Exil & Migration

1. Politische Emigranten im Exil:
„Ich weiß aus Erfahrung, was eine Bewegung wie die in der kleinen russischen Kolonie im Westen bedeutet. Einer kennt den anderen, steht in persönlichen freundschaftlichen oder feindseligen Beziehungen, und infolgedessen ist die ganze Entwicklung natürlich von Meinungsverschiedenheiten, Spaltungen und Polemiken begleitet und nimmt einen überaus persönlichen Charakter an. Das gehört zu jeder politischen Emigration und wir haben von 1849 - 1860 genug davon gehabt.“ F. Engels an Vera Sassulitsch MEW 37, 391.

„Aus eigener Erfahrung (1849 - 1852) weiß ich, wie sich jede politische Emigration unweigerlich in verschiedene Gruppen spaltet, solange es im Mutterland ruhig bleibt.
Der leidenschaftliche Wunsch zu handeln, trotz der Unmöglichkeit, etwas Wirksames zu tun, ruft in vielen klugen und energischen Köpfen übereifriges geistiges Spekulieren hervor, Versuche, neue und beinahe wunderbare Aktionsmittel zu entdecken oder zu erfinden.“ F. Engels an Gurwitsch, 27.5.1893., MEW 39, 75.

„Die größte Gefahr jeder politischen Emigration liegt im Tatendrang; es muss doch was geschehen; es muss doch was getrieben werden! Und so geschehen Dinge, deren Tragweite man nicht übersieht und die, wie man später selbst einsieht, besser unterblieben wären.“ F. Engels an E. Bernstein, 4.11.1882, MEW 35, 394.

2. Wirtschaftliche Migration ist in erster Linie Export und Import von Lohnarbeitern.
„Man könnte sagen, dass nicht nur Kapital, sondern auch Arbeiter, in Form der Emigration, jährlich aus England exportiert werden.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 639, Anm. 69.

 „Die Kunst ist, ... Habenichtse ... zu importieren und so dem Herrn Kapitalisten seinen Lohnarbeitsmarkt voll zu halten.“ K. Marx, Kapital I, MEW 23, 800.

Engels schrieb 1882 über die USA: „Und diese fabelhafte Reichtumsakkumulation wird durch die enorme Einwanderung in Amerika noch von Tag zu Tag gesteigert. Denn direkt und indirekt kommt dieselbe in erster Linie den Kapitalmagnaten zugute. Direkt, indem sie die Ursache einer rapiden Steigerung der Bodenpreise ist, indirekt, indem die Mehrzahl der Einwanderer den Lebensstandard der amerikanischen Arbeiter herabdrückt. ...
Auf diese Weise trägt der Auswandererstrom, den Europa jetzt jährlich nach Amerika entsendet, nur dazu bei, die kapitalistische Wirtschaft mit all ihren Folgen auf die Spitze zu treiben, so dass über kurz oder lang ein kolossaler Krach drüben unvermeidlich wird. Dann wird der Auswandererstrom stocken oder vielleicht gar seinen Lauf zurücknehmen...
Darum, so sehr wir auch mit der (deutschsprachigen) ‚New Yorker Volkszeitung’ die Auswanderung aus Deutschland bedauern, so sehr wir überzeugt sind, dass dieselbe zunächst eine wesentliche Verschlechterung der Lage der amerikanischen Arbeiter im Gefolge haben wird, und so sehr wir ferner mit derVolkszeitung’ wünschten, dass die deutschen Arbeiter ihr ganzes Augenmerk ausschließlich auf die Verbesserung ihrer Lage in Deutschland richten, so können wir den Pessimismus der ‚Volkszeitung’ nicht teilen. Wir müssen eben mit den Verhältnissen rechnen...“ F. Engels im ‚Sozialdemokrat’, 18.5.1882. MEW 19, 307.

Wal Buchenberg, 25.09.2001

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Zur Zitierweise:

Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten.“ Kapital II, MEW 24, 396.

Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff.