Streiks Streiks sind weniger wichtig aufgrund ihrer jeweiligen
Resultate als vielmehr zur Weckung und Erhaltung des Kampfeswillens und
Kampfesbewusstseins. „Es
gibt eine Kategorie von Linken und sogar von Sozialisten, die
Streiks als sehr schädlich für die Interessen des ,Arbeiters selbst‘
erachten und die ihre Hauptaufgabe darin sehen, eine Methode zu finden,
ständige Durchschnittslöhne zu sichern. Abgesehen davon, dass die Tatsache
des industriellen Zyklus mit seinen verschiedenen Phasen alle solche
Durchschnittslöhne unmöglich macht, bin ich ganz im Gegenteil
davon überzeugt, dass das aufeinander folgende Steigen und Fallen der
Löhne und die ständigen daraus resultierenden Konflikte zwischen
Fabrikanten und Arbeitern in der gegenwärtigen Organisation der Produktion
die unerlässlichen Mittel sind, den Kampfgeist der Arbeiterklasse lebendig
zu halten, diese in einer einzigen großen Vereinigung gegen die Übergriffe
der herrschenden Klasse zusammenzufassen und sie davon abzuhalten, zu
Mitleid heischenden, gedankenlosen, mehr oder weniger gut genährten
Produktions-instrumenten zu werden. In einer Gesellschaftsordnung, die auf
dem Antagonismus der Klassen beruht, müssen wir, wenn wir die Sklaverei
nicht nur in Worten, sondern auch in Taten verhüten wollen, den Kampf
aufnehmen. Um den Wert von Streiks und Koalitionen richtig zu würdigen,
dürfen wir uns nicht durch die scheinbare Bedeutungslosigkeit ihrer
ökonomischen Resultate täuschen lassen, sondern müssen vor allen Dingen
ihre moralischen und politischen Auswirkungen im Auge behalten. Ohne die
längeren aufeinander folgenden Phasen von Abspannung, Prosperität,
Aufschwung, Krise und Elend, welche die moderne Industrie in periodisch
wiederkehrenden Zyklen durchläuft, mit dem daraus resultierenden Auf und
Ab der Löhne sowie dem ständigen Kampf zwischen Fabrikanten und Arbeitern,
der in genauer Übereinstimmung mit jenen Schwankungen in den Löhnen und
Profiten verläuft, würde die Arbeiterklasse Großbritanniens und ganz
Europas eine niedergedrückte, charakterschwache, verbrauchte, unterwürfige
Masse sein, deren Emanzipation aus eigener Kraft sich als ebenso unmöglich
erweisen würde wie die der Sklaven des antiken Griechenlands und Roms. Wir
dürfen nicht vergessen, dass Streiks und Koalitionen unter den Leibeigenen
die Brutstätten der mittelalterlichen Gemeinwesen waren und diese
Gemeinwesen wiederum die Quelle des Lebens der neuen herrschenden
Bourgeoisie.“ K. Marx,
Russische Politik, MEW 9, 170f . „...
Selbst eine Minderheit der Arbeiter, die sich zu einer
Arbeitseinstellung vereinigt, (sieht) sich sehr bald gezwungen ...,
revolutionär aufzutreten...“ K.
Marx, Deutsche Ideologie, MEW 3, 185. Siehe auch die Artikel: |
Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: „Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.
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