Angebot und Nachfrage
1. Angebot und
Nachfrage einer Einzelware „Dass die Ware Gebrauchswert hat, heißt nur, dass sie irgendein gesellschaftliches Bedürfnis befriedigt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 194.
„Der Kapitalist produziert nicht, um durch das Produkt ein ... Bedürfnis zu befriedigen; er produziert überhaupt nicht mit unmittelbarer Rücksicht auf die Konsumtion.Er produziert, um Mehrwert zu produzieren.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert I, MEW 26.1, 61f.
„Gehen wir zunächst
von der Zufuhr aus. Was ich als Kapitalist zuführe, ist
Ware, Einheit von Gebrauchswert und Tauschwert, z. B. ein
bestimmtes Quantum Eisen im Wert von 1.000 Euro. Ich bin
Eisenfabrikant nach der Voraussetzung. Ich führe einen Gebrauchswert zu,
Eisen, und ich führe einen Wert zu, nämlich den im Preis des Eisens von
1.000 Euro ausgedrückten Wert. ... Dieses bestimmte Quantum
Eisen ist wirklich von mir auf den Markt geworfen. Dagegen
existiert der Wert des Eisens nur als sein Preis, der erst
realisiert werden soll von dem Käufer des Eisens, der für mich die
Nachfrage nach Eisen darstellt. Die Nachfrage des
Eisenverkäufers besteht in der Nachfrage nach dem Tauschwert des
Eisens, der zwar im Eisen steckt, aber nicht realisiert ist.
... Für den Käufer
existiert meine Ware zunächst als Gebrauchswert. ... Was er braucht, ist
ein bestimmtes Quantum Eisen. ... Soweit er
Nachfragender für meine Ware ist, mag er entweder geringere Quantität
verlangen, als ich zuführe, oder die ganze Quantität, aber unter
ihrem Wert. Seine Nachfrage braucht sowenig meiner Zufuhr entsprechen als
die Quantität, die ich zuführe, und der Wert, zu dem ich sie zuführe,
identisch sind. ... Soweit ich Eisen
zuführe, frage ich nicht nach Eisen nach, sondern nach Geld. Ich führe
einen besonderen Gebrauchswert zu und frage nach dem Wert
desselben. Meine Zufuhr und
Nachfrage sind also so verschieden wie Gebrauchswert und
Tauschwert. Soweit ich in dem Eisen selbst einen Wert zuführe,
frage ich nach der Realisation dieses Werts.
... Die Nachfrage nach der von mir zugeführten Quantität Gebrauchswert richtet sich aber nicht nach dem Wert, den ich realisieren will, sondern nach der Quantität, die der Käufer zu einem bestimmten Preis braucht.“ K. Marx, Theorien über den Mehrwert III, 26.3, 97f. Als Warenanbieter
liefert der kapitalistische Produzent Dinge mit Doppelcharakter: Ware als
Einheit von Gebrauchswert und Warenwert. Dem Warenverkäufer ist der
Warenwert wichtig, den er in Geld verwandeln will. Für ihn selbst hat die
Ware keinen Gebrauchswert, sonst würde er sie selbst verbrauchen. Aber er
bekommt kein Geld für seine Ware, wenn sie keinen Gebrauchswert für andere
hat, d. h. ein vorhandenes Bedürfnis befriedigt. Der Verkäufer bietet also
einen Gebrauchswert für andere zum Verkauf an, seine eigene Nachfrage als
Verkäufer richtet sich jedoch auf eine bestimmte Summe Geld – die
Realisierung seines Warenwerts. Anders die Nachfrage
des Warenkäufers. Er sucht einen Gebrauchswert, der ihm Bedürfnisse
geistiger oder körperlicher Art befriedigt. Sofern der Käufer keine
Möglichkeit hat, sich den gewünschten Gebrauchswert durch eigene Arbeit zu
schaffen, ist er auf käufliche Ware zur Bedürfnisbefriedigung angewiesen.
Die Ware gehört aber dem Warenbesitzer und der gibt sie nur gegen Geld.
Der Käufer kann seine Bedürfnisse nur befriedigen, wenn er genügend Geld
hat und bereit ist das Geld herzugeben. In der
Warengesellschaft tritt das Geld zwischen Angebot und Nachfrage und
vermittelt sie. Es zählt hier nicht wirkliche Nachfrage, sondern nur
zahlungskräftige Nachfrage. Es ist ein akademisches Vorurteil, dass sich
Angebot und Nachfrage grundsätzlich oder gar immer decken
würden. 2. Angebot und Nachfrage
bei kapitalistischer Massenproduktion 2.1. Dass Geld
zwischen Angebot und Nachfrage tritt, birgt schon den Keim des
Überangebots. Erst recht bei kapitalistischer
Massenproduktion „Sobald
(die produzierte Warenmenge) W' ... verkauft, in Geld verwandelt
ist, kann es in die realen Faktoren des Arbeitsprozesses und darum des
Reproduktionsprozesses rückverwandelt werden. Ob W'
daher vom endgültigen
Konsumenten gekauft ist oder vom Kaufmann, der es wieder verkaufen will,
ändert unmittelbar nichts an der Sache. Der
Umfang der von der kapitalistischen Produktion erzeugten Warenmassen wird
bestimmt durch die Stufenleiter dieser Produktion und das Bedürfnis der
beständigen Ausdehnung dieser letzteren, nicht durch einen vorherbestimmten Kreis von
Nachfrage und Angebot, von zu befriedigenden Bedürfnissen. Die
Massenproduktion kann für ihren unmittelbaren Käufer, außer anderen
industriellen Kapitalisten, nur den Großkaufmann
haben. Innerhalb
gewisser Grenzen kann der Reproduktionsprozess auf derselben oder
erweiterter Stufe vorgehen, obgleich die aus ihm ausgestoßenen Waren nicht
wirklich in die individuelle oder produktive Konsumtion eingegangen sind.
Die Konsumtion der Waren ist nicht eingeschlossen in den Kreislauf des
Kapitals, aus dem sie hervorgegangen sind. Sobald
das Garn z. B. verkauft ist, kann der Kreislauf des im Garn dargestellten
Kapitalwerts von neuem beginnen, was auch immer zunächst aus dem
verkauften Garn wird. Solange das Produkt verkauft wird, geht vom
Standpunkt des kapitalistischen Produzenten alles seinen regelmäßigen
Gang. Der Kreislauf des Kapitalwerts, den er repräsentiert, wird nicht
unterbrochen. ... Es kann
so die Produktion von Mehrwert und mit ihr auch die individuelle
Konsumtion des Kapitalisten wachsen, der ganze Reproduktionsprozess sich
im blühendsten Zustand befinden und dennoch ein großer Teil der Waren nur
scheinbar in die Konsumtion eingegangen sein, in Wirklichkeit aber
unverkauft in den Händen von Wiederverkäufern lagern, tatsächlich sich
also noch auf dem Markt befinden. Nun
folgt Warenstrom auf Warenstrom, und es tritt endlich hervor, dass der
frühere Strom nur scheinbar von der Konsumtion verschlungen
ist. Die
Warenkapitale machen sich wechselseitig ihren Platz auf dem Markt
streitig. Die Nachrückenden, um zu verkaufen, verkaufen unter dem Preis.
Die früheren Ströme sind noch nicht flüssig gemacht, während die
Zahlungstermine dafür fällig werden. Ihre Inhaber müssen sich insolvent
erklären oder verkaufen zu jedem Preis, um zu zahlen.
... Dann
bricht die Krise los. Sie wird
sichtbar nicht in der unmittelbaren Abnahme der konsumtiven Nachfrage, der
Nachfrage für individuelle Konsumtion, sondern in der Abnahme des
Austauschs von Kapital gegen Kapital, des Reproduktionsprozesses des
Kapitals.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24,
80f. 2.2. Wo sich Angebot und Nachfrage nicht
decken, „Solange
wir nur von den einzelnen Waren handelten, konnten wir unterstellen, dass
das Bedürfnis für diese bestimmte Ware – in den Preis ist schon ihr Quantum
eingeschlossen – vorhanden sei, ohne uns auf das Quantum des zu
befriedigenden Bedürfnisses weiter einzulassen. Dies
Quantum wird aber ein wesentliches Moment, sobald das Produkt eines ganzen
Produktionszweiges auf der einen Seite und das gesellschaftliche Bedürfnis
auf der anderen Seite steht. Es wird jetzt notwendig, das Maß, d. h. das Quantum dieses gesellschaftlichen Bedürfnisses zu betrachten.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 194.
„Damit
Waren derselben Produktionssphäre, derselben Art und annähernd derselben
Qualität zu ihren Werten verkauft werden, ist zweierlei
nötig: Erstens müssen
die verschiedenen individuellen Werte zu einem gesellschaftlichen Wert,
dem oben dargestellten Marktwert, ausgeglichen sein, und dazu ist eine
Konkurrenz unter den Produzenten derselben Art Waren erfordert, ebenso wie
das Vorhandensein eines Markts, auf dem sie gemeinsam ihre Waren
ausbieten. Damit
der Marktpreis identischer Waren ... dem Marktwert entspreche ... ist
erfordert, dass der Druck, den die verschiedenen Verkäufer aufeinander
ausüben, groß genug ist, um die Masse Waren auf den Markt zu werfen, die
das gesellschaftliche Bedürfnis nachfragt, d. h. die Quantität,
wofür die Gesellschaft fähig ist, den Marktwert zu
zahlen. Überträfe
die Produktenmasse das Bedürfnis, so müssten die Waren unter ihrem
Marktwert verkauft werden; umgekehrt würden die Waren über ihrem
Marktwert verkauft werden, wenn
die Produktenmasse nicht groß genug wäre ... Fällt
der Marktwert, so erweitert sich im Durchschnitt das gesellschaftliche
Bedürfnis (welches hier immer zahlungsfähiges Bedürfnis ist) und kann
innerhalb gewisser Grenzen größere Massen Ware
absorbieren. Steigt
der Marktwert, so vermindert
sich das gesellschaftliche Bedürfnis für die Ware und geringere Massen
davon werden absorbiert. Wenn
daher Nachfrage und Zufuhr den Marktpreis regulieren oder vielmehr die
Abweichungen der Marktpreise vom Marktwert, so reguliert andererseits der
Marktwert das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr ...“ K. Marx, Kapital III, MEW 25,
190. 2.2.1.
Angebot (Zufuhr) „Betrachten
wir zunächst die Zufuhr, ... Um nicht
in hier ganz nutzlose Details einzugehen, denken wir hier an die Masse der
jährlichen Reproduktion in jedem bestimmten Industriezweig
... Diese
jährliche Reproduktion drückt zunächst ein bestimmtes Quantum aus ...; es
sind nicht nur Gebrauchswerte, die menschliche Bedürfnisse befriedigen,
sondern diese Gebrauchswerte befinden sich auf dem Markt in einem
gegebenen Umfang. Zweitens
aber hat diese Warenmenge einen bestimmten Marktwert
... Zwischen
dem Quantum der auf dem Markt befindlichen Artikel und dem Marktwert
dieser Artikel findet nur dieser Zusammenhang statt: Auf einer gegebenen
Basis der Produktivität der Arbeit benötigt in jeder besonderen
Produktionssphäre die Herstellung eines bestimmten Quantums Artikel ein
bestimmtes Quantum gesellschaftlicher Arbeitszeit
... Alle
anderen Umstände gleichgesetzt: Wenn das Quantum a einer Warensorte b
Arbeitszeit kostet, so kostet das Quantum na nb
Arbeitszeit. Ferner:
Soweit die (Waren-)Gesellschaft
Bedürfnisse befriedigen und
einen Artikel zu diesem Zweck produziert haben will, so muss sie ihn
zahlen. In der Tat, da bei der Warenproduktion Teilung der Arbeit
vorausgesetzt ist, kauft die Gesellschaft diese Artikel, indem sie auf
ihre Produktion einen Teil ihrer verfügbaren Arbeitszeit verwendet,
kauft sie also durch ein bestimmtes Quantum der Arbeitszeit, worüber diese
gegebene Gesellschaft verfügen kann. Der Teil
der Gesellschaft, dem es durch die Teilung der Arbeit zufällt, seine
Arbeit in der Produktion dieser bestimmten Artikel zu verwenden, muss ein
Äquivalent (d. h. einen entsprechenden Gegenwert) erhalten durch
gesellschaftliche Arbeit, dargestellt in Artikeln, die seine Bedürfnisse
befriedigen. Aber es existiert kein notwendiger, sondern nur zufälliger Zusammenhang zwischen dem Gesamtquantum der gesellschaftlichen Arbeit, das auf einen gesellschaftlichen Artikel verwandt ist, ... also zwischen dem Umfang, den die Produktion dieses Artikels in der Gesamtproduktion einnimmt, einerseits, und zwischen dem Umfang andererseits, worin die Gesellschaft Befriedigung des durch jenen bestimmten Artikel gestillten Bedürfnisses verlangt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 195ff.
„Obgleich jeder einzelne Artikel oder jedes bestimmte Quantum einer Warensorte nur die zu seiner Produktion nötige gesellschaftliche Arbeit enthalten mag und von dieser Seite her betrachtet der Marktwert dieser gesamten Warensorte nur notwendige Arbeit darstellt, so ist doch, wenn die bestimmte Ware in einem das gesellschaftliche Bedürfnis ... überschreitendem Maß produziert worden ist, ein Teil der gesellschaftlichen Arbeitszeit vergeudet, und die Warenmasse repräsentiert dann auf dem Markt ein viel kleineres Quantum gesellschaftlicher Arbeit, als wirklich in ihr enthalten ist.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 197.
„(Nur wo
die Produktion unter wirklicher vorherbestimmter Kontrolle der
Gesellschaft steht, schafft die Gesellschaft den Zusammenhang zwischen dem
Umfang der gesellschaftlichen Arbeitszeit, verwandt auf die Produktion
bestimmter Artikel, und dem Umfang des durch diese Artikel zu
befriedigenden gesellschaftlichen Bedürfnisses.)“ K. Marx, Kapital III, MEW 25,
197. 2.2.2.
Nachfrage „Sehen
wir uns nach der anderen Seite um, der Nachfrage. Waren
werden gekauft als Produktionsmittel oder als Lebensmittel – wobei es
nichts ändert, dass manche Sorten Waren beiden Zwecken dienen können –, um
in die produktive oder individuelle Konsumtion
einzugehen. Es
findet also Nachfrage für sie statt von den Produzenten (...) und von den
Konsumenten. Beides scheint zunächst zu unterstellen auf Seite der
Nachfrage ein gegebenes Quantum gesellschaftlicher Bedürfnisse, dem auf
der anderen Seite bestimmte Quanta gesellschaftlicher Produktion in den
verschiedenen Produktionszweigen entsprechen. Soll die
Baumwollindustrie ihre jährliche Reproduktion auf gegebener Stufenleiter
wieder ausführen, so ist dazu das herkömmliche Maß ... Baumwolle
erforderlich. Ebenso mit Bezug auf die Lebensmittel. Die Arbeiterklasse muss wenigstens dasselbe Quantum notwendiger Lebensmittel ... wieder vorfinden, soll sie in hergebrachter Durchschnittsweise fortleben; und in Anbetracht des jährlichen Wachstums der Bevölkerung ein zusätzliches Quantum; und so, mit mehr oder minder Modifikation, für die anderen Klassen.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 197f.
„Es
scheint also, dass auf Seite der Nachfrage eine gewisse Größe von
bestimmtem gesellschaftlichem Bedürfnis steht, das zu seiner Löschung
bestimmte Menge eines Artikels auf dem Markt nötig macht. Aber die
quantitative Bestimmtheit dieses Bedürfnisses ist durchaus elastisch und
schwankend. Seine Fixität ist Schein. Wären die Lebensmittel billiger oder der Geldlohn höher, so würden die Arbeiter mehr davon kaufen, und es würde sich größeres ‚gesellschaftliches Bedürfnis‘ für diese Warensorten zeigen, ganz abgesehen von den Verarmten etc., deren ‚Nachfrage‘ noch unter den engsten Schranken ihres physischen Bedürfnisses steht.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 198.
„Die
Grenzen, worin das auf dem Markt repräsentierte Bedürfnis
für Waren – die Nachfrage – quantitativ verschieden ist von dem wirklichen gesellschaftlichen
Bedürfnis, ist natürlich für verschiedene Waren sehr verschieden; ich
meine die Differenz zwischen dem verlangten Quantum Waren und dem Quantum,
das verlangt würde mit anderen Geldpreisen der Waren oder anderen Geld-
bzw. Lebensverhältnissen der Käufer.“ K.
Marx, Kapital III, MEW 25, 198. 2.2.3.
Deckung von Angebot und Nachfrage „Bestimmt
Nachfrage und Zufuhr den Marktpreis, so andererseits der Marktpreis und in
weiterer Analyse der Marktwert die Nachfrage und
Zufuhr. Bei der
Nachfrage ist dies augenscheinlich, da diese sich in umgekehrter Richtung
zum Preise bewegt, zunimmt, wenn dieser fällt, und
umgekehrt. Aber
auch bei der Zufuhr. Denn die Preise der Produktionsmittel, die in die zugeführte Ware eingehen, bestimmen die Nachfrage nach diesen Produktionsmitteln und daher auch die Zufuhr der Waren, deren Zufuhr die Nachfrage nach jenen Produktionsmitteln einschließt.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 200f.
„Zu dieser Konfusion – Bestimmung der Preise durch die Nachfrage und Zufuhr und daneben Bestimmung der Nachfrage und Zufuhr durch die Preise – kommt hinzu, dass die Nachfrage die Zufuhr und umgekehrt die Zufuhr die Nachfrage bestimmt, die Produktion den Markt und der Markt die Produktion.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 201.
„Es ist
nichts leichter als die Ungleichmäßigkeiten von Nachfrage und Zufuhr
einzusehen und die daraus folgende Abweichung der Marktpreise von den
Marktwerten. Die
eigentliche Schwierigkeit besteht in der Bestimmung dessen, was unter
Deckung von Nachfrage und Zufuhr zu verstehen ist. Nachfrage
und Zufuhr decken sich, wenn sie in solchem Verhältnis stehen, dass die
Warenmasse eines bestimmten Produktionszweigs zu ihrem Marktwert verkauft
werden kann, weder darüber noch darunter. Das ist das erste, was wir
hören. Das zweite: Wenn die Waren zu ihrem Marktwert verkaufbar sind, decken sich Nachfrage und Zufuhr.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 199.
„Wenn
Nachfrage und Zufuhr sich decken, hören sie auf zu wirken, und eben
deswegen wird die Ware zu ihrem Marktwert verkauft. Wenn
zwei Kräfte in entgegengesetzter Richtung gleichförmig wirken, heben sie
einander auf, wirken sie gar nicht nach außen, und Erscheinungen, die
unter dieser Bedingung vorgehen, müssen anders als durch das Eingreifen
dieser beiden Kräfte erklärt werden. Wenn
Nachfrage und Zufuhr sich gegenseitig aufheben, hören sie auf, irgendetwas
zu erklären, wirken sie nicht auf den Marktwert und lassen uns erst recht
im Dunkeln darüber, weshalb der Marktwert sich gerade in dieser Summe Geld
ausdrückt und in keiner anderen. Die
wirklichen inneren Gesetze der kapitalistischen Produktion können offenbar
nicht aus der Wechselwirkung von Nachfrage und Zufuhr erklärt werden
(...), da diese Gesetze nur dann rein verwirklicht erscheinen, sobald
Nachfrage und Zufuhr aufhören zu wirken ... Nachfrage und Zufuhr decken sich in der Tat niemals, oder wenn sie sich einmal decken, so ist es zufällig, also wissenschaftlich = 0 zu setzen, als nicht geschehen zu betrachten.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 199.
„In der
politischen Ökonomie wird aber unterstellt, dass sie sich decken,
warum? Um die
Erscheinungen in ihrer gesetzmäßigen, ihrem Begriff entsprechenden Gestalt
zu betrachten, d. h., sie zu betrachten unabhängig von dem durch die
Bewegung von Nachfrage und Zufuhr hervorgebrachten
Schein. Andererseits, um die wirkliche Tendenz ihrer Bewegung aufzufinden, gewissermaßen zu fixieren.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 199.
„Der Austausch oder Verkauf der Waren zu ihrem Wert ist das Rationelle, das natürliche Gesetz ihres Gleichgewichts; von ihm ausgehend sind die Abweichungen zu erklären, nicht umgekehrt aus den Abweichungen das Gesetz selbst.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 197.
„Das Verhältnis von Nachfrage und Zufuhr erklärt daher einerseits nur die Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten und andererseits die Tendenz zur Aufhebung dieser Abweichung, d. h. zur Aufhebung der Wirkung des Verhältnisses von Nachfrage und Zufuhr.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25, 200.
„Nachfrage
und Zufuhr unterstellen die Verwandlung des Werts in Marktwert, und soweit
sie auf kapitalistischer Basis vorgehen, soweit die Waren Produkte des
Kapitals sind, unterstellen sie kapitalistische Produktionsprozesse, also
ganz anders verwickelte Verhältnisse als den bloßen Kauf und Verkauf der
Waren. Bei
ihnen handelt es sich nicht um die formelle Verwandlung des Werts der
Waren in Preis, d. h. um bloße Formveränderungen; es handelt sich um die
bestimmten quantitativen Abweichungen der Marktpreise von den Marktwerten
und weiter von den Produktionspreisen. Bei dem einfachen Kauf und Verkauf
genügt es, Warenproduzenten als solche sich gegenüber zu
haben. Nachfrage
und Zufuhr, bei weiterer Analyse, unterstellen die Existenz der
verschiedenen Klassen und Klassenabteilungen, welche die Gesamtrevenue der
Gesellschaft unter sich verteilen und als Revenue (Einkommen für
Lebensunterhalt, privater Konsum) unter sich konsumieren, die also die
von der Revenue („privater Konsum“) gebildete Nachfrage bilden;
während sie andererseits, zum Verständnis der durch die Produzenten als
solche unter sich gebildeten Nachfrage und Zufuhr, Einsicht in die
Gesamtge-staltung des kapitalistischen Produktionsprozesses nötig macht.“ K. Marx, Kapital III, MEW 25,
204f. 2.3. Angebot und
Nachfrage der Kapitalisten „Der Kapitalist wirft
weniger Wert in der Form von Geld in die Zirkulation hinein, als er aus
ihr herauszieht, weil er mehr Wert in der Form von Ware hineinwirft, als
er ihr in Form von Ware entzogen hat. Soweit er bloß als Personifikation
des Kapitals fungiert, als industrieller Kapitalist, ist seine Zufuhr von
Warenwert stets größer als seine Nachfrage nach
Warenwert. Deckung seiner Zufuhr
und seiner Nachfrage in dieser Beziehung wäre gleich Nichtverwertung
seines Kapitals; es hätte nicht als produktives Kapital fungiert; ...; er
muss in der Tat ‚teurer verkaufen als er gekauft hat‘, aber dies gelingt
ihm eben nur, weil er vermittelst des kapitalistischen
Produktionsprozesses die billigere, weil minderwertige Ware
(nämlich die Arbeitskraft), die er gekauft hat, in eine
mehrwertige, also teurere, verwandelt hat (nämlich in eine Ware, die
Mehrwert, also unbezahlte Arbeit enthält). Er verkauft teurer, nicht weil er über den Wert seiner Ware verkauft, sondern weil er Ware von einem Wert verkauft, der über der Wertsumme ihrer Produktionsfaktoren liegt.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 120.
„Die Rate, worin der Kapitalist sein Kapital vermehrt, ist umso größer, je größer die Differenz zwischen seiner Zufuhr und seiner produktiven Nachfrage, d. h. je größer der Überschuss des Warenwerts, den er zugeführt, über den Warenwert, den er nachfragt. Statt des Deckens beider ist das möglichste Nichtdecken, das Überdecken seiner Nachfrage durch seine Zufuhr, sein Ziel. Was von dem einzelnen Kapitalisten, gilt von der Kapitalistenklasse.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 120f.
„Soweit der Kapitalist
bloß das industrielle Kapital personifiziert, besteht seine eigene
Nachfrage nur in der Nachfrage nach Produktionsmitteln und
Arbeitskraft. Seine Nachfrage nach
Produktionsmitteln, ihrer Wertigkeit nach betrachtet, ist kleiner
als sein vorgeschossenes Kapital; er kauft Produktionsmittel zu geringerem
Wert als dem Wert seines Kapitals, und daher von noch viel geringerem Wert
als dem des Warenkapitals, das er zuführt. Was seine Nachfrage
nach Arbeitskraft anbetrifft, so ist sie ihrer Wertigkeit nach bestimmt
durch das Verhältnis seines variablen Kapitals zu seinem Gesamtkapital,
also = v : C, und ist daher ..., der Proportion nach betrachtet, wachsend
kleiner als seine Nachfrage nach Produktionsmitteln. Er ist in beständig
zunehmendem Maß größerer Käufer für Produktionsmittel Pm als für
Arbeitskraft A. Sofern der Arbeiter
seinen Lohn allzumeist in Lebensmitteln umsetzt, und zum allergrößten Teil
in notwendige Lebensmittel, ist die Nachfrage des Kapitalisten nach
Arbeitskraft indirekt zugleich Nachfrage nach den in den Konsum der
Arbeiterklasse eingehenden Konsumtionsmitteln. Aber diese Nachfrage ist =
v und nicht ein Atom größer ... Die Maximalgrenze der Nachfrage des Kapitalisten ist = C = c + v, aber seine Zufuhr ist = c + v + m; ist also die Zusammensetzung seines Warenkapitals 80 c + 20 v + 20 m, so ist seine Nachfrage = 80 c + 20 v, also der Wertigkeit nach betrachtet ein Fünftel kleiner als seine Zufuhr.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 121.
„Kommen wir nun zur
Reproduktion. Sein Warenkapital war
80 c + 20 v + 20 m. Gesetzt, der
Kapitalist verzehre den ganzen Mehrwert g und setze nur die ursprüngliche
Kapitalgröße C wieder in produktives Kapital um. Jetzt ist die Nachfrage des Kapitalisten gleichwertig
mit seiner Zufuhr. Aber nicht mit Bezug auf die Bewegung seines Kapitals;
sondern als Kapitalist übt er nur Nachfrage aus nach 4/5 seiner Zufuhr
(der Wertgröße nach); 1/5 verzehrt er als Nichtkapitalist, nicht in seiner
Funktion als Kapitalist, sondern für sein Privatbedürfnis oder Vergnügen.“
K. Marx, Kapital II, MEW 24, 122f. als Kapitalist
Nachfrage
= 100,
Zufuhr = 120 als Lebemann Nachfrage
= 20,
Zufuhr =
0 Summe: Nachfrage
= 120,
Zufuhr = 120.“ K. Marx, Kapital II, MEW 24, 123. |
Zur Zitierweise: Wo es dem Verständnis dient, wurden veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele zum Beispiel in Arbeitszeitberechnungen modernisiert und der Euro als Währungseinheit verwendet. Dass es Karl Marx in Beispielrechnungen weder auf absolute Größen noch auf Währungseinheiten ankam, darauf hatte er selbst hingewiesen: Die Zahlen mögen Millionen Mark, Franken oder Pfund Sterling bedeuten. Kapital II, MEW 24, 396. Alle modernisierten Begriffe und Zahlen sowie erklärende Textteile, die nicht wörtlich von Karl Marx stammen, stehen in kursiver Schrift. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Auslassungspunkte kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Karl Marx sind normal fett gedruckt. Die Rechtschreibung folgt der Dudenausgabe 2000. Quellenangaben verweisen auf die Marx-Engels-Werke, (MEW), Berlin 1956ff. Â&xnbsp; -> Diskussionsforum |