Kapital 2.488-497
„Es wurde in Buch I
gezeigt, wie die Akkumulation für den einzelnen Kapitalisten verläuft.
Durch die Versilberung des Warenkapitals wird auch das Mehrprodukt
versilbert, in dem sich der Mehrwert darstellt. Diesen so in Geld
verwandelten Mehrwert rückverwandelt der Kapitalist in zuschüssige
Naturalelemente seines produktiven Kapitals. Im nächsten Kreislauf der
Produktion liefert das vergrößerte Kapital ein vergrößertes Produkt. Was
aber beim individuellen Kapital erscheint, muss auch erscheinen in
der jährlichen Gesamtreproduktion...“ K. Marx, Kapital 2.: 485.
Es
„...ist zu unterscheiden: Akkumulation in Abteilung I (Produktion von
Produktionsmitteln) und in Abteilung II (Produktion von
Konsumtionsmitteln). Wir beginnen mit I.“ K. Marx, Kapital 2.: 487.
I. Akkumulation in Abteilung I 1.
Schatzbildung „Es ist klar, dass sowohl die Kapitalanlagen in den
zahlreichen Industriezweigen, woraus Klasse I
(Produktionsmittelindustrie) besteht, ... je nach ihrem Lebensalter
... sich auf verschiedenen Stufen des Prozesses der allmählichen
Verwandlung von Mehrwert in potentielles Geldkapital befinden, ob dies
Geldkapital nun zur Erweiterung ihres fungierenden Kapitals dienen soll
oder zur Anlage neuer industrieller Geschäfte - den zwei Formen der
Erweiterung der Produktion. Ein Teil der Kapitalisten verwandelt daher
beständig sein zu entsprechender Größe angewachsenes potentielles
Geldkapital in produktives Kapital, d.h. kauft mit dem durch Vergoldung
von Mehrwert aufgeschatztem Geld Produktionsmittel...; während ein anderer
Teil noch beschäftigt ist mit der Aufschatzung seines potentiellen
Geldkapitals. Kapitalisten, diesen beiden Kategorien gehörig, treten
sich also gegenüber, die einen als Käufer, die anderen als Verkäufer...“
K. Marx, Kapital 2.: 488. „A verkaufe z.B. 600 (= 400 c + 100 v + 100
m) an B (der mehr als einen Käufer repräsentieren mag). Er hat für 600
Waren verkauft, gegen 600 in Geld, wovon 100 Mehrwert darstellen, die er
der Zirkulation entzieht, sie aufschatzt als Geld; ... Die Aktion des
Kapitalisten dabei besteht nur darin, dass er das durch Verkauf des
Mehrprodukts von 100 ergatterte Geld der Zirkulation entzieht, festhält
und mit Beschlag belegt. Diese Operation findet nicht nur statt auf Seiten
des A, sondern auf zahlreichen Punkten ... von anderen A‘, A‘‘, A‘‘‘,
Kapitalisten, die alle ebenso emsig an dieser Sorte Schatzbildung
arbeiten.“ K. Marx, Kapital 2.: 488. „A vollbringt diese Schatzbildung
aber nur, sofern er - mit Bezug auf sein Mehrprodukt - nur als Verkäufer,
nicht hintennach als Käufer auftritt. Seine wiederholte Produktion
von Mehrprodukt ... ist also die Voraussetzung seiner Schatzbildung.“ K.
Marx, Kapital 2.: 489. „Die Bildung von virtuellem zusätzlichem
Geldkapital seitens A, A‘, A‘‘, (I)
- durch sukzessiven Verkauf ihres Mehrprodukts, ... ist also hier
die bloße Geldform von zuschüssig produzierten Produktionsmitteln I.“ K.
Marx, Kapital 2.: 492f.
„Was aber hier zunächst festzuhalten ist, ist
dies: Obgleich A Geld für seinen Mehrwert der Zirkulation entzieht und es
aufschatzt, wirft er andererseits Ware in sie hinein, ohne ihr andere Ware
dafür zu entziehen, wodurch B, B‘, B‘‘ etc. ihrerseits befähigt werden,
Geld hineinzuwerfen und dafür nur Ware ihr zu entziehen.“ K. Marx, Kapital
2.: 489. „Ebenso ist hier vorauszusetzen, dass der bloße Verkauf des
schatzbildenden Teils A, A’, A’’ von I m im Gleichgewicht stehe mit dem
bloßen Kauf des Teils B, B’, B’’ in I m, der seinen Schatz in Elemente von
zusätzlichem produktiven Kapital verwandelt.“ K. Marx, Kapital 2.:
490.
„Die
allmähliche Verwandlung dieses virtuell zusätzlichen produktiven
Kapitals in virtuelles Geldkapital (Schatz) seitens A, A‘, A‘‘ etc. (I),
... - also durch wiederholten einseitigen Warenverkauf ohne ergänzenden
Kauf -, vollzieht sich in wiederholter Entziehung von Geld aus der
Zirkulation und ihr entsprechende Schatzbildung. Diese Schatzbildung ...
unterstellt in keiner Weise zusätzlichen Edelmetallreichtum, sondern nur
veränderte Funktion von bisher umlaufendem Geld. Eben fungierte es als
Zirkulationsmittel, jetzt fungiert es als Schatz, als sich bildendes,
virtuelles neues Geldkapital.“ K. Marx, Kapital 2.: 493. „Das in
virtuelles Geldkapital umgesetzte Mehrprodukt wird seiner Masse nach um so
größer sein, je größer die Gesamtsumme des bereits fungierenden Kapitals
war, aus dessen Funktion es hervorgegangen.“ K. Marx, Kapital 2.:
494. „Wenn das Mehrprodukt, direkt produziert und angeeignet durch die
Kapitalisten A, A‘, A‘‘ (I), die reale Basis der Kapitalakkumulation, d.h.
der erweiterten Reproduktion ist, obgleich es aktuell erst in dieser
Eigenschaft fungiert in den Händen von B, B‘, B‘‘ etc. (I) - so ist es
dagegen in seiner Geldverpuppung - als Schatz und bloß sich nach und nach
bildendes virtuelles Geldkapital - absolut unproduktiv, läuft dem
Produktionsprozess in dieser Form parallel, liegt aber außerhalb
desselben. Es ist ein Bleigewicht ... der kapitalistischen Produktion.“ K.
Marx, Kapital 2.: 494.
„Man begreift das Vergnügen, wenn innerhalb des
Kreditwesens alle diese potentiellen Kapitale durch ihre Konzentration in
Händen von Banken usw. zu verfügbarem Kapital, Leihkapital,
Geldkapital werden, und zwar nicht mehr zu passivem und als Zukunftsmusik,
sondern zu aktivem, wucherndem (hier wuchern im Sinn des Wachsens). Die
Sucht, diesen als virtuelles Geldkapital sich aufschatzenden Mehrwert
sowohl zum Profit wie zur Revenue brauchbar zu machen, findet im
Kreditsystem und in den Wertpapieren das Ziel ihres
Strebens. Das Geldkapital erhält dadurch in einer anderen Form den
enormsten Einfluss auf den Verlauf und die gewaltige Entwicklung des
kapitalistischen Produktionssystems.“ K. Marx, Kapital 2.: 489.
2. Das zusätzliche konstante Kapital „Das
Mehrprodukt, der Träger des Mehrwerts, kostet den Aneignern desselben, den
Kapitalisten I (Produktionsmittelindustrie) nichts. Sie haben in
keinerlei Art Geld oder Waren vorzuschießen, um es zu erhalten... Was sie
also vorschießen, ist nichts als ihr konstantes und variables Kapital. Der
Arbeiter erhält ihnen nicht nur durch seine Arbeit ihr konstantes Kapital;
er ersetzt ihnen nicht nur den variablen Kapitalwert durch einen
entsprechenden neugeschaffenen Wertteil in Form von Ware; durch seine
Mehrarbeit liefert er ihnen außerdem einen in Form von Mehrprodukt
existierender Mehrwert. Durch den allmählichen Verkauf dieses
Mehrprodukts bilden sie den Schatz, zuschüssiges potentielles Geldkapital.
Im hier betrachteten Fall besteht dies Mehrprodukt von vornherein aus
Produktionsmitteln von Produktionsmitteln.“ K. Marx, Kapital 2.:
492. „Bei der einfachen Reproduktion wurde vorausgesetzt, dass der
ganze Mehrwert I (Produktionsmittelindustrie) verausgabt wird als
Revenue, also in Waren II (Konsumtionsmittelindustrie); er bestand
also nur aus solchen Produktionsmitteln, die das konstante Kapital II c in
seiner Naturalform wieder zu ersetzen haben. Damit also der Übergang
von der einfachen zur erweiterten Reproduktion vor sich gehe, muss die
Produktion in Abteilung I (Produktionsmittelindustrie) im Stand
sein, weniger Elemente des konstanten Kapitals für II
(Konsumtionsmittel), aber um ebensoviel mehr für I (Produktion
von Produktionsmitteln) herzustellen. Erleichtert wird dieser
Übergang, der sich nicht immer ohne Schwierigkeit vollziehen wird, durch
die Tatsache, dass eine Anzahl Produkte von I als Produktionsmittel in
beiden Abteilungen dienen können.“ K. Marx, Kapital 2.:
492. “Produktion von virtuellem zusätzlichem Kapital drückt also in
unserem Fall (denn wie wir sehen werden, kann es sich auch ganz anders
bilden) nichts aus als ein Phänomen des Produktionsprozesses selbst,
Produktion, in einer bestimmten Form, von Elementen des produktiven
Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 493. „Es folgt also, dass - bloß dem
Wertumfang nach betrachtet - innerhalb der einfachen Reproduktion das
materielle Substrat der erweiterten Reproduktion produziert wird. Es ist
... direkt in Produktion von Produktionsmitteln, in Schöpfung von
virtuellem zuschüssigen Kapital I (Produktion von Produktionsmitteln)
verausgabte Mehrarbeit der Arbeiterklasse I
(Produktionsmittelindustrie).“ K. Marx, Kapital 2.: 492.
3. Das zusätzliche variable Kapital „Jetzt
haben wir ... uns zu wenden zur Betrachtung des zusätzlichen variablen
Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 496. „Es ist in Buch I weitläufig
auseinandergesetzt, wie Arbeitskraft auf Basis der kapitalistischen
Produktion immer vorrätig ist und wie, wenn nötig, ohne Vergrößerung der
beschäftigten Anzahl Arbeiter oder Masse Arbeitskraft mehr Arbeit flüssig
gemacht werden kann. Es ist daher vorderhand nicht nötig, weiter hierauf
einzugehen, vielmehr anzunehmen, dass der in variables Kapital
verwandelbare Teil des neugebildeten Geldkapitals immer die Arbeitskraft
vorfindet, worin es sich verwandeln soll.“ K. Marx, Kapital 2.:
496. Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online
verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den
vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in
seinen eigenen Worten. Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung
des vorherigen Abschnitts voran. Auslassungen im laufenden Text sind
durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal
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