Kapital 3.:098-114
Die Profitrate
berechnet sich durch das Verhältnis des Mehrwerts zum gesamten
vorgeschossenen Kapital (p’ = m/C oder p’= m : (c + v). Die Profitrate
kann also erstens gesteigert werden durch Vergrößerung des Mehrwerts m. (Vergleiche die „Produktion des
absoluten und relativen Mehrwerts“ in Band I.) Weiterhin kann der
Mehrwert und damit die Profitrate vergrößert werden durch Verkürzung der
Umschlagszeit (z.B. durch Einführung von Schichtarbeit). Zweitens gilt:
“Wenn der Mehrwert gegeben ist, kann die Profitrate nur vermehrt
werden, durch Verminderung des Werts des zur Warenproduktion
nötigen konstanten Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3.: 90.
Der
Wert des konstanten Kapitals wird (relativ) vermindert: a) durch
Produktion auf großer Stufenleiter b) durch Erfindungen und technische
Verbesserungen. Die Verbesserungen in der Produktionsmittelindustrie, z.B.
durch Entwicklung und Verbesserung von Computern, verbilligen (relativ)
das konstante Kapital aller Kapitalisten, die diese technische Neuerung
nutzen.
c) Ökonomisierung des konstanten Kapitals durch
Abfallverwertung: „Dasselbe gilt von dem zweiten großen Zweig
der Ökonomie in den Produktionsbedingungen. Wir meinen die Rückverwandlung
der Exkremente der Produktion, ihrer sogenannten Abfälle, in neue
Produktionselemente sei es desselben, sei es eines anderen
Industriezweiges... Auch dieser Zweig der Ersparungen, auf den wir
später etwas näher eingehen, ist das Resultat der gesellschaftlichen
Arbeit auf großer Stufenleiter. Es ist die ihr entsprechende
Massenhaftigkeit dieser Abfälle, die sie selbst wieder zu
Handelsgegenständen und damit zu neuen Elementen der Produktion
macht. Nur als Abfälle gemeinsamer Produktion, und daher der Produktion
auf großer Stufenleiter, erhalten sie diese Wichtigkeit für den
Produktionsprozess, bleiben sie Träger von Tauschwert. Diese Abfälle
... verbilligen ... die Kosten des Rohstoffs, in welche immer sein
normaler Abfall eingerechnet ist... Die Verminderung der Kosten dieses
Teils des konstanten Kapitals erhöht insgesamt die Profitrate bei
gegebener Größe des variablen Kapitals und gegebener Rate des Mehrwerts.“
K. Marx, Kapital 3. S. 89f. „Im ganzen sind die Bedingungen dieser
Wiederbenutzung: Massenhaftigkeit solcher Exkremente, die sich nur
ergibt bei Arbeit auf großer Stufenleiter; Verbesserung der
Maschinerie, womit Stoffe, die in ihrer gegebenen Form früher unbrauchbar,
in eine der Neuproduktion dienstbare Gestalt übergeführt
werden; Fortschritt der Wissenschaft, speziell der Chemie, welche die
nutzbaren Eigenschaften solcher Abfälle entdeckt.“ K. Marx, Kapital 3. S.
111. „Das schlagendste Beispiel von Verwendung von Abfällen liefert die
chemische Industrie. Sie verbraucht nicht nur ihre eigenen Abfälle, indem
sie neue Verwendung dafür findet, sondern auch diejenigen der
verschiedenartigsten andern Industrien und verwandelt z.B. den früher fast
nutzlosen Gasteer in Anilinfarben, Krappfarbstoff (Alizarin), und
neuerdings auch in Medikamente.“ K. Marx, Kapital 3. S.
112. „Andererseits aber erscheint hier die Entwicklung der
Produktivkraft der Arbeit in einem Produktionszweig, z.B. in der
Produktion von Eisen, Kohlen, Maschinen, in der Baukunst usw., die zum
Teil wieder zusammenhängen mag mit Fortschritten im Gebiet der geistigen
Produktion, namentlich der Naturwissenschaft und ihrer Anwendung, als die
Bedingung der Verminderung des Werts und damit der Kosten, der
Produktionsmittel in anderen Industriezweigen, z.B. der
Textilindustrie oder dem Ackerbau. Es ergibt sich dies von selbst, da
die Ware, die als Produkt aus einem Industriezweig herauskommt, als
Produktionsmittel in den anderen wieder eingeht. Ihre größere oder
geringer Billigkeit hängt ab von der Produktivität der Arbeit in
dem Produktionszweig, aus dem sie als Produkt herauskommt, und ist
gleichzeitig Bedingung nicht nur für die Verbilligung der Waren, in
deren Produktion sie als Produktionsmittel eingeht, sondern auch für die
Wertverminderung des konstanten Kapitals, dessen Element sie hier wird und
daher für die Erhöhung der Profitrate.“ K. Marx, Kapital 3. S.
91f. „Von dieser Ökonomie der Exkremente der Produktion, durch ihre
Wiederbenutzung, ist zu unterscheiden die Ökonomie bei der Erzeugung von
Abfall, also die Reduktion der Produktionsexkremente auf ihr Minimum, und
die unmittelbare Vernutzung, bis zum Maximum, aller in die Produktion
eingehenden Roh- und Hilfsstoffe.“ K. Marx, Kapital 3. S.
112.
II. Ersparnis an den Arbeitsbedingungen auf Kosten
der Arbeiter „Ihrer widersprechenden, gegensätzlichen Natur nach
geht die kapitalistische Produktionsweise dazu fort, die Verschwendung am
Leben und der Gesundheit des Arbeiters, die Herabdrückung seiner
Existenzbedingungen selbst zur Ökonomie in der Anwendung des konstanten
Kapitals zu zählen und damit zu Mitteln zur Erhöhung der Profitrate.“ K.
Marx, Kapital 3. S. 96. „Es gehört hierher die Unterdrückung aller
Vorsichtsmaßregeln zu Sicherheit, Bequemlichkeit und Gesundheit der
Arbeiter auch in den eigentlichen Fabriken. Ein großer Teil der
Schlachtbulletins, die die Verwundeten und Getöteten der industriellen
Armee aufzählen... stammt von hier. Ebenso Mangel an Raum, Lüftung
etc.“ K. Marx, Kapital 3. S. 99. „Es bekannt, wie sehr die Ökonomie am
Raum, und daher an den Baulichkeiten, die Arbeiter in engen Lokalen
zusammendrängt. Dazu kommt noch Ökonomie an den Lüftungsmitteln. Zusammen
mit der längeren Arbeitszeit produziert Beides große Vermehrung der
Krankheiten der Atmungsorgane und folglich vermehrte Sterblichkeit.“ K.
Marx, Kapital 3. S. 101. „Da der Arbeiter den größten Teil seines
Lebens im Produktionsprozess zubringt, so sind die Bedingungen des
Produktionsprozesses zum großen Teil Bedingungen seines aktiven
Lebensprozesses, seine Lebensbedingungen, und die Ökonomie in diesen
Lebensbedingungen ist eine Methode, die Profitrate zu erhöhen;
... Diese Ökonomie erstreckt sich auf Überfüllung enger, ungesunder
Räume mit Arbeitern, was auf kapitalistisch Ersparung an Baulichkeiten
heißt; Zusammendrängung gefährlicher Maschinerie in denselben Räumen
und Versäumnis von Schutzmitteln gegen die Gefahr... Gar nicht zu
sprechen von der Abwesenheit aller Anstalten, um dem Arbeiter den
Produktionsprozess zu vermenschlichen, angenehm oder nur erträglich zu
machen. Es würde dies vom kapitalistischen Standpunkt eine ganz zweck- und
sinnlose Verschwendung sein. Die kapitalistische Produktion ist
überhaupt, bei aller Knauserei, durchaus verschwenderisch mit dem
Menschenmaterial, ganz wie sie andererseits, dank der Methode der
Verteilung ihrer Produkte durch den Handel und ihrer Manier der
Konkurrenz, sehr verschwenderisch mit den materiellen Mitteln umgeht und
auf der einen Seite für die Gesellschaft verliert, was sie auf der anderen
für den einzelnen Kapitalisten gewinnt.“ K. Marx, Kapital 3. S.
97. Ökonomisierung (möglichste Verkleinerung) des konstanten
Kapitals (Resümee): „Es sind hier zwei Punkte im Auge zu
halten: Wäre der Wert von c = 0, so wäre p‘ = m‘, und die Profitrate
stände auf ihrem Maximum. Zweitens aber: Was das wichtige für die
unmittelbare Ausbeutung der Arbeit selbst ist, ist keineswegs der
(absolute) Wert der angewandten Ausbeutungsmittel, sei es
des fixen Kapitals, sei es der Roh- und Hilfsstoffe. ... Worauf es
ausschließlich ankommt, ist einerseits ihre (relative) Masse, wie
sie technisch zur Verbindung mit einem bestimmten Quantum lebendiger
Arbeit nötig ist, andererseits ihre Zweckmäßigkeit, also nicht nur
gute Maschinerie, sondern auch gute Roh- und Hilfsstoffe. Von der Güte des
Rohstoffs hängt z.T. die Profitrate ab. Gutes Material liefert weniger
Abfall... Der Arbeiter braucht bei schlechtem Rohstoff mehr Zeit, um
dasselbe Quantum zu verarbeiten...“ K. Marx, Kapital 3. S.
93. „Begreiflich ist daher der Fanatismus des Kapitalisten für
Ökonomisierung der Produktionsmittel. Dass nichts umkommt oder
verschleudert wird, .... hängt teils von der Dressur und Bildung der
Arbeiter ab, teils von der Disziplin, die der Kapitalist über die
kombinierten Arbeiter ausübt und die überflüssig wird in einem
Gesellschaftszustand, wo die Arbeiter für ihre eigne Rechnung arbeiten,
wie sie jetzt schon beim Stücklohn fast ganz überflüssig wird.“ K. Marx,
Kapital 3. S. 93. „Dieser Fanatismus äußert sich auch umgekehrt in der
Fälschung der Produktionselemente, die ein Hauptmittel ist, den Wert des
konstanten Kapitals im Verhältnis zum variablen zu senken und so die Rate
des Profits zu erhöhen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 93f. „Die relative
Verbilligung der Produktionsmittel schließt natürlich nicht aus,
dass ihre absolute Wertsumme wächst; denn der absolute Umfang, worin
sie angewandt werden, nimmt außerordentlich zu mit der Entwicklung der
Produktivkraft der Arbeit und der sie begleitenden, wachsenden
Stufenleiter der Produktion.“ K. Marx, Kapital 3. S. 94. „Die Ökonomie
in der Anwendung des konstanten Kapitals, nach welcher Seite sie immer
betrachtet werde, ist das Resultat, teils ... davon, dass die
Produktionsmittel als gemeinschaftliche Produktionsmittel des kombinierten
Arbeiters wirken und verbraucht werden, so dass diese Ökonomie
selbst als ein Produkt des gesellschaftlichen Charakters der unmittelbar
produktiven Arbeit erscheint; teils aber ist sie das Resultat der
Entwicklung der Produktivität der Arbeit in den Sphären, die dem Kapital
seine Produktionsmittel liefern.“ K. Marx, Kapital 3. S. 94. „In einem
noch viel höheren Grad als bei den anderen der Arbeit innewohnenden
Kräften erscheint diese Ökonomie in Anwendung der Produktionsmittel, diese
Methode, eine bestimmtes Resultat mit den geringsten Ausgaben zu
erreichen, als eine dem Kapital innewohnende Kraft und als eine der
kapitalistischen Produktionsweise eigentümliche und sie charakterisierende
Methode.“ K. Marx, Kapital 3. S. 95. „Es ist dies nun kurz durch
einzelne Illustrationen auszuführen. (Es folgen zeitgenössische
Beispiele).“ K. Marx, Kapital 3. S. 98. „Die kapitalistische
Produktion, wenn wir sie im einzelnen betrachten und von dem Prozess der
Zirkulation und den Überwucherungen der Konkurrenz absehen, geht äußerst
sparsam um mit der verwirklichten, in Waren vergegenständlichten Arbeit.
Dagegen ist sie, weit mehr als jede andere Produktionsweise, eine
Vergeuderin von Menschen, von lebendiger Arbeit, eine Vergeuderin nicht
nur von Fleisch und Blut, sondern auch von Nerven und Hirn. Es ist in
der Tat nur durch die ungeheuerste Verschwendung von individueller
Entwicklung, dass die Entwicklung der Menschheit überhaupt gesichert und
durchgeführt wird in der Geschichtsepoche, die der bewussten
Wiederherstellung der menschlichen Gesellschaft unmittelbar
vorausgeht.“ K. Marx, Kapital 3. S. 99.
Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände
online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den
vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in
seinen eigenen Worten. Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung
des vorherigen Abschnitts voran. Auslassungen im laufenden Text sind
durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal
Buchenberg
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