FAO-Bericht: Hungerleider

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Quelle: FAO-Bericht 2009

Der Prozentsatz der Hungernden in der Welt ist seit 1970 im Großen und Ganzen zurückgegangen. (Da die Weltbevölkerung gleichzeitig gestiegen ist, blieb die Zahl zwischen 1970 und 2000 weitgehend konstant bei 850 Millionen, und steigt seither an auf gegenwärtig 1.000 Millionen Hungernde).

Der Hauptverdienst für die relative Abnahme der Hungernden gebührt den Chinesen. In China hat die Armutsbevölkerung seit 1980 absolut und relativ abgenommen. Trotzdem ist Asien, und nicht Afrika die Region mit den meisten Hungernden (Siehe die Kreisgrafik).

Ideologen des Kapitalismus weisen immer stolz darauf hin, dass Hunger in der entwickelten kapitalistischen Welt seltener ist als in den halbkapitalistischen Regionen. Im Jahr 2009 waren es rund 15 Millionen Hungernde.
Diese Zahl beweist allenfalls, dass der Kapitalismus die Zahl der Hungernden zwar reduzieren, aber den Hunger nicht aus der Welt schaffen kann.

Tatsache ist, dass die Menschen in Regionen mit unentwickelter Produktivität im kapitalistischen Weltsystem doppelt leiden. „Neben den modernen Notständen drückt sie eine ganze Reihe vererbter Notstände, entspringend aus der Fortvegetation altertümlicher, überlebter Produktionsweisen ...“ (Karl Marx, Kapital I, MEW 23, 15).

Siehe das Karl-Marx-Lexikon: Rückständigkeit

Tatsache ist, dass die weltweite Revolution in der Landwirtschaft eine kapitalistische Revolution ist, die einerseits kleine Bauern ruiniert und dadurch Hunger produziert und andererseits die Nahrungsmittelproduktion pro Person und pro Quadratmeter ungeheuer steigert, und dadurch scheinbar Abhilfe gegen den Hunger schafft.

Es ist nur eine scheinbare Abhilfe. Die kapitalistische Landwirtschaft produziert Nahrung als Ware. Wer essen will, muss zahlen. Wer zahlen will, muss selber Ware zu verkaufen haben, um an Geld zu kommen. Vom Kapitalismus ruinierte Bauern ohne Land haben nichts zu verkaufen, außer ihrer Arbeitskraft, und die wird in den Städten nicht in dem Maße gebraucht, wie die Landarmen in die Städte fliehen.

So produziert der Kapitalismus zwar Getreideberge, Schweinehügel und Milchseen, umzäunt und ummauert aber diesen Nahrungsüberfluss mit dem Privateigentum und lässt nur Menschen mit barer Zahlung in sein Schlaraffenland herein.
Das erschwert den Zugang zu Nahrungsmittel nicht nur für jeden einzelnen Menschen, sondern ebenso alle Länder und Staaten der Dritten Welt, die zunehmend von Lebensmittelimporten abhängig werden.

In kapitalistischen Krisenzeiten hängt der Brotkorb noch höher, wenn viele Lohnarbeiter außer Arbeit geworfen werden, und damit erschwerten Zugang zum Gelderwerb haben. Ohne Geld kein Brot. Darum steigt die Zahl der Hungernden in der Welt seit einigen Jahren wieder an.

Die kapitalistische Absurdität, dass zwar immer mehr Lebensmittel produziert werden, aber gleichzeitig der Zugang zu diesen Lebensmitteln vom eigenen Gelderwerb abhängig gemacht wird, wird nur dadurch gemildert und abgeschwächt, dass Lebensmittel kostenlos und unentgeltlich von privat oder von Regierungen verteilt werden. Was Tafeln in Deutschland sind, dass ist die Hungerhilfe in der Dritten Welt.
Hungerhilfe stillt den aktuellen Hunger, beschleunigt aber gleichzeitig den Ruin der lokalen, eigenständigen Landwirtschaft in der Dritten Welt. Der Kapitalismus produziert den Hunger ebenso wie Nahrungsmittel.
Im Kapitalismus gibt es keinen Ausweg aus diesem Dilemma.

Wal Buchenberg, 16.10.2009

Siehe auch: Hungerrevolte und Ernährungskrise