Kapital 3.:087-098

„Die Wirkung des Umschlags auf die Produktion von Mehrwert, also auch von Profit, ist im zweiten Buch erörtert worden. Sie lässt sich kurz dahin zusammenfassen, dass infolge der für den Umschlag erforderlichen Zeitdauer nicht das ganze Kapital gleichzeitig in der Produktion verwendet werden kann;
dass also ein Teil des Kapitals fortwährend brachliegt, sei es in der Form von Geldkapital, von vorrätigen Rohstoffen, von fertigem, aber noch unverkauftem Warenkapital oder von nicht fälligen Schuldforderungen;
dass das in der aktiven Produktion, also bei der Erzeugung und Aneignung von Mehrwert tätige Kapital fortwährend um diesen Teil verkürzt und der erzeugte und angeeignete Mehrwert fortwährend im selben Verhältnis verringert wird.
Je kürzer die Umschlagszeit, desto kleiner wird dieser brachliegende Teil des Kapitals, verglichen mit dem Ganzen; desto größer wird also auch, bei sonst gleichbleibenden Umständen, der angeeignete Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 3.: 80.
„Um die Wirkung des Umschlags des Gesamtkapitals auf die Profitrate rein darzustellen, müssen wir bei den zu vergleichenden zwei Kapitalen alle anderen Umstände als gleich annehmen. ....“ K. Marx, Kapital 3.: 81.
„Nehmen wir nun ein Kapital A von der Zusammensetzung 80 c + 20 v = 100 C, welches mit einer Mehrwertrate von 100 % zweimal im Jahr umschlägt. Dann ist das Jahresprodukt:
160 c + 40 v + 40 m.
Aber zur Ermittlung der Profitrate berechnen wir diese 40 m nicht auf den umgeschlagenen Kapitalwert von 200, sondern auf den vorgeschossenen von 100 und erhalten so (als Jahresprofitrate) p‘ = 40%.“ K. Marx, Kapital 3.: 82.
“Die im Lauf des Jahres angeeignete Masse Mehrwert ist also gleich der Masse des in einer Umschlagsperiode des variablen Kapitals angeeigneten Mehrwerts, multipliziert durch die Anzahl solcher Umschläge im Jahr.“ K. Marx, Kapital 3.: 83.

„Vergleichen wir damit ein Kapital B = 160 c + 40 v = 200 C, das mit derselben Mehrwertrate von 100 %, aber nur einmal im Jahr umschlage. Dann ist das Jahresprodukt wie oben:
160 c + 40 v + 40 m.
Diesmal aber sind die 40 m zu berechnen auf ein vorgeschossenes Kapital von 200, dies ergibt für die (Jahres-)Profitrate nur 20 %, also nur die Hälfte der Rate für A.“ K. Marx, Kapital 3.: 82.
„Es ergibt sich also: bei Kapitalen gleicher prozentiger Zusammensetzung, bei gleicher Mehrwertrate und gleichem Arbeitstag verhalten sich die (Jahres-)Profitraten zweier Kapitale umgekehrt wie ihre Umschlagszeiten.“ K. Marx, Kapital 3.: 82.

5. Kapitel
Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals
I. Im allgemeinen
Die Profitrate berechnet sich durch das Verhältnis des Mehrwerts zum gesamten vorgeschossenen Kapital (p’ = m/C oder p’= m : (c + v). Die Profitrate kann also erstens gesteigert werden durch Vergrößerung von m. (Vergleiche die „Produktion des absoluten und relativen Mehrwerts“ in Band I.) Zweitens gilt: “Wenn der Mehrwert gegeben ist, kann die Profitrate nur vermehrt werden, durch Verminderung des Werts des zur Warenproduktion nötigen konstanten Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3.: 90.

1) Vergrößerung des Mehrwerts durch Verlängerung des Arbeitstages (ohne entsprechende Vergrößerung des konstanten Kapitals):

„Die Vermehrung des absoluten Mehrwerts oder die Verlängerung der Mehrarbeit und darum des Arbeitstags ... senkt relativ den Wert des konstanten Kapitals gegenüber dem Gesamtkapital und dem variablen Kapital und erhöht dadurch die Profitrate...
Der Umfang des fixen Teils des konstanten Kapitals, Fabrikgebäude, Maschinerie etc. bleibt derselbe, ob 16 oder 12 Stunden damit gearbeitet wird.
Die Verlängerung des Arbeitstags macht keine neue Auslage in diesem, dem kostspieligsten Teil des konstanten Kapitals, nötig.
Es kommt hinzu, dass der Wert des fixen Kapitals so in einer kürzeren Reihe von Umschlagsperioden reproduziert, also die Zeit verkürzt wird, für die es vorgeschossen werden muss, um einen bestimmten Profit zu machen.
Die Verlängerung des Arbeitstags steigert daher den Profit, selbst wenn die Überarbeit bezahlt, und bis zu einer gewissen Grenze, selbst wenn sie höher bezahlt wird als die normalen Arbeitsstunden.“ K. Marx, Kapital 3. S. 87.
„Eine ganze Reihe laufender Unkosten bleibt sich beinahe oder ganz gleich bei längerem wie bei kürzerem Arbeitstag. Die Aufsichtskosten sind geringer für 500 Arbeiter bei 18 Arbeitsstunden als für 750 bei 12 Stunden... Staats- und Gemeindesteuern, Feuerversicherung, Lohn verschiedener ständiger Angestellter, Entwertung der Maschinerie und verschiedene andere Unkosten einer Fabrik laufen unverändert voran bei langer oder kurzer Arbeitszeit;“ K. Marx, Kapital 3. S. 88.
2)  Vergrößerung des Mehrwerts und der Profitrate durch Verkürzung der Umschlagszeit:
„Die Zeitdauer, worin sich der Wert der Maschinerie und anderer Bestandteile des fixen Kapitals reproduziert, ist praktisch bestimmt nicht durch die Zeit ihrer bloßen Dauer, sondern durch die Gesamtdauer des Arbeitsprozesses, während dessen sie wirkt und vernutzt wird.
Müssen die Arbeiter 9 Stunden statt 7,5 schanzen, so gibt dies einen Tag mehr auf die Woche, vier Wochen werden so zu fünf Wochen und vier Jahre werden zu fünf  Jahren. K. Marx, Kapital 3. S. 88.

3) Steigerung der Profitrate durch Ökonomisierung der Elemente des konstanten Kapitals (= relative Verkleinerung von c):
„Wie das Kapital die Tendenz hat, in der direkten Anwendung der lebendigen Arbeit sie auf notwendige Arbeit zu reduzieren und die zur Herstellung eines Produkts notwendige Arbeit stets abzukürzen..., also die direkt angewandte lebendige Arbeit möglichst zu ökonomisieren, so hat es auch die Tendenz, diese auf ihre notwendiges Maß reduzierte Arbeit unter den ökonomischsten Bedingungen anzuwenden, d.h. den Wert des angewandten konstanten Kapitals auf sein möglichstes Minimum zu reduzieren.“ K. Marx, Kapital 3. S. 97.
a) Ökonomisierung des konstanten Kapitals durch Produktion auf großer Stufenleiter:

„Eine ... Steigerung der Profitrate entspringt ... aus der Ökonomie in der Anwendung des konstanten Kapitals selbst.
Durch die Konzentration der Arbeiter und ihre Kooperation auf großem Maßstab wird einerseits konstantes Kapital gespart. Dieselben Gebäude, Heiz- und Beleuchtungsvorrichtungen usw. kosten verhältnismäßig weniger für große als für kleine Produktionsstufen. Dasselbe gilt von der Kraft- und Arbeitsmaschinerie.“ K. Marx, Kapital 3. S. 92.
„In einer großen Fabrik mit einem oder zwei Zentralmotoren wachsen die Kosten dieser Motoren nicht in demselben Verhältnis wie ihre Pferdekraft und daher ihre mögliche Wirkungssphäre; die Kosten der Übertragungsmaschinerie wachsen nicht in demselben Verhältnis wie die Masse der Arbeitsmaschinen, denen sie die Bewegung mitteilt...
Die Konzentration der Produktionsmittel erspart ferner Baulichkeiten aller Art, nicht nur für die eigentlichen Werkstätten, sondern auch für die Lagerlokale usw. ...
Andere Produktionsbedingungen bleiben dieselben, ob von wenigen oder vielen benutzt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 89.
“Wie bereits bei der Darstellung der Kooperation, der Teilung der Arbeit und der Maschinerie (vgl. Band I, S. 343 - 344) hervorgehoben wurde, entspringt die Ökonomie in den Produktionsbedingungen, welche die Produktion auf großer Stufenleiter charakterisiert, wesentlich daraus, dass diese Bedingungen als Bedingungen ... gesellschaftlich kombinierter Arbeit ... wirken. Sie werden gemeinsam im Produktionsprozess konsumiert, vom Gesamtarbeiter, statt in zersplitterter Form von einer Masse unzusammenhängender oder höchstens auf kleinem Maßstab unmittelbar kooperierender Arbeiter.“ K. Marx, Kapital 3. S. 89.
„Diese ganze Ökonomie, die aus der Konzentration der Produktionsmittel und ihrer massenhaften Anwendung entspringt, setzt ... als wesentliche Bedingung die Anhäufung und das Zusammenwirken der Arbeiter voraus, also gesellschaftliche Kombination der Arbeit. ...
Selbst die beständigen Verbesserungen, die hier möglich und notwendig sind, entspringen einzig und allein aus den gesellschaftlichen Erfahrungen und Beobachtungen, welche die Produktion des auf großer Stufenleiter kombinierten Gesamtarbeiters gewährt und erlaubt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 89.
„Diese Ersparungen in Anwendung des fixen Kapitals sind wie gesagt, das Resultat davon, dass die Arbeitsbedingungen auf großer Stufenleiter angewandt werden...
Es ist einesteils die Bedingung, worunter allein die mechanischen und chemischen Erfindungen angewandt werden können, ohne den Preis der Ware zu verteuern...
Andernteils werden erst bei großer Stufenleiter der Produktion Ökonomien möglich, die aus der gemeinschaftlichen produktiven Konsumtion hervorfließen. Endlich aber entdeckt und zeigt erst die Erfahrung des kombinierten Arbeiters, wo und wie zu ökonomisieren, wie die bereits gemachten Entdeckungen am einfachsten auszuführen, welche praktischen Komplikationen bei Ausführung der Theorie - ihrer Anwendung auf den Produktionsprozess - zu überwinden usw.“ K. Marx, Kapital 3. S. 113.

b) Ökonomisierung des konstanten Kapitals durch Erfindungen und technische Verbesserungen:

„Alles, was den Verschleiß der Maschinerie und überhaupt des fixen Kapitals für eine gegebene Produktionsperiode vermindert, verbilligt nicht nur die einzelne Ware, ... sondern vermindert die anteilige Kapitalauslage für diese Periode.
Reparaturarbeiten u. dgl. ... zählen bei der Rechnung zu den Originalkosten der Maschinerie. Ihre Verminderung infolge der größeren Dauerhaftigkeit der Maschinerie, vermindert insgesamt deren Preis.“ K. Marx, Kapital 3. S. 91.
 „Das Charakteristische dieser Art der Ökonomie des konstanten Kapitals, die aus der fortschreitenden Entwicklung der Industrie hervorgeht, ist, dass hier das Steigen der Profitrate in einem Industriezweig geschuldet wird der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit in einem andern. Was hier dem Kapitalisten zugute kommt, ist wieder ein Gewinn, der das Produkt der gesellschaftlichen Arbeit ist, wenn auch nicht das Produkt der direkt von ihm selbst ausgebeuteten Arbeiter.
Jene Entwicklung der Produktivkraft führt sich in letzter Instanz immer zurück auf den gesellschaftlichen Charakter der in Tätigkeit gesetzten Arbeit;
auf die Teilung der Arbeit innerhalb der Gesellschaft;
auf die Entwicklung der geistigen Arbeit, namentlich der Naturwissenschaft.
Was der Kapitalist hier benutzt, sind die Vorteile des gesamten Systems der gesellschaftlichen Arbeitsteilung.“ K. Marx, Kapital 3. S. 92.
„Nebenbei bemerkt, ist zu unterscheiden zwischen allgemeiner Arbeit und gemeinschaftlicher Arbeit. Beide spielen im Produktionsprozess ihre Rolle, beide gehen ineinander über, aber beide unterscheiden sich auch.
Allgemeine Arbeit ist alle wissenschaftliche Arbeit, alle Entdeckung, alle Erfindung. Sie ist bedingt teils durch Kooperation mit Lebenden, teils durch Benutzung der Arbeiten Früherer.
Gemeinschaftliche Arbeit unterstellt die unmittelbare Kooperation der Individuen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 113f.

(Anmerkung: Es gab in der DDR Leute wie Herr H. Laitko – „Wissenschaft als allgemeine Arbeit“ - , die auf diese Textstelle eine Wissenschaftstheorie errichten wollten, die JEDER wissenschaftlichen Tätigkeit diese „Heiligsprechung“ durch Marx (Wissenschaft ist allgemeine Arbeit) zukommen lassen sollte. Tatsache ist, dass Marx hier nur von solcher wissenschaftlicher Tätigkeit spricht, die das konstante Kapital ökonomisiert, also die gesellschaftlich organisierte Arbeit insgesamt erleichtert.
Auf wieviel Prozent der wissenschaftlichen Tätigkeit in der DDR mag dieses Kriterium zutreffen? Das Buch von H. Laitko blieb jedenfalls geistige Onanie und hat die Produktionsmittel der DDR nicht ökonomisiert.)

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg