Kapital 2.: 391- 394
Der Wert der Waren oder der Produktenwert stammt ganz aus verausgabter Arbeit, und je länger die Arbeit dauert, die für ein Produkt nötig ist, desto höher ist sein Wert. Umgekehrt sinkt der Wert einer Ware um so viel, wie ihre Herstellung weniger Arbeit kostet. Dies gilt für ein einzelnes Produkt wie für das Jahresprodukt einer Gesellschaft.
Die Wertgröße jeder Ware bzw. eines kapitalistischen Jahresprodukts kann unterteilt werden
 1) in den Wertteil, der dem Wert der bei der Produktion verbrauchten Produktionsmittel entspricht (= c). Dieser Wertteil wird im laufenden Arbeitsprozess nicht neu geschaffen, sondern während der gesamten Arbeitszeit nur auf das Produkt übertragen.
2) in den Wertteil, der den Wert der Arbeitskraft reproduziert. Dieser Wertteil wird während der notwendigen Arbeitszeit neu geschaffen.
3) in den Wertteil, der über den vom Kapitalisten vorgeschossenen Wert ( c + v) hinausgeht. Dieser Mehrwert (= m)  wird während der Mehrarbeitszeit geschaffen.
In diese Wertteile (c + v + m) lassen sich sowohl Einzelprodukte wie das Jahresprodukt einer (kapitalistischen) Gesellschaft unterteilen. Bei einfacher Reproduktion werden alle diese Teile während eines Jahres verbraucht. Sie müssen also während eines Jahres wieder reproduziert werden.

20. Kapitel
Einfache Reproduktion
1. Stellung der Frage
„Betrachten wir die jährliche Funktion des gesellschaftlichen Kapitals - also des Gesamtkapitals ... - in ihrem Resultat, d.h. betrachten wir das Warenprodukt, welches die Gesellschaft während des Jahres liefert, so muss sich zeigen, wie der Reproduktionsprozess des gesellschaftlichen Kapitals vonstatten geht, welche Charakteristika diesen Reproduktionsprozess vom Reproduktionsprozess eines individuellen Kapitals unterscheiden und welche Charakteristika beiden gemeinsam sind.“ K. Marx, Kapital 2.: 391.
„Das Jahresprodukt umschließt sowohl die Teile des gesellschaftlichen Produkts, welche Kapital ersetzen, die gesellschaftliche Reproduktion, wie die Teile, welche dem Konsumtionsfonds anheimfallen, durch Arbeiter und Kapitalisten verzehrt werden, also sowohl die produktive wie die individuelle Konsumtion.
Sie umschließt ebensowohl die Reproduktion (d.h. Erhaltung) der Kapitalistenklasse und der Arbeiterklasse, daher auch Reproduktion des kapitalistischen Charakters des gesamten Produktionsprozesses.“ K. Marx, Kapital 2.: 391.
„Es ist offenbar die Zirkulationsfigur W‘ -  (G + g) - (w + W) ... P ... W’, die wir zu analysieren haben, und zwar spielt die Konsumtion notwendig eine Rolle darin; denn der Ausgangspunkt W‘ = W + w, das Warenkapital, schließt sowohl den konstanten und variablen Kapitalwert ein wie den Mehrwert. Seine Bewegung umfasst daher ebenso wohl die individuelle Konsumtion wie die produktive.“ K. Marx, Kapital 2.: 391.
„Bei den Kreisläufen G - W ... P ...  W‘ - G‘ und P .... W‘ - G‘ - W ... P ist die Bewegung des Kapitals Ausgangs- und Endpunkt: was zwar auch die Konsumtion einschließt, da die Ware, das Produkt, verkauft werden muss. Dies aber als geschehen vorausgesetzt, ist es gleichgültig für die Bewegung des Einzelkapitals, was weiter aus der Ware wird.
Dagegen sind bei der Bewegung W ... W‘ die Bedingungen der gesellschaftlichen Reproduktion gerade daraus erkennbar, dass nachgewiesen werden muss, was aus jedem Wertteil dieses Gesamtprodukts W‘ wird.
Der gesamte Reproduktionsprozess schließt hier den durch die Zirkulation vermittelten Konsumtionsprozess ebenso sehr ein wie den Reproduktionsprozess des Kapitals selbst.
Und zwar ist der Reproduktionsprozess für unsern vorliegenden Zweck zu betrachten vom Standpunkt sowohl des Wert- wie des Stoffersatzes der einzelnen Bestandteile von W‘.“ K. Marx, Kapital 2.: 391f.
„Die Frage, wie sie unmittelbar vorliegt, ist die: Wie wird das in der Produktion verzehrte Kapital seinem Wert nach aus dem jährlichen Produkt ersetzt, und wie verschlingt sich die Bewegung dieses Ersatzes mit der Konsumtion des Mehrwerts durch die Kapitalisten und des Arbeitslohns durch die Arbeiter?
Es handelt sich also zunächst um die Reproduktion auf einfacher Stufenleiter.
Ferner wird unterstellt nicht nur, dass die Produkte ihrem Wert nach sich austauschen, sondern auch, dass keine Wertrevolution in den Bestandteilen des produktiven Kapitals vorgehe.“ K. Marx, Kapital 2.: 392.

„Solange wir die Wertproduktion (= v+m) und den Produktenwert (= c+v+m) des Kapitals individuell betrachteten, war die Naturalform des Warenprodukts für die Analyse ganz gleichgültig, ob sie z.B. aus Maschinen bestand oder aus Korn oder aus Spiegeln. Es war dies immer Beispiel, und jeder beliebige Produktionszweig konnte gleichmäßig zur Illustration dienen. ...
Soweit die Reproduktion des Kapitals in Betracht kam, genügte es zu unterstellen, dass innerhalb der Zirkulationssphäre der Teil des Warenprodukts, welcher Kapitalwert darstellt, die Gelegenheit findet, sich in seine Produktionselemente und daher in seine Gestalt als produktives Kapital rückzuverwandeln; ganz wie es genügte zu unterstellen, dass Arbeiter und Kapitalist auf dem Markte die Waren vorfinden, worin sie Arbeitslohn und Mehrwert verausgaben.
Diese nur formelle Manier der Darstellung genügt nicht mehr bei Betrachtung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals und seines Produktenwerts. Die Rückverwandlung eines Teils des Produktenwerts in Kapital, das Eingehen eines andern Teils in die individuelle Konsumtion der Kapitalisten- wie der Arbeiterklasse bildet eine Bewegung innerhalb des Produktenwerts selbst, worin das Gesamtkapital resultiert hat;
und diese Bewegung ist nicht nur Wertersatz, sondern Stoffersatz, und ist daher ebenso sehr bedingt durch das gegenseitig Verhältnis der Wertbestandteile des gesellschaftlichen Produkts wie durch ihren Gebrauchswert, ihre stoffliche Gestalt.“ K. Marx, Kapital 2.: 393.

„Die einfache Reproduktion auf gleichbleibender Stufenleiter erscheint insoweit als eine Abstraktion, als einerseits auf kapitalistischer Basis Abwesenheit aller Akkumulation oder Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter eine befremdliche Annahme ist, andrerseits die Verhältnisse, worin produziert wird, nicht absolut gleich bleiben ... in verschiedenen Jahren.... Indes, soweit Akkumulation stattfindet, bildet die einfache Reproduktion stets einen Teil derselben, kann also für sich betrachtet werden, und ist ein realer Faktor der Akkumulation.“ K. Marx, Kapital 2.: 394.
„Die einfache Reproduktion ist der Sache nach auf die Konsumtion als Zweck gerichtet, obgleich die Ergatterung von Mehrwert als treibendes Motiv der individuellen Kapitalisten erscheint; aber der Mehrwert ... soll schließlich hier dienen nur für die individuelle Konsumtion des Kapitalisten.
Soweit die einfache Reproduktion Teil und bedeutendster Teil auch jeder jährlichen Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bleibt dies Motiv in Begleitung und im Gegensatz zu dem Motiv der Bereicherung als solcher.
Die Sache erscheint in Wirklichkeit verwickelter, weil Teilnehmer (partners) an der Beute - dem Mehrwert des Kapitalisten - als von ihm unabhängige Konsumenten auftreten.“ K. Marx, Kapital 2.: 410.

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten.
Jedem neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts voran.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht.
Hervorhebungen von Marx sind
normal fett gedruckt.
Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Wo es dem Verständnis dient, habe ich veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenangaben  modernisiert. Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Rückfragen zum Text werde ich möglichst rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen.
Wal Buchenberg