Kapital 2.497-501
„Das Mehrprodukt, der
Träger des Mehrwerts, kostet den Aneignern desselben, den Kapitalisten I
nichts. Sie haben in keinerlei Art Geld oder Waren vorzuschießen, um es zu
erhalten... Was sie also vorschießen, ist nichts als ihr konstantes und
variables Kapital. Der Arbeiter erhält ihnen nicht nur durch seine Arbeit
ihr konstantes Kapital; er ersetzt ihnen nicht nur den variablen
Kapitalwert durch einen entsprechenden neugeschaffenen Wertteil in Form
von Ware; durch seine Mehrarbeit liefert er ihnen außerdem einen in Form
von Mehrprodukt existierender Mehrwert. Durch den allmählichen
Verkauf dieses Mehrprodukts bilden sie den Schatz, zuschüssiges
potentielles Geldkapital. Im hier betrachteten Fall besteht dies
Mehrprodukt von vornherein aus Produktionsmitteln von Produktionsmitteln.“
K. Marx, Kapital 2.: 492. „Bei der einfachen Reproduktion wurde
vorausgesetzt, dass der ganze Mehrwert I (Produktionsmittelindustrie)
verausgabt wird als Revenue, also in Waren II
(Konsumtionsmittelindustrie); er bestand also nur aus solchen
Produktionsmitteln, die das konstante Kapital II c in seiner Naturalform
wieder zu ersetzen haben. Damit also der Übergang von der einfachen zur
erweiterten Reproduktion vor sich gehe, muss die Produktion in Abteilung I
(Produktionsmittelindustrie) im Stand sein, weniger Elemente des
konstanten Kapitals für II (Konsumtionsmittel), aber um ebensoviel
mehr für I (Produktion von Produktionsmitteln)
herzustellen. Erleichtert wird dieser Übergang, der sich nicht
immer ohne Schwierigkeit vollziehen wird, durch die Tatsache, dass eine
Anzahl Produkte von I als Produktionsmittel in beiden Abteilungen dienen
können.“ K. Marx, Kapital 2.: 492. “Produktion von virtuellem
zusätzlichem Kapital drückt also in unserem Fall (denn wie wir sehen
werden, kann es sich auch ganz anders bilden) nichts aus als ein Phänomen
des Produktionsprozesses selbst, Produktion, in einer bestimmten Form, von
Elementen des produktiven Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 493. „Es
folgt also, dass - bloß dem Wertumfang nach betrachtet - innerhalb der
einfachen Reproduktion das materielle Substrat der erweiterten
Reproduktion produziert wird. Es ist ... direkt in Produktion von
Produktionsmitteln, in Schöpfung von virtuellem zuschüssigen Kapital I
(Produktion von Produktionsmitteln) verausgabte Mehrarbeit der
Arbeiterklasse I (Produktionsmittelindustrie).“ K. Marx, Kapital
2.: 492.
II. Akkumulation in Abteilung II
(Konsumtionsmittelindustrie) „Wir haben bisher vorausgesetzt, dass
die A, A‘, A‘‘ (I = Kapitalisten der Produktionsmittelindustrie)
ihr Mehrprodukt verkaufen an die B, B‘, B‘‘ etc., die derselben Abteilung
I angehören. Gesetzt aber, A (I) vergolde sein Mehrprodukt durch Verkauf
an einen B aus Abteilung II. Dies kann nur dadurch geschehen, dass,
nachdem A (I) an B (II = Konsumtionsmittelindustrie)
Produktionsmittel verkauft hat, er nicht hinterher
Konsumtionsmittel kauft; also nur durch einseitigen Verkauf seinerseits.“
K. Marx, Kapital 2.: 497.
„Fassen wir also die gesamte gesellschaftliche
Reproduktion ins Auge - die gleichmäßig die Kapitalisten I und II
umschließt -, so drückt die Verwandlung des Mehrprodukts von A (I=
Produktionsmittelindustrie) in virtuelles Geldkapital die
Nicht-Rückverwandelbarkeit eines dem Wertumfang nach gleichen
Warenkapitals von B (II = Konsumtionsmittelindustrie) in
produktives (konstantes) Kapital aus; also nicht virtuell Produktion
auf erweiterter Stufenleiter, sondern Hemmung der einfachen Reproduktion,
also Defizit in der einfachen Reproduktion. Da die Bildung und der
Verkauf des Mehrprodukts von A (I= Produktionsmittelindustrie)
selbst normale Phänomene der einfachen Reproduktion sind, so haben wir
hier auf Grundlage schon der einfachen Reproduktion folgende einander
bedingende Phänomene: Bildung von virtuell zuschüssigem Geldkapital bei
Klasse I = Produktionsmittelindustrie (daher Unterkonsumtion vom
Standpunkt von II = Konsumtionsmittelindustrie); Festsetzung von
Warenvorräten bei Klasse II, die nicht rückverwandelbar in produktives
Kapital (also relative Überproduktion bei II); überschüssiges
Geldkapital bei I = Produktionsmittelindustrie und Defizit in der
Reproduktion von II = Konsumtionsmittelindustrie.“ K. Marx, Kapital
2.: 498. „Betrachten wir nun die Akkumulation in Abteilung II
(Konsumtionsmittelindustrie) etwas näher. Die erste Schwierigkeit
mit Bezug auf II c, d.h. seine Rückverwandlung aus einem Bestandteil des
Warenkapitals II in die Naturalform von konstantem Kapital II, betrifft
die einfache Reproduktion. Nehmen wir das frühere Schema: (1000 v +
1000 m) I setzen sich um gegen: 2000 II c. Wird nun z.B. die Hälfte des
Mehrprodukts I = Produktionsmittelindustrie, also ... 500 I m,
wieder selbst als konstantes Kapital der Abteilung I einverleibt, so kann
dieser in I rückbehaltene Teil des Mehrprodukts keinen Teil von II c
ersetzen. Statt in Konsumtionsmitteln umgesetzt zu werden ... soll es als
zusätzliches Produktionsmittel in I selbst dienen. Es kann diese Funktion
nicht gleichzeitig in I und II verrichten. Der Kapitalist kann den Wert
seines Mehrprodukts nicht in Konsumtionsmitteln verausgaben und
gleichzeitig das Mehrprodukt selbst produktiv konsumieren, d.h. seinem
produktiven Kapital einverleiben. Statt 2000 I (v + m) sind also nur
1500, nämlich (1000 v + 500 m) I umsetzbar in 2000 II c; es sind also 500
II c aus ihrer Warenform nicht rückverwandelbar in produktives
(konstantes) Kapital II. Es fände also in II
(Konsumtionsmittelindustrie) eine Überproduktion statt, ihrem
Umfang nach genau entsprechend dem Umfang der in I
(Produktionsmittelindustrie) vorgegangenen Erweiterung der
Produktion.“ K. Marx, Kapital 2.: 499. „Der einfache Umstand, dass die
Schwierigkeit ... uns nicht aufstieß bei Betrachtung der einfachen
Reproduktion, beweist, dass es sich um ein spezifisches Phänomen handelt,
das nur der verschiedenen Gruppierung (mit Bezug auf Reproduktion) der
Elemente I geschuldet ist, einer veränderten Gruppierung, ohne welche
überhaupt keine Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter stattfinden
könnte.“ K. Marx, Kapital 2.: 501.
„Ohne bei diesem Punkt länger zu verweilen, bemerken
wir nur: Es ist bei der Darstellung der einfachen Reproduktion
vorausgesetzt worden, dass der ganze Mehrwert I und II als Revenue
verausgabt wird. In der Tat aber wird ein Teil des Mehrwerts als Revenue
verausgabt, ein andrer Teil in Kapital verwandelt. Wirkliche Akkumulation
findet nur unter dieser Voraussetzung statt. Dass die Akkumulation sich
auf Kosten der Konsumtion vollziehe, ist - so allgemein gefasst - selbst
eine Illusion, die dem Wesen der kapitalistischen Produktion widerspricht,
indem sie voraussetzt, dass ihr Zweck und treibendes Motiv die Konsumtion
sei, nicht aber die Ergatterung von Mehrwert und seine Kapitalisation,
d.h. Akkumulation.“ K. Marx, Kapital 2.: 498f. Diese Kurzfassung
aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von
Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx'
Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten. Jedem neuen
Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts
voran. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal
Buchenberg
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