Kompromisse 1. Kompromisse sind
von den Umständen erzwungene Umwege zum Ziel Umwege geht man, wo man nicht die Kraft hat, Hindernisse
wegzu-räumen, die den direkten Weg zum Ziel
versperren. Dazu bemerkte
Engels: Die deutschen Kommunisten sind Kom-munisten, weil sie durch
alle Zwischenstationen und Kompro-misse, die nicht von ihnen, sondern von
der geschichtlichen Entwicklung geschaffen werden, das Endziel klar
hindurchsehen: die Abschaffung der Klassen, die Errichtung einer
Gesellschaft, worin kein Privateigentum an der Erde und an den
Produktions-mitteln mehr existiert. (Im Manifest der
Dreiunddreißig - die Engels kritisierte - heißt es dagegen:
,Wir
sind Kommunisten, weil wir bei unserem Ziel ankommen wollen, ohne uns an
Zwischenstationen aufzuhalten, an Kompromissen, die nur den Sieg vertagen
und die Sklaverei verlängern.) Die Dreiunddreißig sind Kommunisten, weil sie sich einbilden, sobald sie nur den guten Willen haben, die Zwischenstationen und Kompro-misse zu überspringen, sei die Sache abgemacht, und wenn es, wie ja feststeht, es dieser Tage losgeht und sie ans Ruder kommen, so sei übermorgen der Kommunismus eingeführt. Wenn das nicht sofort möglich ist, sind sie also auch keine Kommunisten. F. Engels, Flüchtlingsliteratur, MEW 18, 533. Marx spottete über die
Kompromisslosigkeit: Wenn sich die
Arbeiter in ihrem politischen Kampf gegen den bürgerlichen Staat
vereinigen, nur um Zugeständnisse zu erreichen, dann schließen sie
Kompromisse, und das steht im Widerspruch zu den ewigen Prinzipien!
... Mit einem Wort, die
Arbeiter sollen die Hände verschränken und ihre Zeit nicht für politische
und ökonomische Bewegungen verschwenden. All diese Bewegungen können
nichts als unmittelbare Resultate (Kompromisse) bringen.
... In ihrem alltäglichen praktischen Leben müssen die Arbeiter die gehorsamsten Diener des Staates sein, in ihrem Inneren aber müssen sie auf das energischste gegen seine Existenz protestieren und ihm ihre tiefe theoretische Verachtung durch Kaufen und Lesen von Broschüren über die Abschaffung des Staates bekunden; sie müssen sich aber hüten, der kapitalistischen Ordnung einen anderen Widerstand entgegen-zusetzen als Deklamationen über die Gesellschaft der Zukunft, in der die Existenz dieser verhassten Ordnung aufhören wird! K. Marx, Der politische Indifferentismus, MEW 18, 299f. Die Kommunisten kämpfen für die Erreichung der unmittelbar vorliegenden Zwecke und Interessen der Arbeiterklasse, aber sie vertreten in der gegenwärtigen Bewegung zugleich die Zukunft der Bewegung. K. Marx, Kommunistisches Manifest, MEW 4, 492f. 2. Unter Umständen
sind Bündnisse mit dem Teufel akzeptabel In der Politik darf man sich, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, mit dem Teufel selbst verbünden nur muss man die Gewissheit haben, dass man den Teufel betrügt, und nicht umgekehrt. K. Marx, New York Daily Tribune vom 1.12.1852, MEW 8, 392. Ihr müsst wissen, ob Paris eine Messe wert ist, wie Heinrich IV. sagte, als er katholisch wurde und damit Frankreich einen 30-jährigen Krieg ersparte; ob die Vorteile derart sind, dass man eine Inkonsequenz begehen kann ... F. Engels, Brief an Bebel (1879), MEW 34, 425. Mit geringem
Menschenverstand hätte die Pariser Kommune ... einen der
ganzen Volksmasse nützlichen Kompromiss mit Versailles (wo die
bürgerliche Gegenregierung saß) das allein damals Erreichbare
erzielen können. Die Besetzung der Bank
von Frankreich allein hätte der Versailler Großtuerei ein Ende mit
Schrecken gemacht, etc. etc. K. Marx, Brief an
Nieuwenhuis (1881), MEW 35, 160. 3. Kluges Auftreten
heißt: Karl Marx über die von
ihm verfasste Gründungserklärung der Internationalen
Arbeiterassoziation: Es war sehr
schwierig, die Sache so zu halten, dass unsere Ansicht in einer Form
erschien, die sie dem jetzigen Stundpunkt der Arbeiter-bewegung akzeptabel
machte. ... Es bedarf Zeit, bis die wiedererwachende Bewegung die alte Kühnheit der Sprache erlaubt. Nötig war Hart in der Sache, weich im Ton. K. Marx, Brief an Engels (1864), MEW 31, 16. Siehe auch die Artikel: |
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Zur
Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete
Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum
Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als
Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder
auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er
selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund
Sterling bedeuten. Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. |