Kapital 2.:431-484
VIII. Das konstante Kapital in beiden
Abteilungen „Was den Gesamtproduktenwert von 9000 angeht und die
Kategorien worin er zerfällt wird, so bietet dessen Analyse keine größere
Schwierigkeit als die des Produktenwerts eines Einzelkapitals, sie ist
vielmehr identisch damit.“ K. Marx, Kapital 2.: 427. „Die Schwierigkeit
besteht also nicht in der Analyse des gesellschaftlichen Produktenwerts
selbst. Sie entspringt bei Vergleichung der Wertbestandteile des
gesellschaftlichen Produkts mit seinen sachlichen Bestandteilen.“
K. Marx, Kapital 2.: 428. „Der konstante, nur wiedererscheinende
Wertteil ist gleich dem Wert des Teils dieses Produkts, der aus
Produktionsmitteln besteht, und ist verkörpert in diesem Teil. Das neue
Wertprodukt des Jahres = v + m ist gleich dem Wert des Teils dieses
Produkts, das aus Konsumtionsmitteln besteht, und ist verkörpert in
ihm.... Der ganze jährliche Gesamtarbeitstag, dessen Wertausdruck =
3000, scheint verausgabt in der Produktion von Konsumtionsmitteln = 3000,
in denen kein konstanter Wertteil wiedererscheint, da diese 3000 = 1500 v
+ 1500 m sich nur in variablen Kapitalwert + Mehrwert
auflösen. Andererseits erscheint der konstante Kapitalwert = 6000
wieder in einer von den Konsumtionsmitteln ganz verschiedenen
Produktenart, den Produktionsmitteln, während doch kein Teil des
gesellschaftlichen Arbeitstags in der Produktion dieser neuen Produkte
verausgabt scheint; ... Das Geheimnis ist bereits gelöst. Das
Wertprodukt (=Neuwert) der Jahresarbeit ist gleich dem
Produktenwert der Abteilung II, dem Totalwert der neuproduzierten
Konsumtionsmittel. Aber dieser Produktenwert ist größer um 2/3 als der
innerhalb der Produktionsmitteln (Abteilung II) verausgabte Teil der
Jahresarbeit. Nur 1/3 der Jahresarbeit ist in ihrer Produktion
verausgabt. 2/3 dieser Jahresarbeit sind in der Produktion von
Produktionsmitteln verausgabt, also in Abteilung I. Das während dieser
Zeit in I erzeugte Wertprodukt ... ist gleich dem in II in
Konsumtionsmitteln wiedererscheinenden konstanten Kapitalwert von II. Sie
können sich daher wechselseitig austauschen und ... ersetzen. Der
Totalwert der Konsumtionsmittel II ist daher gleich der Summe des neuen
Wertprodukts in I + II, oder II (c + v + m) = I (v + m) + II (v +
m), also gleich der Summe des von der Jahresarbeit in Form von v + m
produzierten Neuwerts. Andererseits ist der Totalwert der
Produktionsmittel (I) gleich der Summe des in der Form von
Produktionsmitteln (I) und des in der Form von Konsumtionsmitteln (II)
wiedererscheinenden Kapitalwerts, also gleich der Summe des im
Totalprodukt der Gesellschaft wiedererscheinenden konstanten
Kapitalwerts. Dieser Totalwert ist gleich dem Wertausdruck von 4/3 vor
dem Produktionsprozess in I und 2/3 vor dem Produktionsprozess
in II vergangenen Arbeitstagen, also zusammen von zwei
Gesamtarbeitstagen.“ K. Marx, Kapital 2.: 429.
IX. Rückblick auf A. Smith, Storch und
Ramsay (Wiederlegung der „wissenschaftlichen“ Phrase, dass das,
was für den einen Kapital sei, für den anderen Revenue (Einkommen)
sei.)
X. Kapital und Revenue: Variables Kapital und
Arbeitslohn „Die ganze jährliche Reproduktion, das ganze Produkt
dieses Jahres ist Produkt der diesjährigen nützlichen Arbeit. Aber der
Wert dieses Gesamtprodukts ist größer als der Wertteil desselben, worin
sich die Jahresarbeit, als während dieses Jahrs verausgabte Arbeitskraft,
verkörpert. Das Wertprodukt (v+m) dieses Jahrs, der
während desselben in Warenform neugeschaffene Wert, ist kleiner als der
Produktenwert (c+v+m), der Gesamtwert der während des ganzen
Jahres hergestellten Warenmasse. Die Differenz, die wir erhalten, wenn
wir vom Gesamtwert des jährlichen Produkts den Wert abziehen, der ihm
durch die laufende Jahresarbeit zugesetzt wurde, ist nicht wirklich
reproduzierter Wert, sondern nur in seiner Daseinsform wiedererscheinender
Wert; Wert, auf das Jahresprodukt übertragen von vor ihm existierenden
Wert, der je nach der Dauer der konstanten Kapitalbestandteile, die im
diesjährigen gesellschaftlichen Arbeitsprozess mitgewirkt haben,
von früherem oder späterem Datum sein kann, (d.h. Wert,) der von
dem Wert eines Produktionsmittels herrühren kann, welches im vorigen Jahr
oder in einer Reihe früherer Jahre zur Welt kam. Es ist unter allen
Umständen Wert, übertragen von vorjährigen Produktionsmitteln auf das
Produkt des laufenden Jahres.“ K. Marx, Kapital 2.: 435.
XI. Ersatz des fixen Kapitals (Wiederholt
die bisher entwickelten Gedanken zum Teil an neuen
Rechenbeispielen.)
1. Ersatz des Verschleiß-Wertteils in
Geldform (Wiederholt die bisher entwickelten Gedanken zum
Teil an neuen Rechenbeispielen.)
2. Ersatz des fixen Kapitals in natura (= in
leiblicher Gestalt) Immer wenn die Kapitalisten der
Abteilung II (= Konsumtionsmittel) neue Produktionsmittel der Abteilung I
kaufen, kaufen sie höheren Wert, als sie im gleichen Jahr an die Abteilung
I mit den damit produzierten Konsumtionsmittel verkaufen können. Falls
eine solche Maschine eine Lebensdauer von fünf Jahren hat, muss beim Kauf
der volle Wert bezahlt werden, während der Verkauf der Waren, die mit
dieser Maschine produziert werden, in einem Jahr nur ein Fünftel des
Maschinenwertes realisiert und zurückbringt. Andererseits werfen die
Kapitalisten der Abteilung I (= Produktionsmittel) mit jeder neuen
Maschine, die länger als ein Jahr hält, größere Werte in die Zirkulation
(und erhalten dafür eine entsprechende Menge Geld), als im laufenden Jahr
verbraucht werden. „Obgleich A (, der nur Verschleiß an
Produktionsmitteln hat, aber noch keine neue Maschine kauft,) ... Geld
der Zirkulation entzieht und es aufschatzt, wirft er andererseits Ware in
sie hinein, ohne ihr andere Ware dafür zu entziehen, wodurch B, B‘, B‘‘
etc. ihrerseits befähigt werden, Geld hineinzuwerfen und dafür nur Ware
ihr zu entziehen. Im gegebenen Fall geht diese Ware, ihrer Naturalform wie
ihrer Bestimmung nach, als fixes oder flüssiges Element in das konstante
Kapital von B, B‘ etc. ein.“ K. Marx, Kapital 2.: 489. „Wir sahen nun,
dass die periodische Erneuerung des fixen Kapitals II c (welcher gesamte
Kapitalwert II c sich umsetzt in Elemente zum Wert von I (v+m) voraussetzt
einerseits bloßen Kauf des fixen Teils von II c ... und welchem
entspricht bloßer Verkauf von I m; andererseits voraussetzt bloßen
Verkauf von Seiten II c, Verkauf des fixen (Verschleiß-) Wertteils ...
und welchem entspricht bloßer Kauf von I m. Damit sich hier der Umsatz
normal vollziehe, ist vorauszusetzen, dass bloßer Kauf seitens II c dem
Wertumfang nach gleich sein dem bloßen Kauf seitens II c, und ebenso, dass der bloße Verkauf von I m an
II c, Teil I, gleich sei seinem bloßen Kauf von II c, Teil 2. Sonst wird
die einfache Reproduktion gestört. Bloßer Kauf hier muss gedeckt werden
durch bloßen Verkauf dort.“ K. Marx, Kapital 2.: 490.
3. Resultate “Mit Bezug auf den Ersatz des
fixen Kapitals ist allgemein zu bemerken: Wenn - alle anderen Umstände,
also nicht nur die Stufenleiter der Produktion, sondern namentlich auch
die Produktivität der Arbeit als gleichbleibend vorausgesetzt - ein
größerer Teil des fixen Elements von II c (= konstantes Kapital der
Konsumtionsmittelindustrie) abstirbt als das Jahr vorher, also auch
ein größerer Teil in natura (in leiblicher Gestalt) zu erneuern
ist, so muss der Teil des fixen Kapitals, der erst auf dem Weg seines
Absterbens und bis zu seinem Todestermin einstweilen in Geld zu ersetzen
ist, in derselben Proportion abnehmen, da nach der Voraussetzung die Summe
(auch die Wertsumme) des in II (= Konsumtionsmittelindustrie)
fungierenden fixen Kapitalteils dieselbe bleibt.“ K. Marx, Kapital 2.:
490. „Mit einem Wort: Wird bei einfacher Reproduktion und
gleichbleibenden Umständen, also namentlich gleichbleibender
Produktivkraft, Gesamtgröße und Intensität der Arbeit - nicht eine
konstante Proportion vorausgesetzt zwischen absterbendem (zu erneuerndem)
und in alter Naturalform fortwirkenden (bloß für Ersatz seines
Verschleißes den Produkten Wert zusetzendem) fixen Kapital -, so ... wäre,
selbst abgesehen von den Geldverhältnissen, Defizit der Reproduktion da.“
K. Marx, Kapital 2.: 463f. Also: Bei einfacher Reproduktion muss der
Wert von neuen Produktionsmitteln, gleich sein dem Verschleißwert aller
gebrauchten Produktionsmittel, der im verkauften Warenwert realisiert wird. Ist das nicht der
Fall, tritt Ungleichgewicht und Produktionskrise ein. Dieser
Verschleißwert, der durch neue Produktionsmittel ersetzt werden muss,
bleibt aber über die verschiedenen Jahre hin, nicht immer gleich. Dann
müssen notwendig Ungleichgewichte entstehen: Überproduktion, die nicht
verkauft werden kann hier, und Unterversorgung dort. „Ist die
kapitalistische Form der Reproduktion einmal beseitigt, so kommt die Sache
darauf hinaus, dass die Größe des absterbenden und daher in natura zu
ersetzenden Teils des fixen Kapitals (hier des in der Erzeugung der
Konsumtionsmittel fungierenden) in verschiedenen
aufeinanderfolgenden Jahren wechselt. Ist er in einem Jahr groß
(über die Durchschnittssterblichkeit, wie bei Menschen), so im folgenden
sicher um so geringer. Die zur jährlichen Produktion der Konsumtionsmittel
nötige Masse von Rohstoffen, Halbfabrikaten und Hilfsstoffen - sonst
gleichbleibende Umstände vorausgesetzt - nimmt deswegen nicht ab; die
Gesamtproduktion der Produktionsmittel müsste also im einen Fall zunehmen,
im anderen abnehmen. Diesem kann nur abgeholfen werden durch
fortwährende relative Überproduktion; einerseits ein gewisses Quantum
fixes Kapital, das mehr produziert wird, als direkt nötig ist;
andererseits und vor allem Vorrat von Rohstoff etc., der über die
unmittelbaren Bedürfnisse hinausgeht (dies gilt ganz besonders von
Lebensmitteln). Solche Art Überproduktion ist gleich mit Kontrolle der
Gesellschaft über die gegenständlichen Mittel ihrer eigenen Reproduktion.
Innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft aber ist sie ein anarchisches
Element.“ K. Marx, Kapital 2.: 464f.
XII. Die Reproduktion des
Geldmaterials „Es ist bisher ein Moment ganz außer acht
gelassen, nämlich die jährliche Reproduktion von Gold und Silber. Als
bloßes Material zu Luxusartikeln, Vergoldung etc. wären sie hier ebenso
wenig speziell zu erwähnen wie irgendwelche andren Produkte. Dagegen
spielen sie wichtige Rolle als Geldmaterial und daher potentielles
Geld. Als Geldmaterial nehmen wir hier der Vereinfachung wegen nur Gold.“
K. Marx, Kapital 2.: 465. „Die Produktion von Gold gehört, wie die
Metallproduktion überhaupt, zu Klasse I, der Kategorie, die die Produktion
von Produktionsmitteln umfasst. Wir wollen annehmen, das jährliche
Goldprodukt sei = 30...; Es sei dieser Wert zerfällbar in 20 c + 5 v +
5 m; 20 c ist auszutauschen gegen andere Elemente von I c ...; Aber
die 5 v+5 m (I) sind umzusetzen gegen Elemente von II c; d.h.
Konsumtionsmittel.“ K. Marx, Kapital 2.: 466. „Die Geldmasse also,
welche das jährliche Produkt zirkuliert, ist in der Gesellschaft
vorhanden, nach und nach akkumuliert worden. Sie gehört nicht zum
Wertprodukt dieses Jahres, mit Ausnahme etwa des Ersatzgolds für
verschlissene Münzen.“ K. Marx, Kapital 2.: 473f.
XIII. Destutt de Tracys
Reproduktionstheorie „Als Beispiel der konfusen und zugleich
angeberischen Gedankenlosigkeit politischer Ökonomen, bei
Betrachtung der gesellschaftlichen Reproduktion, diene der große Logiker
Destutt de Tracy....“ K. Marx, Kapital 2.: 476. Diese Kurzfassung
aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von
Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx'
Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten. Jedem neuen
Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts
voran. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal
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