Monopol

 

1. Jedes Eigentum ist ein Monopol

„Überall, wo ein Teil der Gesellschaft das Monopol der Produk-tionsmittel besitzt, muss der Arbeiter, frei oder unfrei, der zu seiner Selbsterhaltung notwendigen Arbeitszeit überschüssige Arbeitszeit zusetzen, um die Lebensmittel für den Eigner der Produktionsmittel zu produzieren...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 249.

„Das Kapital ... sind die von einem bestimmten Teil der Gesellschaft monopolisierten Produktionsmittel ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 823.

„...; die Kapitalistenklasse ... (ist) im Monopolbesitz der gesellschaftlichen Produktionsmittel wie des Geldes ...“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 419.

„... Ganz wie das Monopol des Kapitals allein den Kapitalisten befähigt, vom Arbeiter Mehrarbeit abzupressen, befähigt das Monopol des Grundeigentums den Grundeigentümer, dem Kapitalisten den Teil der Mehrarbeit abzupressen, der einen konstanten Extraprofit bilden würde.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert II, MEW 26.2, 88.

 

 

2. Künstliche, natürliche und zufällige Monopole

a) „Herr Rossi ... (unterscheidet) in seinem ,Cours d`économie politique‘ ... zwischen künstlichem und natürlichem Monopol. Die feudalen Monopole, erklärt er, sind künstliche, das heißt willkürliche; die bürgerlichen Monopole sind natürliche, das heißt rationelle ...“ K. Marx, Elend der Philosophie, MEW 4, 163.

Für Karl Marx haben „künstliche Monopole“ außerökonomische Ursachen, z. B. die geologisch ungleiche Verteilung von Rohstoffen auf der Erde oder privater Besitz an Grund und Boden.

b) „Natürliche Monopole“ sind Produktionsvorteile, die „durch den Produk-tionsprozess des Kapitals selbst hergestellt werden“. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 658.

„Die beständige Ausgleichung der beständigen Ungleichheiten ... unterstellt ... Be­seitigung aller Monopole außer den natürlichen, nämlich aus der kapitalistischen Produktionsweise selbst entspringenden.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 206f.

c) „Unter zufälligem Monopol verstehen wir das Monopol, das dem Käufer oder Verkäufer erwächst aus dem zufälligen Stand von Nachfrage und Angebot.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 187.

 

 

2.1. Künstliche Monopole

2.1.1. Bodenmonopol als Quelle der Grundrente

Die Grundrente ist ein Monopolprofit, den der Grundbesitzer vom kapitalistischen Nutzer des Bodens (Pächter) verlangt. Die Grundrente in Form der Differenzialrente entsteht durch einen natürlichen Produktionsvorteil, der den individuellen Profit über den Durchschnittsprofit hebt.

„Das Grundeigentum setzt das Monopol gewisser Personen voraus, über bestimmte Proportionen des Erdkörpers als ausschließliche Sphären ihres Privatwillens mit Ausschluss aller anderen zu verfügen.

Dies vorausgesetzt, handelt es sich darum, den ökonomischen Wert, d. h. die Verwertung dieses Monopols auf Basis der kapitalistischen Produktion zu entwickeln.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 628f.

„Um den allgemeinen Charakter dieser Form der Grundrente zu zeigen, unterstellen wir, die Fabriken in einem Lande würden in überwiegender Anzahl durch Dampfmaschinen getrieben, eine bestimmte Minderzahl jedoch durch natürliche Wasserfälle.

Unterstellen wir, der Produktionspreis in jenen Industriezweigen sei 115 für eine Masse von Waren, worin ein Kapital von 100 verzehrt ist.

Die 15 % Profit sind berechnet nicht nur auf das konsumierte Kapital von 100, sondern auf das Gesamtkapital, das in der Produktion dieses Warenwerts angewandt ist. Dieser Produktionspreis ... ist bestimmt, nicht durch den individuellen Kostpreis jedes einzelnen produzierenden Industriellen, sondern durch den Kostpreis, den die Ware durch-schnittlich kostet unter den Durchschnittsbedingungen des Kapitals in der ganzen Produktionssphäre. Es ist in der Tat der Marktproduktions-preis; ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 653f.

„Da die bestimmten Zahlenverhältnisse hier vollständig gleichgültig sind, wollen wir ferner annehmen, dass der Kostpreis in den Fabriken, die durch Wasserkraft getrieben werden, nur 90 statt 100 betrage.

Da der den Markt regulierende Produktionspreis der Masse dieser Waren = 115, mit einem Profit von 15 %, so werden die Fabrikanten, die ihre Maschinen mit Wasserkraft treiben, ebenfalls zu 115 verkaufen, ...

Ihr Profit betrüge dann 25 statt 15; der regulierende Produktionspreis erlaubte ihnen einen Extraprofit von 10 % zu machen, nicht weil sie ihre Ware über, sondern weil sie sie zu dem Produktionspreis verkaufen, weil ihre Waren produziert werden, ... unter ausnahmsweise günstigen Bedingungen, ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 654.

 

„Zweierlei zeigt sich sofort:

Erstens: ... Der Wert der mit dem Wasserfall produzierten Ware ist kleiner, weil zu ihrer Produktion eine kleinere Gesamtmenge Arbeit erforderlich ist, nämlich weniger Arbeit, die ... als Teil des konstanten Kapitals eingeht. Die hier angewandte Arbeit ist produktiver, ihre individuelle Produktivkraft ist größer als die in der Masse derselben Art Fabriken angewandten Arbeit. ... Diese größere individuelle Produktivkraft der angewandten Arbeit vermindert den Wert, aber auch den Kostpreis und damit den Produktionspreis der Ware.

Für den Industriellen stellt sich dies so dar, dass für ihn der Kostpreis der Ware geringer ist. ... Da der Kostpreis seiner Ware geringer ist, ist auch sein individueller Produktionspreis geringer. Der Kostpreis für ihn ist 90 statt 100. Also wäre auch sein individueller Produktionspreis statt 115 nur 103,5 (...).“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 655.

Zweitens: Bisher unterscheidet sich der Extraprofit des Fabrikanten, der den natürlichen Wasserfall statt des Dampfs als Triebkraft anwendet, in keiner Art von allem anderen Extraprofit. ... Aber jetzt kommt der Unterschied.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 656.

„Die gesteigerte Produktivkraft der von ihm angewandten Arbeit entspringt weder aus dem Kapital und der Arbeit selbst, noch aus bloßer Anwendung einer von Kapital und Arbeit unterschiedenen, aber dem Kapital einverleibten Naturkraft.

Sie entspringt aus der größeren naturwüchsigen Produktivkraft der Arbeit, gebunden an die Benutzung einer Naturkraft, aber nicht einer Naturkraft, die allem Kapital in derselben Produktionssphäre zur Verfügung steht, wie z. B. die Ausdehnungsfähigkeit des Dampfs; ... Sondern in einer monopolisierbaren Naturkraft, die wie der Wasserfall nur denen zur Verfügung steht, die über besondere Stücke des Erdbodens ... zu verfügen haben. ... Sie findet sich nur lokal in der Natur vor und ist da, wo sie sich nicht vorfindet, nicht herstellbar durch bestimmte Auslage von Kapital. ...

Der Teil der Fabrikanten, der die Wasserfälle besitzt, schließt den Teil, der sie nicht besitzt, von der Anwendung dieser Naturkraft aus, ...

Der Besitz dieser Naturkraft bildet ein Monopol in der Hand ihres Besitzers, eine Bedingung hoher Produktivkraft des angelegten Kapitals, die nicht durch den Produktionsprozess des Kapitals selbst hergestellt werden kann; diese Naturkraft, die so monopolisierbar ist, haftet immer an der Erde. Eine solche Naturkraft gehört nicht zu den allgemeinen Bedingungen der fraglichen Produktionssphäre und nicht zu den Bedin-gungen derselben, die allgemein herstellbar sind.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 658.

„Denken wir uns nun die Wasserfälle, mit dem Boden, zu dem sie gehören, in der Hand von Subjekten, die als Inhaber dieser Teile des Erdballs gelten, als Grundeigentümer, so schließen sie die Anlage des Kapitals am Wasserfall und seine Benutzung durch das Kapital aus. Sie können die Benutzung erlauben oder versagen. ...

Der Extraprofit, der aus dieser Benutzung des Wasserfalls entspringt, entspringt daher nicht aus dem Kapital, sondern aus der Anwendung einer monopolisierbaren und monopolisierten Naturkraft durch das Kapital.

Unter diesen Umständen verwandelt sich der Extraprofit in Grundrente; d. h. er fällt dem Eigentümer des Wasserfalls zu.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 659.

„Zahlt der Fabrikant diesem 10 Pfd. St. jährlich für seinen Wasserfall, so beträgt sein Profit 15 Pfd. St.; 15 % auf die 100 Pfd. St., worauf dann seine Produk-tionskosten sich belaufen; und er steht sich ganz ebenso gut, möglicherweise besser, als alle anderen Kapitalisten seiner Produktionssphäre, die mit Dampf arbeiten.

Es würde nichts an der Sache ändern, wenn der Kapitalist selbst den Wasserfall eignete. Er würde nach wie vor den Extraprofit von 10 Pfd. St. nicht als Kapitalist, sondern als Eigentümer des Wasserfalls beziehen, ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 659.

„Das Grundeigentum befähigt den Eigentümer, die Differenz zwischen dem individuellen Profit und dem Durchschnittsprofit abzufangen; ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 661.

„Die Differenzialrente hat das Eigentümliche, dass das Grundeigentum hier nur den Extraprofit abfängt, den sonst der Pächter einstecken würde ... Das Grundeigentum ist hier nur die Ursache der Übertragung eines ohne sein Zutun (...) erwachsenden Teils des Warenpreises, der sich in Extraprofit auflöst – der Übertragung dieses Preisteils ... vom Kapitalisten auf den Grundeigentümer.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 763.

„Das Grundeigentum hat mit dem wirklichen Produktionsprozess nichts zu schaffen. Seine Rolle beschränkt sich darauf, einen Teil des produzierten Mehrwerts aus der Tasche des Kapitals in seine eigene hinüberzuführen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 829.

„Überall, wo Naturkräfte monopolisierbar sind und dem Industriellen, der sie anwendet, einen Extraprofit sichert, sei es ein Wassergefälle oder ein reichhaltiges Bergwerk oder ein fischreiches Wasser oder ein gut gelegener Bauplatz, fängt der durch seinen Titel auf seinen Teil des Erdballs zum Eigentümer dieser Naturgegenstände Gestempelte diesen Extraprofit dem fungierenden Kapital in der Form der Rente ab.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 781.

 

 

2.1.2. Andere künstliche Monopole

„Ein Extraprofit kann aber außerdem noch entstehen, wenn gewisse Produk-tionssphären in der Lage sind, sich der Verwandlung ihrer Warenwerte in Produktionspreise und daher der Reduktion ihrer Profite auf den Durchschnittsprofit zu entziehen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 209.

„Ein Weinberg, der Wein von ganz außerordentlicher Güte erzeugt, Wein, der überhaupt nur in relativ geringer Quantität erzeugt werden kann, trägt einen Monopolpreis. Der Weinzüchter würde infolge dieses Monopolpreises, dessen Überschuss über den Wert des Produkts allein durch den Reichtum und die Liebhaberei der vornehmen Weintrinker bestimmt ist, einen bedeutenden Extraprofit realisieren.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 783.

Alle Preise, die einem künstlichen Monopol entspringen, stehen über dem durch­schnitt­lichen Wert der Ware und über dem Marktpreis. Sie wirken erhöhend auf das Preisniveau.

 

 

2.2. Natürliche Monopole.

Großunternehmen und ihr Monopol an Produktionstechniken

 

2.2.1. Kapitalakkumulation führt notwendig zum Großbetrieb

„Die Akkumulation, welche unter der Herrschaft des Privateigentums Konzen-tration des Kapitals in wenigen Händen ist, ist überhaupt eine notwendige Konsequenz, wenn die Kapitalien ihrem natürlichen Lauf überlassen werden ...“ K. Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte, MEW 40, 488.

„Jedes individuelle Kapital ist eine größere oder kleinere Konzentration von Produktionsmitteln mit entsprechendem Kommando über eine größere oder kleinere Arbeiterarmee. Jede Akkumulation wird das Mittel neuer Akkumulation. ...

Das Wachstum des gesellschaftlichen Kapitals vollzieht sich im Wachstum vieler individueller Kapitale.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 653.

„Zwei Punkte charakterisieren diese Art Konzentration:

Erstens: Die wachsende Konzentration der gesellschaftlichen Produk-tionsmittel in den Händen individueller Kapitalisten ist, unter sonst gleich bleibenden Umständen, beschränkt durch den Wachstumsgrad des gesellschaftlichen Reichtums.

Zweitens: Der in jeder besonderen Produktionssphäre ansässige Teil des gesellschaftlichen Kapitals ist verteilt unter viele Kapitalisten, welche einander als unabhängige und miteinander konkurrierende Waren-produzenten gegenüberstehen.

Die Akkumulation und die sie begleitende Konzentration sind also nicht nur auf viele Punkte zersplittert, sondern das Wachstum der funktio-nierenden Kapitale ist durchkreuzt durch die Bildung neuer und die Spaltung alter Kapitale.

Stellt sich die Akkumulation daher einerseits dar als wachsende Konzentration der Produktionsmittel und des Kommandos über Arbeit, so andererseits als Abstoßung vieler individueller Kapitale voneinander.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 653f.

„Dieser Zersplitterung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals in viele individuelle Kapitale ... wirkt entgegen ihre Attraktion. Es ist dies nicht mehr einfache, mit der Akkumulation identische Konzentration von Produktionsmitteln und Kommando über Arbeit. Es ist Konzentration bereits gebildeter Kapitale, Aufhebung ihrer individuellen Selb-ständigkeit, Expropriation (Enteignung) von Kapitalist durch Kapitalist, Verwandlung vieler kleineren in weniger größere Kapitale.

Dieser Prozess unterscheidet sich von dem ersten dadurch, dass er nur veränderte Verteilung der bereits vorhandenen und funktionierenden Kapitale voraussetzt, sein Spielraum also durch das absolute Wachstum des gesellschaftlichen Reichtums oder die absoluten Grenzen der Akkumulation nicht beschränkt ist. Das Kapital schwillt hier in einer Hand zu großen Massen, weil es dort in vielen Händen verloren geht. Es ist die eigentliche Zentralisation im Unterschied zur Akkumulation und Konzentration.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 653f.

„Es ist ... klar, dass die Akkumulation, die allmähliche Vermehrung des Kapitals durch die aus der Kreisform in die Spirale übergehende Reproduktion ein gar langsames Verfahren ist, im Vergleich mit der Zentralisation, ...“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 656.

„Die Zentralisation kann erfolgen durch bloße veränderte Verteilung schon bestehender Kapitale, durch einfache Veränderung der quanti-tativen Gruppierung der Bestandteile des gesellschaftlichen Kapitals. ... In einem gegebenen Geschäftszweig hätte die Zentralisation ihre äußerste Grenze erreicht, wenn alle darin angelegten Kapitale zu einem Einzelkapital verschmolzen wären.

In einer gegebenen Gesellschaft wäre diese Grenze erreicht erst in dem Augenblick, wo das gesamte gesellschaftliche Kapital vereinigt wäre in der Hand, sei es eines einzelnen Kapitalisten, sei es einer einzigen Kapitalistengesellschaft.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 655f.

„Die Zentralisation ergänzt das Werk der Akkumulation, indem sie die industriellen Kapitalisten instand setzt, die Stufenleiter ihrer Operatio-nen auszudehnen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 656.

„Die durch die Zentralisation über Nacht zusammengeschweißten Kapitalmassen reproduzieren und vermehren sich wie die anderen, nur rascher, und werden damit zu neuen mächtigen Hebeln der gesellschaft-lichen Akkumulation.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 656f.

„Die gewachsene Ausdehnung der Industriebetriebe bildet überall den Ausgangspunkt für eine umfassendere Organisation der Gesamtarbeit vieler, für eine breitere Entwicklung ihrer materiellen Triebkräfte, d. h. für die fortschreitende Umwandlung vereinzelter und gewohnheitsmäßig betriebener Produktionsprozesse in gesellschaftlich kombinierte und wissenschaftliche eingerichtete Produktionsprozesse.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 656.

 

„Die Welt wäre noch ohne Eisenbahnen, hätte sie so lange warten müssen, bis die Akkumulation einige Einzelkapitale dahin gebracht hätte, dem Bau einer Eisenbahn gewachsen zu sein. Die Zentralisation hat dies, vermittelst der Aktiengesellschaften, im Handumdrehen fertig gebracht.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 656.

 

„Die Gesetze dieser Zentralisation der Kapitale... können hier nicht entwickelt werden. Kurze tatsächliche Andeutung genügt.

Der Konkurrenzkampf wird durch Verbilligung der Waren geführt. Die Billigkeit der Waren hängt, unter sonst gleichen Bedingungen, von der Produktivität der Arbeit, diese aber von der Stufenleiter des Produktion ab.

Die größeren Kapitale schlagen daher die kleineren. ...

Die kleineren Kapitale drängen sich daher in Produktionssphären, deren sich die große Industrie nur noch sporadisch oder unvollkommen bemächtigt hat.

Die Konkurrenz rast hier im direkten Verhältnis zur Anzahl und im umgekehrten Verhältnis zur Größe der rivalisierenden Kapitale. Sie endet stets mit dem Untergang vieler kleinerer Kapitalisten, deren Kapitale teils in die Hand des Siegers übergehen, teils untergehen.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 654f.

„Abgesehen hiervon bildet sich mit der kapitalistischen Produktion eine ganz neue Macht, das Kreditwesen, das in seinen Anfängen verstohlen, als bescheidene Beihilfe der Akkumulation, sich einschleicht, durch unsichtbare Fäden die über die Oberfläche der Gesellschaft in größeren oder kleineren Massen zersplitterten Geldmittel in die Hände individueller oder assoziierter Kapitalisten zieht, aber bald eine neue und furchtbare Waffe im Konkurrenzkampf wird und sich schließlich in einen ungeheuren sozialen Mechanismus zur Zentralisation der Kapitale verwandelt.

Im Maße wie die kapitalistische Produktion und Akkumulation, im selben Maß entwickeln sich Konkurrenz und Kredit, die beiden mächtig-sten Hebel der Zen-tralisation.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 655.

 

 

2.2.2. Selbst geschaffene Konkurrenzvorteile bringen Extraprofit

Liegt der individuelle Kostpreis eines Kapitalisten unter dem Durchschnitt, d. h. produziert er aus irgendeinem Grund billiger als die Konkurrenz, dann kann er seine Waren zum Marktpreis (oder sogar darunter) verkaufen und macht dabei einen Extraprofit.

Daneben machen auch Monopole, die ihre Preise künstlich hoch halten können, einen Extraprofit. Davon ist im Folgenden aber nicht die Rede: „Von Extraprofiten, die Folge von Monopolen im gewöhnlichen Sinn ... sprechen wir hier nicht.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 209.

Der Extraprofit besteht „eben im Überschuss des individuellen Profits über den Durchschnittsprofit“. K. Marx, Kapital III, MEW 25, 656.

„Der Kapitalist, der verbesserte, aber noch nicht verallgemeinerte Produktionsweisen anwendet, verkauft unter dem Marktpreis, aber über seinem individuellen Produktionspreis; so steigt die Profitrate für ihn, bis die Konkurrenz dies ausgeglichen; ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 241.

„... Der Fabrikant, der eine neue Erfindung vor ihrer Verallgemeinerung benutzt, (verkauft) billiger ... als seine Konkurrenten und dennoch über dem individuellen Wert seiner Ware ..., d. h. (er verwertet) die spezifisch höhere Produktivkraft der von ihm angewandten Arbeit als Mehrarbeit... Er realisiert einen Mehrprofit.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 247f.

„Im Marktpreis ist nämlich eingeschlossen, dass derselbe Preis für Waren derselben Art bezahlt wird, obgleich diese unter sehr verschiedenen individuellen Bedingungen produziert sein und daher sehr verschiedene Kostpreise haben mögen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 209.

„Der Kostpreis einer Ware bezieht sich nur auf die Menge der in ihr enthaltenen bezahlten Arbeit (= c + v), der Wert auf die Gesamtmenge der in ihr enthaltenen bezahlten und unbezahlten Arbeit (= c + v + m); der Produktionspreis auf die Summe der bezahlten Arbeit plus einer ... bestimmten Menge unbezahlter Arbeit. (z. B. = c + v + Durchschnittsprofit)K. Marx, Kapital III, MEW 25, 175.

„... Der Extraprofit in besonderen Sphären wird erst erkennbar durch Vergleichung der Marktpreise mit den Kostenpreisen.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, MEW 26.3, 456.

 

 

Beispiel:

Der Kostpreis einer Ware, bestehend aus konstantem Kapital (= Maschinerie, Rohstoffe etc.) c = 70 plus variablem Kapital (= Lohn) v = 30, sei 100.

Der Durchschnittsprofit sei 15 %, dann ist der individuelle Produktionspreis dieser Ware = 115. Nehmen wir an, die große Masse Anbieter produziere unter diesen Bedingungen, und es existiere keine große Differenz zwischen Angebot und Nachfrage, dann wird dieser durchschnittliche Produktionspreis von 115 zum Marktpreis, zu dem die Ware angeboten und verkauft wird.

Falls nun ein Kapitalist X geschicktere, gesündere und fleißigere Lohnarbeiter beschäftigt, dann braucht er zur Produktion dieser Ware weniger Lohnarbeiter und sein Kostpreis ist vielleicht c = 70 plus v = 25, macht zusammen 95. Der individuelle Produktionspreis dieser Ware wäre 95 + 15 (Durchschnittsprofit) = 110.

Ein Großkapitalist Y wendet dagegen bessere Technologie an, die mit weniger Arbeitseinsatz dasselbe Ergebnis liefert. Sein Kostpreis für diese Ware ist vielleicht c = 80 plus v = 15, macht ebenfalls 95. Sein individueller Produktionspreis ist ebenfalls 95 + Durchschnittsprofit = 110.

Auch die Kapitalisten X und Y mit individuellen Produktionspreisen von 110 können ihre Ware zum üblichen Marktpreis von 115 verkaufen. In diesem Fall machen sie den Durchschnittsprofit von 15 plus einen Extraprofit von 5.

Selbst wenn sie die Ware z. B. für 112 verkaufen, bleibt ihnen immer noch ein Extraprofit, gleichzeitig hätten sie die Chance, ihre Marktanteile auszuweiten. In beiden Fällen entspringt dieser Extraprofit einem selbst geschaffenen Konkurrenzvorteil.

„Der Extraprofit, den ... ein individuelles (Groß-)Kapital in einer besonderen Produktionssphäre realisiert ... entspringt, von den nur zufälligen Abweichungen abgesehen, aus einer Verminderung des Kostpreises, also der Produktionskosten, die entweder dem Umstand geschuldet ist, dass Kapital in größeren als den durchschnittlichen Massen angewandt wird und sich daher die toten Kosten der Produktion vermindern, während die allgemeinen Ursachen der Steigerung der Produktivkraft der Arbeit (Kooperation, Teilung etc.) in höherem Grade, mit mehr Intensität, weil auf größerem Arbeitsfeld, wirken können;

oder aber dem Umstand, dass, abgesehen vom Umfang des fungierenden Kapitals, bessere Arbeitsmethoden, neue Erfindungen, verbesserte Maschinen, chemische Fabrikgeheimnisse etc. kurz neue, verbesserte, über dem Durchschnittsniveau stehende Produktionsmittel und Produktionsmethoden angewandt werden.

Die Verminderung des Kostpreises und der daraus entfließende Extraprofit entspringen hier aus der Art und Weise, wie das fungierende Kapital angelegt wird. Sie entspringen entweder daraus, dass es in ausnahmsweise großen Massen in einer Hand konzentriert ist – ein Umstand, der sich aufhebt, sobald gleich große Kapitalmassen durchschnittlich angewandt werden – oder dass Kapital von bestimmter Größe in besonders produktiver Weise fungiert – ein Umstand, der wegfällt, sobald sich die außergewöhnlich gute Produktionsweise verallgemeinert oder von noch mehr entwickelter überflügelt wird.

Die Ursache des Extraprofits entspringt hier also aus dem Kapital selbst (worin die davon in Bewegung gesetzte Arbeit einbegriffen ist); sei es aus einem Größenunterschied des angewandten Kapitals, sei es aus zweckmäßigerer Anwendung desselben; und an und für sich steht nichts im Wege, dass alles Kapital in derselben Produktionssphäre in derselben Weise angelegt wird. Die Konkurrenz zwischen den Kapitalen strebt ..., diese Unterschiede mehr und mehr auszugleichen; die Bestimmung des Werts durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit setzt sich durch in der Verbilligung der Waren und dem Zwang, die Waren unter denselben günstigen Verhältnissen herzustellen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 657.

„Aller normale, d. h. nicht durch zufällige Verkaufsgeschäfte oder durch Schwankungen des Marktpreises hervorgebrachte Extraprofit ist bestimmt durch die Differenz zwischen dem individuellen Produktions-preis der Waren dieses besonderen Kapitals und dem allgemeinen Produktionspreis, der die Marktpreise der Waren des Kapitals dieser Produktionssphäre überhaupt regelt oder die Marktpreise der Waren des in dieser Produktionssphäre angelegten Gesamtkapitals.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 656.

Dieser Monopolgewinn wird realisiert durch Preise, die nicht über dem üblichen Preisniveau liegen, sondern ihm entsprechen oder sogar darunter liegen. Diese Monopolpreise liegen also nicht über dem allgemeinen Preisniveau, sondern darunter.

 

 

3. Monopole sind Durchgangspunkte des Kapitalismus,

kein Endpunkt

Ein „Kampf gegen Monopole“ macht nur Sinn für Kleinkapitalisten, nicht für Lohnarbeiter. „Beseitigung der Monopole“ führt nicht zur Befreiung der Lohnarbeiter vom kapitalistischen Monopol an den Produktionsmitteln.

„... Wir wissen alle, dass die Konkurrenz aus dem feudalen Monopol hervorging. So war die Konkurrenz ursprünglich das Gegenteil des Monopols ... Das moderne Monopol ist somit nicht eine einfache Antithese, sondern im Gegenteil die wahre Synthese.

These: das feudale Monopol, Vorgänger der Konkurrenz.

Antithese: die Konkurrenz.

Synthese: das moderne Monopol ...“ K. Marx, Elend der Philosophie, MEW 4, 163.

„Die ursprüngliche Bestimmung des Privateigentums ist das Monopol; ... Das vollendete Monopol ist die Konkurrenz.“ K. Marx, Mill, MEW 40, 455.

„Der Gegensatz der Konkurrenz ist das Monopol. ... Es ist leicht einzusehen, dass dieser Gegensatz ... ein durchaus hohler ist. Jeder Konkurrierende muss wünschen, das Monopol zu haben, mag er Arbeiter, Kapitalist oder Grundbesitzer sein. Jede kleinere Gesamtheit von Konkurrenten muss wünschen, das Monopol für sich gegen alle anderen zu haben. Die Konkurrenz beruht auf dem Interesse, und das Interesse erzeugt wieder das Monopol; kurz, die Konkurrenz geht in das Monopol über. ...

Ja, die Konkurrenz setzt das Monopol schon voraus, nämlich das Monopol des Eigentums ...“ F. Engels, Umrisse, MEW 1, 513f.

„... Die Konkurrenz geht in das Monopol über. Auf der anderen Seite kann das Monopol den Strom der Konkurrenz nicht aufhalten, ja es erzeugt die Konkurrenz selbst, wie z. B. ein Einfuhrverbot oder hohe Zölle die Konkurrenz des Schmuggelns geradezu erzeugen.“ F. Engels, Umrisse, MEW 1, 513.

„In der Praxis des Lebens findet man nicht nur Konkurrenz, Monopol und ihren Widerstreit, sondern auch ihre Synthese, die nicht eine Formel, sondern eine Bewegung ist. Das Monopol erzeugt die Konkurrenz, die Konkurrenz erzeugt das Monopol. Die Monopolisten machen sich Konkurrenz, die Konkurrenten werden Monopolisten. Wenn die Monopolisten die Konkurrenz unter sich durch Aktien-gesellschaften und Kartelle einschränken, so wächst die Konkurrenz unter den Arbeitern, und je mehr die Masse der Proletarier gegenüber den Monopolisten einer Nation wächst, umso zügelloser gestaltet sich die Konkurrenz unter den Monopolisten der verschiedenen Nationen. Die Synthese ist derart beschaffen, dass das Monopol sich nur dadurch aufrechterhalten kann, dass es beständig in den Konkurrenzkampf eintritt.“ K. Marx, Elend der Philosophie, MEW 4, 163f.

„... Wenn Sie die heutige Produktionsweise vernichten, vernichten sie nicht nur die Konkurrenz, das Monopol und ihren Gegensatz, sondern auch ihre Einheit, ... die Bewegung, die den wirklichen Ausgleich von Konkurrenz und Monopol darstellt.“ K. Marx, Brief an Annenkow ( (1846), MEW 4, 553.

„Das Monopol erzeugt die freie Konkurrenz und diese wieder das Monopol; darum müssen beide fallen ...“ F. Engels, Umrisse, MEW 1, 522.

„Was jetzt zu enteignen ist, ist ... der viele Arbeiter ausbeutende Kapitalist. Diese Enteignung vollzieht sich durch das Spiel der inneren Gesetze der kapitalistischen Produktion selbst, durch die Zentralisation der Kapitale. Je ein Kapitalist schlägt viele tot. Hand in Hand mit dieser Zentralisation oder der Enteignung vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stets wachsender Stufenleiter, die bewusste technische Anwendung der Wissenschaft, die planmäßige Ausbeutung der Erde, die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, die Ökonomisierung aller Produktions­mittel durch ihren Gebrauch als Produktionsmittel kombinierter, gesellschaftli­cher Arbeit, die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts und da­mit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes.

Mit der beständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses Umwandlungsprozesses usurpieren und monopolisieren, wächst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch die Empörung der stets anschwellenden und durch den Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses selbst geschulten, vereinten und organisierten Arbeiterklasse. Das Kapitalmonopol (nicht einzelne Monopol-kapitalisten!) wird zur Fessel der Produktionsweise, die mit und unter ihm aufgeblüht ist. Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträg­lich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt.

Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Enteigner werden enteignet.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 790f.

 

Siehe auch die Artikel:

Akkumulation des Kapitals

Extraprofit

Grundrente

Lohnarbeit

Zentralisation und Konzentration des Kapitals

 

-> Diskussionsforum

Zur Zitierweise:

Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396.

Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.