Kapital 2.: 401 - 420

III. Der Umsatz zwischen den beiden Abteilung: I (v + m) gegen II c
Warenaustausch I (v + m) gegen II c:

 „Wir beginnen mit dem großen Austausch zwischen beiden Klassen.
(1000 v + 1000 m) I. - diese Werte, die in den Händen ihrer Produzenten in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehen, tauschen sich aus gegen 2000c II, gegen Werte, die unter der Naturalform von Konsumtionsmitteln bestehen.
Die Kapitalistenklasse II hat dadurch ihr konstantes Kapital = 2000 aus der Form von Konsumtionsmitteln wieder in die von Produktionsmitteln der Konsumtionsmitteln umgesetzt, in eine Form, worin es von neuem als Faktor des Arbeitsprozesses und für die Verwertung als konstanter Kapitalwert fungieren kann. Andererseits ist dadurch das Äquivalent für die Arbeitskraft in I. (1000 I. v) und der Mehrwert der Kapitalisten I (1000 I. m) realisiert in Konsumtionsmitteln; Beide sind aus ihrer Naturalform von Produktionsmitteln umgesetzt in eine Naturalform, worin sie als Revenue (= privater Verbrauch) verzehrt werden können.“ K. Marx, Kapital 2.: 397.
„Was sich aber als notwendiges Resultat ergibt, bei Voraussetzung einfacher Reproduktion, ist: ... Dass das unter Naturalform von Produktionsmitteln geschaffene neue Wertprodukt der Jahresarbeit (zerfällbar in v + m) gleich sei dem konstanten Kapitalwert c des durch den andern Teil der Jahresarbeit hergestellten Produktenwerts, reproduziert in Form von Konsumtionsmitteln.
Wäre es geringer als II c, so könnte II sein konstantes Kapital nicht ganz ersetzen; wäre es größer, so bliebe ein Überschuss unbenutzt liegen. In beiden Fällen wäre die Voraussetzung: einfache Reproduktion, verletzt.“ K. Marx, Kapital 2.: 406.

IV. Der Umsatz innerhalb Abteilung II.
Notwendige Lebensmittel und Luxusmittel
„Vom Wert des Warenprodukts der Abteilung II sind nun noch zu untersuchen die Bestandteile v + m.“ K. Marx, Kapital 2.: 401.
„Die Kategorie II der jährlichen Warenproduktion besteht aus den mannigfaltigsten Industriezweigen, die aber - mit Bezug auf ihre Produkte - in zwei große Unterabteilungen zerfällt werden können:
a) Konsumtionsmittel, die in den Konsum der Arbeiterklasse eingehen und, soweit sie notwendige Lebensmittel, wenn auch oft der Qualität und dem Wert nach verschiedenen von denen der Arbeiter, auch einen Teil der Konsumtion der Kapitalisten bilden.
Diese ganze Unterabteilung können wir für unseren Zweck zusammenfassen unter der Rubrik: Notwendige Konsumtionsmittel, wobei es ganz gleichgültig, ob ein solches Produkt, wie z.B. Tabak, vom physiologischen Standpunkt aus ein notwendiges Konsumtionsmittel ist oder nicht; genug, dass es gewohnheitsmäßig ein solches ist.
b) Luxus-Konsumtionsmittel, die nur in den Konsum der Kapitalistenklasse eingehen, also nur gegen verausgabten Mehrwert umgesetzt werden können, der dem Arbeiter nie zufällt.“ K. Marx, Kapital 2.: 402.
„Da II (v + m) in der Naturalform von Konsumtionsartikeln existiert, da das den Arbeitern in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschossene variable Kapital von ihnen selbst im ganzen und großen in Konsumtionsmitteln verausgabt werden muss, und da der Wertteil m der Waren, bei Voraussetzung der einfachen Reproduktion, faktisch in Konsumtionsmittelns als privater Verbrauch verausgabt wird, so ist auf den ersten Blick klar, dass die Arbeiter II mit dem von den Kapitalisten II erhaltenen Arbeitslohn einen Teil ihres eignen Produkts - entsprechend dem Umfang des als Arbeitslohn erhaltenen Geldwerts - wiederkaufen.“ K. Marx, Kapital 2.: 401f.

„Dadurch verwandelt die Kapitalistenklasse II ihr in Zahlung der Arbeitskraft vorgeschossenes Geldkapital zurück in Geldform;
Es ist ganz dasselbe, als hätten sie die Arbeiter in bloßen Wertmarken gezahlt. Sobald die Arbeiter diese Wertmarken einlösen durch Kauf eines Teils des von ihnen produzierten und den Kapitalisten gehörigen Warenprodukts, würden diese Wertmarken in die Hände der Kapitalisten zurückkehren...“ K. Marx, Kapital 2.: 402.
„Bei der ersten Rubrik (II a = notwendige Lebensmittel) ist klar, dass das in der Produktion der ihr angehörigen Warensorten vorgeschossene variable Kapital in Geldform direkt zurückfließen muss an den Teil der Kapitalistenklasse II (also an die Kapitalisten II a), welche diese notwendigen Lebensmittel produziert. Sie verkaufen sie an ihre eignen Arbeiter zum Betrag des diesen in Arbeitslohn ausgezahlten variablen Kapitals.“ K. Marx, Kapital 2.: 402.
„Anders verhält es sich aber mit Unterabteilung II b (= Luxusgüterproduktion).
Der ganze Teil des Wertprodukts, mit dem wir es hier zu tun haben, II b (v + m) besteht unter der Naturalform von Luxusartikeln, d.h. Artikeln, die die Arbeiterklasse ebenso wenig kaufen kann wie den unter Form von Produktionsmitteln bestehenden Warenwert I v; obgleich diese Luxusmittel wie jene Produktionsmittel Produkte dieser Arbeiter sind.
Der Rückfluss, wodurch das in dieser Unterabteilung vorgeschossene variable Kapital den kapitalistischen Produzenten in seiner Geldform wiederkehrt, kann also nicht direkt, sondern muss vermittelt sein, ähnlich wie unter I v.“ K. Marx, Kapital 2.: 403.

Einesteils kaufen die Kapitalisten der Luxusbranche untereineinander und voneinander Luxusgüter. Andererseits kaufen die Arbeiter der Luxusbranche ihren notwendigen Bedarf von den Kapitalisten der Branche für notwendige Konsumtionsmittel. Diese realisieren mit diesem von den „Luxusarbeitern“ erhaltenen Geld ihren Mehrwert und können damit ihren Bedarf an Luxusgütern bei den „Luxuskapitalisten“ decken. So wird auch der Mehrwert der „Luxuskapitalisten“ vollständig realisiert und wieder in Geld verwandelt.
„Aus dem Umstand, dass (II b) v (= Lohnsumme der Luxusarbeiter) realisiert wird in einem äquivalenten Teil von (II a) m (Mehrwert der Kapitalisten von II a = Produktion von notwendigen Gütern), folgt, dass im Verhältnis, wie der Luxusteil des jährlichen Produkts wächst, wie also einen steigenden Anteil der Arbeitskraft absorbiert wird in der Luxusproduktion  -  dass im selben Verhältnis die Rückverwandlung des in (II b) v vorgeschossenen variablen Kapitalteils in Geldkapital, das von neuem als Geldform des variablen Kapitals fungiert, und damit die Existenz und Reproduktion des in II b (Luxusproduktion) beschäftigten Teils der Arbeiterklasse ... bedingt wird durch die Verschwendung der (gesamten) Kapitalistenklasse, durch den Umsatz eines bedeutenden Teils ihres Mehrwerts in Luxusartikel. ...
Ganz abgesehen von den ... unproduktiven Arbeitern, die für ihre Dienste einen Teil der Luxusausgabe der Kapitalisten empfangen (diese Arbeiter selbst sind insgesamt Luxusartikel) und die sich sehr stark beteiligen namentlich auch an der Konsumtion notwendiger Lebensmittel.“ K. Marx, Kapital 2.: 409.

V. Die Vermittlung der Umsätze durch die Geldzirkulation
„Zur Warenzirkulation ist immer zweierlei nötig: Waren, die in Zirkulation geworfen werden, und Geld, das in Zirkulation geworfen wird.“ K. Marx, Kapital 2.: 412.
„Der direkte Rückfluss des in variablem Kapital vorgeschossenen Geldkapitals, der nur stattfindet für die Kapitalistenabteilung II a, die notwendige Lebensmittel produziert, ist nur eine ... modifizierte Erscheinung des früher erwähnten allgemeinen Gesetzes, dass den Warenproduzenten, die der Zirkulation Geld vorschießen, selbes zurückkehrt bei normalem Verlauf der Warenzirkulation.
Woraus beiläufig folgt, dass, wenn hinter dem Warenproduzenten überhaupt ein Geldkapitalist steht, der wieder dem industriellen Kapitalisten Geldkapital ... vorschießt, der eigentliche Rückflusspunkt dieses Geldes die Tasche dieses Geldkapitalisten ist. In dieser Weise, obgleich das Geld durch alle Hände mehr oder weniger zirkuliert, gehört die Masse des zirkulierenden Geldes der in Form von Banken etc. organisierten und konzentrierten Abteilung des Geldkapitals;“ K. Marx, Kapital 2.: 411.
Geldausgabe und Geldrückfluss für den Mehrwert eines Einzelkapitalisten: „Wie der Wert seines ganzen jährlichen Warenprodukts (das für ihn = Warenkapital), so ist der jedes Elements desselben, d.h. der Wert jeder einzelnen Ware, für ihn zerfällbar in konstanten Kapitalwert, variablen Kapitalwert und Mehrwert. Die Versilberung jeder einzelnen der Waren (die als Elemente das Warenprodukt bilden) ist zugleich Versilberung eines gewissen Anteils des im ganzen Warenprodukts steckenden Mehrwerts. Es ist also im gegebenen Fall wörtlich richtig, dass der Kapitalist selbst das Geld in die Zirkulation warf - und zwar bei Verausgabung desselben in Konsumtionsmitteln -, womit sein Mehrwert versilbert, alias realisiert wird...
In der Praxis geschieht dies in doppelter Weise: Ist das Geschäft erst innerhalb des laufenden Jahres eröffnet worden, so dauert es gute Weile, im besten Fall einige Monate, bevor der Kapitalist aus der Geschäftseinnahme selbst Geld für seinen persönlichen Konsum ausgeben kann. Er suspendiert deswegen keinen Augenblick seine Konsumtion. Er schießt sich selbst (ob aus eigner oder per Kredit aus fremder Tasche, ist hier ganz gleichgültiger Umstand) Geld auf erst zu ergatternden Mehrwert vor; damit aber auch zirkulierendes Medium zur Realisation später zu realisierenden Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital 2.: 418.
„Ist das Geschäft dagegen schon länger im regelmäßigen Gang, so verteilen sich Zahlungen und Einnahmen auf verschiedne Termine während das Jahrs. Eins aber geht ununterbrochen fort, die Konsumtion des Kapitalisten, die vorweggenommen und deren Umfang berechnet wird nach gewisser Proportion zu der gewohnten oder veranschlagten Einnahme. Mit jeder Portion verkaufter Ware wird auch ein Teil des jährlich zu machenden Mehrwerts realisiert.... Macht unser Kapitalist Pleite, so untersuchen seine Gläubiger und das Gericht, ob seine vorweggenommenen Privatausgaben in richtiger Proportion zum Umfang seines Geschäfts und der selbem gewöhnlich oder normal entsprechenden Mehrwerteinnahme stehen.“ K. Marx, Kapital 2.: 419.
Geldausgabe und Geldrückfluss für den Mehrwert der Kapitalistenklasse: „Mit Bezug auf die ganze Kapitalistenklasse erscheint aber der Satz, dass sie das Geld zur Realisation ihres Mehrwerts (bzw. auch zur Zirkulation ihres Kapitals, konstanten und variablen) selbst in die Zirkulation werfen muss, nicht nur nicht paradox, sondern als notwendige Bedingung des ganzen Mechanismus: denn hier gibt es nur zwei Klassen: die Arbeiterklasse, die nur über ihre Arbeitskraft verfügt; die Kapitalistenklasse, die im Monopolbesitz der gesellschaftlichen Produktionsmittel wie des Geldes ist. ...
Der einzelne Kapitalist verrichtet diesen Vorschuss aber immer nur in der Form, dass er als Käufer agiert, Geld verausgabt im Ankauf von Konsumtionsmitteln oder Geld vorschießt im Ankauf von Elementen seines produktiven Kapitals, sei es von Arbeitskraft, sei es von Produktionsmitteln.“ K. Marx, Kapital 2.: 419.

„Der wirkliche Hergang wird durch zwei Umstände verdunkelt. 1. Die Erscheinung des Handelskapitals (dessen erste Form immer Geld ist, da der Kaufmann als solcher kein ‚Produkt’ oder ‚Ware’ herstellt) und des Geldkapitals als Gegenstandes der Tätigkeit einer besondern Sorte von Kapitalisten, in dem Zirkulationsprozess des industriellen Kapitals.
2. Die Spaltung des Mehrwerts - der in erster Hand immer in Hand des industriellen Kapitalisten befinden muss - in verschiedene Kategorien, als deren Träger neben den industriellen Kapitalisten der Grundbesitzer (für Bodenrente), der Wucherer (für Zins) etc. erscheinen,  ebenso die Regierung und ihre Beamten, Rentiers etc. Diese Burschen erscheinen als Käufer gegenüber dem industriellen Kapitalisten und insoweit als Versilberer seiner Waren; anteilmäßig werfen sie auch ‚Geld‘ in die Zirkulation, und er erhält es von ihnen. Wobei stets vergessen wird, aus welcher Quelle sie es ursprünglich erhielten und stets wieder von neuem erhalten.“ K. Marx, Kapital 2.: 419f.
Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg