Sklaverei 1. Sklaverei ist nicht
ursprünglich, sondern setzt eine
lange wirtschaftliche Entwicklung voraus Der Mensch A ist als solcher nicht Sklave. Sklave ist er in der und durch die Gesellschaft. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 176. Sklaverei, Leibeigenschaft etc., wo der Arbeiter selbst unter den Naturbedingungen der Produktion für ein drittes Individuum oder Gemeinwesen erscheint ... ist immer sekundär, nie ursprünglich, obgleich notwendiges und konsequentes Resultat des auf dem Gemeinwesen und Arbeit im Gemeinwesen gegründeten Eigentums. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 395. Die Geschichte zeigt ... das Gemeineigentum (z. B. bei den Indern, Slawen, alten Kelten etc.) als die ursprünglichere Form, eine Form, die unter der Gestalt des Gemeindeeigentums noch lange eine bedeutende Rolle spielt. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 9. Die erste Form des
Eigentums ist das Stammeigentum. Es entspricht der unentwickelten Stufe
der Produktion, auf der ein Volk von Jagd und Fischfang, von Viehzucht
oder höchstens vom Ackerbau sich nährt. ... Die zweite Form ist
das antike Gemeinde- und Staatseigentum, das namentlich aus der
Vereinigung mehrerer Stämme zu einer Stadt durch Vertrag oder
Eroberung hervorgeht und bei dem die Sklaverei fortbestehen bleibt. Neben
dem Gemeindeeigentum entwickelt sich schon das mobile und später auch das
immobile Privateigentum, aber als eine abnorme, dem Gemeindeeigentum
untergeordnete Form. Die Staatsbürger besitzen nur in ihrer Gemeinschaft
die Gewalt über ihre arbeitenden Sklaven und sind schon deshalb an die
Form des Gemeindeeigentums gebunden. Es ist das gemeinschaftliche
Privat-eigentum der aktiven Staatsbürger, die den Sklaven gegenüber
gezwungen sind, in dieser naturwüchsigen Weise der Vereinigung zu
bleiben. K. Marx, Deutsche
Ideologie, MEW 3, 22f. Siehe auch den Artikel: Gemeineigentum 2. Relativ
selbständiges Wirtschaften der Einzelfamilien führt zur
Herausbildung von Privateigentum mit
Sklavenausbeutung Erst auf dieser Stufe wird Sklavenarbeit in größerem Umfang
möglich. Privateigentum, als Gegensatz zum gesellschaftlichen, kollektiven Eigentum, besteht nur da, wo die Arbeitsmittel und die äußeren Bedingungen der Arbeit (= Land) Privatleuten gehören. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 789. Je weniger faktisch das Eigentum des Einzelnen nur verwertet (d. h. vermehrt) werden kann durch gemeinsame Arbeit also z. B. wie die Wasserleitungen im Orient , je mehr der rein naturwüchsige Charakter des Stammes durch historische Bewegung, Wanderung, gebrochen; je mehr ferner der Stamm sich entfernt von seinem ursprünglichen Sitz und fremden Boden okkupiert, also in wesentlich neue Arbeitsbedingungen tritt und die Energie des Einzelnen mehr entwickelt ist ..., umso mehr sind die Bedingungen gegeben, dass der Einzelne Privateigentümer von Grund und Boden einer besonderen Parzelle wird, deren besondere Bearbeitung ihm und seiner Familie überlassen wird. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 378. Die Gemeinde als
Staat ist einerseits die Beziehung dieser freien und gleichen
Privateigentümer aufeinander, ihre Verbindung gegen außen, und ist
zugleich ihre Garantie. Das Gemeinwesen beruht
hier ebenso sehr darauf, dass seine Mitglieder aus arbeitenden
Grundeigentümern, Parzellenbauern bestehen, wie die Selbständigkeit der
letzteren durch ihre Beziehung als Gemeindeglieder aufeinander, Sicherung
des ager publicus (Gemeinschaftslands) für die gemeinschaftlichen
Bedürfnisse und den gemeinschaftlichen Ruhm etc.
besteht. Voraussetzung bleibt
hier für die Aneignung des Grund und Bodens Mitglied der Gemeinde zu sein,
aber als Gemeindemitglied ist der Einzelne Privateigentümer. Er bezieht
sich zu seinem Privateigentum als Grund und Boden, aber zugleich als
seinem Sein als Gemeindemitglied, und die Erhaltung seiner als
Grundbesitzer ist ebenso die Erhaltung der Gemeinde, wie umgekehrt
... Das Eigentum an der eigenen Arbeit ist vermittelt durch das Eigentum an der Bedingung der Arbeit dem Hufen Land, seinerseits garantiert durch das Dasein der Gemeinde, und diese wieder durch die Mehrarbeit in Form von Kriegsdienst etc. der Gemeindemitglieder. Es ist nicht Kooperation in der reichtumsschaffenden Arbeit, wodurch sich das Gemeindemitglied reproduziert, sondern Kooperation in der Arbeit für die gemeinschaftlichen Interessen (imaginären und wirklichen) zur Aufrechterhaltung des Verbandes nach außen und innen. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 379f. Abgesehen von allen
von außen kommenden schädlichen Einflüssen trägt die Gemeinde in ihrem
eigenen Innern die sie zerstörenden Elemente. Das Privateigentum an
Grund und Boden hat sich bereits dorthin eingeschlichen in Gestalt eines
Hauses mit seinem Hof, es kann sich zu einem starken Bollwerk verwandeln,
von wo aus der Angriff gegen das gemeinschaftliche Land vorbereitet wird.
... Aber das Wesentliche ist die parzellierte Arbeit als Quelle der privaten Aneignung. Sie lässt der Akkumulation beweglicher Güter Raum, z. B. von Vieh, Geld, bisweilen sogar von Sklaven oder Leibeigenen. Dieses bewegliche, von der Gemeinde unkontrollierbare Eigentum Gegenstand individuellen Tausches, wobei List und Zufall leichtes Spiel haben, wird auf die ganze ländliche Ökonomie einen immer größeren Druck ausüben. Das ist das zersetzende Element der ursprünglichen ökonomischen und sozialen Gleichheit. Es führt heterogene Elemente ein, die im Schoße der Gemeinde Interessenkonflikte und Leiden-schaften schüren, die geeignet sind, zunächst das Gemeineigentum an Ackerland, dann das an Wäldern, Weiden, Brachland etc. anzugreifen, die einmal in Gemeindeanhängsel des Privateigentums umgewandelt, ihm schließlich zufallen werden. K. Marx, Brief an Sassulitsch, Entwurf, (1881), MEW 19, 404. Damit die Gemeinde
fortexistiere in der alten Weise, als solche, ist die Reproduktion ihrer
Glieder unter den vorausgesetzten objektiven Bedingungen nötig. Die
Produktion selbst, Fortschritt der Bevöl-kerung ... hebt notwendig nach
und nach diese Bedingungen auf; zerstört sie statt sie zu reproduzieren
... und damit geht das Gemeinwesen unter mit den Eigentumsverhältnissen,
auf denen es gegründet war. ... Verändert der Einzelne
sein Verhältnis zur Gemeinde, so verändert er damit und wirkt zerstörend
auf die Gemeinde; wie auf ihre ökonomische Voraussetzung; andererseits
wird die Änderung dieser ökonomischen Voraussetzung durch ihre
eigene Dialektik hervorgebracht, Verarmung etc. Namentlich der
Einfluss des Kriegswesens und der Eroberung, der in Rom z. B.
wesentlich zu den ökonomischen Bedingungen der Gemeinde selbst gehört,
hebt auf das reale Band, worauf sie beruht. ... Die Entwicklung der
Sklaverei, die Konzentration des Grundbesitzes, Austausch, Geldwesen,
Eroberung etc. so bei den Römern, obgleich alle diese Elemente bis zu
einem gewissen Punkt verträglich zu sein scheinen mit der Grundlage und
sie teils nur unschuldig zu erweitern scheinen, teils als bloße
Missbräuche aus ihr hervorzuwachsen scheinen. K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 386. Siehe auch den Artikel: Eigentum 3. Unproduktive und
produktive Sklaverei Ein produktiver
Arbeiter ist einer, der Reichtum seines Herrn unmittelbar vermehrt.
sagt Malthus ... sehr richtig; ... das gilt ebenso vom Sklaven ...
K. Marx,
Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 213
Anm. 3.1. Die frühe
patriarchale Haussklaverei von Frauen und Kindern
war Luxus Soweit Haus- oder Palastsklaven persönliche Dienste für
ihren Herrn leisteten, waren sie unproduktiv. Die Arbeit dieser meist
weiblichen Haussklaven vermehrte den Reichtum des Herrn nicht, sondern
zehrte von ihm. Selbst wo sie Lebensmittel für ihren Herrn bereiteten,
dienten sie nur der Subsistenz des Sklavenbesitzers, nicht seiner
Bereicherung. Diese unproduktive oder Subsistenzsklaverei war eine Form
des Luxus und kam in der Frühzeit nur bei den reichsten Familien
vor. ... Das Eigentum ...
(hat) in der Familie, wo die Frau und Kinder die Sklaven des Mannes sind,
schon im Keim seine erste Form ... Die freilich noch sehr rohe, latente
Sklaverei in der Familie ist das erste Eigentum, das übrigens hier schon
vollkommen der Definition der modernen Ökonomen entspricht, nach der es
die Verfügung über fremde Arbeitskraft ist. K. Marx, Deutsche
Ideologie, MEW 3, 32. Bloße Haussklaven, sei es dass sie zur Leistung notwendiger Dienste oder bloß zur Luxusparade dienen, ... entsprechen unserer dienenden Klasse. K. Marx, Kapital II, MEW 24, 475. 3.2. Erst die
produktive, männliche Sklavenarbeit diente der
Bereicherung und war Ausbeutung In der antiken Welt
resultiert die Wirkung des Handels und die Entwicklung des
Kaufmannskapitals stets in Sklavenwirtschaft; je nach dem Ausgangspunkt
auch nur in Verwandlung eines patriarchalischen, auf Produktion
unmittelbarer Subsistenzmittel gerichteten Sklavensystems in ein auf
Produktion von Mehrwert gerichtetes. K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 344. Der Mehrarbeitstag im Dienste des Arbeitsherren ist Arbeit für den Tauschwert, für den Reichtum ... die natürliche Grenze ist gesetzt durch die Anzahl der gleichzeitigen Arbeitstage oder der lebendigen Arbeitsvermögen, i. e. durch die Arbeitsbevölkerung. ... Menschenraub, Sklaverei, Handel mit Sklaven und Zwangsarbeit derselben, Vermehrung dieser ,arbeitenden Maschinen, ,Mehrprodukt produzierenden Maschinen (= Sklaven) ist hier direkt durch Gewalt gesetzt. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 654f. 3.3. Bedingungen der
produktiven (männlichen) Sklavenausbeutung In dem Sklaven wird
das Produktionsinstrument direkt geraubt. Dann aber muss die Produktion
des Landes, für das er geraubt wird, so gegliedert sein, um Sklavenarbeit
zuzulassen, oder ... es muss eine dem Sklaven entsprechende
Produktionsweise geschaffen werden. K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 19. Subjektiv muss der Sklavenbesitzer genug Reichtum haben, um
eine Expedition für den Sklavenfang auszurüsten oder um den Kaufpreis für
seine Sklaven zu errichten. Objektiv musste er die Arbeitsteilung die
Trennung zwischen einfacher und komplizierter Arbeit genügend entwickelt
haben, dass in seiner Hauswirtschaft der Einsatz von sklavischer
Zwangsarbeit mit geringer Ausbildung, geringer Umsicht und geringem
Arbeitswillen möglich wurde. Braucht der Arbeiter alle seine Zeit, um die zur Erhaltung seiner selbst und seiner Rasse nötigen Lebensmittel zu produzieren, so bleibt ihm keine Zeit, um unentgeltlich für dritte Personen zu arbeiten. Ohne einen gewissen Produktivitätsgrad der Arbeit existiert keine solche frei verfügbare Zeit für den Arbeiter, ohne solche überschüssige Zeit keine Mehrarbeit und daher keine Kapitalisten, aber auch keine Sklavenhalter, keine Feudalbarone, in einem Wort keine Großbesitzerklasse. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 534. Es ist keineswegs der Entwicklungsgang der Gesellschaft, dass weil Ein Individuum seine Not befriedigt hat, es nun seinen Überfluss schafft; sondern weil Ein Individuum oder Klasse von Individuen gezwungen wird mehr zu arbeiten als zur Befriedigung seiner Not nötig weil Mehrarbeit auf der Einen Seite wird Nichtarbeit und zusätzlicher Reichtum auf der anderen gesetzt ... Oder weil ein Individuum nur seine eigene Not befriedigen kann, indem es zugleich die Not und einen Überschuss über dieselbe für ein anderes Individuum befriedigt. Bei der Sklaverei ist dies brutal. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 305f. Anm. Wird der Mensch selbst als organisches Zubehör des Grund und Bodens mit ihm erobert, so wird er miterobert als eine der Produktionsbedingungen, und so entsteht Sklaverei und Leibeigenschaft, die die ursprünglichen Formen aller Gemeinwesen bald verfälscht und modifiziert, und selbst zu ihrer Basis wird. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 391. In allen Formen, worin die Sklavenwirtschaft (nicht patriarchalisch, sondern wie in den späteren griechischen und römischen Zeiten) als Mittel der Bereicherung besteht, wo Geld also Mittel ist, durch Ankauf von Sklaven, Land etc. fremde Arbeit anzueignen, wird das Geld, eben weil es so angelegt wird, als Kapital verwertbar, zinstragend. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 608. Alle früheren Eigentumsformen verdammen den größten Teil der Menschheit, die Sklaven, reine Arbeitsinstrumente zu sein. Die geschichtliche Entwicklung, politische Entwicklung, Kunst, Wissenschaft etc. spielen in den höheren Kreisen über ihnen. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 484. 3.3.1. Produktive
Sklavenarbeit erforderte direkte Aufsicht und
offenen Zwang Sklaven sind an sich kombiniert, weil unter einem Meister. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 482. Die Arbeit der
Oberaufsicht entspringt notwendig in allen Produk-tionsweisen, die
auf dem Gegensatz zwischen dem Arbeiter als dem unmittelbaren Produzenten
und dem Eigentümer der Produktionsmittel beruhen. Je größer dieser Gegensatz, desto größer ist die Rolle, die diese Arbeit der Oberaufsicht spielt. Sie erreicht daher ihr Maximum im Sklaven-system. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 397. Gewisse Industriezweige, z. B. Minenarbeit setzt von vorneherein Kooperation voraus. Solange das Kapital ... nicht existiert, findet sie als Zwangsarbeit (Fron- oder Sklavenarbeit) unter einem Aufseher statt. Ebenso Wegebau etc. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 480. Indes ist klar, dass,
wenn in einer ökonomischen Gesellschafts-formation nicht der Tauschwert,
sondern der Gebrauchswert des Produkts vorwiegt, die Mehrarbeit durch
einen engeren oder weiteren Kreis von Bedürfnissen beschränkt ist, aber
kein schrankenloses Bedürfnis nach Mehrarbeit aus dem Charakter der
Produktion selbst entspringt. Entsetzlich zeigt sich daher im Altertum die Überarbeit, wo es gilt, den Tauschwert in seiner selbständigen Gestalt zu gewinnen, in der Produktion von Gold und Silber. Gewaltsames zu Tod arbeiten ist hier die offizielle Form der Überarbeit. Man lese nur Diodorus Siculus. Doch sind dies Ausnahmen in der alten Welt. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 250. 3.3.2. Die
Sklavenwirtschaft reproduziert sich nicht selbst Sklavenarbeit erfordert ständige Zufuhr von Sklaven
außerhalb des Wirtschaftskreislaufs. Aber auch das
Sklavensystem sofern es in Agrikultur, Manufaktur, Schiffsbetrieb etc.
die herrschende Form der produktiven Arbeit ist, wie in den entwickelten
Staaten Griechenlands und in Rom behält ein Element der
Naturalwirtschaft bei. Der Sklavenmarkt selbst erhält beständig Zufuhr
seiner Arbeitskraft-Ware durch Krieg, Seeraub etc., und dieser Raub ist
seinerseits nicht durch einen Zirkulationsprozess vermittelt, sondern
Naturalaneignung fremder Arbeitskraft durch direkten physischen Zwang.
K. Marx, Kapital
II, MEW 24, 475. 3.3.3. Sklavenarbeit führt zur Verachtung der produktiven
Arbeit Allenthalben, wo
Sklaverei ist, sucht der Freigelassene seinen Unterhalt durch Handwerk
und Handel, bei denen er dann oft Reichtümer sammelt: so waren diese
Gewerbe auch im Altertum meistens in ihren Händen, und dadurch für den
Bürger nicht geziemend: daher die Meinung, dass Zulassung der Handwerker
zum vollen Bürgerrecht bedenklich sei (in der Regel waren sie bei den
älteren Griechen ausgeschlossen). K. Marx,
Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 381. An der Sklavenwirtschaft ... (gingen) die antiken Republiken zugrunde .... K. Marx, Moralisierende Kritik, MEW 4, 344. 4.
Sklavenarbeit und Lohnarbeit 4.1. Der Sklave ist
als Sache ein verkaufbarer Wert, der Lohnarbeiter
verkauft seine Arbeitskraft, nicht sich selbst Im Sklavenverhältnis
gehört der Sklave dem einzelnen, besonderen Eigentümer,
dessen Arbeitsmaschine er ist. Als Totalität von Kraftäußerung, als
Arbeitsvermögen, ist er einem anderen gehörige Sache und verhält sich
daher nicht als Subjekt zu seiner besonderen Kraftäußerung, oder der
lebendigen Arbeitstat ... Im Sklavenverhältnis ist der Arbeiter nichts als
lebendige Arbeitsmaschine, die daher einen Wert hat für andere oder
vielmehr ein Wert ist. K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 368. Damit ihr Besitzer
seine Arbeitskraft als Ware verkaufe, muss er über sie verfügen
können, also freier Eigentümer seines Arbeitsvermögens, seiner Person
sein. Er und der
Geldbesitzer begegnen sich auf dem Markt und treten in Verhältnis
zueinander als ebenbürtige Warenbesitzer, nur dadurch unterschieden, dass
der eine Käufer, der andere Verkäufer der Arbeitskraft ist, beide
also juristisch gleiche Personen sind. Die Fortdauer dieses
juristisch gleichberechtigten Verhältnisses verlangt, dass
der Eigentümer der Arbeitskraft sie stets nur für bestimmte Zeit verkaufe,
denn verkauft er sie ... ein für alle Mal, so verkauft er sich selbst,
verwandelt sich aus einem Freien in einen Sklaven, aus einem Warenbesitzer
in eine Ware. K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 182. Siehe auch den Artikel: Lohnarbeit 4.2. Wert des Sklaven
und Wert der Arbeitskraft Als Sklave hat der Arbeiter Tauschwert, einen Wert; als freier Arbeiter hat er keinen Wert; sondern nur die Verfügung über seine Arbeitskraft ... hat Wert. K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 199f. Im Sklavensystem hat
der Arbeiter einen Kapitalwert, nämlich seinen Kaufpreis. Und wenn er
vermietet wird, hat der Mieter erstens den Zins des Kaufpreises zu zahlen
und obendrein den jährlichen Verschleiß des Kapitals zu ersetzen.
K. Marx,
Kapital III, MEW 25, 484. Von der sehr frühen Zeit an, wo Sklavenfängerei und Sklavenausbeutung getrennte Geschäftszweige wurden, mussten die Ausbeuter von Sklavenarbeit die Sklaven kaufen, die Herrschaft über den Menschen erst durch die Herrschaft über die Dinge, über den Kaufpreis, die Unterhalts- und Arbeitsmittel des Sklaven erwerben. F. Engels, Anti-Dühring, MEW 20, 173. Im Sklavensystem
spielt das Geldkapital, das im Ankauf der Arbeitskraft ausgelegt wird, die
Rolle von Geldform des fixen Kapitals, das nur allmählich ersetzt wird,
nach Ablauf der aktiven Lebensperiode des Sklaven. Bei den Athenern wird
daher der Gewinn, den ein Sklavenbesitzer direkt durch industrielle
Verwendung seines Sklaven oder indirekt durch Vermietung desselben an
andere industrielle Verwender (z. B. für Bergwerksarbeit) zieht, auch
nur betrachtet als Zins (nebst Amortisation) des vorgeschossenen
Geldkapitals, ganz wie in der kapitalistischen Produktion der industrielle
Kapitalist ein Stück des Mehrwerts plus dem Verschleiß des fixen Kapitals
als Zins und Ersatz seines fixen Kapitals in Rechnung setzt; wie dies auch
Regel ist bei den fixes Kapital (Häuser, Maschinen etc.) vermietenden
Kapitalisten. K. Marx, Kapital II,
MEW 24, 474f. Der Wert des Sklaven entsprach seinen Herstellungs- bzw.
Raubkosten plus der durchschnittlichen Verzinsung seiner
Lebensarbeitszeit. Diese Summe war beim Erwerb eines Sklaven insgesamt
aufzubringen. Der Wert des Lohnarbeiters dagegen entspricht seinen
Bildungs- und Lebenshaltungskosten, die jedoch nur stückweise und nur für
die Dauer seiner Arbeit zu bezahlen sind. Der Erwerb eines Sklaven war in
aller Regel teurer als das Heuern eines
Lohnarbeiters.
4.3. Sklave und
Lohnarbeiter arbeiten sowohl für ihren Lebensunterhalt wie zur Bereicherung
ihres Herrn 4.3.1. Einen Teil des
Arbeitstages arbeiten Sklave wie Lohnarbeiter für
sich Bei der Sklavenarbeit erscheint selbst der Teil des Arbeitstags, worin der Sklave nur den Wert seiner eigenen Lebensmittel ersetzt, den er in der Tat also für sich selbst arbeitet, als Arbeit für seinen Meister. Alle seine Arbeit erscheint als unbezahlte Arbeit. Bei der Lohnarbeit erscheint umgekehrt selbst die Mehrarbeit oder unbezahlte Arbeit als bezahlt. Dort verbirgt das Eigentumsverhältnis das Fürsichselbstarbeiten des Sklaven, hier das Geldverhältnis das Umsonstarbeiten des Lohnarbeiters. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 562. Bei der Sklaverei
etc. wo nicht der falsche Schein durch die vorherige Verwandlung des
Produkts soweit es in Lohn ausgelegt wird in Geld bewirkt, ist es auch
handgreiflich, dass das, was der Sklave als Lohn erhält, in der Tat nichts
ist, was der Sklaveneigner ihm vorstreckt, sondern nur der Teil der
realisierten Arbeit des Sklaven ist, der ihm in der Form von Lebensmitteln
wieder zuströmt. Ebenso beim Kapitalist. Er streckt nur dem Schein nach
vor. Was er dem Arbeiter als Lohn ... zahlt, ... ist ein Teil des von dem
Arbeiter produzierten und bereits in Geld verwandelten Produkts. ... Ein
Teil des Produkts des Arbeiters, ... fließt ihm in der Form des Lohns ...
zu. K. Marx, Theorien
über den Mehrwert III, MEW 26.3, 88f. Dieser notwendige Teil des Arbeitstags ist länger beim
Lohnarbeiter als beim Sklaven. So wenig aber bessere
Kleidung, Nahrung, Behandlung und ein größeres anvertrautes
Vermögen das Abhängigkeitsverhältnis und die Ausbeutung des
Sklaven aufheben, so wenig (bessere Kleidung, Nahrung, Behandlung)
die Ausbeutung des Lohnarbeiters. Steigender Preis der Arbeit (=
höherer Lohn) infolge der Akkumulation des Kapitals besagt in der Tat
nur, dass der Umfang und die Wucht der goldenen Kette, die der
Lohnarbeiter sich selbst bereits geschmiedet hat, ihre losere Spannung
erlauben. K. Marx, Kapital
I, MEW 23, 645f. Siehe auch den Artikel: Lohn 4.3.2. In der Mehrarbeitzeit arbeiten beide für fremden
Reichtum Das Kapital hat die Mehrarbeit nicht erfunden. Überall, wo ein Teil der Gesellschaft das Monopol der Produktionsmittel besitzt, muss der Arbeiter, frei oder unfrei, der zu seiner Selbsterhaltung notwendigen Arbeitszeit überschüssige Arbeitszeit zusetzen, um die Lebensmittel für den Eigner der Produktionsmittel zu produzieren, ... K. Marx, Kapital I, MEW 23, 249. So entscheidend es
für die Erkenntnis des Werts überhaupt ist, ihn als bloße Gerinnung
von Arbeitszeit, als bloß vergegenständlichte Arbeit zu begreifen,
so entscheidend ist es für die Erkenntnis des Mehrwerts, ihn als bloße
Gerinnung von Mehrarbeitszeit, als bloß vergegenständlichte
Mehrarbeit zu begreifen. Nur die Form, worin diese Mehrarbeit dem unmittelbaren Produzenten, dem Arbeiter, abgepresst wird, unterscheidet die ökonomischen Gesellschaftsformationen, z. B. die Gesellschaft der Sklaverei von der der Lohnarbeit. K. Marx, Kapital I, MEW 23, 231. Die Sklaverei, in der
die Bourgeoisie das Proletariat gefesselt hält, kommt nirgends deutlicher
ans Tageslicht als im Fabriksystem. Hier hört alle Freiheit rechtlich und
faktisch auf. Der Arbeiter muss morgens um halb 6 in der Fabrik sein ...
Er muss auf Kommando essen, trinken und schlafen ... Die despotische
Glocke ruft ihn vom Bette, ruft ihn vom Frühstück und Mittagstisch. Und
wie geht es nun gar erst in der Fabrik? Hier ist der Fabrikant absoluter
Gesetzgeber. Er erlässt Fabrikregulationen, wie er Lust hat; er ändert und
macht Zusätze zu seinem Kodex, wie es ihm beliebt; ... F. Engels, Zur Lage
der Arbeiterklasse, zit. n. K. Marx, Kapital I, MEW 23,
447f. Siehe auch den Artikel: Ausbeutung 4.4. Sklaven waren an einen einzelnen Ausbeuter gefesselt, Lohnarbeiter sind an die Kapitalistenklasse insgesamt
gebunden Der römische Sklave
war durch Ketten, der Lohnarbeiter ist durch unsichtbare Fäden an seinen
Eigentümer gebunden. Der Schein seiner Unabhängigkeit wird durch den
beständigen Wechsel der individuellen Lohnherrn und den rechtlichen
Schein des Kontrakts aufrechterhalten. Früher machte das
Kapital, wo es ihm nötig erschien, sein Eigentumsrecht auf den freien
Arbeiter durch Zwangsgesetz geltend. So war z. B. die Emigration der
Maschinenarbeiter in England bis 1815 bei schwerer Strafe verboten.
K. Marx,
Kapital I, MEW 23, 599. Siehe auch den Artikel: Lohnarbeiter 4.5. Nur Lohnarbeiter
werden arbeitslos Für den Sklaven in
Athen war keine Schranke da seiner Vermehrung außer den produzierbaren
Lebensmitteln. Und wir hören nie, dass im Altertum arbeitslose
Sklaven existiert hätten. Vielmehr steigt das Bedürfnis nach ihnen. Wohl
aber Überbevölkerung von Nichtarbeitern (im unmittelbaren Sinn),
die nicht zu viele waren in Bezug auf vorhandene Lebensmittel, sondern die
der Bedingung verlustig gegangen waren, unter denen sie sich aneignen
konnten. K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 501. Lohnarbeiter können nur solange für ihren Lebensunterhalt
arbeiten, als sich ein Kapitalist davon Bereicherung verspricht,
andernfalls verlieren sie mit dem Arbeitsplatz ihr
Einkommen. Siehe auch den
Artikel: Arbeitslosigkeit 4.6. Lohnarbeit ist
zivilisiertere Ausbeutung Im Kapital ist der
sinnvolle Zusammenschluss der Arbeiter nicht erzwungen durch
direkte physische Gewalt, Zwangs-, Fron-, Sklavenarbeit; sie ist erzwungen
dadurch, dass die Bedingungen der Produktion fremdes Eigentum sind und
selbst vorhanden sind als objektive Assoziation, die dasselbe wie
Akkumulation und Konzentration der Produktionsbedingungen. K. Marx, Grundrisse
der Kritik der politischen Ökonomie, 484. Die Leute wurden früher zur Arbeit gezwungen, weil sie Sklaven eines Anderen waren. Heute werden sie zur Arbeit gezwungen, weil sie Sklaven der eigenen Bedürfnisse sind. (Steuert) K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 665. Äußerer Zwang zur Arbeit ist verbunden mit zu viel Ärger, Gewalt und Lärm, er schafft böses Blut etc., während der Hunger nicht nur ein friedliches, geräuschloses und ständiges Druckmittel ist, sondern auch als ganz natürlicher Antrieb zu fleißiger Arbeit, die mächtigsten Anstrengungen hervorruft. (Dies ist die Antwort darauf, ... welche Arbeit produktiver ist, die des Sklaven oder die des freien Arbeiters. ...) K. Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, 729. Es ist eine der
zivilisatorischen Seiten des Kapitals, dass es die Mehrarbeit
der Lohnarbeiter in einer Weise und unter Bedingungen erzwingt, die
der Entwicklung der Produktivkräfte, der gesellschaftlichen Verhältnisse
und der Schöpfung der Elemente für eine höhere Neubildung vorteilhafter
sind als unter den früheren Formen der Sklaverei, Leibeigenschaft
usw. Es führt so einerseits
eine Stufe herbei, wo der Zwang und die Monopolisierung der
gesellschaftlichen Entwicklung (einschließlich ihrer materiellen und
intellektuellen Vorteile) durch einen Teil der Gesellschaft auf Kosten des
anderen wegfällt; andererseits schafft sie die materiellen Mittel und den
Keim zu Verhältnissen, die in einer höheren Form der Gesellschaft
erlauben, diese Mehrarbeit zu verbinden mit einer größeren Beschränkung
der materiellen Arbeit überhaupt gewidmeten Zeit. K. Marx,
Kapital I, MEW 25, 827. Siehe auch die Artikel:
|
Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten. Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.
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