Kapital I.: 331-340 Die Gesamtmasse des Mehrwerts hängt von mehreren
Größen ab: Vom Wert der Arbeitskraft, von der Länge des Arbeitstages, von
der Anzahl der Arbeiter und von der Mehrwertrate, bzw. vom Mehrwert, den
eine Durchschnittsarbeitskraft liefert. IV.
Abschnitt Zehntes
Kapitel „Der Teil des
Arbeitstags, der bloß ein Äquivalent (Wertgleiches) für den vom
Kapital gezahlten Wert der Arbeitskraft produziert, galt uns bisher als
konstante Größe, was er in der Tat ist unter gegebenen
Produktionsbedingungen, auf einer vorhandenen ökonomischen
Entwicklungsstufe der Gesellschaft. Über diese seine
notwendige Arbeitszeit hinaus konnte der Arbeiter 2, 3, 4, 6 usw. Stunden
arbeiten. Von der Größe dieser Verlängerung hingen Rate des Mehrwerts und
Größe des Arbeitstags ab. War die notwendige Arbeitszeit konstant, so
dagegen der Gesamtarbeitstag variabel. Unterstelle jetzt einen
Arbeitstag, dessen Größe und dessen Teilung in notwendige Arbeit und
Mehrarbeit gegeben sind. ... Wie kann nun die Produktion von Mehrwert
vergrößert, d. h. die Mehrarbeit verlängert werden, ohne jede weitere
Verlängerung ... des ganzen Arbeitstages?“ K. Marx, Kapital I.:
331 Angenommen der
Arbeitstag ist 8 Stunden, die notwendige Arbeitszeit 6 Stunden, Mehrarbeit
2 Stunden. Die Mehrarbeit kann bei gleichbleibender Gesamtlänge des
Arbeitstages auf 3 Stunden verlängert werden, aber nur, wenn gleichzeitig
die notwendige Arbeitszeit auf 5 Stunden verkürzt
wird. „Der Verlängerung der
Mehrarbeit entspräche die Verkürzung der notwendigen Arbeit, oder ein Teil
der Arbeitszeit, die der Arbeiter bisher in der Tat für sich selbst
verbraucht, verwandelt sich in Arbeitszeit für den Kapitalisten. Was
verändert, wäre nicht die Länge des Arbeitstags, sondern seine Teilung in
notwendige Arbeit und Mehrarbeit.“ K. Marx, Kapital I.:
331-332. „Bei gegebner Länge des
Arbeitstags muss die Verlängerung der Mehrarbeit aus der Verkürzung der
notwendigen Arbeitszeit entspringen...“ Kapital I.:
333. Senkung der
notwendigen Arbeitszeit bedeutet aber Senkung des Werts der Arbeitskraft,
bzw. Senkung der Lebensmittelkosten, die den Wert der Arbeitskraft
bestimmen. „Eine solche Senkung des
Werts der Arbeitskraft ... ist jedoch unmöglich ohne eine
entsprechende Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit.“ K. Marx,
Kapital I.: 333. „Mit gegebenen Mitteln
kann ein Schuster z.B. ein Paar Stiefeln in einem Arbeitstag von 12
Stunden machen. Soll er in derselben Zeit zwei Paar Stiefel machen, so
muss sich die Produktivkraft seiner Arbeit verdoppeln, und sie kann sich
nicht verdoppeln ohne eine Änderung in seinen Arbeitsmitteln oder seiner
Arbeitsmethode oder beiden zugleich. Es muss daher eine Revolution in den
Produktionsbedingungen seiner Arbeit eintreten, d.h. in seiner
Produktionsweise und daher im Arbeitsprozess selbst.“ K. Marx, Kapital I.:
333. „Unter Erhöhung der
Produktivkraft der Arbeit verstehen wir hier überhaupt eine Veränderung im
Arbeitsprozess, wodurch die zur Produktion einer Ware gesellschaftlich
nötigen Arbeitszeit verkürzt wird, ein kleinres Quantum Arbeit also
die Kraft erwirbt, ein größres Quantum Gebrauchswert zu produzieren.“ K.
Marx, Kapital I.: 333. Beispielrechnung für
Erhöhung der Produktivkraft: Vorausgesetzt, eine
Arbeitsstunde stellt einen Wert (v + m) von 50 Euro dar, ein 8-stündiger
Arbeitstag dann 400 Euro (v + m). Weiter angenommen,
unter gegebner Produktivkraft der Arbeit würden in 8 Arbeitsstunden 50
Stück Ware verfertigt. Der Wert der in 8
Stunden vernutzten Produktionsmittel, Rohmaterial usw. sei 600 Euro. Der
Tages-Produktenwert der 50 Stück Waren ist
dann: 600 Euro c + 400 Euro
v+m = 1000 Euro (c + v + m). Unter diesen Umständen
kostet jede einzelne Ware 1000 Euro : 50 = 20
Euro. Angenommen, es gelingt
nun einem Kapitalisten, die Produktivkraft der Arbeit zu verdoppeln und
daher in 8 Stunden 100 Stück dieser Warenart zu
produzieren. An verarbeiteten
Produktionsmitteln geht dann die doppelte Menge in die verdoppelte Menge
Waren ein, also nunmehr 1200 Euro c. Der Arbeitstag von 8
Stunden schafft aber unverändert einen Neuwert (v + m) von 400 Euro,
welcher sich jedoch jetzt auf doppelt soviel Produkte
verteilt. Der tägliche
Produktenwert wäre dann 1200 Euro c + 400 Euro (v + m) = 1600 Euro (c + v +
m). Aber dieser gestiegene
Produktenwert verteilt sich auf die doppelte Produktmenge von 100: Jede
einzelne Ware kostet jetzt 16 Euro (1600 Euro Produktenwert geteilt durch
100 Tagesstück) gegenüber 20 Euro Stückpreis aller anderen Kapitalisten,
die noch mit der herkömmlichen Produktivität arbeiten. vgl. K. Marx,
Kapital I. : 335-336) „Der individuelle Wert
dieser Ware steht nun unter ihrem gesellschaftlichen Wert, d. h. sie
kostet weniger Arbeitszeit als der große Haufen derselben Artikel,
produziert unter den gesellschaftlichen Durchschnittsbedingungen.
... Der wirkliche Wert einer
Ware ist aber nicht ihr individueller, sondern ihr gesellschaftlicher
Wert, d. h. er wird nicht durch die Arbeitszeit gemessen, die sie im
einzelnen Fall dem Produzenten tatsächlich kostet, sondern durch die
gesellschaftlich zu ihrer Produktion nötige
Arbeitszeit. Verkauft also der
Kapitalist, der die neue Methode anwendet, seine Ware zu ihrem
gesellschaftlichen Wert von 20 Euro so verkauft er sie 4 Euro
über ihrem individuellen Wert und realisiert so einen Extramehrwert
von 4 Euro pro Stück. Andrerseits stellt sich aber der
achtstündige Arbeitstag jetzt für ihn in 100 Stück Ware dar
statt früher in 50. Um also das Produkt eines
Arbeitstags zu verkaufen, bedarf er doppelten Absatzes oder eines zweifach
größeren Markts. Unter sonst gleichbleibenden Umständen erobern seine
Waren nur größeren Marktraum durch Senkung ihrer Preise. Er wird
sie daher über ihrem individuellen, aber unter ihrem gesellschaftlichen
Wert verkaufen.“ Kapital I.:
336. (Dies gilt natürlich
umgekehrt auch für Kapitalisten, die weniger produktiv arbeiten lassen als
der Durchschnitt. Sie müssen ihre Waren unter ihrem individuellen Wert
verkaufen und realisieren dann einen geringeren Mehrwert als der
Durchschnitt der Kapitalisten.) „Der Wert der Waren steht in
umgekehrten Verhältnis zur Produktivkraft der Arbeit. Ebenso, weil durch
Warenwerte bestimmt, der Wert der Arbeitskraft. Dagegen steht der relative
Mehrwert in direktem Verhältnis zur Produktivkraft der Arbeit. Er steigt
mit steigender und fällt mit fallender Produktivkraft... Es ist daher der innere
Trieb und die beständige Tendenz des Kapitals, die Produktivkraft der
Arbeit zu steigern, um die Ware und durch die Verbilligung der Ware
den Arbeiter selbst zu verbilligen.“ K. Marx, Kapital I.:
338. „Die Entwicklung der
Produktivkraft der Arbeit, innerhalb der kapitalistischen Produktion,
bezweckt, den Teil des Arbeitstags, den der Arbeiter für sich selbst
arbeiten muss, zu verkürzen, um grade dadurch den andren Teil des
Arbeitstags, den er für den Kapitalisten umsonst arbeiten kann, zu
verlängern.“ K. Marx, Kapital I.: 340. „Wenn ein einzelner
Kapitalist durch Steigerung der Produktivkraft der Arbeit z. B. Hemden
verbilligt, schwebt im keineswegs notwendig der Zweck vor, den Wert
der Arbeitskraft und daher die notwendige Arbeitskraft insgesamt zu
senken, aber nur soweit er schließlich zu diesem Resultat beiträgt, trägt
er bei zur Erhöhung der allgemeinen Rate des Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital
I.: 335. „Die verbilligte
Ware senkt natürlich den Wert der Arbeitskraft nur insgesamt im
Verhältnis, worin sie in die Reproduktion der Arbeitskraft eingeht.“ Kapital I.:
334. „Um den Wert der
Arbeitskraft zu senken, muss die Steigerung der Produktivkraft
Industriezweige ergreifen, deren Produkte den Wert der Arbeitskraft
bestimmen, also entweder dem Umkreis der gewohnheitsmäßigen Lebensmittel
angehören oder sie ersetzen können ... In Produktionszweigen dagegen, die
weder notwendige Lebensmittel liefern noch Produktionsmittel zu ihrer
Herstellung, lässt die erhöhte Produktivkraft den Wert der Arbeitskraft
unberührt.“ K. Marx, Kapital I.: 334. „Während also bei der Produktion
des Mehrwerts in der bisher betrachteten Form die Produktionsweise als
gegeben unterstellt war, genügt es für die Produktion von Mehrwert durch
Verwandlung notwendiger Arbeit in Mehrarbeit keineswegs, dass das Kapital
sich des Arbeitsprozesses in seiner ... vorhandenen Gestalt bemächtigt und
nur seine Dauer verlängert. Es muss die technischen und gesellschaftlichen
Bedingungen des Arbeitsprozesses, also die Produktionsweise selbst
umwälzen, um die Produktivkraft der Arbeit zu erhöhn, durch die Erhöhung
der Produktivkraft der Arbeit den Wert der Arbeitskraft zu senken und so
zu den zur Reproduktion dieses Werts notwendigen Teil des Arbeitstags zu
verkürzen.“ K. Marx, Kapital I.: 333-334. „Durch Verlängerung des
Arbeitstages produzierten Mehrwert nenne ich absoluten Mehrwert; den
Mehrwert dagegen, der aus Verkürzung der notwendigen Arbeitszeit und
entsprechender Veränderung im Größenverhältnis der beiden Bestandteile des
Arbeitstages entspringt - relativen Mehrwert:“ K. Marx, Kapital I.:
334. „Ökonomie der Arbeit
durch Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit bezweckt in der
kapitalistischen Produktion also durchaus nicht Verkürzung des
Arbeitstags. Sie bezweckt nur Verkürzung der für Produktion eines
bestimmten Warenquantums notwendiger Arbeitszeit.“ K. Marx, Kapital I.:
339. „Wieweit dies Resultat
auch ohne Verbilligung der Waren erreichbar, wird sich zeigen in
den besonderen Produktionsmethoden des relativen Mehrwerts, zu deren
Betrachtung wir jetzt übergehen.“ K. Marx, Kapital I.:
340. Das sind: Kooperation,
betriebliche Arbeitsteilung, intensivere Anwendung und Vergrößerung der
Naturkräfte durch Maschinerie. Zur Methode dieser
Online-Lektüre: Diese
Kurzfassung aller drei Kapital-Bände verzichtet auf die Vertiefung
von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx'
Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen
Worten. Jedem
neuen Abschnitt wird eine Zusammenfassung des bisherigen Gedankengangs
vorangestellt. Wo es dem
Verständnis dient, wurden Fremdwörter, Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenbeispiele modernisiert. Diese und andere
Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver
Schrift. Auslassungen
im laufenden Text sind durch drei Punkte ... kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von
Marx sind normal fett
gedruckt. Jedes
Zitat enthält die Seitenangabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wal Buchenberg |
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