Kapital 2. 158 - 169
Zweiter Abschnitt
Der Umschlag des Kapitals
7. Kapitel
Umschlagszeit und Umschlagszahl
„Am Abschluss der Periode G ... G‘ befindet sich das Kapital wieder in der Form des Geldkapitals.... Beim Abschluss der Periode P ... P befindet sich das Kapital wieder in der Form der Produktionselemente, welche die Voraussetzung seines erneuerten Kreislaufs bilden. Der Kreislauf des Kapitals, nicht als vereinzelter Vorgang, sondern als periodischer Prozess bestimmt, heißt Umschlag. Die Dauer dieses Umschlags ist gegeben durch die Summe seiner Produktionszeit und seiner Umlaufszeit. Diese Zeitsumme bildet die Umschlagszeit des Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 156f.
„Für den Kapitalisten ist die Umschlagszeit seines Kapitals die Zeit, während deren er sein Kapital vorschießen muss, um es zu verwerten und in der ursprünglichen Gestalt zurückzuerhalten.“ K. Marx, Kapital 2.: 157.
„Nennen wir das Jahr als Maßeinheit der Umschlagszeit U (= ein Jahr oder 12 Monate), die Umschlagszeit eines bestimmten Kapitals u, die Anzahl seiner Umschläge n, so ist n = U/u.
Beträgt also z.B. die Umschlagszeit u = 3 Monate, so n = 12/3 = 5;“ (d.h. Dieses Kapital macht 5 Umschläge im Jahr) K. Marx, Kapital 2.: 157.
„Bevor wir den Einfluss des Umschlags auf den Produktions- und Verwertungsprozess näher untersuchen, sind zwei neue Formen zu betrachten, die dem Kapital aus dem Zirkulationsprozess entstehen und auf die Form seines Umschlags einwirken.“ K. Marx, Kapital 2.: 157.

8. Kapitel
Fixes Kapital und zirkulierendes Kapital
a)Fixes Kapital geht nur als Wert stückweise in das produzierte Produkt ein, aber nicht stofflich:
„Man sah Buch I, Kap. VI (Konstantes Kapital und variables Kapital): Ein Teil des konstanten Kapitals behält die bestimmte Gebrauchsform, worin es in den Produktionsprozess eingeht, gegenüber den Produkten, zu deren Bildung es beiträgt. Es verrichtet also während einer kürzeren oder längeren Periode in stets wiederholten Arbeitsprozessen stets wieder dieselben Funktionen. So z.B. Arbeitsgebäude, Maschinen etc., kurz alles, was wir unter der Bezeichnung Arbeitsmittel zusammenfassen.
Dieser Teil des konstanten Kapitals gibt Wert an das Produkt ab im Verhältnis, worin er mit seinem eigenen Gebrauchswert seinen eignen Tauschwert verliert. Diese Wertabgabe ... auf das Produkt... wird bestimmt durch eine Durchschnittsrechnung; es wird gemessen durch die Durchschnittsdauer seiner Funktion von dem Augenblick, worin das Produktionsmittel in den Produktionsprozess eingeht, bis zu dem Augenblick, wo es ganz abgenutzt... ist...“ K. Marx, Kapital 2.: 158.
„Beträgt die Funktionsdauer einer Maschine, sage zum Wert von 1000000 Euro, z.B. 10 Jahre, so beträgt die Umschlagszeit des in ihr ursprünglich vorgeschossenen Werts 10 Jahre. Vor Ablauf dieser Zeit ist sie nicht zu erneuern, sondern wirkt in ihrer Naturalform fort.
Ihr Wert zirkuliert unterdes stückweise als Wertteil der Waren, zu deren kontinuierlicher Produktion sie dient, und wird so allmählich in Geld umgesetzt, bis er schließlich am Ende der 10 Jahre ganz in Geld verwandelt und aus Geld in eine Maschine rückverwandelt worden ist, also seinen Umschlag vollzogen hat. Bis zum Eintritt dieser Reproduktionszeit wird ihr Wert allmählich zunächst in der Form eines Geldreservefonds akkumuliert.“ K. Marx, Kapital 2.: 164.
 „Das Eigentümliche dieses Teils des konstanten Teils - der eigentlichen Arbeitsmittel - ist also dies: ...
Ein Teil des vorgeschossenen Kapitalwerts ist in diese, durch die Funktion der Arbeitsmittel im Produktionsprozess bestimmte Form fixiert. Mit der Funktion und daher der Abnutzung des Arbeitsmittels geht ein Teil seines Werts auf das Produkt über, ein andrer bleibt fixiert im Arbeitsmittel und daher im Produktionsprozess. Der so fixierte Wert nimmt beständig ab, bis das Arbeitsmittel ausgedient und daher auch sein Wert sich in einer längeren oder kürzeren Periode über eine Masse von Produkten verteilt hat, die aus einer Reihe beständig wiederholter Arbeitsprozesse hervorgehen.
Solange es aber noch als Arbeitsmittel wirksam ist, also nicht durch ein neues Exemplar derselben Art ersetzt werden muss, bleibt stets konstanter Kapitalwert in ihm fixiert... Je länger das Arbeitsmittel ausdauert, je langsamer es verschleißt, desto länger bleibt der konstante Kapitalwert in dieser Gebrauchsform fixiert.“ K. Marx, Kapital 2.: 158 - 159.
„Dieser im Arbeitsmittel fixierte Teil des Kapitalwerts zirkuliert so gut wie jeder andre. Wir haben überhaupt gesehen, dass der ganze Kapitalwert in beständiger Zirkulation begriffen und in diesem Sinn daher alles Kapital zirkulierendes Kapital ist. Aber die Zirkulation des hier betrachteten Kapitalteils ist eigentümlich.
Erstens zirkuliert er nicht in seiner Gebrauchsform, sondern nur sein Wert zirkuliert, und zwar allmählich, bruchweise, im Maß, wie er von ihm auf das Produkt übergeht, das als Ware zirkuliert. Während seiner ganzen Funktionsdauer bleibt ein Teil seines Werts stets in ihm fixiert... Durch diese Eigentümlichkeit erhält dieser Teil des konstanten Kapitals die Form: fixes Kapital.
Alle andern stofflichen Bestandteile des im Produktionsprozess vorgeschossenen Kapitals dagegen bilden im Gegensatz dazu: zirkulierendes oder flüssiges Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 159.
„Die übrigen Elemente des produktiven Kapitals (= zirkulierendes oder flüssiges Kapital) bestehen teils aus den in Hilfsstoffen (b1) und Rohstoffen (b2) existierenden Elementen des konstanten Kapitals, teils aus variablem (b3), in Arbeitskraft ausgelegtem.“ K. Marx, Kapital 2.: 164.

b1) Hilfsstoffe gehen als Wert ganz in das Produkt ein, aber stofflich gehen sie nicht ein: „Ein Teil der Produktionsmittel - solche Hilfsstoffe nämlich, die von den Arbeitsmitteln selbst während ihrer Funktion konsumiert werden, wie Kohle von der Dampfmaschine;
oder die nur den Vorgang unterstützen, wie Kühlwasser, das verdampft,  etc. - gehen nicht stofflich in das Produkt ein.
Nur ihr Wert bildet einen Teil des Produktwerts. In seiner eigenen Zirkulation zirkuliert das Produkt ihren Wert. Dies haben sie gemein mit dem fixen Kapital. Aber in jedem Arbeitsprozess, worin sie eingehen, werden sie ganz konsumiert und müssen also für jeden neuen Arbeitsprozess ganz ersetzt werden durch neue Exemplare derselben Art.
Sie bewahren nicht ihre selbständige Gebrauchsgestalt während ihrer Funktion. Es bleibt also auch während ihrer Funktion kein Teil des Kapitalwerts in ihrer alten Gebrauchsgestalt, ihrer Naturalform fixiert.“ K. Marx, Kapital 2.: 159-160.

„Andrerseits sind Dinge, die wirklich im Produktionsprozess fixiert sind, in ihm leben und sterben und ihn nie, nachdem sie in ihn eingetreten, wieder verlassen, flüssige Bestandteile des produktiven Kapitals. Z.B. die Kohle, die zum Betrieb der Maschine im Produktionsprozess, das Gas, das zur Beleuchtung im Fabrikgebäude verzehrt wird usw.
Sie sind flüssig, nicht weil sie leiblich mit dem Produkt den Produktionsprozess verlassen und als Ware zirkulieren, sondern weil ihr Wert ganz in den Wert der Ware eingeht, den sie produzieren helfen, also auch ganz aus dem Verkauf der Ware ersetzt werden muss.“ K. Marx, Kapital 2.: 213.

b2) Rohstoffe gehen als Wert ganz in das Produkt ein, stofflich gehen sie zum großen Teil ein: „Der Teil der Produktionsmittel, der stofflich in das Produkt eingeht, also Rohstoff etc. erhält dadurch zum Teil Formen, worin er später als Gebrauchsgegenstand in die individuelle Konsumtion eingehen kann.“ K. Marx, Kapital 2.: 160.

„Man hat gesehen, dass z. B. in der chemischen Fabrikation Rohmaterial und Hilfsstoff ineinander verschwimmen.
So auch Arbeitsmittel und Hilfsstoff und Rohmaterial. So gehen im Ackerbau z.B. die in Bodenverbesserungen zugesetzten Stoffe zum Teil als Produktbildner in das Pflanzenprodukt ein. Andererseits ist ihre Wirkung über eine längere Periode z. B. 4 - 5 Jahre verteilt. Ein Teil derselben geht daher stofflich in das Produkt ein und überträgt damit zugleich seinen Wert auf das Produkt, während ein anderer Teil in seiner alten Gebrauchsform auch seinen Wert fixiert. Er dauert fort als Produktionsmittel und erhält daher die Form von fixem Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 160.
„Vieh als Arbeitsvieh ist fixes Kapital; als Mastvieh ist es Rohmaterial, das schließlich als Produkt in die Zirkulation tritt, ist dann also nicht fixes, sondern  zirkulierendes Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 162.
“Samen z.B. ist kein fixes Kapital, sondern nur Rohmaterial, das während ungefähr eines Jahres im Produktionsprozess fixiert ist ... Ob, je nach Art des Produktionsprozesses oder dem bezweckten Nutzeffekt, dies Fixiertsein länger oder kürzer dauert, bewirkt nicht den Unterschied von fixem und zirkulierenden Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 163.
“Soweit Hilfs- und Rohstoffe ganz verzehrt werden in der Bildung ihres Produkts, übertragen sie ihren ganzen Wert auf das Produkt. Er wird daher auch ganz durch das Produkt zirkuliert, verwandelt sich in Geld und aus Geld zurück in die Produktionselemente der Ware.“ K. Marx, Kapital 2.: 165.

b3) variables Kapital als Arbeitslohn geht als Wert ganz in das Produkt ein: „Was den variablen, in Arbeitskraft ausgelegten Bestandteil des produktiven Kapitals betrifft: Die Arbeitskraft wird für eine bestimmte Zeitfrist gekauft. Sobald der Kapitalist sie gekauft hat und dem Produktionsprozess einverleibt hat, bildet sie einen Bestandteil seines Kapitals, und zwar dessen variablen Bestandteil. Sie wirkt täglich während eines Zeitraums, worin sie nicht nur ihren Tageswert, sondern noch einen überschüssigen Mehrwert, von dem wir hier zunächst absehen, dem Produkt zusetzt.
Nachdem die Arbeitskraft, für eine Woche z.B., gekauft ist und gewirkt hat, muss der Kauf beständig in den gewohnheitsmäßigen Terminen erneuert werden. Das Äquivalent ihres Werts, das die Arbeitskraft während ihrer Funktion dem Produkt zusetzt und das mit der Zirkulation des Produkts in Geld verwandelt wird, muss aus Geld beständig in Arbeitskraft rückverwandelt werden... d.h. umschlagen, wenn der Kreislauf der kontinuierlichen Produktion nicht unterbrochen werden soll.
Der in Arbeitskraft vorgeschossene Wert des produktiven Kapitals geht also ganz auf das Produkt über (wir sehen hier fortwährend vom Mehrwert ab)...
Wie verschieden die Arbeitskraft sich also auch sonst, mit Bezug auf die Wertbildung, zu den kein fixes Kapital bildenden Bestandteilen des konstanten Kapitals verhält, diese Art des Umschlags ihres Werts hat sie mit ihnen gemein...
Diese Bestandteile des produktiven Kapitals - die in Arbeitskraft und in nicht fixes Kapital bildenden Produktionsmitteln ausgelegten Wertteile desselben - stehen durch diesen ihren gemeinschaftlichen Charakter des Umschlags dem fixen Kapital als zirkulierendes oder flüssiges Kapital gegenüber.“ K. Marx, Kapital 2.: 165.
„Der Wert des flüssigen Kapitals - in Arbeitskraft und Produktionsmitteln - ist vorgeschossen nur für die Zeit, während welcher das Produkt fertiggemacht wird ...
Dieser Wert geht ganz in das Produkt ein, kehrt also durch den Verkauf des Produkts ganz wieder aus der Zirkulation zurück und kann von neuem vorgeschossen werden. .... sie werden beständig rückverwandelt aus Ware in die Produktionselemente derselben Ware.“ K. Marx, Kapital 2.: 166f.

Resümee:„Vom Standpunkt des Zirkulationsprozesses stehen auf der einen Seite die Arbeitsmittel: fixes Kapital, auf der andern Seite Arbeitsmaterial und Arbeitslohn: flüssiges Kapital.
Dagegen vom Standpunkt des Arbeits- und Verwertungsprozesses steht auf der einen Seite: Produktionsmittel (Arbeitsmittel und Arbeitsmaterial), konstantes Kapital; auf der andern Seite Arbeitskraft, variables Kapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 218.

„Aus dem Bisherigen ergibt sich folgendes:
1. Die Formbestimmtheit von fixem und flüssigem Kapital entspringen nur aus dem verschiedenen Umschlag des im Produktionsprozess fungierenden Kapitalwerts oder produktiven Kapitals. Diese Verschiedenheit des Umschlags entspringt ihrerseits aus der verschiedenen Weise, worin die verschiedenen Bestandteile des produktiven Kapitals ihren Wert auf das Produkt übertragen...
Die Verschiedenheit der Abgabe des Werts an das Produkt endlich ... entspringt aus der Verschiedenheit der stofflichen Gestalten, worin das produktive Kapital existiert, und wovon ein Teil während der Bildung des einzelnen Produkts ganz konsumiert, an andrer nur allmählich vernutzt wird. Es ist also nur das produktive Kapital, dass sich in fixes und flüssiges spalten kann.
Dagegen existiert dieser Gegensatz nicht für die beiden andren Daseinsweisen des industriellen Kapitals, also weder für das Warenkapital, noch für das Geldkapital, noch als Gegensatz beider gegen das produktive Kapital. Er existiert nur für das produktive Kapital und innerhalb desselben.“ K. Marx, Kapital 2.: 167.
“2. Der Umschlag des fixen Kapitalteils, also auch die dazu nötige Umschlagszeit, umfasst mehrere Umschläge der flüssigen Kapitalbestandteile. In derselben Zeit, worin das fixe Kapital einmal umschlägt, schlägt das flüssige Kapital mehrmals um....
3. Der im fixen Kapital ausgelegte Wertteil des produktiven Kapitals ist ganz, auf einmal vorgeschossen worden, für die ganze Funktionsdauer... Dieser Wert wird also auf einmal vom Kapitalisten in die Zirkulation geworfen; er wird aber der Zirkulation nur stückweise und allmählich wieder entzogen durch die Realisierung der Wertteile, die das fixe Kapital den Waren stückweise zusetzt.
Andrerseits: Die Produktionsmittel selbst, worin ein Bestandteil des produktiven Kapitals fixiert wird, werden auf einmal der Zirkulation entzogen, um dem Produktionsprozess für ihre ganze Funktionsdauer einverleibt zu werden, aber sie bedürfen für dieselbe Zeit nicht ... der Reproduktion. ... Während dieser Zeit erheischen sie also auch ihrerseits keine Erneuerung des Vorschusses von Seiten des Kapitalisten.
Endlich: Der im fixen Kapitalteil ausgelegte Kapitalteil durchläuft den Kreislauf seiner Formen während der Funktionsdauer .... nicht stofflich, sondern nur für seinen Wert, und auch das nur teilweise und allmählich. D.h. ein Teil seines Werts wird fortwährend als Wertteil der Ware zirkuliert und in Geld verwandelt, ohne sich aus Geld in seine ursprüngliche Naturalform rückzuverwandeln. Diese Rückverwandlung des Gelds in die Naturalform des Produktionsmittels findet erst statt am Schluss seiner Funktionsperiode, wenn das Produktionsmittel gänzlich verbraucht ist.
4. Die Elemente des flüssigen Kapitals sind ebenso beständig im Produktionsprozess - soll er kontinuierlich sein - fixiert wie die Elemente des fixen Kapitals..., aber ... werden beständig in natura erneuert...
Es befinden sich beständig Roh- und Hilfsstoffe im Produktionsprozess, aber immer neue Exemplare derselben Art, nachdem die alten in der Bildung des fertigen Produkts verzehrt sind.
Es befindet sich ebenso beständig Arbeitskraft im Produktionsprozess, aber nur durch beständige Erneuerung ihres Kaufs, und oft mit Wechsel der Personen.“ K. Marx, Kapital 2.: 167-169.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg