Kapital 2.:091 -
103
III.
Geldakkumulation „Da die
Proportionen, worin der Produktionsprozess erweiterbar, nicht willkürlich,
sondern technisch vorgeschrieben sind, so kann der realisierte Mehrwert,
obgleich zur Kapitalisierung bestimmt, oft erst durch die Wiederholung
verschiedener Kreisläufe zu dem Umfang heranwachsen (muss also bis dahin
aufgehäuft werden), worin er wirklich als zuschüssiges Kapital fungieren
... kann. Der Mehrwert erstarrt also zum Schatz und bildet in dieser
Form latentes (=potentielles) Geldkapital.“ K. Marx, Kapital 2.:
82f. “In der eben betrachteten Form ist der Schatz, als welcher
der Mehrwert existiert, Geldakkumulationsfonds, die Geldform, welche die
Kapitalakkumulation vorübergehend besitzt, und insofern selbst Bedingung
der letzteren.“ K. Marx, Kapital 2.: 89.
IV.
Reservefonds „Verlängert sich der Prozess W‘ -
G‘ über sein normales Maß, ist also das Warenkapital anormal aufgehalten
in seiner Verwandlung in Geldform; oder ist ... z.B. der Preis der
Produktionsmittel, worin das Geldkapital umgesetzt werden muss, gestiegen
über den Stand, den er beim Beginn des Kreislaufs hatte, so kann der als
Akkumulationsfonds fungierende Schatz verwandt werden, um die Stelle des
Geldkapitals oder eines Teils desselben einzunehmen. Der
Geldakkumulationsfonds dient so als Reservefonds, um Störungen des
Kreislaufs auszugleichen.“ K. Marx, Kapital 2.: 89. „Als solcher
Reservefonds ist er verschieden von dem ... Fonds von Kauf- oder
Zahlungsmitteln. Die letzteren sind Teil des fungierenden Geldkapitals...,
dessen Teile nur in verschiedenen Zeitterminen nacheinander in Funktion
treten. ... Dagegen ist der Reservefonds nicht ein Bestandteil des
fungierenden Kapitals, ... sondern des in einem Vorstadium seiner
Akkumulation begriffenen Kapitals. ... Es versteht sich übrigens ganz
von selbst, dass der Kapitalist in Nöten in keiner Weise nach den
bestimmten Funktionen des in seiner Hand befindlichen Geldes fragt,
sondern anwendet, was er hat, um den Kreislaufprozess seines Kapitals in
Gang zu halten.“ K. Marx, Kapital 2.: 89f.
Drittes Kapitel Der
Kreislauf des Warenkapitals „Die allgemein Formel für den Kreislauf des
Warenkapitals ist: W’ - G’ - W .... P .... W‘.“ K. Marx, Kapital 2.:
91. „Als Form eines einzelnen individuellen Kapitals erscheint der
Kreislauf W‘... W‘ z.B. in der Agrikultur, wo von Ernte zu Ernte gerechnet
wird. In Figur II (P ... P’) wird von der Aussaat, in Figur III
(W’ ... W’) von der Ernte ausgegangen...“ K. Marx, Kapital 2.:
102. „... Der Kreislauf des Warenkapitals eröffnet sich nicht mit
Kapitalwert, sondern mit in Warenwert vermehrten Kapitalwert, schließt
also von vornherein den Kreislauf nicht nur des in Warenform vorhandenen
Kapitalwerts, sondern auch des Mehrwerts ein. Findet daher in dieser
Form einfache Reproduktion statt, so tritt ein W’ von gleicher Größe am
Schlusspunkt wie am Ausgangspunkt ein. Geht ein Teil des Mehrwerts in
den Kapitalkreislauf ein, so erscheint zwar am Schluss statt W’, W’’, ein
größeres W’, aber der nun folgende Kreislauf wird wieder eröffnet mit W’,
was nur ein größeres W’ ist als im vorigen Kreislauf und mit größerem
akkumulierten Kapitalwert. ... In allen Fällen eröffnet W’ den
Kreislauf stets als ein Warenkapital, welches = Kapitalwert plus
Mehrwert.“ K. Marx, Kapital 2.: 92. „W’ als W erscheint in dem
Kreislauf eines einzelnen industriellen Kapitals nicht als Form dieses
Kapitals, sondern als Form eines anderen industriellen Kapitals, soweit
die Produktionsmittel dessen Produkt sind. (Das Warenkapital eines
Autoherstellers hat die Form von Autos, aber er braucht für seine
Produktion Maschinen, Stahl etc. was die Warenform anderer Kapitalisten
sind.) Der Akt G - W (d.h. G - Pm) des ersten Kapitals (des
Autoherstellers) ist für dieses zweite Kapital (Stahl- oder
Maschinenhersteller) W’ - G’.“ K. Marx, Kapital 2.: 92. „W‘...W‘
... setzt W=A/Pm als fremde Waren in fremder Hand voraus, die durch den
einleitenden Zirkulationsprozess in den Kreislauf gezogen und in das
produktive Kapital verwandelt werden...“ K. Marx, Kapital 2.: 100. „In
I (G ... G’) kann G das erste Geldkapital, in II (P ...P’) P
das erste produktive Kapital sein, das auf der geschichtlichen Bühne
auftritt, aber in III W’(= W + w) - G’(= G + g) - W (= w + A/Pm) ... P
.... W’ ist W zweimal außerhalb des Kreislaufs vorausgesetzt. Einmal
im Kreislauf W - G - W=A/Pm. Dies W, soweit es aus Pm besteht, ist Ware in
der Hand des Verkäufers (z.B.: des Stahl- oder
Maschinenherstellers)... Das andre Mal in dem zweiten w in w - g -
w, das ebenfalls als Ware vorhanden sein muss, um gekauft werden zu
können... (Dieses w kauft unser Kapitalist für seinen privaten Konsum.
Es kommt aber aus der Produktion und den Dienstleistungen anderer
Kapitalisten). K. Marx, Kapital 2.: 99. „W‘ ... W‘ ... umschließt produktive und
individuelle Konsumtion von vornherein... In allen diesen seinen
Eigentümlichkeiten weist dieser Kreislauf über sich selbst hinaus als
vereinzelten Kreislauf eines bloß individuellen Kapitals.“ K. Marx,
Kapital 2.: 102. “In Figur III (W’ ... W’) bilden auf dem Markt
befindliche Waren die beständige Voraussetzung des Produktions- und
Reproduktionsprozesses.“ K. Marx, Kapital 2.: 103.
„Aber eben weil
der Kreislauf W‘...W‘ innerhalb seiner Beschreibung andres industrielles
Kapital in Form von W (=A+Pm) voraussetzt (und Pm umschließt
verschiedenartige andre Kapitale, z.B. in unserm Fall Maschinen, Kohlen,
Öl, etc.) fordert er selbst dazu heraus, ihn zu betrachten nicht nur als
allgemeine Form des Kreislaufs, d. h. als eine gesellschaftliche
Form, worunter jedes einzelne industrielle Kapital (außer bei seiner
ersten Anlage) betrachtet werden kann, daher nicht nur als eine allen
individuellen industriellen Kapitalen gemeinsame Bewegungsform, sondern
zugleich als Bewegungsform der Summe der individuellen Kapitale, also des
Gesamtkapitals der Kapitalistenklasse, eine Bewegung, worin die Bewegung jedes
individuellen industriellen Kapitals nur als eine Teilbewegung erscheint,
die mit der Bewegung der anderen sich verschlingt und durch sie
bedingt wird. Betrachten wir z.B. das jährliche Gesamtwarenprodukt
eines Landes und analysieren die Bewegung, wodurch ein Teil desselben das
produktive Kapital in allen individuellen Geschäften ersetzt, ein andrer
Teil in die individuelle Konsumtion der verschiedenen Klassen eingeht, so
betrachten wir W‘ ... W‘ als Bewegungsform sowohl des gesellschaftlichen
Kapitals, als des von diesem erzeugten Mehrwerts, bzw.
Mehrprodukts.“ K. Marx, Kapital 2.: 100f. „...Das gesellschaftliche
Kapital = Summe der individuellen Kapitale (einschließlich der
Aktienkapitale bzw. des Staatskapitals, soweit Regierungen
produktive Lohnarbeit in Bergwerken, Eisenbahnen etc. anwenden, als
industriellen Kapitalisten fungieren) ...“ K. Marx, Kapital 2.:
101. “Da in W‘...W‘ das Gesamtprodukt (der Gesamtwert) Ausgangspunkt
ist, so zeigt sich hier, dass (abgesehen vom auswärtigen Handel)
Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, bei sonst gleichbleibender
Produktivität, nur stattfinden kann, wenn in dem zu kapitalisierenden Teil
des Mehrprodukts die stofflichen Elemente des zusätzlichen produktiven
Kapitals bereits enthalten sind; dass also, soweit die Produktion eines
Jahres der des folgenden zur Voraussetzung dient, ... Mehrprodukt sofort
produziert wird in der Form, die es befähigt, als zuschüssiges Kapital zu
fungieren.“ (Die Produktionsmittel, die Kapitalist A erst im nächsten
Jahr kaufen will, müssen schon in diesem Jahr von den Kapitalisten B, C
und D produziert werden.) K. Marx, Kapital 2.: 103. „W‘...W‘ liegt
dem Tableau économique Quesnays zugrunde...“ K. Marx, Kapital 2.:
103.
Gesamtgesellschaftliche Nachfrage und
Zufuhr „Der Kapitalist
wirft weniger Wert in der Form von Geld in die Zirkulation hinein, als er
aus ihr herauszieht, weil er mehr Wert in der Form von Ware hineinwirft,
als er ihr in Form von Ware entzogen hat. Soweit er bloß als
Personifikation des Kapitals fungiert, als industrieller Kapitalist, ist
seine Zufuhr von Warenwert stets größer als seine Nachfrage nach
Warenwert. Deckung seiner Zufuhr und seiner Nachfrage in dieser
Beziehung wäre gleich Nichtverwertung seines Kapitals; es hätte nicht als
produktives Kapital fungiert; ... Er muss in der Tat ‚teurer verkaufen
als er gekauft hat‘, aber dies gelingt ihm eben nur, weil er vermittelst
des kapitalistischen Produktionsprozesses die wohlfeilere, weil weniger
werte Ware, die er gekauft hat, in eine mehrwertige, also teurere,
verwandelt hat. Er verkauft teurer, nicht weil über den Wert seiner
Ware, sondern weil Ware von einem Wert über der Wertsumme ihrer
Produktionsfaktoren.“ K. Marx, Kapital 2.: 120. „Die Rate, worin
der Kapitalist sein Kapital verwertet, ist um so größer, je größer die
Differenz zwischen seiner Zufuhr und seiner Nachfrage, d.h. je größer der
Überschuss des Warenwerts, den er zugeführt, über den Warenwert, den er
nachfragt. Statt des Deckens beider ist das möglichste Nichtdecken, das
Überdecken seiner Nachfrage durch seine Zufuhr, sein Ziel. Was von dem
einzelnen Kapitalisten, gilt von der Kapitalistenklasse.“ K. Marx, Kapital
2.: 120f. „Soweit der Kapitalist bloß das industrielle Kapital
personifiziert, besteht seine eigene Nachfrage nur in der Nachfrage nach
Produktionsmitteln und Arbeitskraft. Seine Nachfrage nach Pm, ihrer
Wertigkeit nach betrachtet, ist kleiner als sein vorgeschossenes Kapital;
er kauft Produktionsmittel zu geringerem Wert als dem Wert seines
Kapitals, und daher von noch viel geringerem Wert als dem des
Warenkapitals, das er zuführt. Was seine Nachfrage nach Arbeitskraft
betrifft, so ist sie ihrer Wertigkeit nach bestimmt durch das Verhältnis
seines variablen Kapitals zu seinem Gesamtkapital, also = v : C, und ist
daher ... der Proportion nach betrachtet, wachsend kleiner als seine
Nachfrage nach Produktionsmitteln. Er ist in beständig zunehmendem Maß
größerer Käufer für Pm als für A. Sofern der Arbeiter seinen Lohn
allzumeist in Lebensmitteln umsetzt, und zum allergrößten Teil in
notwendige Lebensmittel, ist die Nachfrage des Kapitalisten nach
Arbeitskraft indirekt zugleich Nachfrage nach den in den Konsum der
Arbeiterklasse eingehenden Konsumtionsmitteln. Aber diese Nachfrage ist =
v und nicht ein Atom größer... Die Maximalgrenze der Nachfrage des
Kapitalisten ist = C = c + v, aber seine Zufuhr ist = c + v + m; Ist
also die Zusammensetzung seines Warenkapitals 80c + 20v + 20m, so
ist seine Nachfrage = 80c + 20v, also der Wertigkeit nach betrachtet ein
Fünftel kleiner als seine Zufuhr. ...“ K. Marx, Kapital II
:121. „Kommen wir nun zur Reproduktion. Sein Warenkapital war 80c
+ 20v + 20m. Gesetzt, der Kapitalist verzehre den ganzen Mehrwert g
und setze nur die ursprüngliche Kapitalgröße C wieder in produktives
Kapital um. Jetzt ist die Nachfrage des Kapitalisten gleichwertig mit
seiner Zufuhr. Aber nicht mit Bezug auf die Bewegung seines
Kapitals; ... als Kapitalist übt er nur Nachfrage aus nach 4/5 seiner
Zufuhr (der Wertgröße nach); 1/5 verzehrt er ... nicht in seiner
Funktion als Kapitalist, sondern für sein Privatbedürfnis oder Vergnügen.“
K. Marx, Kapital 2.: 122- 123. Seine Rechnung ist dann prozentig
gerechnet: als Kapitalist Nachfrage = 100, Zufuhr = 120 als Lebemann
Nachfrage = 20, Zufuhr = 0 Summe: Nachfrage =
120, Zufuhr = 120.“ K. Marx, Kapital II :121 - 123. Diese
Kurzfassung aller drei Kapital-Bände online verzichtet auf die
Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang
von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten. Jedem
neuen Abschnitt geht eine Zusammenfassung des vorherigen Abschnitts
voran. Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte ... kenntlich
gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett
gedruckt. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Ausgabe der
Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25. Wo es dem Verständnis dient, habe ich
veraltete Fremdwörter, alte Maßeinheiten und teilweise auch
Zahlenangaben modernisiert.
Alle diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen,
stehen in kursiver Schrift. Rückfragen zum Text werde ich möglichst
rasch beantworten. Kritik und Anregungen sind jederzeit willkommen. Wal
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