Management
(Leitungsarbeit)
1. Leitungsarbeit verschmolz historisch
mit Herrschaft
und Ausbeutung
„Die Spaltung der Gesellschaft in eine ausbeutende und eine
ausgebeutete, eine herrschende und eine unterdrückte Klasse war die
notwendige Folge der früheren geringen Entwicklung der Produktion. Solange
die gesellschaftliche Gesamtarbeit nur einen Ertrag liefert, der das zur
notdürftigen Existenz Aller Erforderliche nur um wenig übersteigt, solange
also die Arbeit alle oder fast alle Zeit der großen Mehrzahl der
Gesellschaftsmitglieder in Anspruch nimmt, solange teilt sich diese
Gesellschaft notwendig in Klassen.
Neben der ausschließlich zur Arbeit
gezwungenen großen Mehrheit bildet sich eine von direkt-produktiver
Arbeit befreite Klasse, die die gemeinsamen Angelegenheiten der
Gesellschaft besorgt: Arbeitsleitung, Staatsgeschäfte, Justiz,
Wissenschaften, Künste usw.
Es
ist also das Gesetz der Arbeitsteilung, das der Klassenteilung zugrunde
liegt.“ F. Engels, Entwicklung
des Sozialismus, MEW 19, 224f.
2. Leitungsarbeit ist überall nötig, wo kooperativ
(gesellschaftlich) gearbeitet wird
„Die Arbeit der Oberaufsicht und Leitung entspringt
notwendig überall, wo der unmittelbare Produktionsprozess die Gestalt
eines gesellschaft-lich kombinierten Prozesses hat und nicht als
vereinzelte Arbeit der selbständigen Produzenten auftritt. Sie ist aber
doppelter Natur.
Einerseits in allen Arbeiten, worin viele Individuen
kooperieren, stellt sich notwendig der Zusammenhang und die Einheit des
Prozesses in einem kommandierenden Willen dar, und in Funktionen, die
nicht die Teilarbeiten, sondern die Gesamttätigkeit der Werkstatt
betreffen, wie bei dem Dirigenten eines
Orchesters.
Es
ist dies eine produktive Arbeit, die verrichtet werden muss in jeder
kombinierten Produktionsweise.
Andererseits ... entspringt diese Arbeit der Oberaufsicht
notwendig in allen Produk-tionsweisen, die auf dem Gegensatz zwischen dem
Arbeiter als dem unmittelbaren Produzenten und dem Eigentümer der
Produktionsmittel beruhen.
Je
größer dieser Gegensatz, desto größer ist die Rolle, die diese
Arbeit der Oberaufsicht spielt. Sie erreicht daher ihr Maximum im
Sklaven-system. Sie ist aber auch in der kapitalistischen Produktionsweise
unentbehrlich, da hier der Produktionsprozess zugleich Konsumtions-prozess
der Arbeitskraft durch den Kapitalisten (also Ausbeutungs-prozess)
ist.“ K.
Marx, Kapital III, MEW 25, 397.
„Die Arbeit der
Oberaufsicht und Leitung, soweit sie aus dem gegensätzlichen Charakter,
aus der Herrschaft des Kapitals über die Arbeit entspringt und daher allen
auf dem Klassengegensatz beruhenden Produktionsweisen mit der
kapitalistischen gemeinsam ist, ist auch im kapitalistischen System
unmittelbar und unzertrennbar verquickt mit den produktiven Funktionen,
die alle kombinierte gesellschaftliche Arbeit einzelnen Individuen als
besondere Arbeit auferlegt.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 399.
3. Gesellschaftlich notwendige
Leitungsfunktionen trennen sich vom Eigentum an
Produktionsmitteln
3.1. Die Kapitalisten übernahmen Leitungsarbeit, weil unter
ihrem Kommando gesellschaftlich gearbeitet
wird
„Mit der Kooperation vieler Lohnarbeiter entwickelt sich das
Kom-mando des Kapitals zum Erfordernis für die Ausführung des
Arbeitsprozesses selbst, zu einer wirklichen Produktionsbedingung. Der
Befehl des Kapitalisten auf dem Produktionsfeld wird jetzt so
unentbehrlich wie der Befehl des Generals auf dem Schlachtfeld.
...
Diese Funktion der
Leitung, Überwachung und Vermittlung, wird zur Funktion des Kapitals,
sobald die ihm untergeordnete Arbeit kooperativ wird.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 350.
„Alle unmittelbar gesellschaftliche oder gemeinschaftliche
Arbeit auf größerem Maßstab bedarf mehr oder minder einer Leitung,
welche die Harmonie der individuellen Tätigkeiten vermittelt und die
allgemeinen Funktionen vollzieht, die aus der Bewegung des produktiven
Gesamt-körpers im Unterschied von der Bewegung seiner selbständigen Organe
entspringen. Ein einzelner Violinspieler dirigiert sich selbst, ein
Orchester bedarf des Dirigenten. Diese Funktion der Leitung,
Überwachung und Vermittlung wird zur Funktion des Kapitals, sobald die ihm
untergeordnete Arbeit kooperativ
wird. ...
Mit der Masse der gleichzeitig beschäftigten Arbeiter wächst
ihr Widerstand und damit notwendig der Druck des Kapitals zu Bewältigung
dieses Widerstands. Die Leitung des Kapitalisten ist nicht nur eine aus
der Natur des gesellschaftlichen Arbeitsprozesses entspringende und ihm
angehörige besondere Funktion, sie ist zugleich Funktion der Ausbeutung
eines gesellschaftlichen Arbeitsprozesses und daher bedingt durch den
unvermeidlichen Konflikt zwischen dem Ausbeuter und dem Rohmaterial
seiner Ausbeutung.
Ebenso wächst mit dem Umfang der Produktionsmittel, die dem
Lohnarbeiter als fremdes Eigentum gegenüberstehen, die Notwendigkeit der
Kontrolle über deren sachgemäße Verwendung.
...
Wenn daher die
kapitalistische Leitung dem Inhalt nach doppelseitig ist, wegen der
Doppelseitigkeit des zu leitenden Produktionsprozesses selbst,
welcher einerseits gesellschaftlicher Arbeitsprozess zur Her-stellung
eines Produkts ist, andererseits Vermehrungsprozess des
Kapitals, so ist sie der Form nach despotisch.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 350f.
„Innerhalb des Produktionsprozesses entwickelte sich das
Kapital zum Kommando über die Arbeit, d. h. über die sich betätigende
Arbeitskraft oder den Arbeiter selbst.
Das personifizierte
Kapital, der Kapitalist, passt auf, dass der Arbeiter sein Werk ordentlich
und mit dem gehörigen Grad von Intensität verrichte.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 328.
„Das Kapital ist also
die Regierungsgewalt über die Arbeit und ihre Produkte.
Der Kapitalist besitzt diese Gewalt, nicht seiner persönlichen oder
menschlichen Eigenschaften wegen, sondern insofern er
Eigen-tümer des Kapitals ist.“ K. Marx,
Ökonomisch-philosophische Manuskripte, MEW 40,
484.
„Der Kapitalist ist
nicht Kapitalist, weil er industrieller Leiter ist, sondern er wird
industrieller Befehlshaber, weil er Kapitalist ist.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 352.
3.2. Mit wachsender Kapitalgröße delegiert der Kapitalist
seine Leitungsarbeit an Lohnarbeiter
Leitungsarbeit und Eigentum an Produktionsmitteln wird
getrennt.
„Wie der Kapitalist
zunächst entbunden wird von der Handarbeit, sobald sein Kapital jene
Minimalgröße erreicht hat, womit die eigentlich kapitalistische Produktion
erst beginnt, so tritt er jetzt mit wachsender Unternehmensgröße
die Funktion unmittelbarer und fortwährender Beaufsichtigung der
einzelnen Arbeiter und Arbeitergruppen selbst wieder ab an eine besondere
Sorte von Lohnarbeitern ... (Manager, ... Arbeitsaufseher...), die
während des Arbeitsprozesses im Namen des Kapitals kommandieren. Die
Arbeit der Oberaufsicht befestigt sich zu ihrer ausschließlichen
Funktion.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 351.
„Indem ... aber der
bloße Manager, der das Kapital unter keinerlei Titel besitzt, weder
leihweise noch sonst wie, alle realen Funktionen versieht, die dem
fungierenden Kapitalisten als solchem zukommen, bleibt nur der Funktionär
und verschwindet der Kapitalist als überflüssige Person aus dem
Produktionsprozess.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 401.
„Dass nicht die industriellen Kapitalisten, sondern die
industriellen Manager ‚die Seele unseres Industriesystems‘ sind,
hat schon Herr Ure (brit. Ökonom) bemerkt.
...
Die kapitalistische Produktion selbst hat es dahin gebracht,
dass die Arbeit der Oberleitung, ganz getrennt vom Kapitaleigentum, auf
der Straße herumläuft. Es ist daher nutzlos geworden, dass diese Arbeit
der Oberleitung vom Kapitalisten ausgeübt
werde.
Ein Musikdirektor braucht durchaus nicht Eigentümer der
Instrumente des Orchesters zu sein, noch gehört es zu seiner Funktion als
Dirigent, dass er irgendetwas mit dem ,Lohn‘ der übrigen Musikanten zu tun
hat.
Die Kooperativfabriken liefern den Beweis, dass der
Kapitalist als Funktionär der Produktion ebenso überflüssig geworden, wie
er selbst ... den Großgrundbesitzer überflüssig
findet.
Soweit die Arbeit des
Kapitalisten ... sich nicht auf die Funktion beschränkt, fremde Arbeit
auszubeuten; soweit sie also aus der Form der Arbeit als
gesellschaftlicher hervorgeht, aus der Kombination und Kooperation vieler
zu einem gemeinsamen Resultat, ist sie ganz ebenso unabhängig vom Kapital,
wie diese Form selbst, sobald sie die kapitalistische Hülle gesprengt
hat.“ K.
Marx, Kapital III, MEW 25, 398.
„Das Kapital, das an sich auf gesellschaftlicher
Produktionsweise beruht und eine gesellschaftliche Konzentration von
Produktionsmitteln und Arbeitskräften voraussetzt, erhält in den
Aktiengesellschaften direkt die Form von Gesellschaftskapital (Kapital
direkt assoziierter Individuen) ... Es ist die Aufhebung des Kapitals als
Privateigentum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Produktionsweise
selbst. ...
Verwandlung des wirklich fungierenden Kapitalisten in einen
bloßen Manager, Verwalter fremdes Kapitals, und der
Kapitaleigentümer in bloße Eigentümer, bloße Geldkapitalisten. Selbst wenn
die Dividenden, die sie beziehen, den Zins und Unternehmergewinn,
d. h. den Totalprofit einschließen (denn das Gehalt des
Managers ist, ... bloßer Arbeitslohn einer gewissen Art geschickter
Arbeit, deren Preis im Arbeitsmarkt reguliert wird, wie der jeder anderen
Arbeit), so wird dieser Totalprofit nur noch bezogen in der Form des
Zinses, d. h. als bloße Vergütung des Kapitaleigentums, das nun ganz
so von der Funktion im wirklichen Reproduktionsprozess getrennt wird wie
diese Funktion, in der Person des Managers, vom Kapitaleigentum.
...
In
den Aktiengesellschaften ist die Funktion getrennt vom Kapital-eigentum,
also auch die Arbeit gänzlich getrennt vom Eigentum an den
Produktionsmitteln und an der Mehrarbeit.
Es
ist dies Resultat der höchsten Entwicklung der kapitalistischen Produktion
ein notwendiger Durchgangspunkt zur Rückverwandlung des Kapitals in
Eigentum der Produzenten, aber nicht mehr als das Privat-eigentum
vereinzelter Produzenten, sondern als das Eigentum ihrer als assoziierter,
als unmittelbares Gesellschaftseigentum.
Es
ist andererseits Durchgangspunkt zur Verwandlung aller mit dem
Kapitaleigentum bisher noch verknüpften Funktionen im
Reproduktions-prozess in bloße Funktionen der assoziierten Produzenten, in
gesell-schaftliche Funktionen.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 452f.
Moderne
Großunternehmen „sind nicht Eigentum
einzelner Kapita-listen, die ihr Geschäft selbst leiten, sondern von
Aktiengesellschaften, deren Betrieb von bezahlten
Angestellten geleitet wird, von Dienern, die in jeder Hinsicht
die Position höhergestellter, besser bezahlter Arbeiter einnehmen.
...
Die gesellschaftliche
Funktion des Kapitalisten ist hier auf besoldete Diener übergegangen; aber
der Kapitalist streicht nach wie vor in Gestalt seiner Dividenden die
Bezahlung für jene Funktionen ein, obwohl er sie nicht mehr ausübt.“
F.
Engels, Gesellschaftsklassen, MEW 19, 288f.
„Das Kapital zeigt sich immer mehr als gesellschaftliche
Macht, deren Funktionär der Kapitalist ist und die in gar keinem möglichen
Verhält-nisse mehr zu dem steht, was die Arbeit eines einzelnen
Individuums schaffen kann – aber das Kapital zeigt sich als ...
verselbständigte gesellschaftliche Macht, die als Sache, und als Macht des
Kapitalisten durch diese Sache, der Gesellschaft
gegenübertritt.
Der Widerspruch
zwischen der allgemeinen gesellschaftlichen Macht, zu der sich das Kapital
gestaltet, und der Privatmacht der einzelnen Kapitalisten über diese
gesellschaftlichen Produktionsbedingungen entwickelt sich immer
schreiender und schließt die Auflösung dieses Verhältnisses ein, indem sie
zugleich die Herausarbeitung der Produk-tionsbedingungen zu allgemeinen,
gemeinschaftlichen, gesellschaft-lichen Produktionsbedingungen
einschließt.“ K. Marx, Kapital III,
MEW 25, 274.
„Zwei Haupttatsachen der kapitalistischen
Produktion:
Erstens Konzentration der
Produktionsmittel in wenigen Händen, wodurch sie aufhören, als
unmittelbares Eigentum des einzelnen Arbeiters zu erscheinen, sondern als
Potenzen der gesellschaftlichen Produktion, wenn auch noch zunächst als
Eigentum der nicht arbeitenden Kapitalisten; diese sind ihre
Treuhänder in der bürgerlichen Gesellschaft und genießen alle
Früchte dieser Treuhandschaft.
Zweitens: Organisation der Arbeit selbst als
gesellschaftliche durch Kooperation, Teilung der Arbeit und Verbindung der
Arbeit mit den Resultaten der gesellschaftlichen Herrschaft über die
Naturkräfte.
Nach beiden Seiten hin
hebt die kapitalistische Produktion Privat-eigentum und Privatarbeit auf,
wenn auch noch in gegensätzlichen Formen.“ K. Marx, Theorien über
den Mehrwert III, MEW 26.3, 418.
Die Sowjetkommunisten hatten
mit ihrem System durch Politik nicht mehr geschafft als der
Kapitalismus durch seine natürliche Entwicklung geschafft hat: Nämlich das
Eigentum an den Produktionsmitteln von der Leitungsarbeit zu trennen:
Formeller Eigentümer im Sowjetsystem war die Gesellschaft, aber die
Leitungsarbeit der Produktion
war in festen Händen der Parteibüro-kraten. Diese Parteibürokraten
waren nicht absetzbar und nicht an Wei-sungen der
Werktätigen gebunden, daher waren sie nur nach dem dem gesetzlichen
Schein, nicht der Wirklichkeit nach Treuhänder der Gesellschaft. Nicht die
Werktätigen bestimmten über sich und ihre Arbeit, sondern die sowjetischen Leitungsbürokraten.
Ausbeutung und Unterdrückung waren im Sowjetsystem nicht
verschwunden, sondern hatten nur ihre Form
gewechselt.
Siehe dazu: Wal
Buchenberg, Was Marx am Sowjetsystem kritisiert hätte. Politische Ökonomie
der Sowjetunion. Verlag für Wissenschaft und Forschung Berlin, 2003. (9,90
Euro).
4. Eine selbstverwaltete Wirtschaft selbstbestimmter
Individuen ist eine Produzentengenossenschaft ohne Lohnarbeit und ohne
Chefs
Leitungsarbeit wird abwechselnd, auftragsgebunden und
zeitlich befristet delegiert.
„... Die fortschreitende industrielle Entwicklung (hat) ...
die Einzelarbeit in allen großen Industriezweigen längst vernichtet ...
und vernichtet sie in den kleineren und kleinsten Zweigen täglich
mehr; die industrielle Entwicklung setzt an ihre Stelle die
gesellschaftliche Arbeit ..., unterstützt von Maschinen und dienstbar
gemachten Naturkräften, deren fertiges, sofort austauschbares oder
verbrauchbares Produkt das gemeinsame Werk vieler Einzelner ist, durch
deren Hände (und Köpfe) es hat gehen müssen. Und gerade durch diese
industrielle Revolution hat die Produktionskraft der menschlichen Arbeit
einen solchen Höhegrad erreicht, dass die Möglichkeit gegeben ist – zum
erstenmal, solange Menschen existieren -, bei verständiger Verteilung der
Arbeit unter alle, nicht nur genug für die reichliche Konsumtion aller
Gesellschafts-mitglieder und für einen ausgiebigen Reservefonds
hervorzubringen, sondern auch jedem Einzelnen hinreichend Muße zu lassen,
damit dasjenige, was aus der geschichtlich überkommenen Bildung –
Wissenschaft, Kunst, Umgangsformen usw. – wirklich wert ist, erhalten zu
werden, nicht nur erhalten, sondern aus einem Monopol der herrschenden
Klasse in ein Gemeingut der ganzen Gesellschaft verwandelt und weiter
vorgebildet werde. (Und mit dem Monopol auf
Bildung und Kenntnisse wird auch jedes Monopol auf Leitungs-funktionen
beseitigt.)
Und hier liegt der
entscheidende Punkt. Sobald die Produktionskraft der menschlichen Arbeit
sich bis auf diesen Höhegrad entwickelt hat, verschwindet jeder Vorwand
für den Bestand einer herrschenden Klasse. War doch der letzte Grund,
womit der Klassenunterschied verteidigt wurde, stets: Es muss eine Klasse
geben, die sich nicht mit der Produktion ihres täglichen Lebensunterhalts
abzuplacken hat, damit sie Zeit behält, die geistige Arbeit der
Gesellschaft zu besorgen. Diesem Gerede, das bisher seine große
geschichtliche Berechtigung hatte, ist durch die industrielle Revolution
der letzten hundert Jahre ein für allemal die Wurzel abgeschnitten.“
F.
Engels, Wohnungsfrage, MEW 18, 220f.
„Aber wenn hiernach die Einteilung in Klassen eine gewisse
geschichtliche Berechtigung hat, so hat sie eine solche doch nur für einen
gegebenen Zeitraum, für gegebene gesellschaftliche Bedingungen. Sie
gründet sich auf die Unzulänglichkeit der Produktion; sie wird weggefegt
werden durch die volle Entfaltung der modernen
Produktiv-kräfte.
Und in der Tat hat die Abschaffung der gesellschaftlichen
Klassen zur Voraussetzung einen geschichtlichen Entwicklungsgrad, auf dem
das Bestehen nicht bloß dieser oder jener bestimmten herrschenden Klasse,
sondern einer herrschenden Klasse überhaupt, also des
Klassenunter-schiedes selbst ... veraltet
ist.
Sie hat also zur Voraussetzung einen Höhegrad der
Entwicklung der Produktion, auf dem die Aneignung der
Produktionsmittel und Produkte und damit der politischen Herrschaft, des
Monopols der Bildung und der geistigen Leitung durch eine besondere
Gesellschaftsklasse nicht nur überflüssig, sondern auch ökonomisch,
politisch und intellektuell ein Hindernis der Entwicklung geworden
ist.
Dieser Punkt ist jetzt
erreicht.“ F. Engels, Entwicklung
des Sozialismus, MEW 19, 225.
„Die freie Arbeit
entwickelt sich innerhalb der kapitalistischen Produktion als
gesellschaftliche Arbeit. Dass sie Eigentümer der
Produktionsbedingungen wird, heißt also, dass diese
Produktions-bedingungen den vergesellschafteten Arbeitern gehören
und diese Arbeiter als solche vergesellschafteten Produzenten
produzieren, ihre eigene Produktion ... sich als vergesellschaftete
unterordnen.“ K. Marx, Theorien über
den Mehrwert III, MEW 26.3, 514.
„Wir anerkennen die
Kooperativbewegung als eine der Triebkräfte zur Umwandlung der
gegenwärtigen Gesellschaft; die auf Klassengegen-sätzen beruht. Ihr großes
Verdienst besteht darin, praktisch zu zeigen, dass das bestehende
despotische und Armut hervorbringende System der Unterjochung der
Arbeit unter das Kapital verdrängt werden kann durch das
demokratische und segensreiche System der Assoziation von
freien und gleichen Produzenten.“ K. Marx, Forderungen
der IAA, MEW 16, 195.
„Und dass wir beim Übergang in die volle kommunistische
Wirtschaft den genossenschaftlichen Betrieb als Mittelstufe in
ausgedehntem Maß werden anwenden müssen, daran haben Marx und ich nie
gezweifelt.
Nur muss die Sache so
eingerichtet werden, dass die Gesellschaft ... das Eigentum an den
Produktionsmitteln behält und so die Sonderinteressen der Genossenschaft,
gegenüber der Gesellschaft im Ganzen, sich nicht festsetzen können.“
F. Engels
an Bebel (1886), MEW 36, 426.
„Dies ist der sehr große Unterschied: Ob die vorhandenen
Produktions-mittel den Arbeitenden als Kapital gegenüberstehen, ...
ob diese Pro-duktionsmittel sie beschäftigen, oder ob
sie, als Subjekte, die Produk-tionsmittel – im Akkusativ – anwenden, um
Reichtum für sich selbst zu erzeugen.
Natürlich ist dabei
vorausgesetzt, dass die kapitalistische Produktion bereits die
Produktivkräfte der Arbeit überhaupt zu der nötigen Höhe entwickelt hat,
worauf diese Revolution eintreten kann.“ K. Marx, Theorien über
den Mehrwert II, MEW 26.2, 583.
„...
Die Gesellschaft (konnte) doch niemals ohne eine Klasse von Produzenten
leben. Diese Klasse ist also unter allen Umständen notwendig – wenn auch
die Zeit kommen muss, in der sie nicht länger eine Klasse sein, sondern
die ganze Gesellschaft umfassen wird.“ F. Engels,
Gesellschaftsklassen, MEW 19, 287.
„Einmal
die Arbeit emanzipiert, so wird jeder Mensch ein Arbeiter, und produktive
Arbeit hört auf, eine Klasseneigenschaft zu sein.“ K. Marx, Bürgerkrieg
in Frankreich, MEW 17, 342.
„Im planmäßigen
Zusammenwirken mit andern streift der Arbeiter seine individuellen
Schranken ab und entwickelt sein Gattungsvermögen.“ K. Marx, Kapital I,
MEW 23, 349.
„Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die
Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft
des Produkts über die Produzenten ...
Der Kampf ums Einzeldasein hört auf. Damit erst scheidet der
Mensch, in gewissem Sinn, endgültig aus dem Tierreich, tritt aus
tierischen Daseinsbedingungen in wirklich menschliche. Der Umkreis der die
Menschen umgebenden Lebensbedingungen, der die Menschen bis jetzt
beherrschte, tritt jetzt unter die Herrschaft und Kontrolle der Menschen,
die nun zum ersten Male bewusste, wirkliche Herren der Natur, weil und
indem sie Herren ihrer eigenen Vergesellschaftung
werden.
Die Gesetze ihres eigenen gesellschaftlichen Tuns, die ihnen
bisher als fremde, sie beherrschende Naturgesetze gegenüberstanden, werden
dann von den Menschen mit voller Sachkenntnis angewandt und damit
beherrscht. Die eigene Vergesellschaftung der Menschen, die ihnen bisher
als von Natur und Geschichte aufgezwungen gegenüberstand, wird
jetzt ihre eigene freie Tat. Die objektiven, fremden Mächte, die bisher
die Geschichte beherrschten, treten unter die Kontrolle der Menschen
selbst.
Erst von da an werden die Menschen ihre Geschichte mit
vollem Bewusstsein selbst machen, erst von da an werden die von ihnen in
Bewegung gesetzten gesellschaftlichen Ursachen vorwiegend und in stets
steigendem Maße auch die von ihnen gewollten Wirkungen
haben.
Es
ist der Sprung der Menschheit aus dem Reiche der Notwendigkeit in das
Reich der Freiheit.“ F. Engels,
Anti-Dühring, MEW 20, 264.
„Der Kommunismus
unterscheidet sich von allen bisherigen Bewe-gungen dadurch, dass er die
Grundlage aller bisherigen Produktions- und Verkehrsverhältnisse umwälzt
und alle naturwüchsigen Voraussetzungen zum ersten Mal mit Bewusstsein als
Geschöpfe der bisherigen Menschen behandelt, ihrer Naturwüchsigkeit
entkleidet und der Macht der vereinigten Individuen unterwirft.“
K. Marx,
Deutsche Ideologie, MEW 3, 70.
Siehe auch die
Artikel:
Genossenschaften
Kapitalisten
Lohnarbeiter
Manager