„Der geistige Führer des vierten Standes war Louis Blanc. Er hatte in seiner ‚Histoire de dix ans‘ das erste Jahrzehnt der Regierung Louis Philipps mit einprägsamer Plastik und dolchscharfer Polemik abgeschildert und in seiner ‚Organisation du travail‘ sein nationalökonomisches Programm zur Darstellung gebracht. Seine Hauptforderung waren staatlich unterstützte Arbeiterproduktivgenossenschaften. Er war, wie wir schon erwähnten, einer der erbittersten Gegner des Manchestertums: die freie Konkurrenz ist nach seiner Ansicht die Ursache aller Missstände: des Arbeiterelends, der Handelskrisen, der Kriege; man müsse daher zum Gegenteil greifen: zur Assoziation. Die von ihm vorgeschlagenen ‚sozialen Werkstätten‘ sind spezialisiert: sie vereinigen immer nur Arbeiter derselben Profession. Das notwendige Kapital hat die Regierung zu liefern. Der Lohn ist für alle gleich. Die Ernennung der Arbeitsleiter geschieht durch Wahl. Die jährlichen Überschüsse werden auf Lohnzuschläge, Altersversorgung und Erweiterung der Betriebe verwendet. Kurz: der Staat hat, wie Blanc sich sehr präzis ausdrückt, ‚der Bankier der Armen‘ zu sein. |
Aus: Egon Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit. München, S. 1116f. |