Kapital I.: 118-143

Gold wird zur Geldware oder zu Geld, weil es sich allen Waren zum Tausch anbieten kann, weil es in alle Waren tauschbar ist. Damit wird Gold zur Verkörperung des Werts aller Waren.
Der Wertausdruck einer Ware in Gold ( x Ware A ist y Menge Gold) heißt ihr Preis. Der Preis der Ware ist der Geldname ihres Wertes.
Um als Preis einer Ware zu dienen, muß das Geld quantifiziert sein. Es wird in Gewichtsteile eingeteilt, die im Laufe der Zeit gesetzlich geregelt werden.
Preis und Wert brauchen nicht übereinstimmen. Der Preis einer Ware kann auch über oder unter ihrem Wert liegen oder etwas bezeichnen, was eigentlich keine Ware ist und daher keinen Wert hat (z.B. der Preis für eine gekaufte Abgeordnetenstimme, der Preis für eine Gefälligkeit usw.).


2. (Geld als) Zirkulationsmittel

a) Die Metamorphose der Waren

„Soweit der Austauschprozess Waren aus der Hand, worin sie Nicht-Gebrauchswerte, in die Hand überträgt, worin sie Gebrauchswerte sind, ist er gesellschaftlicher Stoffwechsel. Das Produkt einer nützlichen Arbeitsweise ersetzt das der andren.“ K. MARX, KAPITAL I.: 119.

Der Austauschprozess „produziert eine Verdopplung der Ware in Ware und Geld, einen äußeren Gegensatz, worin sie ihren immanenten Gegensatz von Gebrauchswert und Wert darstellen. In diesem Gegensatz treten die Waren als Gebrauchswerte dem Geld als Tauschwert gegenüber. Andrerseits sind beide Seiten des Gegensatzes Waren, also Einheiten von Gebrauchswert und Wert.“ K. MARX, KAPITAL I.: 119.

„Die Teilung der Arbeit verwandelt das Arbeitsprodukt in Ware und macht dadurch seine Verwandlung in Geld notwendig. Sie macht es zugleich zufällig, ob diese Verwandlung der Körper gelingt.“ K. MARX, KAPITAL I.: 122.

„Begleiten wir nun irgendeinen Warenbesitzer zur Szene des Austauschprozesses, dem Warenmarkt. ... Der Austauschprozess der Ware vollzieht sich also in zwei entgegengesetzten und einander ergänzenden Metamorphosen - Verwandlung der Ware in Geld und ihre Rückverwandlung aus Geld in Ware. Die Entwicklungsstadien der Warenverwandlung sind zugleich Tätigkeiten des Warenbesitzers - Verkauf, Austausch der Ware mit Geld; Kauf, Austausches des Geldes mit Ware, und Einheit beider Akte: verkaufen, um zu kaufen. K. MARX, KAPITAL I. : 120

„Der Austauschprozess der Ware vollzieht sich also in folgendem Formwechsel:

Ware - Geld – Ware
(W – G - W).
Nach ihrem stofflichen Inhalt ist die Bewegung W - W, Austausch von Ware gegen Ware...“ K. MARX, KAPITAL I. : 120.

 „Die Gesamtmetamorphose (Gesamtverwandlung) einer Ware unterstellt, in ihrer einfachsten Form, vier Extreme (Wx – G, G – Wy) und drei handelnde Personen ((X als Verkäufer – Z als Käufer, X als Käufer – Y als Verkäufer).
Erst tritt der Ware das Geld als ihre Wert-Gestalt gegenüber... So tritt dem Warenbesitzer ein Geldbesitzer gegenüber.
Sobald die Ware nun in Geld verwandelt. ... Als Endpunkt der ersten Warenwandlung ist das Geld zugleich Ausgangspunkt der zweiten.
So wird der Verkäufer des ersten Akts Käufer im zweiten, wo ihm ein dritter Warenbesitzer als Verkäufer gegenübertritt.“ K. MARX, KAPITAL I : 125.

„Der Kreislauf, den die Metamorphosenreihe (Verwandlungsreihe) jeder Ware beschreibt, verschlingt sich also unentwirrbar mit den Kreisläufen andrer Waren. Der Gesamtprozess stellt sich dar als Warenzirkulation.“ K. MARX, KAPITAL I.: 126.

„Die Warenzirkulation ist nicht nur formell, sondern wesentlich vom unmittelbaren Produktentausch unterschieden...  Es entwickelt sich ein ganzer Kreis von den handelnden Personen unkontrollierbarer, gesellschaftlicher Naturzusammenhänge.“ K. MARX, KAPITAL I.: 126.

„Die Zirkulation sprengt die zeitlichen, örtlichen und individuellen Schranken des Produktenaustausches eben dadurch, dass sie die hier vorhandne unmittelbare Identität zwischen dem Austausch des eignen und dem Eintausch des fremden Arbeitsprodukts in den Gegensatz von Verkauf und Kauf spaltet.“ K. MARX, KAPITAL I.: 127.

„Als Vermittler der Warenzirkulation erhält das Geld die Funktion des Zirkulationsmittels.“ K. MARX, KAPITAL I.: 128.

b) Der Umlauf des Geldes

„Der Umlauf des Geldes zeigt beständige, eintönige Wiederholung desselben Prozesses. Die Ware steht stets auf Seite des Verkäufers, das Geld stets auf Seite des Käufers, als Kaufmittel. Es funktioniert als Kaufmittel, indem es den Preis der Ware realisiert. ...
Dass diese einseitige Form der Geldbewegung aus der doppelseitigen Formbewegung der Ware entspringt ist verhüllt.“ K. MARX, KAPITAL I. : 129.

„Das Resultat der Warenzirkulation, Ersatz von Ware durch andre Ware, erscheint daher nicht durch ihren eigenen Formwechsel vermittelt, sondern durch die Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel. ... “ K. MARX, KAPITAL I. :  130.

Wie viel Geld ist nötig für die Zirkulation der Waren?
Preissumme der verkauften Waren geteilt durch Umlaufsanzahl gleichnamiger Geldstücke = Masse des als Zirkulationsmittel funktionierenden Geldes (S. 133)
. „Die drei Faktoren: die Preisbewegung, die zirkulierende Warenmasse und endlich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, können aber in verschiedner Richtung und verschiednen Verhältnisses wechseln ... also sehr zahlreiche Kombinationen durchmachen.“ K. MARX, KAPITAL I.: 135

„Das Gesetz, dass die Quantität der Zirkulationsmittel bestimmt ist durch die Preissumme der zirkulierenden Waren und die Durchschnittsgeschwindigkeit des Geldumlaufs, kann auch so ausgedrückt werden, dass bei gegebner Wertsumme der Waren und gegebner Durchschnittsgeschwindigkeit ihrer Metamorphosen, die Quantität des umlaufendes Geldes oder des Geldmaterials von seinem eigenen Wert abhängt.“ K. Marx, Kapital I : 136. (d. h. Silberwährung erfordert mehr umlaufendes Geld als Goldwährung. Und: Durch die Einführung des Euro wird die  für die Warenzirkulation notwendige Geldmenge in Deutschland halbiert. wb)

c) Die Münze. Das Wertzeichen

„Aus der Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel entspringt seine Münzgestalt. Der in dem Preise oder Geldnamen der Waren vorgestellte Gewichtsteil Gold muss ihnen in der Zirkulation als gleichnamiges Goldstück oder Münze gegenübertreten. ... In den verschiednen Nationaluniformen, die Gold und Silber als Münzen tragen, auf dem Weltmarkt aber wieder ausziehen, erscheint die Scheidung zwischen den innern oder nationalen Sphären der Warenzirkulation und ihrer allgemeinen Weltmarktsphäre. Goldmünze und Barrengold unterscheiden sich also von Haus aus nur durch die Figur, und das Gold ist beständig aus einer Form in die andre verwandelbar.“ K. Marx, Kapital I : 138-139.

„Der Weg aus der Münze ist aber zugleich der Gang zum Schmelztiegel. Im Umlauf verschleißen nämlich die Goldmünzen. ... Goldtitel und Goldsubstanz, Nominalgehalt und Realgehalt beginnen ihren Scheidungsprozess. ... Das Gold als Zirkulationsmittel weicht ab vom Gold als Maßstab der Preise und hört damit auch auf, wirkliches Äquivalent der Waren zu sein, deren Preise es realisiert. Die Geschichte dieser Wirren bildet die Münzgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis ins 18. Jahrhundert.“ K. Marx, Kapital I : 139.

„Wenn der Geldumlauf selbst den Realgehalt vom Normalgehalt der Münze scheidet, ihr Metalldasein von ihrem funktionellen Dasein, so enthält er die Möglichkeit latent, das Metallgeld in seiner Münzfunktion durch Marken aus andrem Material oder Symbole zu ersetzen.“ K. MARX, KAPITAL I.: 140.

„Es handelt sich hier ... um Staatspapiergeld mit Zwangskurs. Es wächst unmittelbar aus der metallischen Zirkulation heraus.“ K. MARX, KAPITAL I.: 141.

„Ein spezifisches Gesetz der Papierzirkulation kann nur aus ihrem Repräsentationsverhältnis zum Gold entspringen. Und dies Gesetz ist einfach dies, dass die Ausgabe des Papiergeldes auf die Quantität zu beschränken ist, worin das von ihm symbolisch dargestellte Gold (bzw. Silber) wirklich zirkulieren müsste.“ K. MARX, KAPITAL I.: 141.

Zur Illustration dieses Kapitels empfehle ich die Lektüre von „Die Entstehung des Geldes in Griechenland“ auf der Seite Weltgeschehen/Griechenland.

Zur Methode dieser Online-Lektüre:

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten. Jedes Zitat enthält die Seitenangabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Jedem neuen Abschnitt wird eine Zusammenfassung des vorherigen Gedankengangs vorangestellt.
Wo es dem Verständnis dient, wurden Fremdwörter, Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele modernisiert.
Diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett gedruckt.

Wal Buchenberg