Was kostet ein Studium?

 

Nach der 17. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes betrugen die monatlichen Ausgaben der Studierenden im Jahr 2003 durchschnittlich ca. 700 Euro.

 

Den größten Kostenanteil hatten die Wohnraummieten mit ca. 250 Euro (wobei Hamburg mit 305 Euro zu den teuersten und Rostock mit 206 Euro zu den günstigen Studienorten zählen), gefolgt von den Kosten für Ernährung mit ca. 160 Euro und den Fahrkosten mit ca. 90 Euro.

 

Bezogen auf die Gesamtstudiendauer summieren sich diese Ausgaben zu erheblichen Beträgen. Absolventen, die 2003 ihr Studium an einer westdeutschen Universität beendeten, mussten im Durchschnitt ca. 54.000 Euro aufbringen. An ostdeutschen Universitäten lagen die durchschnittlichen Kosten mit ca. 43.000 Euro deutlich darunter.

Etwas günstiger war ein Studium an Fachhochschulen. Hier lagen die durchschnittlichen Kosten bei ca. 40.000 Euro west und ca. 32.000 Euro ost.

 

Die Zahl der studentischen BAföG-Empfänger hat sich im letzten Jahr auf ca. 497.000 erhöht, so dass jeder vierte Studierende inzwischen BAföG erhält. Davon erhält jeder einen durchschnittlichen Förderbetrag von rund 370 Euro. BAföG deckt also nur rund die Hälfte der Studienkosten ab und muss als Darlehen später zurückgezahlt werden. Alle Studierenden sind auf die finanzielle Hilfe ihrer Eltern und - mit steigender Tendenz - auf eigenen Nebenverdienst angewiesen. Für 2/3 aller Studierenden war und ist der "Job neben dem Studium" eine wesentliche Finanzierungsquelle ihrer Ausbildung.

 

Wenn jetzt die Studiengebühren von 500 Euro pro Semester hinzukommen, werden die gesamten Studienkosten um rund 5000.- Euro erhöht, eine Verteuerung des Studiums um gut 10 Prozent.

Volkswirtschaftlich gerechnet bringen diese Studiengebühren eine staatliche Gegenfinanzierung des BAföGs. Wenn 500.000 Studierende (2003) pro Semester eine BaföG-Unterstützung von 2220 Euro (6 mal 370 Euro) erhalten, summiert sich das auf eine Gesamtsumme pro Semester von 1,1 Mrd. Euro, die der Staat an Studierende verteilt.

 

Wenn andererseits (sofort oder allmählich) von allen 2 Millionen Studierenden pro Semester 500 Euro Studiengebühren erhoben werden, dann summiert sich das ebenfalls auf eine Milliarde Euro, die der Staat (bzw. seine Untergliederungen) von den Studierenden einkassiert.

 

Volkswirtschaftlich wäre es der gleiche Effekt, wenn die Regierung auf einen Schlag alle Bafög-Zahlungen eingestellt würden. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass hunderte Staatsdiener täglich, wöchentlich und monatlich damit beschäftigt sind, jedes Semester 1 Milliarde Euro an die Studierenden auszuzahlen und wieder andere Staatsdiener täglich, wöchentlich und monatlich damit befasst sind, von den Studierenden 1 Milliarde Euro pro Semester einzukassieren.

 

Hätte unsere herrschende Klasse versucht, die 1 Mrd. Euro BaföG-Zahlungen pro Semester komplett abzuschaffen, dann hätten wir in Deutschland längst französische Verhältnisse. So aber sollen die Studierenden die 1 Mrd. Bafög-Unterstützung über die Studiengebühren faktisch zurückzahlen. Damit kommt unsere schlaue Politikerklasse wahrscheinlich durch.

 

Daten aus:   Berufswahl und eigene Berechnungen.

 

Vergleiche dazu die Lohnvorteile durch höhere Bildung, Stand 2002 (ohne Einberechnung der Studienkosten):

 

 

Anmerkung:

Länder mit hohen (privaten) Studienkosten haben ein hohes Lohnniveau für Akademiker. Die höherqualifizierte Lohnarbeit kommt also für die Kapitalisten billiger, wenn das Studium kostenlos ist. Höhere Studienkosten schlagen sich als höherer Lohn für die spätere akademische Arbeitskraft nieder.

 

Wal Buchenberg, 21.Mai 2006