten bereits vergegenständlichten Arbeit steigt. Die
Abnahme ist relativ, nicht absolut... Der Fall der Profitrate entsteht
nicht aus einer absoluten, sondern aus einer nur relativen Abnahme des
variablen Bestandteils des Gesamtkapitals....“ K. Marx, Kapital 3. S.
226f. „Das Gesetz des fortschreitenden Falls der Profitrate ....
schließt in keiner Weise aus, dass die absolute Masse der vom
gesellschaftlichen Kapital in Bewegung gesetzten und ausgebeuteten
Arbeit, daher auch die absolute Masse der von ihm angeeigneten Mehrarbeit
wächst; ebenso wenig, dass die unter dem Kommando der einzelnen
Kapitalisten stehenden Kapitale eine wachsende Masse von Arbeit und daher
von Mehrarbeit kommandieren....“ K. Marx, Kapital 3. S. 226. „Die
Anzahl der vom Kapital angewandten Arbeiter ... kann also wachsen,
und progressiv wachsen, trotz des progressiven Falls der Profitrate. Dies
kann nicht nur der Fall sein. Es muss der Fall sein -
vorübergehende Schwankungen abgerechnet - auf Basis der kapitalistischen
Produktion.“ K. Marx, Kapital 3. S. 228 „Der kapitalistische
Produktionsprozess ist wesentlich zugleich Akkumulationsprozess. Man hat
gezeigt, wie im Fortschritt der kapitalistischen Produktion die Wertmasse,
die einfach reproduziert und erhalten werden muss, mit der
Steigerung der Produktivität der Arbeit steigt und wächst... Aber mit
der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit wächst
noch mehr die Masse der produzierten Gebrauchswerte, wovon die
Produktionsmittel einen Teil bilden. Und die zusätzliche Arbeit, durch
deren Aneignung dieser zusätzliche Reichtum in Kapital rückverwandelt
werden kann, hängt nicht ab vom Wert, sondern von der Masse dieser
Produktionsmittel (Lebensmittel eingeschlossen), da der Arbeiter im
Arbeitsprozess nicht mit dem Wert, sondern mit dem Gebrauchswert der
Produktionsmittel zu tun hat... In diesem Wachstum der
Produktionsmittel ist aber eingeschlossen das Wachstum der
Arbeiterbevölkerung, die Schöpfung einer dem Surpluskapital entsprechenden
und sogar seine Bedürfnisse im ganzen und großen stets überflutenden
Bevölkerung, und daher Überbevölkerung, von Arbeitern.“ K. Marx, Kapital
3. S. 228. „Im selben Verhältnis daher, wie sich die kapitalistische
Produktion entwickelt, entwickelt sich die Möglichkeit einer relativ
überzähligen Arbeiterbevölkerung, nicht weil die Produktivkraft der
gesellschaftlichen Arbeit abnimmt, sondern weil sie zunimmt,
also nicht aus einem absoluten Missverhältnis zwischen Arbeit und
Existenzmittel oder Mitteln zur Produktion dieser Existenzmittel, sondern
aus einem Missverhältnis, entspringend aus der kapitalistischen Ausbeutung
der Arbeit, dem Missverhältnis zwischen dem steigenden Wachstum des
Kapitals und seinem relativ abnehmenden Bedürfnis nach wachsender
Bevölkerung.“ K. Marx, Kapital 3. S. 232. „Der Entwicklungsgang
der kapitalistischen Produktion und Akkumulation bedingt Arbeitsprozesse
auf steigend größerer Stufenleiter und damit steigend größeren Dimensionen
und dementsprechend steigende Kapitalvorschüsse für jedes einzelne
Unternehmen. Wachsende Konzentration der Kapitale (begleitet
zugleich, doch in geringerem Maß, von wachsender Zahl der Kapitalisten)
ist daher sowohl eine ihrer materiellen Bedingungen wie eins der von ihr
selbst produzierten Resultate. Hand in Hand, in Wechselwirkung damit,
geht fortschreitende Enteignung der mehr oder minder unmittelbaren
Produzenten. So versteht es sich für die einzelnen Kapitalisten, dass
sie über wachsend große Arbeiterarmeen kommandieren (sosehr auch für sie
das variable im Verhältnis zum konstanten Kapital fällt), dass die Masse
des von ihnen angeeigneten Mehrwerts und daher Profits wächst,
gleichzeitig mit und trotz dem Fall in der Profitrate. Dieselben
Ursachen, die Massen von Arbeiterarmeen unter dem Kommando einzelner
Kapitalisten konzentrieren, sind es ja grade, die auch die Masse des
angewandten fixen Kapitals wie der Roh- und Hilfsstoffe in wachsender
Proportion anschwellen gegenüber der Masse der angewandten lebendigen
Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 229.
Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände
online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den
vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in
seinen eigenen Worten. Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung
des vorherigen Abschnitts voran. Auslassungen im laufenden Text sind
durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal
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