Kapital 2.: 427 - 431

VII. Variables Kapital und Mehrwert in beiden Abteilungen
„Der Gesamtwert der jährlich produzierten Konsumtionsmittel ist also gleich dem während des Jahrs reproduzierten variablen Kapitalwerts II plus dem neuproduzierten Mehrwert II ... plus dem während des Jahrs reproduzierten variablen Kapitalwert I und dem neuproduzierten Mehrwert I...“ K. Marx, Kapital 2.: 423. Also: Wert der in einem Jahr geschaffenen Konsumtionsmittel = jährlicher Neuwert = jährliches Wertprodukt =  I (v + m) + II (v + m).
„Unter Voraussetzung einfacher Reproduktion ist also der Gesamtwert der jährlich produzierten Konsumtionsmittel gleich dem jährlichen Wertprodukt, d.h. gleich dem ganzen durch die gesellschaftliche Arbeit während des Jahres produzierten Wert, und muss es sein, da bei einfacher Reproduktion dieser ganz Wert verzehrt wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 423.
„Der totale gesellschaftliche Arbeitstag zerfällt in zwei Teile:
1. notwendige Arbeit; sie schafft im Lauf des Jahres einen Wert von 1500 v;
2. Mehrarbeit; sie schafft einen zuschüssigen Wert oder Mehrwert von 1500 m.
Die Summe dieser Wert = 3000, ist gleich dem Wert der jährlich produzierten Konsumtionsmittel von 3000.
Der Totalwert der während des Jahres produzierten Konsumtionsmittel ist also gleich dem Totalwert, den der totale gesellschaftliche Arbeitstag während des Jahrs produziert, gleich dem Wert des gesellschaftlichen variablen Kapitals plus dem gesellschaftlichen Mehrwert, gleich dem totalen jährlichen Neuprodukt.“  (Wert der Konsumtionsmittel =  Neuprodukt = v + m = (I + II) v + (I + II) m) K. Marx, Kapital 2.: 423.
„Obgleich der gesellschaftliche Arbeitstag (d.h. die während des ganzen Jahrs von der gesamten Arbeiterklasse verausgabte Arbeit), wie jeder individuelle Arbeitstag, nur in zwei Teile zerfällt, nämlich in notwendige Arbeit plus Mehrarbeit, obgleich daher der von diesem Arbeitstag produzierte Wert ebenfalls nur in zwei Teile zerfällt, nämlich in den variablen Kapitalwert ... und den Mehrwert ..., so wird dennoch, gesellschaftlich betrachtet, ein Teil des gesellschaftlichen Arbeitstages ausschließlich verausgabt in Produktion von frischem konstanten Kapital, nämlich von Produktionsmitteln, die ausschließlich bestimmt sind, im Arbeitsprozess als Produktionsmittel und daher in dem ihn begleitenden Verwertungsprozess als konstantes Kapital zu fungieren.“ K. Marx, Kapital 2.: 424.
„Gesellschaftlich betrachtet haben also zwei Drittel der während des Jahres verausgabten Arbeit neuen konstanten Kapitalwert geschaffen, realisiert in der Abteilung II angemessenen Naturalform. Der größere Teil der gesellschaftlichen Jahresarbeit ist also verausgabt worden in Produktion von neuem konstanten Kapital (in Produktionsmitteln existierendem Kapitalwert) zum Ersatz des in der Produktion von Konsumtionsmitteln verausgabten konstanten Kapitalwerts.“ K. Marx, Kapital 2.: 436.
„Die Summe des gesellschaftlichen Produkts von I und II, Produktionsmittel und Konsumtionsmittel, sind zwar ihrem Gebrauchswert nach, konkret... das Produkt der diesjährigen Arbeit, aber nur soweit diese Arbeit selbst als nützliche, konkrete Arbeit, nicht soweit sie als Verausgabung von Arbeitskraft, als wertbildende Arbeit betrachtet wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 426.

VIII. Das konstante Kapital in beiden Abteilungen
„Was den Gesamtproduktenwert von 9000 angeht und die Kategorien worin er zerfällt wird, so bietet dessen Analyse keine größere Schwierigkeit als die des Produktenwerts eines Einzelkapitals, sie ist vielmehr identisch damit.“ K. Marx, Kapital 2.: 427.
„In dem ganzen gesellschaftlichen Jahresprodukt sind hier drei einjährige gesellschaftliche Arbeitstage enthalten. Der Wertausdruck jedes dieser Arbeitstage ist = 3000;
daher der Wertausdruck des Totalprodukts = 3 x 3000 = 9000.
Ferner ist von dieser Arbeitszeit vor dem einjährigen Produktionsprozess, dessen Produkt wir analysieren, vorgegangen:
In Abteilung I
4/3  Arbeitstage (Wertprodukt 4000)
und in Abteilung II
2/3 Arbeitstage (Wertprodukt 2000).
Zusammen 2 gesellschaftliche Arbeitstage, deren Wertprodukt = 6000.
Daher figurieren 4000 I c + 2000 II c = 6000 c als der im ganzen Produktenwert der Gesellschaft wiedererscheinende Wert der Produktionsmittel oder konstante Kapitalwert.“ K. Marx, Kapital 2.: 427.
“Ferner ist von dem neu zugesetzten gesellschaftlichen Jahresarbeitstag in Abteilung I 1/3 notwendige Arbeit oder Arbeit, die den Wert des variablen Kapitals 1000 I v ersetzt ...
Ebenso in II ist 1/6 des gesellschaftlichen Arbeitstages notwendige Arbeit mit einem Wertbetrag von 500. Also 1000 I v + 500 II v = 1500 v, der Wertausdruck des halben gesellschaftlichen Arbeitstages, ist der Wertausdruck der aus notwendiger Arbeit bestehenden ersten Hälfte des in diesem Jahre zugesetzten Gesamtarbeitstags.
Endlich in I ist 1/3 Gesamtarbeitstag, Wertprodukt = 1000, Mehrwert; in II ist 1/6 Arbeitstag, Wertprodukt = 500, Mehrarbeit; sie machen zusammen die andere Hälfte des zugesetzten Gesamtarbeitstages aus.
Daher der produzierte Gesamtmehrwert = 1000 I m + 500 II m = 1500 m.“ K. Marx, Kapital 2.: 427.
„Also: Konstanter Kapitalteil des gesellschaftlichen Produktenwerts (c): 2 vor dem Produktionsprozess verausgabte Arbeitstage, Wertausdruck = 6000.
Während des Jahres verausgabte notwendige Arbeit (v): Ein halber in der Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag, Wertausdruck = 1500.
Während des Jahres verausgabte Mehrarbeit (m): Ein halber in der Jahresproduktion verausgabter Arbeitstag, Wertausdruck = 1500.
Wertprodukt der Jahresarbeit (v+m) = 3000.
Gesamtproduktenwert (c+v+m) = 9000.“ K. Marx, Kapital 2.: 429.
„Die Schwierigkeit besteht also nicht in der Analyse des gesellschaftlichen Produktenwerts selbst. Sie entspringt bei Vergleichung der Wertbestandteile des gesellschaftlichen Produkts mit seinen sachlichen Bestandteilen.“ K. Marx, Kapital 2.: 428.
„Der konstante, nur wiedererscheinende Wertteil ist gleich dem Wert des Teils dieses Produkts, der aus Produktionsmitteln besteht, und ist verkörpert in diesem Teil.
Das neue Wertprodukt des Jahres = v + m ist gleich dem Wert des Teils dieses Produkts, das aus Konsumtionsmitteln besteht, und ist verkörpert in ihm....
Der ganze jährliche Gesamtarbeitstag, dessen Wertausdruck = 3000, scheint verausgabt in der Produktion von Konsumtionsmitteln = 3000, in denen kein konstanter Wertteil wiedererscheint, da diese 3000 = 1500 v + 1500 m sich nur in variablen Kapitalwert + Mehrwert auflösen.
Andererseits erscheint der konstante Kapitalwert = 6000 wieder in einer von den Konsumtionsmitteln ganz verschiedenen Produktenart, den Produktionsmitteln, während doch kein Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags in der Produktion dieser neuen Produkte verausgabt scheint; ... Das Geheimnis ist bereits gelöst.
Das Wertprodukt (=Neuwert) der Jahresarbeit ist gleich dem Produktenwert der Abteilung II, dem Totalwert der neuproduzierten Konsumtionsmittel.
Aber dieser Produktenwert ist größer um 2/3 als der innerhalb der Produktionsmitteln (Abteilung II) verausgabte Teil der Jahresarbeit.
Nur 1/3 der Jahresarbeit ist in ihrer Produktion verausgabt. 2/3 dieser Jahresarbeit sind in der Produktion von Produktionsmitteln verausgabt, also in Abteilung I.
Das während dieser Zeit in I erzeugte Wertprodukt ... ist gleich dem in II in Konsumtionsmitteln wiedererscheinenden konstanten Kapitalwert von II. Sie können sich daher wechselseitig austauschen und ... ersetzen.
Der Totalwert der Konsumtionsmittel II ist daher gleich der Summe des neuen Wertprodukts in I + II, oder II (c + v + m) = I (v + m) + II (v + m), also gleich der Summe des von der Jahresarbeit in Form von v + m produzierten Neuwerts.
Andererseits ist der Totalwert der Produktionsmittel (I) gleich der Summe des in der Form von Produktionsmitteln (I) und des in der Form von Konsumtionsmitteln (II) wiedererscheinenden Kapitalwerts, also gleich der Summe des im Totalprodukt der Gesellschaft wiedererscheinenden konstanten Kapitalwerts.
Dieser Totalwert ist gleich dem Wertausdruck von 4/3 vor dem Produktionsprozess in I und 2/3 vor dem Produktionsprozess in II vergangenen Arbeitstagen, also zusammen von zwei Gesamtarbeitstagen.“ K. Marx, Kapital 2.: 429.
„Die Schwierigkeit kommt also bei dem gesellschaftlichen Jahresprodukt daher, dass der konstante Wertteil in einer ganz anderen Produktart - Produktionsmitteln - sich darstellt als der diesem konstanten Wertteil zugesetzte Neuwert v + m, der sich in Konsumtionsmitteln darstellt.
So hat es den Schein, als fänden sich - dem Wert nach betrachtet - 2/3 der aufgezehrten Produktenmasse in einer neuen Form wieder, als Neuprodukt, ohne dass irgendeine Arbeit von der Gesellschaft in ihrer Produktion verausgabt wäre.“ K. Marx, Kapital 2.: 429.
„Dies findet bei dem Einzelkapital nicht statt.... Das Produkt des individuellen Kapitals ... hat irgendeine beliebige Naturalform.... Es ist ganz gleichgültig und zufällig, ob es als Produktionsmittel wieder in denselben Produktionsprozess eingehen kann, aus dem es als Produkt herauskommt... Wenn nicht, wird dieser Teil des Produktenwerts durch Verkauf und Einkauf wieder in die Form seiner sachlichen Produktionselemente verwandelt und dadurch das konstante Kapital in seiner funktionsfähigen Naturalform reproduziert.“ K. Marx, Kapital 2.: 429 - 430.
„Anders verhält es sich dem Produkt des gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Alle sachlichen Elemente der Reproduktion müssen in ihrer Naturalform Teile dieses Produkts selbst bilden.... Einfache Reproduktion vorausgesetzt, muss daher der Wert des Teils des Produkts, der aus Produktionsmitteln besteht, gleich dem konstanten Wertteil des gesellschaftlichen Kapitals sein.“ K. Marx, Kapital 2.: 430.
„Ferner: Individuell betrachtet, produziert der Kapitalist in seinem Produktenwert durch die neu zugesetzte Arbeit nur sein variables Kapital plus Mehrwert, während der konstante Wertteil durch den konkreten Charakter der neu zugesetzten Arbeit auf das Produkt übertragen wird. Gesellschaftlich betrachtet, produziert der Teil des gesellschaftlichen Arbeitstages, der Produktionsmittel produziert, ihnen daher sowohl Neuwert zusetzt als den Wert der in ihrer Produktion verzehrten Produktionsmittel auf sie überträgt, nichts als neues konstantes Kapital...
Der ganze Wert dieses Produkts ist also nur Wert, ... der sich ... gesellschaftlich betrachtet, weder in variables Kapital noch in Mehrwert auflöst. -
Andererseits produziert der Teil des gesellschaftlichen Arbeitstages, der Konsumtionsmittel produziert, keinen Teil des gesellschaftlichen Ersatzkapitals. Er produziert nur Produkte, die in ihrer Naturalform bestimmt sind, den Wert des variablen Kapitals und den Mehrwert in I und in II zu realisieren.“ K. Marx, Kapital 2.: 431.
Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg