Kapital 2.055 -
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„Der Kreislaufprozess des
Kapitals geht vor sich in drei Stadien, welche, nach der Darstellung des
ersten Bandes, folgende Reihe bilden: Erstes Stadium: Der
Kapitalist erscheint auf dem Warenmarkt und Arbeitsmarkt als Käufer; sein
Geld wird in Ware umgesetzt oder macht den Zirkulationsakt G - W
durch. Zweites Stadium: Produktive Konsumtion der gekauften
Waren durch den Kapitalisten. Er wirkt als kapitalistischer
Warenproduzent; sein Kapital macht den Produktionsprozess durch. Das
Resultat ist: Ware von mehr Wert als dem ihrer
Produktionselemente. Drittes Stadium: Der Kapitalist kehrt zum
Markt zurück als Verkäufer; seine Ware wird in Geld umgesetzt oder macht
den Zirkulationsakt W - G durch.“ K. Marx, Kapital 2.: 31. „Die
Funktion von W‘ ist nun die alles Warenprodukts: sich in Geld zu
verwandeln, verkauft zu werden, die Zirkulationsphase W - G
durchzumachen.“ K. Marx, Kapital 2.: 45.
W’ ist mit Mehrprodukt abgereicherte Ware, aber der
Mehrwert, der darin steckt, wird nur in Geld verwandelt (und realisiert),
wenn die Ware in ihrer Gesamtmenge verkauft wird. Mit W’ wirft der
Kapitalist eine größere Warenmenge in den Markt, als er dem Markt in
seinem ersten Akt (G – W=A/Pm) entzogen hat. Daher kann er dem Markt auch
mehr Geld entziehen, als er ursprünglich in den Markt geworfen hatte: G
verwandelt sich in G’, weil W sich in W’ verwandelt hatte. „Wenn er aber durch seine Waren dem Markt mehr
Wert wieder entzieht, als er ursprünglich hineinwarf, so nur, weil er
größeren Warenwert hineinwirft, als er ursprünglich entzog. Er warf den
Wert G hinein und entzog den Gleichwert W; er wirft W + w hinein und
entzieht den Gleichwert G + g.“ K. Marx, Kapital 2.:
46.
Als G’ kehrt das Kapital aus dem Warenmarkt zu seinem Ausgangspunkt
zurück. G’ zu G ist einerseits ein quantitatives Verhältnis, insofern
G’ dasselbe ist wie G, nur größer als G, andererseits unterscheidet sich
G’ dem Wesen nach von G (= qualitatives Verhältnis), weil G’ die Frucht
oder das Resultat von G ist, und G ist seine Ursache oder sein
Grund. „Aber G' als G + g...
vorgeschossenes Kapital plus einem Zuwachs... stellt zugleich ein
qualitatives Verhältnis dar, obgleich dies qualitative Verhältnis selbst
nur als Verhältnis der Teile einer gleichnamigen Summe, also als
quantitatives Verhältnis existiert. G, das vorgeschossene Kapital...
hat sich nicht nur erhalten, es hat sich auch als Kapital realisiert,
indem es sich als solches unterscheidet von g (7800 Euro), worauf
es bezogen ist als auf seinen Zuwachs, seine Frucht... Es
ist als Kapital realisiert, weil esals Wert realisiert
wurde, der einen Wert geheckt hat... G ist als Kapital gesetzt
durch sein Verhältnis zu einem andern Teil von G', als dem durch es
Gesetzten, aus ihm als Ursache Bewirktem, als der Folge, wovon es der
Grund ist. So erscheint G' als in sich differenzierte, sich ...
in sich selbst unterscheidende, das Kapitalverhältnis ausdrückende
Wertsumme. " K. Marx, Kapital 2.: 49f
IV. Der
Gesamtkreislauf
„Wir haben gesehen, dass
der Zirkulationsprozess nach Ablauf seiner ersten Phase G - W=A/Pm
unterbrochen wird durch P, wo die auf dem Markt gekauften Waren A
und Pm nun als stoffliche und wertliche Bestandteile des produktiven
Kapitals konsumiert werden; das Produkt dieser Konsumtion ist eine neue
Ware, W‘, stofflich und wertlich verändert... Die Zirkulationsreihe
stellt sich also dar als 1) G - W(1); 2) W‘(2)- G‘, wo in
der zweiten Phase der ersten Ware W(1) eine andere von höherem Wert und
verschiedener Gebrauchsform W’(2) an ihre Stelle tritt... Es
ergibt sich ferner, dass in den beiden der Zirkulation angehörigen
Metamorphosen G - W und W’ - G’ sich jedes Mal gleich große, gleichzeitig
vorhandene Wertexistenzen gegenüberstehen und einander ersetzen. Die
Wertveränderung gehört lediglich ... dem Produktionsprozess an, der
so als reale Metamorphose (=Verwandlung) des Kapitals gegenüber den
bloß äußerlichen Verwandlungen der Zirkulation erscheint.“
K. Marx, Kapital 2.: 55f.
„Betrachten wir nun die
Gesamtbewegung G - W ... P .. W’ - G’, oder ihre ausführliche
Form G - W=A/Pm ... P ... W‘ (W + w) - G‘ (G + g). Das
Kapital erscheint hier als ein Wert, der eine Reihenfolge
zusammenhängender, durch einander bedingter Verwandlungen durchläuft, eine
Reihe von Verwandlungen, die ebenso viele Phasen oder Stadien eines
Gesamtprozesses bilden. Zwei dieser Phasen gehören der
Zirkulationssphäre an, eine der Produktionssphäre. In jeder dieser Phasen
befindet sich der Kapitalwert in verschiedener Gestalt, der eine
verschiedene, spezielle Funktion entspricht. Innerhalb dieser Bewegung
erhält sich nicht nur der vorgeschossene Wert, sondern er wächst, vermehrt
seine Größe. Endlich, im Schlussstadium kehrt er zur selben Form
zurück, worin er beim Ausgang des Gesamtprozesses erschien. Dieser
Gesamtprozess ist daher Kreislaufprozess.“ K. Marx, Kapital 2.:
56. „Der Kreislaufprozess des Kapitals ist also Einheit von Zirkulation
und Produktion, schließt beide ein.“ K. Marx, Kapital 2.:
64.
„Der Kreislauf des
Kapitals geht nur normal vonstatten, solange seine verschiedenen Phasen
ohne Stockung ineinander übergehen. Stockt das Kapital in der ersten Phase
G - W, so erstarrt das Geldkapital zum Schatz; wenn es in der
Produktionsphase stockt, so liegen die Produktionsmittel
funktionslos auf der einen Seite, während die Arbeitskraft auf der anderen
unbeschäftigt bleibt; wenn es in der letzten Phase W’ - G’
stockt, so versperren unverkäuflich aufgehäufte Waren den
Zirkulationsfluss.“ K. Marx, Kapital 2.: 56.
„Andererseits liegt es in
der Natur der Sache, dass der Kreislauf selbst die Fixierung des Kapitals,
während bestimmter Fristen, in den einzelnen Kreisabschnitten bedingt. In
jeder seiner Phasen ist das industrielle Kapital an eine bestimmte Form
gebunden, als Geldkapital, produktives Kapital, Warenkapital. Nur
nachdem es die seiner jedesmaligen Form entsprechende Funktion vollzogen
hat, erhält es die Form, worin es eine neue Verwandlungsphase eingehen
kann.“ K. Marx, Kapital 2.: 56-59.
Besonderheiten des
Kreislaufs des Geldkapitals „Betrachten wir schließlich G - W ... P ... W‘ -
G‘ als spezielle Form des Kreislaufprozesses des Kapitals neben den andern
später zu untersuchenden Formen, so zeichnet es sich durch folgenden
aus. 1. Es erscheint als Kreislauf des Geldkapitals, weil das
industrielle Kapital in seiner Geldform, als Geldkapital, den
Ausgangspunkt und den Rückkehrpunkt seines Gesamtprozesses bildet.
... Der Produktionsprozess erscheint nur als unvermeidliches
Mittelglied, als notwendiges Übel zum Zweck des Geldmachens. (Alle
Nationen kapitalistischer Produktionsweise werden daher periodisch von
einem Schwindel ergriffen, worin sie ohne Vermittlung des
Produktionsprozesses das Geldmachen vollziehen wollen.) 2. Das
Produktionsstadium ... bildet in diesem Kreislauf die Unterbrechung der
zwei Phasen der Zirkulation. ... Der Produktionsprozess erscheint ...
formell und ausdrücklich als das, was er in der kapitalistischen
Produktionsweise ist, als bloßes Mittel zur Verwertung des vorgeschossenen
Werts, also die Bereicherung als solche als Selbstzweck der
Produktion. 3. ... Der Formel G ... G‘ ist es also charakteristisch,
einerseits, dass der Kapitalwert den Ausgangspunkt und der verwertete
Kapitalwert den Rückkehrpunkt bildet, so dass der Vorschuss des
Kapitalwerts als Mittel, der verwertete Kapitalwert als Zweck der ganzen
Operation erscheint; andrerseits, dass dies Verhältnis in Geldform
ausgedrückt ist, ... daher das Geldkapital als Geld heckendes Geld. Die
Erzeugung von Mehrwert durch den Wert ist nicht nur als das A und O des
Prozesses ausgedrückt, sondern ausdrücklich in der blinkenden
Geldform. 4. Da G‘, das realisierte Geldkapital... sich in absolut
derselben Form befindet, worin es seinen Kreislauf eröffnet hat, kann es,
sowie es aus demselben hervorgeht, denselben Kreislauf wieder eröffnen als
vergrößertes (akkumuliertes) Geldkapital.“ K. Marx, Kapital 2.:
62f. „Der Kreislauf des Geldkapitals ist daher die einseitigste, darum
schlagendste und charakteristischste Erscheinungsform des Kreislaufs des
industriellen Kapitals, dessen Ziel und treibendes Motiv: Verwertung des
Werts, Geldmachen und Akkumulation, in die Augen springend dargestellt
wird (kaufen, um teurer zu verkaufen).“ K. Marx, Kapital 2.:
65.
Illusionen, die der
Kreislauf des Geldkapitals hervorbringt „Die Formel G - W ... P ... W‘ - G‘, mit dem
Resultat G‘ = G + g, schließt in ihrer Form eine Täuschung ein, trägt
einen illusorischen Charakter, der aus dem Dasein des vorgeschossenen und
verwerteten Werts in seiner Äquivalentform, dem Geld entspringt. Der
Akzent liegt nicht auf Verwertung des Werts, sondern auf der
Geldform dieses Prozesses, darauf, dass mehr Wert in Geldform
schließlich aus der Zirkulation gezogen wird, als ihr ursprünglich
vorgeschossen wurde, also auf Vermehrung der dem Kapitalisten gehörigen
Gold- und Silbermasse. Das sogenannte Monetärsystem ist bloß Ausdruck der
begriffslosen Form G - W - G‘, einer Bewegung, die ausschließlich in der
Zirkulation verläuft und daher die beiden Akte: 1) G - W, 2) W - G‘ nur
dadurch erklären kann, dass W im zweiten Akt über seinem Wert verkauft
wird, daher mehr Geld der Zirkulation entzieht, als durch seinen Kauf in
sie hineingeworfen wurde. ... Der illusorische Charakter von G - W ...
P... W’ - G’, und die ihr entsprechende illusorische Deutung ist da,
sobald diese Form als einmalige fixiert wird, nicht als fließende,
beständig sich erneuernde; sobald sie daher nicht als eine der Formen des
Kreislaufs, sondern als seine ausschließliche gilt. Sie weist aber selbst
auf andre Formen hin.“ K. Marx, Kapital 2. : 66f.
Entstehen der anderen
Kreisläufe aus dem Kreislauf des Geldkapitals „Wird G ... G’ wiederholt, so erscheint die
Rückkehr zur Geldform ebenso verschwindend, wie die Geldform im ersten
Stadium. G - W verschwindet, um P (der Produktion) Platz zu machen.
Der beständige Wiedervorschuss in Geld, ebenso sehr wie seine beständige
Rückkehr als Geld, erscheinen selbst als nur im Kreislauf verschwindende
Momente. G - W ... P ... W’ - G’. G - W ... P ... W’ - G’. G - W ... P
... usw. Schon bei der zweiten Wiederholung des Kreislaufs erscheint
der Kreislauf P... W‘- G‘. G - W ...P... und alle ferneren
Kreisläufe können so unter der Form P... W‘- G - W .... P betrachtet
werden, so dass G - W als erste Phase des ersten Kreislaufs nur die
verschwindende Vorbereitung des sich stets wiederholenden Kreislaufs des
produktiven Kapitals bildet, wie dies in der Tat der Fall ist bei zum
ersten Mal in der Form von Geldkapital angelegtem, industriellen Kapital.“
K. Marx, Kapital 2.: 67. „Andrerseits, bevor der zweite Kreislauf von P
vollendet, ist der erste Kreislauf W‘- G ‘. G - W ....P ...W‘ (abgekürzt
W‘...W‘) beschrieben, der Kreislauf des Warenkapitals. So enthält die
erste Form schon die beiden andern und es verschwindet so die
Geldform.....“ K. Marx, Kapital 2.: 67.
„Die beiden Formen, die
der Kapitalwert innerhalb seiner Zirkulationsstadien annimmt, sind die von
Geldkapital und Warenkapital; seine dem Produktionsstadium
angehörige Form ist die von produktivem Kapital. Das Kapital,
welches im Verlauf seines Gesamtkreislaufes diese Formen annimmt und
wieder abstreift und in jeder die ihr entsprechende Funktion vollzieht,
ist industrielles Kapital ... Geldkapital, Warenkapital,
produktives Kapital bezeichnen hier also nicht selbständige Kapitalsorten,
deren Funktionen den Inhalt gleichfalls selbständiger und voneinander
getrennter Geschäftszweige bilden. Sie bezeichnen hier nur besondere
Funktionsformen des industriellen Kapitals, das sie alle drei nacheinander
annimmt.“ K. Marx, Kapital 2.: 56. „Das industrielle Kapital ist die
einzige Daseinsweise des Kapitals, worin nicht nur Aneignung von Mehrwert
... sondern zugleich dessen Schöpfung Funktion des Kapitals ist. Es
bedingt daher den kapitalistischen Charakter der Produktion; sein Dasein
schließt das des Klassengegensatzes von Kapitalisten und Lohnarbeitern
ein. Im Maße wie es sich der gesellschaftlichen Produktion bemächtigt,
werden Technik und gesellschaftliche Organisation des Arbeitsprozesses
umgewälzt, und damit der ökonomisch-geschichtliche Typus der
Gesellschaft. Die anderen Arten von Kapital, ... werden ihm nicht nur
untergeordnet ... sondern bewegen sich nur noch auf seiner Grundlage,
leben und sterben, stehen und fallen daher mit dieser ihrer
Grundlage. Geldkapital und Warenkapital, soweit sie mit ihren
Funktionen als Träger eigner Geschäftszweige neben dem industriellen
Kapital auftreten, sind nur noch durch die gesellschaftliche Teilung der
Arbeit verselbständigte und einseitig ausgebildete Existenzweisen der
verschiedenen Funktionsformen, die das industrielle Kapital innerhalb der
Zirkulationssphäre bald annimmt, bald abstreift.“ K. Marx, Kapital 2.:
61. |