Kapital 3.120-123
„Da die Profitrate m : C oder m : (c + v), so ist klar,
das alles, was einen Wechsel in der Größe von c und deswegen von C
verursacht, ebenfalls einen Wechsel in der Profitrate hervorbringt, auch
wenn m und v und ihr gegenseitiges Verhältnis unverändert bleiben. Der
Rohstoff bildet aber einen Hauptteil des konstanten Kapitals. Selbst in
Industriezweigen, worin kein eigentlicher Rohstoff eingeht, geht er ein
als Hilfsstoff oder als Bestandteil der Maschine usw. ...“ K. Marx,
Kapital 3.: 116. „Fällt der Preis des Rohstoffs um eine Summe = d, so
geht m : C oder m : (c + v) über in m : (C - d) oder m : (c - d + v). Es
steigt daher die Profitrate. Umgekehrt. Steigt der Preis des Rohstoffs,
so wird aus m : C oder m : (c + v) nun m : (C + d) oder m : (c + d + v);
es fällt daher die Profitrate. Bei sonst gleichen Umständen fällt oder
steigt die Profitrate daher in umgekehrter Richtung wie der Preis des
Rohstoffs. Es ergibt sich hieraus u.a., wie wichtig für industrielle
Länder der niedrige Preis des Rohstoffs ist... Es ergibt sich ferner,
dass der auswärtige Handel die Profitrate beeinflusst, auch abgesehen von
aller Einwirkung desselben auf den Arbeitslohn durch Verbilligung
der notwendigen Lebensmittel. Er beeinflusst nämlich die Preise der
in der die Industrie oder Agrikultur eingehenden Roh- oder Hilfsstoffe...
Man begreift daher die große Wichtigkeit, für die Industrie von Aufhebung
oder Ermäßigung der Zölle auf Rohstoffe.“ K. Marx, Kapital 3.: 116f.
II. Wertsteigerung und Entwertung, Freisetzung und
Bindung von Kapital „Die Phänomene, die wir in diesem Kapitel
untersuchen, setzen zu ihrer vollen Entwicklung das Kreditwesen und die
Konkurrenz auf dem Weltmarkt voraus, der überhaupt die Basis und die
Lebensatmosphäre der kapitalistischen Produktionsweise bildet. Diese
konkreten Formen der kapitalistischen Produktion können aber nur umfassend
dargestellt werden, nachdem die allgemeine Natur des Kapitals begriffen
ist; zudem liegt ihre Darstellung außer dem Plan unseres Werks und gehört
seiner etwaigen Fortsetzung an.“ K. Marx, Kapital 3.:
120. „Nichtsdestoweniger können die in der Überschrift bezeichneten
Erscheinungen hier im allgemeinen behandelt werden. Sie hängen zusammen,
erstens untereinander und zweitens sowohl mit der Rate wie mit der Masse
des Profits. Sie sind auch schon deswegen kurz darzustellen, weil sie
den Schein hervorbringen, als ob nicht nur die Rate, sondern auch die
Masse des Profits - die in der Tat identisch ist mit der Masse des
Mehrwerts - ab- und zunehmen kann unabhängig von den Bewegungen des
Mehrwerts, sei es seiner Masse oder seiner Rate.“ K. Marx, Kapital 3.:
120. „In unserer ganzen Untersuchung wird ausgegangen von der
Voraussetzung, dass Erhöhung oder Erniedrigung der Preise Ausdrücke von
wirklichen Wertschwankungen sind. Da es sich hier aber um die Wirkung
handelt, die diese Preisschwankungen auf die Profitrate hervorbringen, so
ist es in der Tat gleichgültig, worin sie begründet sind; das hier
Entwickelte gilt also ebenfalls, wenn die Preise steigen und fallen
infolge nicht von Wertschwankungen, sondern von Einwirkungen des
Kreditsystems, der Konkurrenz etc.“ K. Marx, Kapital 3.:
123. „Wertsteigerung und Entwertung verstehen sich von selbst. Sie
meinen nichts, als dass vorhandenes Kapital infolge irgendwelcher
allgemeinen ökonomischen Umstände ... an Wert zu- oder abnimmt; also
dass der Wert des ... vorgeschossenen Kapitals ... steigt oder fällt.“ K.
Marx, Kapital 3.: 120.
„Die Wertsteigerung oder Entwertung kann entweder
konstantes oder variables Kapital oder beide treffen, und beim konstanten
Kapital kann sie wieder auf den fixen oder den zirkulierenden Teil oder
auf beide sich beziehen.“ K. Marx, Kapital 3.: 121.
1) Wertveränderungen des konstanten
zirkulierenden Kapitals: „Es sind beim konstanten Kapital zu
betrachten: Roh- und Hilfsstoffe, wozu auch Halbfabrikate gehören, die wir
hier unter dem Namen Rohstoffe zusammenfassen ...“ K. Marx, Kapital 3.:
121. „Es wurde oben vor allem die Veränderungen im Preis
bzw. Wert des Rohstoffs mit Bezug auf seinen Einfluss auf die
Profitrate betrachtet und das allgemeine Gesetz aufgestellt, dass bei
sonst gleichen Umständen die Profitrate im umgekehrten Verhältnis zur
Werthöhe des Rohstoffs steht. Und dies ist unbedingt richtig für das
Kapital, das neu in einem Geschäft engagiert wird, wo also die
Kapitalanlage, die Verwandlung von Geld in produktives Kapital, erst
stattfindet. Aber abgesehen von diesem in der Neuanlage begriffenen
Kapital, befindet sich ein großer Teil des schon fungierenden Kapitals in
der Zirkulationssphäre, während ein anderer Teil sich in der
Produktionssphäre befindet. Ein Teil ist als Ware auf dem Markt
vorhanden und soll in Geld verwandelt werden; ein anderer Teil ist als
Geld ... vorhanden und soll in die Produktionsbedingungen rückverwandelt
werden; ein dritter Teil befindet sich innerhalb der Produktionssphäre,
teils in der ursprünglichen Form der Produktionsmittel ..., teils als noch
in der Anfertigung begriffenes Produkt. Wie die Wertsteigerung oder
Entwertung hier wirkt, hängt sehr ab von der Proportion, worin diese
Bestandteile zueinander stehen. Lassen wir, zur Vereinfachung der
Frage, alles fixe Kapital zunächst ganz aus dem Spiel und betrachten wir
nur den aus Rohstoffen, Hilfsstoffen, Halbfabrikaten, in der Anfertigung
begriffenen und fertigen auf dem Markt befindlichen Waren bestehenden Teil
des konstanten Kapitals.“ K. Marx, Kapital 3.: 121f. „Steigt der Preis
des Rohstoffs, z.B. der Baumwolle, so steigt auch der Preis der
Baumwollwaren - der Halbfabrikate, wie Garn, und der fertigen Waren, wie
Gewebe etc. - die mit billigerer Baumwolle fabriziert
wurden; ebenso steigt der Wert der noch nicht verarbeiteten, auf Lager
vorhandenen, wie der noch in der Verarbeitung begriffenen
Baumwolle. Letztere, weil sie durch Rückwirkung Ausdruck von mehr
Arbeitszeit wird, setzt dem Produkt, worin sie als Bestandteil eingeht,
höheren Wert zu als sie selbst ursprünglich besaß und als der Kapitalist
für sie gezahlt hat.“ K. Marx, Kapital 3.: 122. „Der Wert jeder Ware -
also auch der Waren, woraus das Kapital besteht - ist bedingt nicht durch
die in ihr selbst enthaltene notwendige Arbeitszeit, sondern durch die
gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, die zu ihrer Reproduktion
nötig ist. Diese Reproduktion kann erfolgen unter erschwerenden
oder unter erleichternden Umständen, verschieden von den Bedingungen der
ursprünglichen Produktion.“
K. Marx, Kapital 3.: 150 „Da die Profitrate gleich ist dem
Verhältnis des Überschusses des Werts des Produkts zum Wert des
vorgeschossenen Gesamtkapitals, so wäre eine Erhöhung der Profitrate, die
aus einer Entwertung des vorgeschossenen Kapitals hervorginge, mit Verlust
an Kapitalwert verbunden, ebenso eine Erniedrigung der Profitrate, die aus
Wertsteigerung des vorgeschossenen Kapitals hervorginge, möglicherweise
mit Gewinn.“ K. Marx, Kapital 3.: 123.
„Diese Wertsteigerung kann den einzelnen Kapitalisten,
oder auch eine ganze besondere Produktionssphäre des Kapitals,
entschädigen oder mehr als entschädigen für den Fall der Profitrate, der
aus der Preissteigerung des Rohstoffs folgt. Ohne hier auf die Details
der Konkurrenzwirkungen einzugehen, kann jedoch der Vollständigkeit wegen
bemerkt werden, dass
1. wenn die auf Lager befindlichen Vorräte von Rohstoff
bedeutend sind, sie der am Produktionsherd des Rohstoffs entstandenen
Preissteigerungen entgegenwirken: 2. wenn die auf dem Markte
befindlichen Halbfabrikate oder fertigen Waren sehr schwer auf dem Markt
lasten, sie den Preis der fertigen Waren und des Halbfabrikats hindern, im
Verhältnis zum Preis ihres Rohstoffs zu wachsen. Umgekehrt beim
Preisfall des Rohstoffs, der bei sonst gleichen Umständen die Profitrate
erhöht. Die auf dem Markt befindlichen Waren, die noch in der Anfertigen
begriffenen Artikel, die Vorräte von Rohstoff werden entwertet, und damit
der gleichzeitigen Steigerung der Profitrate entgegengewirkt.“ K. Marx,
Kapital 3.: 122.
Beispiel 1) Verlust an
Kapitalwert: Ein Kapital ist zusammengesetzt aus: C = 100
= 80 c + 20 v (+ 20 m). Profitrate p’ = 20%.
Die Rohstoffpreise fallen, so dass dasselbe Kapital
C = 100 im Wert auf C = 90 fällt und zusammengesetzt ist
aus:
C = 90 = 70 c + 20 v (+ 20 m). Profitrate p’ = 22,22
%.
Beispiel 2) Gewinn an
Kapitalwert:
Die Ölpreise steigen. Für alle Kapitalisten, bei
denen Öl als Rohstoff und/oder als Brennstoff in das konstante Kapital
eingeht, steigt der Wert von c und sinkt dadurch die Profitrate. Falls
aber die Ölkonzerne große Mengen von billigem Öl vor der Preiserhöhung auf
Lager hatten, können sie das billig gekaufte Öl zum nun erhöhten Preis
verkaufen und machen dadurch einen Extragewinn, der ihre eigenen
steigenden Kosten durch teureres Öl (z.B. für den Betrieb der Tanklaster
und Tankschiffe) mehr als ausgleichen kann.
Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände
online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den
vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in
seinen eigenen Worten. Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung
des vorherigen Abschnitts voran. Auslassungen im laufenden Text sind
durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal
Buchenberg
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