Kapital 1.589-604 18. Kapitel: Der Zeitlohn. Der Zeitlohn bezahlt zwar nur die Unterhaltskosten
der Arbeitskraft, wird aber nicht nach diesen Unterhaltskosten berechnet,
sondern nach Zeitdauer und Intensität der Anwendung der
Arbeitskraft. 19. Stücklohn. Der Stücklohn ist nichts als die verwandelte Form
des Zeitlohns. Der Zeitlohn wird entsprechend der Arbeitsdauer gezahlt,
der Stücklohn entsprechend der Arbeitsleistung. 20. Kapitel: Nationale Verschiedenheit der
Arbeitslöhne. Dieselben Gesetze, die in Kapitel 15 über den
Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwert erläutert wurden,
machen auch die Verschiedenheiten der nominellen und realen Lohnhöhen in
verschiedenen Ländern aus. Je nach Produktivität und Intensität fällt oder
steigt der Geldlohn bzw. die Konsummenge des Arbeiters. Rückständigere
Nationen zahlen eventuell absolut niedrige aber trotzdem relativ höhere
Löhne im Vergleich zum Wertprodukt als entwickelte kapitalistische
Länder. Anders ausgedrückt: Bei niedriger Produktivität in
einem Land der Dritten Welt kann das Lohnniveau deutlich niedriger liegen
als in kapitalistischen Metropolen, trotzdem ist die Ausbeutungsrate und
damit die Mehrwertproduktion pro Arbeiter geringer
dort. Durch den Kapitalexport versuchen die Kapitalisten
ja möglichst moderne und
produktive Technologien im Ausland anzuwenden und dennoch die dort
üblichen niedrigen Löhne zu zahlen. Nur dann ist die Mehrwertproduktion
dort höher. VII.
Abschnitt Der
Akkumulationsprozess des Kapitals „Die Verwandlung einer
Geldsumme in Produktionsmittel und Arbeitskraft ist die erste Bewegung,
die das Wertquantum durchmacht, das als Kapital fungieren soll. ... Die
zweite Phase der Bewegung, der Produktionsprozess, ist abgeschlossen,
sobald die Produktionsmittel verwandelt sind in Ware, deren Wert den Wert
ihrer Bestandteile übertrifft, also das ursprünglich vorgeschossene
Kapital plus einen Mehrwert enthält. „Im folgenden wird
vorausgesetzt, dass das Kapital seinen Zirkulationsprozess in normaler
Weise durchläuft. Die nähere Analyse dieses Prozesses gehört ins Zweite
Buch.“ K. Marx, Kapital I.: 589. (Dort wird sich zeigen, dass dieser
Zirkulationsprozess des Kapitals voller Tücken und Fallen steckt.
wb) „Der Kapitalist, der den
Mehrwert produziert, d. h. unbezahlte Arbeit unmittelbar aus den Arbeitern
auspumpt und in Waren fixiert, ist zwar der erste Aneigner, aber
keineswegs der letzte Eigentümer dieses Mehrwerts. Er hat ihn hinterher zu
teilen mit Kapitalisten, die andre Funktionen im großen und ganzen der
gesellschaftlichen Produktion vollziehen, mit dem Grundeigentümer
usw. (Durch diese
Spaltungen des Mehrwerts wird einerseits die Produktion dieses Mehrwerts,
also die Ausbeutung, immer stärker verborgen, andererseits bekommen
Konflikte zwischen einzeln Kapitalgruppen den Anschein von „Ausbeutung“ -
zum Beispiel als Ausbeutung des „schaffenden“ Unternehmers durch das
„raffende“ Finanzkapital. Oder modern ausgedrückt: die Unterdrückung des
„produktiven stock holder value“ durch den „unproduktiven share holder
value“. wb) „Wir unterstellen hier
also einerseits, dass der Kapitalist, der die Ware produziert, sie zu
ihrem Wert verkauft... Andrerseits gilt uns der kapitalistische Produzent
als Eigentümer des ganzen Mehrwerts... Wir betrachten also zunächst die
Akkumulation abstrakt, d.h. als bloßes Moment des unmittelbaren
Produktionsprozesses. “ K. Marx, Kapital I.: 590. 21.
Kapitel Einfache
Reproduktion „Welches immer die
gesellschaftliche Form des Produktionsprozesses, er muss kontinuierlich
sein oder periodisch stets von neuem dieselben Stadien durchlaufen. So
wenig eine Gesellschaft aufhören kann zu konsumieren, so wenig kann sie
aufhören zu produzieren. In einem stetigen Zusammenhang und dem
beständigen Fluss seiner Erneuerung betrachtet, ist jeder
gesellschaftlicher Produktionsprozess daher zugleich Reproduktionsprozess
(=Wiederherstellung des Ausgangszustandes).“ K. Marx, Kapital I.:
591. Reproduktion der
Produktionsmittel „Die Bedingungen der
Produktion sind zugleich die Bedingungen der Reproduktion. Keine
Gesellschaft kann fortwährend produzieren, d.h. reproduzieren, ohne
fortwährend einen Teil ihrer Produkte in Produktionsmittel oder Elemente
der Neuproduktion rückzuverwandeln. Unter sonst gleichbleibenden Umständen
kann sie ihren Reichtum nur auf derselben Stufenleiter reproduzieren oder
erhalten, indem sie die, während des Jahres z.B. verbrauchten
Produktionsmittel, d.h. Arbeitsmittel, Rohmateriale und Hilfsstoffe, in
natura durch ein gleiches Quantum neuer Exemplare ersetzt, welches von der
jährlichen Produktenmasse abgeschieden und von neuem dem
Produktionsprozess einverleibt wird. Ein bestimmtes Quantum des jährlichen
Produkts gehört also der Produktion.“ K. Marx, Kapital I.:
591. Reproduktion der
Arbeiter und der Kapitalisten „Hat die Produktion
kapitalistische Form, so die Reproduktion.“ K. Marx, Kapital I.:
591. „Einerseits verwandelt
der Produktionsprozess fortwährend den stofflichen Reichtum in Kapital, in
Verwertungs- und Genussmittel für den Kapitalisten. Andrerseits kommt der
Arbeiter beständig aus dem Prozess heraus, wie er in ihn eintrat -
persönliche Quelle des Reichtums, aber entblößt von allen Mitteln, diesen
Reichtum für sich zu verwirklichen. ... „Die Konsumtion des
Arbeiters ist doppelter Art. In der Produktion selbst konsumiert er durch
seine Arbeit Produktionsmittel und verwandelt sie in Produkte von höherem
Wert als dem des vorgeschossnen Kapitals. Dies ist seine produktive
Konsumtion. Sie ist gleichzeitig Konsumtion seiner Arbeitskraft durch den
Kapitalisten, der sie gekauft hat. „Die Reproduktion der
Arbeiterklasse schließt zugleich die Überlieferung und Häufung des
Geschicks von einer Generation zur anderen ein.“ K. Marx, Kapital I.:
596-597. „Wenn der Kapitalist
einen Teil seines Kapitals in Arbeitskraft umsetzt, verwertet er damit
sein Gesamtkapital. Er schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Er
profitiert nicht nur von dem, was er vom Arbeiter empfängt, sondern auch
von dem, was er ihm gibt. „Würde die Akkumulation
des Kapitals eine Erhöhung des Arbeitslohns und daher Vermehrung der
Konsumtionsmittel des Arbeiters verursachen ohne Konsum von mehr
Arbeitskraft durch das Kapital, so wäre das zuschüssige Kapital
unproduktiv konsumiert. „Von gesellschaftlichem
Standpunkt ist also die Arbeiterklasse, auch außerhalb des unmittelbaren
Produktionsprozesses, ebenso sehr Zubehör des Kapitals als das tote
Arbeitsinstrument... (In der DDR und den
anderen Ländern des Sowjetsystems wurde durch Ausreiseverbote und den Bau
der Mauer demonstriert, dass die Arbeiter auch im Sowjetsystem nicht sich
selber, sondern den Planungsbürokraten gehörten.
wb) „Der kapitalistische
Produktionsprozess reproduziert also durch seinen eignen Vorgang die
Scheidung zwischen Arbeitskraft und Arbeitsbedingungen. Er reproduziert
und verewigt damit die Ausbeutungsbedingungen des Arbeiters. Er
zwingt beständig den Arbeiter zum Verkauf seiner Arbeitskraft, um zu
leben, und befähigt beständig den Kapitalisten zu ihrem Kauf, um sich zu
bereichern. Es ist nicht mehr der Zufall, welcher Kapitalist und Arbeiter
als Käufer und Verkäufer einander auf dem Warenmarkt gegenüberstellt. Es
ist die Zwickmühle des Prozesses selbst, die den einen stets als Verkäufer
seiner Arbeitskraft auf den Warenmarkt zurückschleudert und sein eigenes
Produkt stets in das Kaufmittel des anderen verwandelt. „Der kapitalistische
Produktionsprozess, im Zusammenhang betrachtet oder als
Reproduktionsprozess, produziert also nicht nur Ware, nicht nur Mehrwert,
er produziert und reproduziert das Kapitalverhältnis selbst, auf der einen
Seite den Kapitalisten, auf der andren den Lohnarbeiter.“ K. Marx, Kapital
I.: 604. Diese
Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf
die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen
Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen
Worten.
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