Kapital I.:470-482 6.
Kompensationstheorie bezüglich der durch Maschinerie verdrängten
Arbeiter 7. Abstoßen und
Anziehen von Arbeitern mit Entwicklung des Maschinenbetriebs.
Krisen der Baumwollindustrie. „Alle zurechnungsfähigen
Repräsentanten der politischen Ökonomie geben zu, dass neue Einführung der
Maschinerie pestartig wirkt auf die Arbeiter in den überlieferten
Handwerken und Manufakturen, womit sie zunächst konkurriert. Fast alle
beächzen die Sklaverei des Fabrikarbeiters. Und was ist der große Trumpf,
den alle ausspielen? Dass die Maschinerie, nach den Schrecken der
Einführungs- und Entwicklungsperiode, die Arbeitssklaven in letzter
Instanz vermehrt, statt sie schließlich zu vermindern!“ K. Marx, Kapital
I.: 471. „Zwar zeigte sich schon
an einigen Beispielen, ... dass auf einem gewissen Entwicklungsgrad
außerordentliche Ausdehnung von Fabrikzweigen mit nicht nur relativer,
sondern absoluter Abnahme der angewandten Arbeiteranzahl verbunden sein
kann.“ K. Marx, Kapital I.: 471. (Diese Situation der
Massenarbeitslosigkeit haben wir heute seit Mitte der 80er Jahre:
Produktivere Technologie verdrängt immer mehr Arbeiter, ohne dass alle
arbeitslos gemachten Arbeiter in traditionellen oder neu entstandenen
Produktionszweigen neue Arbeit finden können.) „In empirisch gegebnen
Fällen ist die Zunahme der beschäftigten Fabrikarbeiter oft nur scheinbar,
d. h. nicht der Ausdehnung der bereits auf Maschinenbetrieb beruhenden
Fabrik geschuldet, sondern dem allmählichen Übergreifen auf
Nebenzweige. ... Die Zunahme dieser Fabrikarbeiter war also nur der
Ausdruck einer Abnahme in der Gesamtzahl der beschäftigten Arbeiter.“ K.
Marx, Kapital I.: 472. (Gesamtzahl der beschäftigten Arbeiter heißt an
dieser Stelle: Zahl der Fabrikarbeiter plus die Zahl der selbständigen
Handwerker plus die Zahl der
Manufakturarbeiter/innen.) „Man begreift jedoch,
trotz der vom Maschinenbetrieb faktisch verdrängten und virtuell ersetzten
Arbeitermasse, wie mit seinem eignen Wachstum, ausgedrückt in vermehrter
Anzahl von Fabriken derselben Art oder den erweiterten Dimensionen
vorhandener Fabriken, die Fabrikarbeiter schließlich zahlreicher sein
können als die von ihnen verdrängten Manufakturarbeiter oder Handwerker.
... Relative Abnahme der beschäftigten Arbeiterzahl verträgt sich also mit
ihrer absoluten Zunahme.“ K. Marx, Kapital I.: 473.
Beispiel: Ein
manufakturmäßiges Kapital von 500
ist angelegt in 200 c + 300 v
mit 300 Arbeitern. Bei Übergang zum
Maschinenbetrieb zerfällt dieses Kapital in 400 c + 100 v mit 100
Arbeitern. 200 Arbeiter wurden dadurch zunächst
arbeitslos. Aber mit Ausdehnung
der Produktion von 500 auf 1500 kann das akkumulierte Kapital bei gleicher
organischer Zusammensetzung von 4/5 c zu 1/5 v wieder 300 Arbeiter
beschäftigen: 1200 c + 300 v „Wächst das angewandte
Kapital weiter auf 2000 ..., so werden 400 Arbeiter beschäftigt, also 1/3
mehr als mit der alten Betriebsweise. Absolut ist die
angewandte Arbeiterzahl um 100 gestiegen, relativ, d. h. im Verhältnis zum
vorgeschossnen Gesamtkapital, ist sie um 800 gefallen, denn das Kapital
von 2000 ... hätte in der alten Betriebsweise 1200 statt 400 Arbeiter
beschäftigt. Relative Abnahme der
beschäftigten Arbeiterzahl verträgt sich also mit ihrer absoluten
Zunahme.“ K. Marx, Kapital I.: 473. „Wachstum in der Anzahl
der Fabrikarbeiter ist also bedingt durch proportionell viel rascheres
Wachstum des in den Fabriken angelegten Gesamtkapitals.“ K. Marx, Kapital
I.: 477. Wirkungen der
Wirtschaftszyklen: „Solange sich
der Maschinenbetrieb in einem Industriezweig auf Kosten des überlieferten
Handwerks oder der Manufaktur ausdehnt, sind seine Erfolge so sicher, wie
etwa der Erfolg einer mit dem Zündnadelgewehr bewaffneten Armee gegen eine
Armee von Bogenschützen wäre. Diese erste Periode, worin die Maschine erst
ihren Wirkungskreis erobert, ist entscheidend wichtig wegen der
außerordentlichen Profite, die sie produzieren hilft... Sobald aber das
Fabrikwesen eine gewisse Breite des Daseins und bestimmten Reifegrad
gewonnen hat, ... erwirbt diese Betriebsweise eine Elastizität, eine
plötzliche sprungweise Ausdehnungsfähigkeit, die nur an dem Rohmaterial
und dem Absatzmarkt Schranken findet.“ K. Marx, Kapital I.:
474. „Die ungeheure, stoßweise
Ausdehnbarkeit des Fabrikwesens und seine Abhängigkeit vom Weltmarkt
erzeugen notwendig fieberhafte Produktion und darauf folgende Überfüllung
der Märkte, mit deren Kontraktion Lähmung eintritt. Das Leben der
Industrie verwandelt sich in eine Reihenfolge von Perioden mittlerer
Lebendigkeit, Prosperität, Überproduktion, Krise und Stagnation.“ K. Marx,
Kapital I.: 476. „Wachstum in der Anzahl
der Fabrikarbeiter ist also bedingt durch proportionell viel rascheres
Wachstum des in den Fabriken angelegten Gesamtkapitals. Dieser Prozess
vollzieht sich aber nur innerhalb der Ebbe- und Flutperioden des
industriellen Zyklus. Er wird zudem stets unterbrochen durch den
technischen Fortschritt, der Arbeiter bald virtuell ersetzt, bald faktisch
verdrängt... Die Arbeiter
werden so fortwährend ausgestoßen und angesaugt, hin- und
hergeschleudert, und dies bei beständigem Wechsel in Geschlecht, Alter und
Geschick der Angeworbenen.“ K. Marx, Kapital I.: 477.
„Die Unsicherheit und
Unstetigkeit, denen der Maschinenbetrieb die Beschäftigung und damit die
Lebenslage des Arbeiters unterwirft, werden normal mit diesem
Periodenwechsel des industriellen Zyklus.“ K. Marx, Kapital I.:
476. „Die Zeiten der
Prosperität abgerechnet, rast zwischen den Kapitalisten heftigster Kampf
um ihren individuellen Raumanteil am Markt. Dieser Anteil steht in
direktem Verhältnis zur Billigkeit des Produkts. Außer der
hierdurch erzeugten Rivalität im Gebrauch verbesserter, Arbeitskraft
ersetzender Maschinerie und neuer Produktionsmethoden tritt jedes Mal ein
Punkt ein, wo Verbilligung der Ware durch gewaltsamen Druck des
Arbeitslohnes unter den Wert der Arbeitskraft erstrebt wird.“ K. Marx,
Kapital I.: 476. Zur Methode dieser
Online-Lektüre: Diese
Kurzfassung aller drei Kapital-Bände verzichtet auf die Vertiefung
von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx'
Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen
Worten. Jedem
neuen Abschnitt wird eine Zusammenfassung des bisherigen Gedankengangs
vorangestellt. Wo es dem
Verständnis dient, wurden Fremdwörter, Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenbeispiele modernisiert. Diese und andere
Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver
Schrift. Auslassungen
im laufenden Text sind durch drei Punkte ... kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von
Marx sind normal fett
gedruckt. Jedes
Zitat enthält die Seitenangabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wal Buchenberg |
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