Kapital 1.: 483-504
7. Abstoßen und Anziehen von Arbeitern mit
Entwicklung des Maschinenbetriebs. 8. Revolutionierung
von Manufaktur, Handwerk und Hausarbeit durch die große
Industrie a) Aufhebung der auf
Handwerk und Teilung der Arbeit beruhenden
Kooperation „Man hat gesehen, wie die
Maschinerie die auf Handwerk beruhende Kooperation und die auf Teilung der
handwerksmäßigen Arbeit beruhende Manufaktur aufhebt. Ein Beispiel der
ersten Art ist die Mähmaschine, sie ersetzt die Kooperation von Mähern.
Ein schlagendes Beispiel der zweiten Art ist die Maschine zur Fabrikation
von Nähnadeln. Nach Adam Smith verfertigten zu seiner Zeit 10 Männer durch
Teilung der Arbeit täglich über 48000 Nähnadeln. Eine einzige Maschine
liefert dagegen 145000 in einem Arbeitstag von 11 Stunden. Eine Frau oder
ein Mädchen überwacht im Durchschnitt 4 solche Maschinen und produziert
daher mit der Maschinerie täglich an 600000 ... Nähnadeln.“ K. Marx,
Kapital I.: 483. „Sofern eine einzelne
Arbeitsmaschine an die Stelle der Kooperation oder der Manufaktur tritt,
kann sie selbst wieder zur Grundlage handwerksmäßigen Betriebs werden.
.... Sporadisch und ebenfalls nur vorübergehend kann kleiner Betrieb sich
verbinden mit mechanischer Triebkraft durch Miete des Dampfs, wie in
einigen Manufakturen Birminghams, durch Gebrauch kleiner
Wärmekraft-Maschinen, wie in gewissen Zweigen der Weberei usw...“
K. Marx, Kapital I.: 484. Anm. 247: „In den
Vereinigten Staaten ist derartiges Wiedererstehen des Handwerks auf
Grundlage der Maschinerie häufig. Die Konzentration, bei dem
unvermeidlichen Übergang in den Fabrikbetrieb, wird eben deswegen, im
Vergleich zu Europa und selbst zu England dort mit Siebenmeilenstiefeln
marschieren.“ K. Marx, Kapital I.: 484 und Anm.
247. (Mit Erfindung der
Elektrizität und des Elektromotors wurde diese Entwicklung einer
Wiedererstehung kleiner handwerklicher Betriebe auf maschineller Grundlage
um die letzte Jahrhundertwende wiederholt. Im letzten Jahrzehnt erlebten
wir eine ähnliche Wiederbelebung für Einzelwirtschaft und Kleinbetriebe
auf der Basis der Computertechnologie. wb) „Wo die Natur des
Prozesses nicht von vornherein Produktion auf großer Stufenleiter
erforderte, durchliefen in der Regel die in den letzten
Jahrzehnten neu aufkommenden Industrien, wie z. B. Briefkuvert-,
Stahlfedermacher usw., erst den Handwerksbetrieb und dann den
Manufakturbetrieb als kurzlebige Übergangsphasen zum Fabrikbetrieb... “ K.
Marx, Kapital I.: 484. b) Rückwirkung des
Fabrikwesens auf Manufaktur und Hausarbeit „Mit der Entwicklung des
Fabrikwesens und der sie begleitenden Umwälzung der Agrikultur dehnt sich
nicht nur die Produktionsleiter in allen anderen Industriezweigen aus,
sondern verändert sich auch ihr Charakter.“ K. Marx, Kapital I.:
485. „Das Prinzip des
Maschinenbetriebs, den Produktionsprozess in seine wesentlichen
Phasen zu aufzuspalten und die so gegebnen Probleme durch Anwendung
der Mechanik, Chemie usw. kurz der Naturwissenschaften zu lösen, wird
überall bestimmend. ...
Abgesehen hiervon wird die Zusammensetzung des Gesamtarbeiters oder
des kombinierten Arbeitspersonals von Grund aus umgewälzt. Im Gegensatz
zur Manufakturperiode gründet sich der Plan der Arbeitsteilung jetzt auf
Anwendung der Weiberarbeit, der Arbeit von Kindern aller Altersstufen,
ungeschickter Arbeiter, wo es immer möglich, kurz der ... wohlfeilen Arbeit...“ K. Marx,
Kapital I.: 585. c) Die moderne
Manufaktur „Die Exploitation
(Ausbeutung) billiger und unreifer Arbeitskräfte wird in der
modernen Manufaktur schamloser als in der eigentlichen Fabrik, weil die
hier existierende technische Grundlage, Ersatz der Muskelkraft durch
Maschinen und Leichtigkeit der Arbeit, dort großenteils wegfällt... “ K.
Marx, Kapital I.: 486. (zeitgenössische
Beispiele aus Branchen mit maschinellem Kleinbetrieb mit Vergleich der
Sterblichkeit, Gesundheitsstatistiken etc.) d) Die moderne
Hausarbeit „Die Exploitation
(Ausbeutung) billiger und unreifer Arbeitskräfte ... wird in der
sog. Hausarbeit schamloser als in der Manufaktur, weil die
Widerstandsfähigkeit der Arbeiter mit ihrer Zersplitterung abnimmt, eine
ganze Reihe räuberischer Parasiten sich zwischen den eigentlichen
Arbeitgeber und den Arbeiter drängt, ... die Armut dem Arbeiter die
nötigsten Arbeitsbedingungen, Raum, Licht, Ventilation usw. raubt, die
Unregelmäßigkeit der Beschäftigung wächst und endlich in diesen letzten
Zufluchtsstätten der durch die große Industrie und Agrikultur ‚überzählig‘
Gemachten die Arbeiterkonkurrenz notwendig ihr Maximum erreicht.“ K. Marx,
Kapital I.: 486. „Diese sogenannte moderne
Hausindustrie hat mit der altmodischen, die unabhängiges städtisches
Handwerk, selbständige Bauernwirtschaft und vor allem ein Haus der
Arbeiterfamilie voraussetzt, nichts gemein als den Namen. Sie ist jetzt
verwandelt in die auswärtige Filiale der Fabrik, der Manufaktur
oder des Warenmagazins.“ K. Marx, Kapital I.: 485. (Es folgen
zeitgenössische Beispiele mit Krankheitsstatistik
-Schwindsucht. Heute kann Hausarbeit
auf modernster technischer Grundlage, mit Computer und online, wieder
ausgedehnt werden, teils als selbständige handwerklich strukturierte
Arbeit, teils als nur ausgelagerte Abteilung eines größeren
Betriebes.) e) Übergang der
modernen Manufaktur und Hausarbeit zur großen Industrie. Beschleunigung
dieser Revolution durch Anwendung der Fabrikgesetze auf jene
Betriebsweisen. „Die Verbilligung
der Arbeitskraft durch bloßen Missbrauch weiblicher und unreifer
Arbeitskräfte, bloßen Raub aller normalen Arbeits- und Lebensbedingungen
und bloße Brutalität aller normalen Arbeits- und Lebensbedingungen und
bloße Brutalität der Über- und Nachtarbeit, stößt zuletzt auf gewisse
nicht weiter überschreitbare Naturschranken, und mit ihr auch die auf
diesen Grundlagen beruhende Verbilligung der Waren und
kapitalistische Ausbeutung überhaupt. Sobald dieser Punkt endlich
erreicht ist, und es dauert lange, schlägt die Stunde für Einführung der
Maschinerie und die nun rasche Verwandlung der zersplitterten Hausarbeit
(oder auch Manufaktur) in Fabrikbetrieb.“ K. Marx, Kapital I.: 494.
„Schrankenlose Ausbeutung
wohlfeiler Arbeitskräfte bildet die einzige Grundlage ihrer
Konkurrenzfähigkeit.“ K. Marx, Kapital I.: 499. „Die große Produktion von
Mehrwert in diesen Arbeitszweigen, zugleich mit der progressiven
Verbilligung ihrer Artikel, war und ist hauptsächlich geschuldet
dem Minimum des zu kümmerlicher Vegetation nötigen Arbeitslohns, verbunden
mit dem Maximum menschenmöglicher Arbeitszeit. ... Endlich trat ein
Knotenpunkt ein. Die Grundlage der alten Methode, bloß brutale Ausbeutung
des Arbeitermaterials, mehr oder minder begleitet von systematisch
entwickelter Arbeitsteilung, genügte dem wachsenden Markt und der noch
rascher wachsenden Konkurrenz der Kapitalisten nicht länger. Die Stunde
der Maschinerie schlug. Die entscheidend
revolutionäre Maschine, welche die sämtlichen zahllosen Zweige dieser
Produktionssphäre wie Putzmacherei, Schneiderei, Schusterei, Näherei usw.
gleichmäßig ergreift, ist - die Nähmaschine.“ K. Marx, Kapital I.:
495. „Ihre unmittelbare
Wirkung auf die Arbeiter ist ungefähr die aller Maschinerie, welche in der
Periode der großen Industrie neue Geschäftszweige erobert. Kinder im
unreifsten Alter werden entfernt. Der Lohn der Maschinenarbeiter steigt
verhältnismäßig zu dem der Hausarbeiter. ... Der Lohn der besser
gestellten Handwerker, mit denen die Maschine konkurriert, sinkt. Die
neuen Maschinenarbeiter sind ausschließlich Mädchen und junge Frauen. Mit
Hilfe der mechanischen Kraft vernichten sie das Monopol der männlichen
Arbeit in schwererem Werk und verjagen aus leichterem Werk Massen
alter Weiber und unreifer Kinder. Die übermächtige Konkurrenz erschlägt
die schwächsten Handarbeiter.“ K. Marx, Kapital I.:
496. „Diese naturwüchsig
vorgehende industrielle Revolution wird künstlich beschleunigt durch die
Ausdehnung der Fabrikgesetze auf alle Industriezweige...“ K. Marx, Kapital
I.: 498. „Man sieht, das englische
Parlament, dem sicher niemand Genialität vorwerfen kann, ist durch
Erfahrung zur Einsicht gelangt, dass ein Zwangsgesetz alle sog.
Naturhindernisse der Produktion gegen Beschränkung und Regelung des
Arbeitstags einfach wegdiktieren kann.“ K. Marx, Kapital I.:
501. Zur Methode dieser
Online-Lektüre: Diese
Kurzfassung aller drei Kapital-Bände verzichtet auf die Vertiefung
von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx'
Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen
Worten. Jedem
neuen Abschnitt wird eine Zusammenfassung des bisherigen Gedankengangs
vorangestellt. Wo es dem
Verständnis dient, wurden Fremdwörter, Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenbeispiele modernisiert. Diese und andere
Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver
Schrift. Auslassungen
im laufenden Text sind durch drei Punkte ... kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von
Marx sind normal fett
gedruckt. Jedes
Zitat enthält die Seitenangabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wal Buchenberg |
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