Steuerklassengesellschaft

Die Grafik rechts zeigt die Belastung des Lohns durch staatliche Abgaben und Steuern bezogen auf den Bruttolohn und kommt zu einer Gesamtbelastung von 48,3 Prozent.

Wie sieht es denn mit der Besteuerung des Kapitals aus?

Das Finanzamt besteuert bei den Unternehmen nicht die Bruttoeinnahmen wie bei den Lohnarbeitern, sondern nur die Gewinne. Würden nur die "Gewinne" der Lohnarbeiter besteuert, so würde nur das besteuert werden, was am Monatsende oder Jahresende übrigbleibt und aufs Sparkonto fließt.

Dass von den Unternehmen nur die Gewinne besteuert werden, ist also ein enormes Privileg.

Lassen wir also einmal die kapitalfreundlichen Steuergesetze beiseite und schauen nur auf das Ergebnis der Besteuerung:
Laut Bericht der Bundesbank von April 2003 und den dort berichteten Zahlen für das Jahr 2000 lagen die Erträge aller Unternehmen in allen Wirtschaftsbereichen und allen Rechtsformen insgesamt bei 3605,5 Mrd. Euro (darin sind neben den Umsätzen auch aktivierte Eigenleistungen enthalten). Das sind also die Bruttoerträge des Kapitals.

Wie werden diese Bruttoerträge steuerlich belastet?

Die gezahlten Steuern aller Unternehmen lagen nach Angaben der Bundesbank im gleichen Jahr bei 99,5 Mrd. Euro.

Das macht eine Steuerbelastung des Kapitals von ganzen 2,75 Prozent.

Die Lohnarbeiter in Deutschland tragen also eine Steuer- und Abgabenlast von durchschnittlich 48 %, das Kapital von 2,75 %. Man kann an dieser relativen Berechnung noch hier und da herumfeilen. Das wird das Gesamtbild nicht wesentlich beeinflussen. Erst recht nicht, wenn man in absoluten Zahlen sieht, wie wenig das Unternehmens-Kapital zum Staatshaushalt beiträgt.

Laut Angaben des Bundesfinanzministeriums betrugen die gesamten Steuereinnahmen aller öffentlichen Haushalte im gleichen Jahr 467 Mrd. Euro. Das Unternehmens-Kapital trug dazu mit 99,5 Mrd. Euro nur 21 Prozent, rund ein Fünftel dazu bei. Alles andere kam von Einzelpersonen, den Lohnarbeitern und anderen Erwerbstätigen wie sonstigen Einkommensbezieher " darunter auch von den Kapitalisten als Individuen.

Von jedem Euro, den der Staat ausgibt, stammen 21 Cent vom Unternehmenskapital, 79 Cent aus den Taschen von Einzelpersonen.

"The Economist" vom 31.05.1997 kommt unter der ßberschrift "Lohnarbeiter tragen die Hauptlast der Steuern" zu keinem anderen Ergebnis:

Wal Buchenberg, 10.5.2003

Steuerlexikon

Umsatzsteuer

Die Mehrwertsteuer bildet den größten Einzelposten im deutschen Steuerkuchen. Rund 146,7 Mrd. Euro flossen Bund und Ländern 2006 durch die Einnahmen aus der Umsatzsteuer zu. Bund und Länder teilen sich die Einnahmen zu gleichen Teilen. Nach der Erhöhung des Normalsatzes auf 19 Prozent wird mit einem weiteren kräftigen Anstieg gerechnet. Auf rund 169,5 Mrd. Euro taxierte der Steuerschätzerkreis im November 2006 die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer für 2007. Das entspräche einem Anstieg von 16 Prozent.

 

Lohn, Einkommen, Kapitalerträge

Die Lohnsteuer brachte dem Fiskus im vergangenen Jahr 122,6 Mrd. Euro ein. Hinzu kamen die Einnahmen aus der Einkommensteuer in Höhe von rund 17,6 Mrd. Euro. Dank der guten Konjunktur und der Erholung am Arbeitsmarkt sollen die Einnahmen weiter steigen. 126,8 Mrd. Euro erwarteten die Steuerschätzer im November 2007 für die Lohnsteuer und rund 19,4 Mrd. Euro für die Einkommensteuer. Die Einnahmen werden unter Bund und Ländern aufgeteilt.

Eine zweistellige Milliardensumme (11,9 Mrd. Euro 2006) erhalten Bund und Länder durch die Besteuerung von Kapitalerträgen. Weitere 7,6 Mrd. Euro wurden durch den so genannten Zinsabschlag erlöst. Der Solidaritätszuschlag zur Finanzierung der deutschen Einheit brachte rund 11,3 Mrd. Euro ein. Anders als Kapitalertragsteuer und Zinsabschlag stehen die Einnahmen aber allein dem Bund zu.

 

Körperschaftsteuer

Rund 22,9 Mrd. Euro hat der Fiskus im vergangenen Jahr von den Kapitalgesellschaften in Deutschland eingesammelt. Die Unternehmen müssen 25 Prozent ihres Gewinns an die öffentliche Hand abführen. Im laufenden Jahr sollen die Einnahmen nach der Steuerschätzung vom November 2006 auf 20,8 Mrd. Euro zurückgehen. Wenn 2008 die Unternehmenssteuerreform in Kraft tritt, dürfte es zu noch größeren Steuerausfällen kommen. Die Bundesregierung will den Steuersatz auf 15 Prozent senken.

 

Mineralöl- und ßkosteuer

Rund 40 Mrd. Euro hat der Bund im vergangenen Jahr durch die Besteuerung von Kraftstoff, Heizöl und Erdgas eingenommen. Hinzu kam das Aufkommen aus der Stromsteuer, die besser als ßkosteuer bekannt ist. Fast 6,3 Mrd. Euro flossen dem Fiskus aus dieser Steuerart zu. Für 2007 rechneten die Steuerschätzer bisher mit einem leichten Rückgang bei den Einnahmen aus der Mineralölsteuer und einem leichten Anstieg bei der Stromsteuer.

 

Tabak, Alkohol und Kaffee

Rauchen ist zwar ein unerwünschtes Gesundheitsrisiko, der Tabakkonsum bringt dem Bund jedoch Jahr für Jahr zweistellige Milliardenbeträge ein. 2006 beliefen sich die Einkünfte aus der Steuer auf rund 14,4 Mrd. Euro, 2007 sollen es etwas weniger sein. Der Steuersatz war zuletzt 2004 und 2005 angehoben worden, die Einnahmen stiegen jedoch nur leicht.

Auch bei Alkohol langt der Fiskus zu - allerdings in geringerem Umfang. Die Einnahmen aus der Branntweinsteuer beliefen sich auf nicht einmal 2,2 Mrd. Euro. Die Sondersteuer auf hochprozentige Süßgetränke, so genannte Alcopops, brachte nur rund 6 Mio. Euro ein. Die Steuer war jedoch mit dem Ziel eingeführt worden, Jugendliche vom Konsum dieser Getränke abzuhalten.

Ein Relikt aus der Zeit Kaiser Wilhelms ist die Schaumweinsteuer. Ursprünglich eingeführt, um den Bau des Nord-Ostsee-Kanals und die Aufrüstung der Kriegsflotte zu finanzieren, hat sie die Zeit überlebt. Bisher wollte kein Finanzminister auf die rund 420 Mio. Euro verzichten. Auch beim Kaffee verdient der Bund mit: 970 Mio. Euro brachte der Kaffeekonsum dem Fiskus ein.

Während die Steuern auf Sekt und Kaffee dem Bund gehören, fließen die Einnahmen der Biersteuer in die Länderhaushalte. Rund 780 Mio. Euro nahmen die Finanzminister durch diese Abgabe ein.

 

Versicherungsteuer

Rund 8,7 Mrd. Euro nahm der Bund im vergangenen Jahr durch die Versicherungsteuer ein. Das Aufkommen wird in diesem Jahr wesentlich größer sein, da der Steuersatz auf Prämien und Beiträge zu Jahresbeginn auf 19 Prozent angehoben wurde. Die Steuerschätzer rechneten im November 2006 mit Einnahmen von 10,6 Mrd. Euro für 2007.

Wesentlich geringer sind mit 320 Mio. Euro die Einnahmen aus der Feuerschutzsteuer, die den Ländern zustehen. Die Abgabe wird auf Beiträge für Feuerversicherungen und kommen dem Brandschutz zugute.

 

Erbschaftsteuer

Die Erbschaftsteuer ist in der Koalition derzeit heftig umstritten. Es geht um rund 3,8 Mrd. Euro, die den Ländern zufließen. Für dieses Jahr rechnen die Steuerschätzer mit Einnahmen in Höhe von rund 4 Mrd. Euro. Bei der Neufassung des Gesetzes liegen Union und SPD weit auseinander: Während die Sozialdemokraten Erben stärker zur Kasse bitten wollen, plant die Union eine Entlastung.

Grunderwerbsteuer

Die Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer sind im vergangenen Jahr um fast 28 Prozent auf 6,1 Mrd. Euro gestiegen. Nach der Föderalismusreform ist die Steuer eine reine Ländersteuer. Die 16 Bundesländer können seitdem den Steuersatz selbst festlegen. Das klamme Berlin erhöhte die Steuer, die beim Kauf eines Grundstücks fällig wird, zum 1. Januar 2007 auf 4,5 Prozent. In den anderen Ländern liegt der Steuersatz bei 3,5 Prozent.

 

Kfz-Steuer

Bei der Kraftfahrzeugsteuer gilt die Regel, dass der Bund entscheidet und die Länder kassieren. Im vergangenen Jahr betrugen die Einnahmen aus der Steuer rund 8,9 Mrd. Euro, ein Plus von drei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Für das kommende Jahr rechneten die Steuerschätzer bisher mit einem leichten Minus. Die Kfz-Steuer ist aber auch politisch ins Gerede gekommen: Die Abgabe soll sich künftig am CO2-Ausstoß orientieren. Bisher hängt der Steuersatz vom Hubraum des Fahrzeugs ab.

Rennwett- und Lotteriesteuer

Das Spiel mit dem Glück beschert den Ländern ein milliardenschweres Zubrot. Rund 1,8 Mrd. Euro flossen zum größten Teil über die Lotteriesteuer in die Kassen der Länder. Das entsprechende Gesetz stammt aus dem Jahr 1922, es wurde seitdem nur geringfügig verändert. Im Gesetzestext ist daher auch immer noch vom "Reichsminister der Finanzen" die Rede.

Gemeindesteuern

Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer stehen den Städten und Gemeinden zu. 2006 konnten sie sich nach Abzug der Gewerbesteuerumlage über rund 22,2 Mrd. Euro freuen. Bisher gingen die Steuerschätzer von einem leichten Rückgang in diesem Jahr aus. Neben der Gewerbesteuer fließen die Einnahmen aus der Grundsteuer in die Kassen der Kommunen. Rund 10 Mrd. Euro nehmen Städte und Gemeinden dadurch ein. Auch die Hundesteuer wird von den Gemeinden erhoben: Die Einnahmen beliefen sich auf rund 220 Mio. Euro (2003).

 

aus: http://www.ftd.de/politik/deutschland/198058.html?p=1#a0