Kapital 3.221-225

Dritter Abschnitt
Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate
13. Kapitel
Das Gesetz als solches
„Wir stellen absichtlich dies Gesetz dar, bevor wir das Auseinanderfallen des Profits in verschiedene gegeneinander verselbständigte Kategorien darstellen. Die Unabhängigkeit dieser Darstellung von der Spaltung des Profits in verschiedene Teile, die verschiedenen Kategorien von Personen zufallen, beweist von vornherein die Unabhängigkeit des Gesetzes in seiner Allgemeinheit von jener Spaltung...
Der Profit, von dem wir hier sprechen, ist nur ein anderer Name für den Mehrwert selbst, der nur in Beziehung zum Gesamtkapital dargestellt ist, statt in Beziehung zum variablen Kapital, aus dem er entspringt.
Der Fall der Profitrate drückt also das fallende Verhältnis des Mehrwerts ... zum vorgeschossenen Gesamtkapital aus und ist daher unabhängig von jeder beliebigen Verteilung dieses Mehrwerts unter verschiedene Kategorien.“ K. Marx, Kapital 3. S. 224.
„Bei gegebenem Arbeitslohn und Arbeitstag stellt ein variables Kapital, z.B. von 100000 Euro, eine bestimmte Anzahl in Bewegung gesetzter Arbeiter vor; es ist der Index dieser Anzahl.
Z.B. 100000 Euro sei der Arbeitslohn für 20 Arbeiter, sage für eine Woche.
Verrichten diese 20 Arbeiter ebensoviel notwendige Arbeit wie Mehrarbeit, arbeiten sie also täglich ebensoviel Zeit für sich selbst, d.h. für die Reproduktion ihres Arbeitslohns, wie für den Kapitalisten, d.h. für die Produktion von Mehrwert, so wäre ihr Gesamtwertprodukt = 200000 Euro und der von ihnen erzeugte Mehrwert betrüge 100000 Euro. Die Rate des Mehrwerts m/v wäre = 100%.
Diese Rate des Mehrwerts würde sich jedoch, wie wir gesehen, in sehr verschiedenen Profitraten ausdrücken, je nach dem verschiedenen Umfang des konstanten Kapitals c und damit das Gesamtkapitals C, da die Profitrate = m/C.
Ist die Mehrwertrate 100 %:
Wenn
c= 50000, v= 100000, so ist p‘= 100000 : 150000= 66,66%.
Wenn
c= 100000, v= 100000, so ist p‘= 100000 : 200000= 50%.
Wenn
c= 200000, v= 100000, so ist p‘= 100000 : 300000= 33,33%.
Wenn
c= 300000, v= 100000, so ist p‘= 100000 : 400000= 25%.
Wenn
c= 400000, v= 100000, so ist p‘= 100000 : 500000= 20%.“
K. Marx, Kapital 3. S. 221.
„Dieselbe Rate des Mehrwerts, bei unverändertem Ausbeutungsgrad der Arbeit, würde sich so in einer fallenden Profitrate ausdrücken, weil mit seinem materiellem Umfang, wenn auch nicht im selben Verhältnis, auch der Wertumfang des konstanten und damit des Gesamtkapitals wächst.“ K. Marx, Kapital 3. S. 221f.
„Nimmt man nun ferner an, dass diese graduelle Veränderung in der Zusammensetzung des Kapitals sich nicht bloß in vereinzelten Produktionssphären zuträgt, sondern mehr oder weniger in allen oder doch in den entscheidenden Produktionssphären, dass sie also Veränderungen in der organischen Durchschnittszusammensetzung des einer bestimmten Gesellschaft angehörigen Gesamtkapitals einschließt, so muss dies allmähliche Anwachsen des konstanten Kapitals, im Verhältnis zum variablen, notwendig zum Resultat haben einen graduellen Fall in der allgemeinen Profitrate bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts oder gleichbleibendem Ausbeutungsgrad der Arbeit durch das Kapital.“ K. Marx, Kapital 3. S. 222.
„(Es wird sich weiter - im folgenden Kapitel - zeigen, warum dies Sinken nicht in dieser absoluten Form, sondern mehr in Tendenz zum zunehmenden Fall hervortritt.)“ K. Marx, Kapital 3. S. 223.
„Nun hat sich aber gezeigt, als ein Gesetz der kapitalistischen Produktionsweise, dass mit ihrer Entwicklung eine relative Abnahme des variablen Kapitals im Verhältnis zum konstanten Kapital und damit im Verhältnis zu dem in Bewegung gesetzten Gesamtkapital stattfindet.
Es heißt dies nur, dass dieselbe Arbeiterzahl, dieselbe Menge Arbeitskraft ... infolge der innerhalb der kapitalistischen Produktion sich entwickelnden eigentümlichen Produktionsmethoden, eine stets wachsende Masse Arbeitsmittel, Maschinerie und fixes Kapital aller Art, Roh- und Hilfsstoffe in derselben Zeit in Bewegung setzt, verarbeitet, produktiv konsumiert - daher auch ein konstantes Kapital von stets wachsendem Wertumfang.
Diese fortschreitende relative Abnahme des variablen Kapitals im Verhältnis zum konstanten und daher zum Gesamtkapital ist identisch mit der fortschreitend höheren organischen Zusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals in seinem Durchschnitt.
Es ist ebenso nur ein anderer Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, die sich gerade darin zeigt, dass vermittelst der wachsenden Anwendung von Maschinerie und fixem Kapital überhaupt mehr Roh- und Hilfsstoffe von derselben Anzahl Arbeiter in derselben Zeit, d.h. mit weniger Arbeit in Produkte verwandelt werden.
Es entspricht diesem wachsenden Wertumfang des konstanten Kapitals - obgleich er nur entfernt das Wachstum in der wirklichen Masse der Gebrauchswerte darstellt, aus denen das konstante Kapital stofflich besteht - eine wachsende Verbilligung des Produkts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 222.
“Die zunehmende Tendenz der allgemeinen Profitrate zum Sinken ist also nur ein der kapitalistischen Produktionsweise eigentümlicher Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 251.
„Ein stets geringerer Anteil des ausgelegten Gesamtkapitals setzt sich in lebendige Arbeit um, und dies Gesamtkapital saugt daher, im Verhältnis zu seiner Größe, immer weniger Mehrarbeit auf, obgleich das Verhältnis des unbezahlten Teils der angewandten Arbeit zum bezahlten Teil derselben gleichzeitig wachsen mag.
Die verhältnismäßige Abnahme des variablen und Zunahme des konstanten Kapitals, obgleich beide Teile absolut wachsen, ist, wie gesagt, nur ein anderer Ausdruck für die vermehrte Produktivität der Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3. S. 226.
„Fall der Profitrate und beschleunigte Akkumulation sind insofern nur verschiedene Ausdrücke desselben Prozesses, als beide die Entwicklung der Produktivkraft ausdrücken.
Die Akkumulation ihrerseits beschleunigt den Fall der Profitrate, sofern mit ihr die Konzentration der Arbeiten auf großer Stufenleiter und damit eine höhere Zusammensetzung des Kapitals gegeben ist.
Andererseits beschleunigt der Fall der Profitrate wieder die Konzentration des Kapitals und seine Zentralisation durch die Enteignung der kleineren Kapitalisten, durch die Enteignung des letzten Rests der unmittelbaren Produzenten, bei denen noch etwas zu enteignen ist.
Dadurch wird andererseits die Akkumulation, der Masse nach, beschleunigt, obgleich mit der Profitrate die Rate der Akkumulation fällt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 251.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg