Kapital 3.034-043
1. Kapitel Kostpreis und Profit "Im ersten
Buch wurden die Erscheinungen untersucht, die der kapitalistische
Produktionsprozess, für sich genommen, darbietet... Aber dieser
unmittelbare Produktionsprozess erschöpft nicht den Lebenslauf des
Kapitals. Er wird in der wirklichen Welt ergänzt durch den
Zirkulationsprozess, und dieser bildete den Gegenstand der Untersuchungen
des zweiten Buchs. Hier zeigte sich.... dass der kapitalistische
Produktionsprozess im ganzen betrachtet, Einheit von Produktions- und
Zirkulationsprozess ist. Worum es sich in diesem dritten Buch handelt,
kann nicht sein, allgemeine Reflexionen über diese Einheit anzustellen. Es
gilt vielmehr, die konkreten Formen aufzufinden und darzustellen, welche
aus dem Bewegungsprozess des Kapitals, als Ganzes betrachtet,
hervorwachsen... Die Gestaltungen des Kapitals, wie wir sie in
diesem Buch entwickeln, nähern sich also schrittweise der Form, worin sie
auf der Oberfläche der Gesellschaft, in der Aktion der verschiedenen
Kapitale aufeinander, der Konkurrenz, und im gewöhnlichen Bewusstsein der
Produktionsagenten selbst auftreten.“ K. Marx, Kapital 3. S.
33.
Warenwert und Kostpreis: „Der Wert
einer Ware ist gleich dem Wert des in ihr enthaltenen konstanten Kapitals
plus dem Wert des in ihr reproduzierten variablen Kapitals, plus dem
Zuwachs dieses variablen Kapitals, dem produzierten Mehrwert.“ K.
Marx, Kapital 3. S. 159. „Der Wert jeder kapitalistisch produzierten
Ware W stellt sich dar in der Formel: W = c + v + m... Verursacht z.B. die
Herstellung eines gewissen Artikels eine Kapitalausgabe von 50000
Euro: 2000 Euro für Verschleiß von Arbeitsmitteln, 38000
Euro für Produktionsstoffe, 10000 Euro für Arbeitskraft, und
beträgt die Rate des Mehrwerts 100 %, so ist der Wert des Produkts =
40000 c + 10000 v + 10000 m = 60000 Euro“ K. Marx, Kapital 3. S.
34. „Nach Abzug des Mehrwerts von 10000 Euro bleibt ein
Warenwert von 50000 Euro... Dieser Wertteil der Ware, der den
Preis der verzehrten Produktionsmittel und den Preis der angewandten
Arbeitskraft ersetzt, ersetzt nur, was die Ware dem Kapitalisten selbst
kostet, und bildet daher für ihn den Kostpreis der Ware... Nennen wir
den Kostpreis k, so verwandelt sich die Formel W = c + v + m in die
Formel W = k + m, oder Warenwert = Kostpreis + Mehrwert.“ K. Marx,
Kapital 3. S. 34. “Der aus Mehrwert bestehende Teil des Warenwerts
kostet dem Kapitalisten nichts, eben weil er dem Arbeiter unbezahlte
Arbeit kostet. ... Die kapitalistischen Kosten der Ware
bemessen sich an der Ausgabe in Kapital, die wirklichen
Kosten der Ware an der Ausgabe in Arbeit.
Der kapitalistische Kostpreis der Ware ist daher
quantitativ verschieden von ihrem Wert oder ihrem wirklichen Kostpreis; er
ist kleiner als der Warenwert, denn k (Kostpreis) = W –
m. Andererseits ist der Kostpreis der Ware keineswegs eine Rubrik, die
nur in der kapitalistischen Buchführung existiert. Die Verselbständigung
dieses Wertteils macht sich in der wirklichen Produktion der Ware
fortlaufend praktisch geltend, da er aus seiner Warenform durch den
Zirkulationsprozess stets wieder in die Form von produktivem Kapital
rückverwandelt werden, der Kostpreis der Ware also beständig die in ihrer
Produktion verzehrten Produktionselemente rückkaufen muss.“ K. Marx,
Kapital 3. S. 34f. „Der Kostpreis einer Ware bezieht sich nur auf das
Quantum der in ihr enthaltenen bezahlten Arbeit, der Wert auf das
Gesamtquantum der in ihr enthaltenen bezahlten und unbezahlten Arbeit;“ K.
Marx, Kapital 3. S. 175. 1) Elemente des Kostpreises und ihre
Unterschiede: „Kehren wir zu unserem Beispiel zurück. Unterstellen
wir, dass der in einem durchschnittlichen gesellschaftlichen Arbeitstag
von einem Arbeiter produzierte Wert sich in einer Geldsumme von 200
Euro darstellt, so ist das vorgeschossene Kapital von 50000
Euro ... das Wertprodukt von 250 achtstündigen Arbeitstagen...
K. Marx, Kapital 3. S. 37. „Wir wissen dann..., dass der Wert des
neugebildeten Produkts von 60000 Euro sich zusammensetzt aus 1.
dem wiedererscheinenden Wert des in Produktionsmitteln verausgabten
konstanten Kapitals von 40000 Euro und 2. einem neuproduzierten
Wert von 20000 Euro. Der Kostpreis der Ware = 50000 Euro
umschließt die wiedererscheinenden 40000 c und eine Hälfte des
neuproduzierten Werts von 20000 Euro (= 10000 v), also zwei mit
Bezug auf ihre Entstehung ganz und gar verschiedene Elemente des
Warenwerts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 37. a)Wert der verzehrten
Produktionsmittel: „Durch den zweckmäßigen Charakter der
während 200 achtstündigen Tagen verausgabten Arbeit wird der Wert
der verzehrten Produktionsmittel, zum Belaufe von 40000 Euro, von
diesen Produktionsmitteln auf das Produkt übertragen. Dieser alte Wert
erscheint daher wieder als Bestandteil des Produktenwerts, aber er
entsteht nicht im Produktionsprozess dieser Ware. Er existiert nur
als Bestandteil des Warenwerts, weil er vorher als Bestandteil des
vorgeschossenen Kapitals existierte. Das verausgabte konstante Kapital
wird also durch den Teil des Warenwerts ersetzt, den es selbst dem
Warenwert zusetzt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 37. „Im Kostpreis der Ware
kehrt der Preis der Produktionsmittel wieder, wie er bereits im
Kapitalvorschuss figurierte, und zwar weil diese Produktionsmittel
zweckgemäß vernutzt worden sind.“ K. Marx, Kapital 3. S.
42. b)Vorgeschossenes variables Kapital und Mehrwert:
„Das vorgeschossene variable Kapital setzt dem Produkt nicht
seinen eigenen Wert zu. An die Stelle seines Werts ist vielmehr im
Produkt ein von der Arbeit geschaffener Neuwert getreten....“ K. Marx,
Kapital 3. S. 38f. „Gemeinsam haben beide Teile des Kostpreises, in
unserem Fall 40000 c + 10000 v, nur das: dass sie beide Teile des
Warenwerts sind, die vorgeschossenes Kapital ersetzen. Dieser wirkliche
Sachverhalt erscheint aber notwendig in verkehrter Weise vom Standpunkt
der kapitalistischen Produktion.“ K. Marx, Kapital 2.: 41. „Der
variable Wertteil des Kapitalvorschusses erscheint ... als in Arbeitslohn
verausgabtes Kapital, als ein Kapitalwert, der den Wert, bzw.
Preis, aller in der Produktion verausgabten Arbeit zahlt.“ K. Marx,
Kapital 2.: 41. „Nehmen wir z.B. an, dass ein durchschnittlicher
gesellschaftlicher Arbeitstag von 8 Stunden sich in einer Geldmasse
von 200 Euro verkörpert, so ist der variable Kapitalvorschuss von
10000 Euro der Geldausdruck von 50 achtstündigen
Arbeitstagen. Dieser im Kapitalvorschuss auftretende Wert der
angekauften Arbeitskraft bildet aber keinen Teil des wirklich
wirksamen Kapitals. An seine Stelle tritt im Produktionsprozess
selbst die lebendige Arbeitskraft. Beträgt, wie in unserem Beispiel,
der Ausbeutungsgrad der letzteren 100 %, so wird sie verausgabt
während 100 achtstündigen Arbeitstagen und setzt daher dem Produkt
einen Neuwert von 20000 Euro zu. Aber im Kapitalvorschuss
tritt das variable Kapital von 10000 Euro auf als in
Arbeitslohn ausgelegtes Kapital, oder als Preis der Arbeit, die während
100 Stunden verrichtet wird. 10000 Euro dividiert durch
100 gibt uns als Preis des achtstündigen Arbeitstages 100
Euro, das Wertprodukt vierstündiger Arbeit.“ K. Marx, Kapital
2.: 41. Als Wert = Kapitalvorschuss war die Arbeitskraft nur
10000 Euro Kapitalvorschuss, als Wertbildner schuf sie im
Produktionsprozess 20000 Euro. Oder in Arbeitszeit: Als Wert wurde die
Arbeitskraft in 100 Tagen ersetzt, sie wirkte aber weitere 100 Tage über
ihren eigenen Wert hinaus. Beides - der Wert der Arbeitskraft vor dem
Produktionsprozess und ihre Wertbildung im Produktionsprozess - sind
voneinander unabhängige Größen. Die Größe des Neuwerts hängt
nicht von der Größe des vorgeschossenen variablen Kapitals, d.h. den
Lohnkosten, ab, sondern vom Umfang der aktiven, fungierenden Arbeitskraft,
also der Länge der Arbeitszeit, Arbeitsproduktivität, Arbeitsintensität
usw. „Der in der Ware enthaltene Wert ist gleich der Arbeitszeit,
die ihre Herstellung kostet, und die Summe dieser Arbeit besteht aus
bezahlter und unbezahlter Arbeitszeit. Die Kosten der Ware für
den Kapitalisten bestehen dagegen nur aus dem Teil der in ihr
vergegenständlichten Arbeit, den er gezahlt hat. Die in der Ware
enthaltene Mehrarbeit kostet dem Kapitalisten nichts, obgleich sie dem
Arbeiter, ganz so wie die bezahlte, Arbeit kostet, und obgleich sie, ganz
so gut wie jene, Wert schafft und als wertbildendes Element in die Ware
eingeht. Der Profit des Kapitalisten kommt daher, dass er etwas zu
verkaufen hat, das er nicht bezahlt hat.“ K. Marx, Kapital 3. S.
52. „Dieser wirkliche Sachverhalt erscheint aber notwendig in
verkehrter Weise vom Standpunkt der kapitalistischen Produktion.... Der
variable Wertteil des Kapitalvorschusses erscheint ... als ein
Kapitalwert, der den Wert, bzw. Preis, aller in der Produktion
verausgabten Arbeit zahlt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 41. c)Fixes
und zirkulierendes Kapital und Kostpreis: „Der Umstand, dass die
verschiedenen Wertbestandteile des vorgeschossenen Kapitals in stofflich
verschiedenen Produktionselementen ausgelegt sind, in Arbeitsmitteln, Roh-
und Hilfsstoffen und Arbeit, bedingt nur, dass der Kostpreis der Ware
diese stofflich verschiedenen Produktionselemente wieder rückkaufen
muss. Mit Bezug auf die Bildung des Kostpreises selbst macht sich
dagegen nur ein Unterschied geltend, der Unterschied zwischen fixem und
zirkulierendem Kapital.“ K. Marx, Kapital 3. S. 42. „In unserem
Beispiel waren 2000 Euro berechnet für Verschleiß der Arbeitsmittel
(40000 c = 2000 Euro für Verschleiß der Arbeitsmittel + 38000
Euro für Produktionsstoffe). War der Wert dieser Arbeitsmittel
(Maschinerie) vor der Produktion der Ware = 120000 Euro, so
existiert er nach ihrer Produktion in zwei Gestalten, 2000 Euro als
Teil des Warenwerts, 120000 - 2000 oder 118000 Euro als
verbliebener Wert der nach wie vor im Besitz des Kapitalisten
befindlichen Arbeitsmittel, oder als Wertelement nicht seines
Warenkapitals, sondern seines produktiven Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.:
42f. „Im Gegensatz zu den Arbeitsmitteln werden Produktionsstoffe und
Arbeitslohn in der Produktion der Ware ganz verausgabt, und daher geht
auch ihr ganzer Wert in den Wert der produzierten Ware ein.“ K. Marx,
Kapital 2.: 43.
Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände
online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den
vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in
seinen eigenen Worten. Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung
des vorherigen Abschnitts voran. Auslassungen im laufenden Text sind
durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal
Buchenberg
|