Kapital 3.: 159-163
„Kapitale... von gleicher Größe erzeugen also bei
gleichem Arbeitstag und gleichem Ausbeutungsgrad der Arbeit sehr
verschiedene Mengen von Profit, weil von Mehrwert, und zwar weil, nach der
verschiedenen organischen Kapitalzusammensetzung in verschiedenen
Produktionssphären ihr variabler Teil verschieden ist, also die Quanta der
von ihnen in Bewegung gesetzten lebendigen Arbeit verschieden, also auch
die Quanta der von ihnen angeeigneten Mehrarbeit... und daher des
Profits.“ K. Marx, Kapital 3.: 158.
„Wenn ein Kapital das prozentig aus
90 c + 10 v besteht, bei gleichem Ausbeutungsgrad der Arbeit
ebensoviel Mehrwert oder Profit erzeugte wie ein Kapital, dass aus 10 c +
90 v besteht, dann wäre sonnenklar, dass der Mehrwert und daher der Wert
überhaupt eine ganz andere Quelle haben müsste als die Arbeit und dass
damit jede rationale Grundlage der politischen Ökonomie wegfiele.“
K. Marx, Kapital 3.: 158.
Verschiedene organische Zusammensetzung bei
unterschiedlicher Mehrwertrate im internationalen Vergleich: „Der
Wert einer Ware ist gleich dem Wert des in ihr enthaltenen konstanten
Kapitals plus dem Wert des in ihr reproduzierten variablen Kapitals, plus
dem Zuwachs dieses variablen Kapitals, dem produzierten
Mehrwert. Bei gleicher Rate des Mehrwerts hängt seine Masse offenbar ab
von der Masse des variablen Kapitals. Der Wert des Produkts des
Kapitals von 100 ist in dem einen Fall 90 c + 10 v + 10 m = 110; im
andern Fall 10 c + 90 v + 90 m = 190. Werden die Waren zu ihren
Werten verkauft, so das erste Produkt zu 110, wovon 10 Mehrwert oder
unbezahlte Arbeit darstellt; das zweite Produkt dagegen zu 190, wovon
90 Mehrwert oder unbezahlte Arbeit.“ K. Marx, Kapital 3.: 159. „Dies
ist namentlich wichtig, wenn nationale Profitraten miteinander verglichen
werden. In einem europäischen Land sei die Rate des Mehrwerts 100 %,
d.h. der Arbeiter arbeite den halben Tag für sich und den halben Tag für
seinen Beschäftiger; in einem asiatischen Land (oder einem anderen Land
der 3. Welt mit einheimischem Kapital) sei sie = 25 %, d.h. der
Arbeiter arbeite 4/5 des Tages für sich und 1/5 für seinen
Beschäftiger. In dem europäischen Land aber sei die Zusammensetzung des
nationalen Kapitals 84 c + 16 v und im asiatischen Land, wo wenig
Maschinerie etc. angewandt und in einer gegebenen Zeit von einer gegebenen
Menge Arbeitskraft relativ wenig Rohmaterial produktiv konsumiert wird,
sei die Zusammensetzung 16 c + 84 v. Wir haben dann folgende
Rechnung: Im europäischen Land
Produktwert = 84 c + 16 v + 16 m =
116; Profitrate = ... 16%. Im asiatischen Land Produktwert = 16 c +
84 v + 21 m = 121; Profitrate = ... 21%. Die Profitrate ist also im
asiatischen Land um mehr als 25 % größer als im europäischen, obgleich die
Mehrwertrate in jenem viermal kleiner ist als in diesem. ... Dies
beiläufig; verschiedene nationale Profitraten werden meist auf
verschiedenen nationalen Mehrwertraten beruhen; wir vergleichen aber in
diesem Kapitel ungleiche Profitraten, die aus einer und derselben
Mehrwertrate entspringen.“ K. Marx, Kapital 3.: 159f.)
Unterschiedliche Profitraten durch
Verschiedenheit der Umschlagszeit: „Außer der verschiedenen
organischen Zusammensetzung der Kapitale, also außer den verschiedenen
Massen von Arbeit und damit auch ... von Mehrarbeit, die Kapitale von
gleicher Größe in verschiedenen Produktionssphären in Bewegung setzen,
besteht noch eine andere Quelle der Ungleichheit der Profitraten: die
Verschiedenheit in der Länge des Umschlags des Kapitals in verschiedenen
Produktionssphären. Wir haben im IV. Kapitel gesehen, dass bei gleicher
Zusammensetzung der Kapitale und bei sonst gleichen Umständen die
Profitraten sich umgekehrt verhalten wie die Umschlagszeiten, und ebenso,
dass dasselbe variable Kapital, wenn es in verschiedenen Zeiträumen
umschlägt, ungleiche Massen von jährlichem Mehrwert zuwege bringt. Die
Verschiedenheit der Umschlagszeiten ist also ein anderer Grund, warum
gleich große Kapitale in verschiedenen Produktionssphären nicht gleich
große Profite in gleichen Zeiträumen produzieren und warum daher die
Profitraten in diesen verschiedenen Sphären verschieden sind.“ K. Marx,
Kapital 3.: 160.
Resümee:
„Wir haben also gezeigt: dass in verschiedenen
Industriezweigen, entsprechend der verschiedenen organischen
Zusammensetzung der Kapitale, und innerhalb der angegebenen Grenzen auch
entsprechend ihren verschiedenen Umschlagszeiten, ungleiche Profitraten
herrschen und dass daher auch bei gleicher Mehrwertsrate nur für Kapitale
von gleicher organischer Zusammensetzung - gleiche Umschlagszeiten
vorausgesetzt - das Gesetz (der allgemeinen Tendenz nach) gilt, dass die
Profite sich verhalten wie die Größen der Kapitale und daher gleich große
Kapitale in gleichen Zeiträumen gleich große Profite abwerfen.“ K. Marx,
Kapital 3.: 162. „Wenn ... also gleich große Kapitale in verschiedenen
Produktionssphären ungleiche Profite erzeugen infolge ihrer verschiedenen
organischen Zusammensetzung, so folgt, dass die Profitrate ungleicher
Kapitale in verschiedenen Produktionssphären nicht im Verhältnis zu ihren
respektiven Größen stehen können, dass also die Profite in verschiedenen
Produktionssphären nicht den Größen der jeweils in ihnen
angewandten Kapitale proportional sind.“ K. Marx, Kapital 3.: 159.
„Andererseits unterliegt es keinem Zweifel, dass in der Wirklichkeit,
von unwesentlichen, zufälligen und sich ausgleichenden Unterschieden
abgesehen, die Verschiedenheit der durchschnittlichen Profitraten für die
verschiedenen Industriezweige nicht existiert und nicht existieren könnte,
ohne das ganze System der kapitalistischen Produktion aufzuheben.“ K.
Marx, Kapital 3.: 162. (Wenn die Profitraten verschiedener Branchen
große Unterschiede aufweisen würden, dann würde alles Kapital in die
profitableren Branchen strömen, was den Gesamtzusammenhang der
gesellschaftlichen Produktion aufheben würde. Die unprofitableren Branchen
würden aussterben, die profitableren Branchen hätten große Überproduktion
und die Profite würden insgesamt zusammenbrechen.) „Es scheint
also, dass die Werttheorie hier unvereinbar ist mit der wirklichen
Bewegung, unvereinbar mit den tatsächlichen Erscheinungen der Produktion
und dass daher überhaupt darauf verzichtet werden muss, die letzteren zu
begreifen.“ K. Marx, Kapital 3.: 162. Diese Kurzfassung aller
drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von
Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx'
Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten. Jedem neuen
Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts
voran. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal
Buchenberg
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