Bundestagswahl:
Ein optimales Wahlergebnis

Das Dilemma, in dem die Wählerinnen und Wähler vor dieser Bundestagswahl steckten, zeigt gut dieser Cartoon:

Hätte Rotgrün mit Schröder die Wahl gewonnen, wäre der vergangene Sozialabbau vom Wähler abgesegnet. Gewinnt Merkel mit Schwarzgelb, wäre ein künftiger Sozialabbau vom Wähler gebilligt.

Schauen wir auf die Ergebnisse der Wahl:

Ungültige Stimmabgabe oder keine Stimmabgabe war meiner Meinung nach der stärkste politische Protest, der innerhalb und mit dieser Wahl möglich war. Ich habe deshalb meine Stimme für mich behalten und niemandem hergegeben.

Wahlberechtigt waren 61,6 Millionen, 13,7 Millionen haben ihre Stimme nicht abgegeben und 0,85 Millionen haben ungültig gewählt. Diese Gruppe umfasst 14,5 Millionen oder 23,5 Prozent der Wahlberechtigten. Die Gruppe der Nicht- und Ungültigwähler hat längst die Größe einer "Volkspartei". Die CDU erreichte mit 15,3 Millionen nicht wesentlich mehr Stimmen.

Natürlich ist die "Volkspartei der Wahlverweigerer" eine heterogene Gruppe. Aber das trifft auch für die Wähler der SPD oder CDU zu. Was diese Parteien nicht daran hindert, "im Namen" ihrer Wähler zu sprechen und zu behaupten, dass sie "einen politischen Auftrag ihrer Wähler" erfüllen. Wer im "politischen Auftrag" der Wahlverweigerer handelt, der tut das, was alle unsere Politiker tun.

Auf die SPD entfielen 18 Millionen Stimmen, macht von 61,6 Mio. Wahlberechtigten 29,2 Prozent.

Alle amtlichen Wahlergebnisse berechnen die Prozentanteile der Parteien von den abgebenen Stimmen, das lässt den politischen Einfluss der Parteien in unserer Gesellschaft größer erscheinen als er wirklich ist. Nimmt man die amtlichen Prozentzahlen mal 0,777 (Anteil der jetzigen Wahlbeteiligung), dann erhält man den Stimmenanteil einer Partei bezogen auf alle Wahlberechtigten.

Auf die CDU/CSU entfielen 19,2 Millionen Stimmen, macht von 61,6 Mio. Wahlberechtigten 31 Prozent.

Das politische Ergebnis dieser Wahl ist:

1. Die Hartz-Regierung ist abgestraft. Rot-Grün ist abgewählt.

2. Schwarz-Gelb hat keine eigene Regierungsmehrheit. Ein verschärfter Sozialabbau ist nicht ohne weiteres machbar.

3. Die Neonazis bleiben auf Bundesebene ohne Bedeutung.

4. Es gibt wieder eine sichtbare Linke - auch wenn sie nur dem Namen nach links ist.

Die politische Klasse ist geschwächt. Mehr war mit dieser Wahl nicht zu erreichen. Das ist unter den gegenwärtigen Umständen ein optimales Ergebnis.

Wal Buchenberg, 19.09.2005


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