Leopold von Ranke

„der größte deutsche Geschichtsschreiber des neunzehnten Jahrhunderts. ...
Nach seiner tiefsinnigen und wohldurchdachten Lehre beruht das Eigentümliche einer jeden historischen Epoche in ihrer ‚Idee‘ ...; durch sie wird erst die innere Einheit der Epoche erzeugt. ... die Taten Gottes zu erkennen, ist die Aufgabe des Geschichtsschreibers...“
Ranke „versuchte, den ausschließlichen Respekt vor Akten und Fakten zum Leitpathos der Geschichtsschreibung zu machen. Und dazu kommt die fast völlige Politisierung der Geschichte ... Es war gewiss eine entscheidende wissenschaftliche Tat und ein Fortschritt zur reineren und reicheren Erkenntnis, dass er die ‚diplomatische‘ Historik geschaffen hat; aber er ist zum Teil selber das Opfer seines Faches geworden, indem der beständige Verkehr mit toten Gesandten, Ministern und Staatskorrespondenten ein wenig auf ihn abgefärbt und ihn selber zum Diplomaten gemacht hat, der, stets vornehm, verbindlich, formvollendet, einen unsichtbaren Ordensstern auf der Brust, ein wenig zu sehr ‚alles versteht‘. Und ins Große gerechnet, hat er sich nicht bloß auf die politische Geschichte beschränkt, sondern sogar vorwiegend auf die Geschichte der Regierungen, deren Taten bei ihm fast immer zu Recht bestehen.“
Aus: Egon Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit. München, S. 1082 – 1084.

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