Kapital I.: 109-118

Ein Produkt wird getauscht, sofern es für den Besitzer keinen Gebrauchswert hat (er hat davon Überfluss). Gleichzeitig muss es aber Gebrauchswert sein für den Nichtbesitzer haben.
Was zunächst als ein individueller Vorgang erscheint, wird spätestens dann ein komplizierter gesellschaftlicher Akt, wenn viele einzelne Produzenten ihr Produkt tauschen wollen, und dabei sowohl erwarten, dass alle anderen gerade dieses Produkt benötigen, die sie feilbieten, als auch genau die Gebrauchswerte herstellen, die sie selber benötigen.
Jeder einzelne Tauschende braucht einen Gebrauchswert für alle anderen anderen. Und alle anderen müssen Gebrauchswerte für ihn herstellen.
In diesen wiederholten Tauschakten kristallisiert sich eine besonders beliebte Ware als Tauschmittel heraus. Eine Ware, die für viele Gebrauchswert hat, eignet sich am besten als Tauschmittel. So entsteht eine Geldware als allgemeines Tauschmittel oder als allgemeines Äquivalent.
Als Geldware besonders geeignet sind edle Metalle wegen ihrer Teilbarkeit und Einschmelzbarkeit und ihrem relativ hohem Wert im Vergleich zu ihrem Gewicht.
Weil die Geldware Gold durch andere Waren ersetzt werden kann, glauben manche, der Wert des Geldes sei bloße Vereinbarung.
Weil die Geldware Gold durch ein Papierzeichen ersetzt werden kann, glauben andere, dass der Wert des Geldes nur Einbildung sei.
Wer es noch nicht gelesen hat, sollte es zur Illustration jetzt lesen: Die Entstehung des Geldes in Griechenland auf der Seite Weltgeschehen/Griechenland.

Drittes Kapitel

Das Geld oder die Warenzirkulation

1. (Geld als) Maß der Werte:

„Ich setze überall in dieser Schrift, der Vereinfachung halber, Gold als die Geldware voraus.“ K. Marx, Kapital I : 109.

„Die erste Funktion des Goldes besteht darin, der Warenwelt das Material ihres Wertausdrucks zu liefern oder die Warenwerte als gleichnamige Größen, qualitativ gleiche und quantitativ vergleichbare, darzustellen. So funktioniert es als allgemeines Maß der Werte, und nur durch diese Funktion wird Gold, die spezifische Äquivalentware, zunächst Geld.“  K. Marx, Kapital I : 109

„Der Wertausdruck einer Ware in Gold -  x Ware A = y Geldware - ist ihre Geldform oder ihr Preis.“ K. Marx, Kapital I : 110.

„Der Preis oder die Geldform der Waren ist ... eine von ihrer handgreiflich reellen Körperform unterschiedne, also nur ideelle oder vorgestellte Form. Der Wert von Eisen, Leinwand, Weizen usw. existiert, obgleich unsichtbar, in diesen Dingen selbst; er wird vorgestellt durch ihre Gleichheit mit Gold, eine Beziehung zum Gold, die sozusagen nur in ihren Köpfen spukt.“  K. Marx, Kapital I : 110. „Der Preis ist der Geldname der in der Ware vergegenständlichten Arbeit.“  K. Marx, Kapital I :  116.

„Die Warenwerte sind daher verwandelt in vorgestellte Goldquanta von verschiedener Größe... Als solche verschiedne Goldquanta vergleichen und messen sie sich untereinander, und es entwickelt sich technisch die Notwendigkeit, sie auf ein fixiertes Quantum Gold als ihre Maßeinheit zu beziehen. ... Vor ihrer Geldwerdung besitzen Gold, Silber, Kupfer bereits solche Maßstäbe in ihren Metallgewichten...  Bei aller metallischen Zirkulation bilden daher die vorgefundenen Namen des Gewichtsmaßstabs auch die ursprünglichen Namen des Geldmaßstabs oder Maßstabs der Preise.“  K. Marx, Kapital I : 112.

„Als Maß der Werte und als Maßstab der Preise verrichtet das Geld zwei ganz verschiedne Funktionen. Maß der Werte ist es als die gesellschaftliche Verkörperung der menschlichen Arbeit, Maßstab der Preise als ein festgesetztes Metallgewicht.“  K. Marx, Kapital I : 113.

„Als Maß der Werte kann Gold nur dienen, weil es selbst Arbeitsprodukt, also der Möglichkeit nach ein veränderlicher Wert ist.“ K. Marx, Kapital I :  113. Wertveränderungen des Goldes (Geldes) beeinflussen die Preise nur insofern, als sich unterschiedliche Wertveränderungen von Warenwelt und Gold (Geld) ergeben. Alleinige Wertveränderungen des Geldes beeinflussen aber nicht den relativen Wert der verschiedenen Waren zueinander: „Der Wertwechsel des Goldes verhindert auch nicht seine Funktion als Wertmaß. Er trifft alle Waren gleichzeitig, lässt also unter sonst gleichen Bedingungen ihre wechselseitigen relativen Werte unverändert...“  K. Marx, Kapital I : 113.

„Da der Geldmaßstab einerseits rein konventionell ist, andrerseits allgemeiner Gültigkeit bedarf, wird er zuletzt gesetzlich geregelt ...  Die Preise, oder die Goldquanta, worin die Werte der Waren ideell verwandelt sind, werden jetzt also ausgedrückt in den Geldnamen oder gesetzlich gültigen Rechennamen des Goldmaßstabs.“ K. Marx, Kapital I :  115.

„Der Preis ist der Geldname der in der Ware vergegenständlichten Arbeit.“  K. Marx, Kapital I :  116. Aber Preis der Ware und Wert der Ware können voneinander abweichen: „Die Möglichkeit ... der Abweichung des Preises von der Wertgröße, liegt also in der Preisform selbst. Es ist dies kein Mangel dieser Form, sondern macht sie umgekehrt zur adäquaten Form einer Produktionsweise, worin sich die Regel nur als blindwirkendes Durchschnittsgesetz der Regellosigkeit durchsetzen kann.“ K. Marx, Kapital I :  117.

Der Preis kann sich ganz vom Wert ablösen: „Dinge, die an und für sich keine Waren sind, z. B. Gewissen, Ehre usw. können ihren Besitzern für Geld feil sein und so durch ihren Preis die Warenform erhalten. ...  Der Preisausdruck wird hier imaginär...“ K. Marx, Kapital I :  117.

Zur Methode dieser Online-Lektüre:

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten. Jedes Zitat enthält die Seitenangabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Jedem neuen Abschnitt wird eine Zusammenfassung des vorherigen Gedankengangs vorangestellt.
Wo es dem Verständnis dient, wurden Fremdwörter, Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele modernisiert.
Diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett gedruckt.

Wal Buchenberg