Kapital 3.: 177 - 181

„Bei Bildung der allgemeinen Profitrate handelt es sich daher nicht nur um den Unterschied der Profitraten in den verschiedenen Produktionssphären, deren einfacher Durchschnitt zu ziehen wäre, sondern um das relative Gewicht, womit diese verschiedenen Profitraten in die Bildung des Durchschnitts eingehen.
Dies aber hängt ab von der verhältnismäßigen Größe des in jeder besonderen Sphäre angelegten Kapitals oder davon, welchen aliquoten Teil des gesellschaftlichen Gesamtkapitals das in jeder besonderen Produktionssphäre angelegte Kapital bildet.
Es muss natürlich ein sehr großer Unterschied stattfinden, je nachdem ein größerer oder geringerer Teil des Gesamtkapitals eine höhere oder niedere Profitrate abwirft. Und diese hängt wieder davon ab, wie viel Kapital in den Sphären angelegt ist, wo das variable Kapital relativ zum Gesamtkapital groß oder klein ist.
Es ist ganz damit wie mit dem Durchschnittszinsfuß, den ein Wucherer macht, der verschiedene Kapitale zu verschiedenen Zinsen ausleiht, z.B. zu 4, 5, 6, 7 % etc.
Die Durchschnittsrate hängt ganz davon ab, wie viel von seinem Kapital er zu jeder der verschiedenen Zinsraten ausgeliehen hat.“ K. Marx, Kapital 3.: 172.

Durchschnittsprofit, Produktionspreis und Warenwert - Resümee:
„Dasein und Begriff des Produktionspreises und der allgemeinen Profitrate, die er einschließt, beruhen darauf, dass die einzelnen Waren nicht zu ihrem Wert verkauft werden.
Die Produktionspreise entspringen aus einer Ausgleichung der Warenwerte, die, nach Rückerstattung der jeweiligen, in den verschiedenen Produktionssphären aufgezehrten Kapitalwerte, den gesamten Mehrwert verteilt, nicht im Verhältnis, worin er in den einzelnen Produktionssphären erzeugt ist und daher in ihren Produkten steckt, sondern im Verhältnis zur Größe der vorgeschossenen Kapitale.
Nur so entspringt ein Durchschnittsprofit und der Produktionspreis der Waren, dessen charakteristisches Element er ist.
Es ist die stete Tendenz der Kapitale, durch die Konkurrenz dieses Ausgleichung in der Verteilung des vom Gesamtkapital erzeugten Mehrwerts zu bewirken und alle Hindernisse dieser Ausgleichung zu überwältigen.“ K. Marx, Kapital 3. : 769.
„Es ist gesagt worden, dass die Konkurrenz die Profitraten der verschiedenen Produktionssphären zur Durchschnittsprofitrate ausgleicht und eben dadurch die Werte der Produkte dieser verschiedenen Sphären in Produktionspreise verwandelt.
Und zwar geschieht dies durch fortwährende Übertragung von Kapital aus einer Sphäre in die andere, wo augenblicklich der Profit über dem Durchschnitt steht;
wobei jedoch in Betracht kommen die mit dem Wechsel der mageren und fetten Jahre verbundenen Profitschwankungen, wie sie in einem gegebenen Industriezweig innerhalb einer gegebenen Epoche einander folgen.
Diese ununterbrochene Aus- und Einwanderung des Kapitals, die zwischen verschiedenen Sphären der Produktion stattfindet, erzeugt steigende und fallende Bewegung der Profitrate, die sich gegenseitig mehr oder weniger ausgleichen und dadurch die Tendenz haben, die Profitrate überall auf dasselbe gemeinsame und allgemeine Niveau zu reduzieren.“ K. Marx, Kapital 3.: 218.
„Die beständige Ausgleichung der beständigen Ungleichheiten vollzieht sich um so rascher,
1. je mobiler das Kapital, d.h. je leichter es übertragbar ist von einer Sphäre und von einem Ort zum anderen;
2. je rascher die Arbeitskraft von einer Sphäre in die andere und von einem lokalen Produktionspunkt auf den anderen werfbar ist.“ K. Marx, Kapital 3.: 206.
„Nr. 1 unterstellt vollständige Handelsfreiheit im Innern der Gesellschaft und Beseitigung aller Monopole außer den natürlichen, nämlich aus der kapitalistischen Produktionsweise selbst entspringenden.
- Ferner Entwicklung des Kreditsystems...,
- endlich Unterordnung der verschiedenen Produktionssphären unter Kapitalisten....
- Endlich große Dichte der Bevölkerung. -
Nr. 2 setzt voraus
- Aufhebung aller Gesetze, welche die Arbeiter hindern, aus einer Produktionssphäre in die andere oder aus einem Lokalsitz der Produktion nach irgendeinem andern überzusiedeln.
- Gleichgültigkeit des Arbeiters gegen den Inhalt seiner Arbeit.
- Möglichste Reduzierung der Arbeit in allen Produktionssphären auf einfache Arbeit.
- Wegfall aller professionellen Vorurteile bei den Arbeitern.
- Endlich und namentlich Unterwerfung des Arbeiters unter die kapitalistische Produktionsweise.“ K. Marx, Kapital 3.: 206f.

„Die allgemeine Profitrate ist also durch zwei Faktoren bestimmt:
1. durch die organische Zusammensetzung der Kapitale in den verschiedenen Sphären der Produktion, also durch die verschiedenen Profitraten der einzelnen Sphären;
2. durch die Verteilung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals auf diese verschiedenen Sphären, also durch die relative Größe des in jeder besonderen Sphäre ... angelegten Kapitals; (= gewichteter Mittelwert)“ K. Marx, Kapital 3.: 172.
„Alle im ersten Abschnitt entwickelten Gesetze über Steigen und Fallen der Profitrate haben in der Tat die folgende doppelte Bedeutung:
1. Einerseits sind sie die Gesetze der allgemeinen Profitrate.
Bei den vielen verschiedenen Ursachen, welche nach dem Entwickelten die Profitrate steigen oder fallen machen, sollte man glauben, dass die allgemeine Profitrate jeden Tag wechseln müsste. Aber die Bewegung in einer Produktionssphäre wird die in der anderen aufheben, die Einflüsse kreuzen und paralysieren sich.
Wir werden später untersuchen, nach welcher Seite die Schwankungen in letzter Instanz hinstreben; aber sie sind langsam; ...
2. Innerhalb jeder Sphäre ist ein Spielraum gegeben für kürzere oder längere Epoche, wo die Profitrate dieser Sphäre schwankt, bevor sich dies Schwanken, nach Steigen oder Fallen, hinreichend konsolidiert, um Zeit zu gewinnen zur Einwirkung auf die allgemeine Profitrate und daher zur Erreichung von mehr als lokaler Bedeutung.
Innerhalb solcher räumlichen und zeitlichen Grenzen gelten daher ebenfalls die im ersten Abschnitt dieses Buches entwickelten Gesetze der Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3.: 178f.
„Diese Voraussetzung beruht jedoch... auf der fortwährend wechselnden proportionalen Verteilung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals unter die verschiedenen Produktionssphären, auf fortwährender Ein- und Auswanderung der Kapitale, auf ihrer Übertragbarkeit von einer Sphäre zur anderen, kurz, auf ihrer freien Bewegung zwischen diesen verschiedenen Produktionssphären...
Es ist dabei vorausgesetzt, dass keine oder doch nur eine zufällige und temporäre Schranke die Konkurrenz der Kapitale verhindert.“ K. Marx, Kapital 3. : 769f.
„Trotz der großen Wechsel, die beständig ... in den tatsächlichen Profitraten der besonderen Produktionssphären vorgehen, ist eine wirkliche Änderung in der allgemeinen Profitrate ....  das sehr späte Werk einer Reihe über sehr lange Zeiträume sich erstreckender Schwingungen, d.h. von Schwingungen, die viel Zeit brauchen, bis sie sich zu einer Änderung der allgemeinen Profitrate konsolidieren und ausgleichen.
Bei allen kürzeren Perioden (ganz abgesehen von Schwankungen der Marktpreise) ist daher eine Änderung in den Produktionspreisen aufs erste stets aus einem wirklichen Wertwechsel der Waren zu erklären, d.h. aus einem Wechsel in der Gesamtsumme der zu ihrer Produktion nötigen Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital 3.: 175f.

Produktionspreis, Durchschnittsprofit und kapitalistisches Bewusstsein:
„Die theoretische Ansicht - bei der ... Verwandlung des Mehrwerts in Profit -, dass jeder Teil des Kapitals gleichmäßig Profit abwerfe, drückt eine praktische Tatsache aus.
Wie immer das industrielle Kapital zusammengesetzt sei, ob es ein Viertel tote Arbeit und drei Viertel lebendige Arbeit oder drei Viertel tote Arbeit und ein Viertel lebendige Arbeit in Bewegung setzt, ob es in dem einen Fall dreimal soviel Mehrarbeit einsaugt oder Mehrwert produziert als in dem anderen - in beiden Fällen wirft es gleich viel Profit ab.
Der einzelne Kapitalist ..., dessen Blick borniert ist, glaubt mit Recht, dass sein Profit nicht allein aus der von ihm oder in seinem Zweig beschäftigten Arbeit herstamme. Es ist dies ganz richtig für seinen Durchschnittsprofit.“ K. Marx, Kapital 3.: 179
„Endlich: Wenn... der Begriff des Werts dem Kapitalisten abhanden kommt, weil .... ihm .... der Profit als etwas außerhalb des immanenten Werts der Ware Stehendes erscheint -  so wird jetzt diese Vorstellung vollständig bestätigt, befestigt, verknöchert, indem der zum Kostpreis zugeschlagene Profit in der Tat, wenn man die besondere Produktionssphäre betrachtet, nicht durch die Grenzen der in ihr selbst vorgehenden Wertbildung bestimmt, sondern ganz äußerlich dagegen festgesetzt ist.“ K. Marx, Kapital 3.: 178.
„Bei gegebenem Ausbeutungsgrad der Arbeit ist jetzt die Masse des Mehrwerts, die in einer besonderen Produktionssphäre erzeugt wird, wichtiger für den Gesamtdurchschnittsprofit des gesellschaftlichen Kapitals, also für die Kapitalistenklasse überhaupt, als direkt für den Kapitalisten innerhalb jedes besonderen Produktionszweigs.
Für ihn nur, sofern das in seiner Branche erzeugte Quantum Mehrwert mitbestimmend eingreift in die Regelung des Durchschnittsprofits.
Aber dies ist ein Prozess, der hinter seinem Rücken vorgeht, den er nicht sieht, nicht versteht und der ihn in der Tat nicht interessiert.“ K. Marx, Kapital 3.: 177.
„Bei der kapitalistischen Produktion handelt es nicht nur darum, für die in Warenform in die Zirkulation geworfene Wertmasse eine gleiche Wertmasse in anderer Form - sei es des Geldes oder einer anderen Ware - herauszuziehen, sondern es handelt sich darum, für das der Produktion vorgeschossene Kapital denselben Mehrwert oder Profit herauszuziehen wie jedes andere Kapital von derselben Größe, oder anteilsmäßig von seiner Größe...;
es handelt  sich also darum, wenigstens als Minimum, die Waren zu Preisen zu verkaufen, die den Durchschnittsprofit liefern, d.h. zu Produktionspreisen.
Das Kapital kommt sich in dieser Form selbst zum Bewusstsein als eine gesellschaftliche Macht, an der jeder Kapitalist teilhat im Verhältnis seines Anteils am gesellschaftlichen Gesamtkapital.“ K. Marx, Kapital 3.: 205.
„Aus dem Gesagten ergibt sich, dass jeder einzelne Kapitalist, wie die Gesamtheit aller Kapitalisten jeder besonderen Produktionssphäre, an der Ausbeutung der Gesamtarbeiterklasse durch das Gesamtkapital und an dem Grad dieser Ausbeutung nicht nur aus allgemeiner Klassensympathie, sondern direkt ökonomisch beteiligt ist, weil ... die Durchschnittsprofitrate abhängt von dem Ausbeutungsgrad der Gesamtarbeit durch das Gesamtkapital.“ K. Marx, Kapital 3.: 207.
„In der Tat ist das besondere Interesse, das ein Kapitalist oder das Kapital einer bestimmten Produktionssphäre an der Ausbeutung der direkt von ihm beschäftigten Arbeiter nimmt, darauf beschränkt, dass entweder durch ausnahmsweise Überarbeitung oder aber durch Herabsetzung des Lohns unter den Durchschnitt oder durch ausnahmsweise Produktivität in der angewandten Arbeit ein Extraschnitt, ein über den Durchschnittsprofit übergreifender Profit gemacht werden kann.“ K. Marx, Kapital 3.: 207.
„Das Spezialinteresse, welches das Kapital einer Sphäre... an der Ausbeutung der von ihm speziell beschäftigten Arbeiter hat, hat der einzelne Kapitalist... an der Ausbeutung der persönlich von ihm ausgebeuteten Arbeiter.
Andererseits hat jede besondere Sphäre des Kapitals und jeder einzelne Kapitalist dasselbe Interesse an der Produktivität der vom Gesamtkapital angewandten gesellschaftlichen Arbeit. Denn davon hängt zweierlei ab:
Erstens die Masse der Gebrauchswerte, worin sich der Durchschnittsprofit ausdrückt; und dies ist doppelt wichtig, soweit dieser sowohl als Akkumulationsfonds von neuem Kapital wie als Reservefonds zum Genuss dient.
Zweitens die Werthöhe des vorgeschossenen Gesamtkapitals (konstanten und variablen), die, bei gegebener Größe des Mehrwerts oder Profits der ganzen Kapitalistenklasse, die Profitrate oder den Profit auf ein bestimmtes Quantum Kapital bestimmt.“ K. Marx, Kapital 3.: 207f.
„Man hat also hier den mathematisch exakten Nachweis, warum die Kapitalisten, sosehr sie in ihrer Konkurrenz untereinander sich als falsche Brüder bewähren, doch einen wahren Freimaurerbund bilden gegenüber der Gesamtheit der Arbeiterklasse.“ K. Marx, Kapital 3.: 208.
„Der wirkliche Größenunterschied zwischen Profit und Mehrwert ... in den besonderen Produktionssphären versteckt nun völlig die wahre Natur und den Ursprung des Profits nicht nur für den Kapitalisten, der hier ein besonderes Interesse hat, sich zu täuschen, sondern auch für den Arbeiter.
Mit der Verwandlung der Werte in Produktionspreise wird die Grundlage der Wertbestimmung selbst dem Auge entrückt.“ K. Marx, Kapital 3.: 177.
„Die ganze Schwierigkeit kommt dadurch hinein, dass die Waren nicht einfach als Waren ausgetauscht werden, sondern als Produkt von Kapitalen, die im Verhältnis zu ihrer Größe ...  Teilnahme an der Gesamtmasse des Mehrwerts beanspruchen.“ K. Marx, Kapital 3.: 184.
„Der Umstand, dass hier zum erstenmal dieser innere Zusammenhang enthüllt ist, dass ... die bisherige Ökonomie entweder gewaltsam von den Unterschieden zwischen Mehrwert und Profit, Mehrwertrate und Profitrate abstrahierte, um die Wertbestimmung als Grundlage festhalten zu können, oder aber mit dieser Wertbestimmung allen Grund und Boden wissenschaftlichen Verhaltens aufgab, um an jenen in der Erscheinung auffälligen Unterschieden festzuhalten - diese Verwirrung der Theoretiker zeigt am besten, wie der im Konkurrenzkampf befangene, seine Erscheinungen in keiner Art durchdringende praktische Kapitalist durchaus unfähig sein muss, durch den Schein hindurch das innere Wesen und die innere Gestalt dieses Prozesses zu erkennen.“ K. Marx, Kapital 3.: 178.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg