Kapital 1.625-636 „Im vorigen Kapitel
(21. Kapitel: Einfache Reproduktion) betrachteten wir den Mehrwert,
bzw. das Mehrprodukt, nur als individuellen Konsumtionsfonds des
Kapitalisten, in diesem Kapitel (22. Kapitel: Verwandlung von Mehrwert
in Kapital) nur als einen Akkumulationsfonds. 4. Umstände, welche
unabhängig von der proportionellen Teilung des Mehrwerts in Kapital und
Revenue den Umfang der Akkumulation bestimmen: Exploitationsgrad der
Arbeitskraft - Produktivkraft der Arbeit - wachsende Differenz zwischen
angewandtem und konsumiertem Kapital - Größe des vorgeschossenen
Kapitals „Das Verhältnis, wonach
der Mehrwert sich in Kapital und Revenue spaltet, als gegeben
vorausgesetzt, richtet sich die Größe des akkumulierten Kapitals offenbar
nach der absoluten Größe des Mehrwerts... Demnach wirken bei Bestimmung der
Größe der Akkumulation alle die Umstände mit, die die Masse des Mehrwerts
bestimmen. Wir fassen sie hier nochmals zusammen, aber nur insofern sie
mit Bezug auf die Akkumulation neue Gesichtspunkt bieten.“ K. Marx,
Kapital I.: 625-626. Akkumulation ohne
entsprechenden Kapitalvorschuss 1) durch Senkung
des Lohns: „Man erinnert sich, dass
die Rate des Mehrwerts in erster Instanz abhängt vom Exploitationsgrad der
Arbeitskraft. ... (Es folgen historische
Argumente gegen den ‚Konsumterror‘, d.h. den „Luxuskonsum“ der
Lohnarbeiter als unproduktive Ausgaben. 2)durch
Verlängerung des Arbeitstages: „In einer Fabrikanlage
mögen hundert Arbeiter bei achtstündiger Arbeit 800 Arbeitsstunden
liefern. Will der Kapitalist diese Summe um die Hälfte steigern, so kann
er 50 neue Arbeiter anstellen; dann muss er aber auch neues Kapital
vorschießen, nicht nur für Löhne, sondern auch für Arbeitsmittel. 3) durch verstärkte
Ausbeutung der Natur: „In der extraktiven
Industrie, den Bergwerken z.B., bilden die Rohstoffe keinen Bestandteil
des Kapitalvorschusses. Der Arbeitsgegenstand ist hier nicht Produkt
vorhergegangener Arbeit, sondern von der Natur gratis geschenkt. So
Metallerz, Minerale, Steinkohlen, Steine etc. Endlich in der
eigentlichen Industrie setzt jede zusätzliche Ausgabe an Arbeit eine
entsprechende Zusatzausgabe an Rohstoffen voraus, aber nicht notwendig
auch von Arbeitsmitteln....“ K. Marx, Kapital I.: 630-631. 4) durch Steigerung
der Produktivität: „Ein andrer wichtiger
Faktor in der Akkumulation des Kapitals ist der Produktivitätsgrad der
gesellschaftlichen Arbeit. „Aber mit der wachsenden
Produktivität der Arbeit geht, wie man gesehen, die Verbilligung
des Arbeiters, also wachsende Rate des Mehrwerts, Hand in Hand, selbst
wenn der reale Arbeitslohn steigt. Er steigt nie verhältnismäßig mit der
Produktivität der Arbeit. Der selbe variable Kapitalwert setzt also mehr
Arbeitskraft und daher mehr Arbeit in Bewegung.“ K. Marx, Kapital I.:
631. „Derselbe konstante
Kapitalwert stellt sich in mehr Produktionsmitteln ... dar, liefert also
sowohl mehr Produktbildner als Wertbildner oder Arbeitseinsauger. Bei
gleichbleibendem und selbst abnehmendem Wert des Zusatzkapitals findet
daher beschleunigte Akkumulation statt.“ K. Marx, Kapital I.:
631. 5) durch
wissenschaftlich-technischen Fortschritt: „Hat die Produktivkraft
der Arbeit sich ... erweitert, und sie entwickelt sich fortwährend mit dem
ununterbrochenen Fluss der Wissenschaft und Technik, so tritt
wirkungsvollere und, ihren Leistungsumfang betrachtet, wohlfeilere
Maschine, Werkzeug, Apparat usw. an die Stelle der alten. Das alte Kapital
wird in einer produktiveren Form reproduziert. ... Jeder Fortschritt der
Chemie vermannigfacht nicht nur die Zahl der nützlichen Stoffe und die
Nutzanwendung der schon bekannten, und dehnt daher mit dem Wachstum des
Kapitals seine Anlagesphären aus. 7)
durch wachsende Differenz
zwischen konstantem und variablem Kapital, zwischen toter Arbeit
(Produktionsmittel) und lebendiger Arbeit „Die Arbeit überträgt auf
das Produkt den Wert der von ihr konsumierten Produktionsmittel.
Andererseits wächst Wert und Masse der durch gegebene Arbeitsmenge in
Bewegung gesetzten Produktionsmittel im Verhältnis, wie die Arbeit
produktiver wird. „Ein englischer und ein
chinesischer Spinner z.B. mögen dieselbe Stundenzahl mit derselben
Intensität arbeiten, so werden beide in einer Woche gleiche Werte
erzeugen. Trotz dieser Gleichheit besteht ein ungeheurer Unterschied
zwischen dem Wert des Wochenprodukts des Engländers, der mit einem
gewaltigen Automaten arbeitet, und des Chinesen, der nur ein Spinnrad
hat. „Es ist die Naturgabe der
lebendigen Arbeit, alten Wert zu erhalten, während sie Neuwert schafft.
Mit dem Wachstum von Wirksamkeit, Umfang und Wert ihrer Produktionsmittel,
also mit der die Entwicklung ihrer Produktivkraft begleitenden
Akkumulation, erhält und verewigt die Arbeit daher in stets neuer Form
einen stets schwellenden Kapitalwert. Diese Naturgabe der Arbeit erscheint
als Selbsterhaltungskraft des Kapitals... Alle Kräfte der Arbeit
stellen sich als Kräfte des Kapitals dar...“ K. Marx,
Kapital I.: 633-634 „Mit dem Wachstum des
Kapitals wächst die Differenz zwischen angewandtem und konsumiertem
Kapital. In andren Worten: Es wächst die Wert- und Stoffmasse der
Arbeitsmittel, wie Baulichkeiten, Maschinerie... Apparate jeder Art... Im
Verhältnis, worin diese Arbeitsmittel als Produktbildner dienen, ohne dem
Produkt Wert zuzusetzen, also ganz angewandt, aber nur teilweise
konsumiert werden, leisten sie, wie früher erwähnt, denselben Gratisdienst
wie Naturkräfte, Wasser, Dampf, Luft... usw. Dieser Gratisdienst der
vergangen Arbeit, wenn ergriffen und beseelt von der lebendigen Arbeit,
akkumuliert mit wachsender Stufenleiter der Akkumulation.“ K. Marx,
Kapital I.: 635. „Bei gegebnem
Exploitationsgrad der Arbeitskraft ist die Masse des Mehrwerts bestimmt
durch die Anzahl der gleichzeitig ausgebeuteten Arbeiter, und diese
entspricht, obgleich in wechselndem Verhältnis, der Größe des Kapitals. Je
mehr also das Kapital vermittelst sukzessiver Akkumulationen wächst, desto
mehr wächst auch die Wertsumme, die sich in Konsumtionsfonds und
Akkumulationsfonds spaltet. Der Kapitalist kann daher flotter leben und
zugleich mehr ‚entsagen‘.“ K. Marx, Kapital I.:
635-636. „Allgemeines Resultat:
Indem das Kapital sich die beiden Urbildner des Reichtums, Arbeitskraft
und Erde, einverleibt, erwirbt es eine Expansionskraft, die ihm erlaubt,
die Elemente seiner Akkumulation auszudehnen jenseits der scheinbar durch
seine eigene Größe gesteckten Grenzen....“ K. Marx, Kapital I.:
631. Diese Kurzfassung
aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von
Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx'
Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
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