Kapital I.: 143 - 160

Auf der Stufe des einfachen Warentausches muss jeder zur Befriedigung seines Bedarfs andere Warenbesitzer finden, die sein Produkt als Gebrauchsmittel benötigen und die auch passende Produkte anbieten, die für ihn Gebrauchswerte darstellen.
Durch das Dazwischentreten einer Geldware, die als allgemeine Verkörperung des Warenwerts (=allgemeines Äquivalent) gilt, wird der Tausch zwischen vielen Warenbesitzern erleichtert und beschleunigt. Statt dass der Warenbesitzer nach vielen einzelnen Waren im Tausch für seine Ware suchen musst, sucht er jetzt nur nach einer Ware, der Geldware:
Ware (Tauschwert) wird dann in Geld (allgemeine Verkörperung von Wert) verwandelt (= Verkauf), dann in andere Ware (Gebrauchswert) (= Kauf).
Oder kürzer: W – G – W.
Geld funktioniert hier als allgemeines Tauschmittel oder als Zirkulationsmittel.
Wie viel Geld ist für die Zirkulation aller Waren eines Landes nötig?
Die Preissumme der gehandelten Waren geteilt durch die Umlaufszahl gleichnamiger Geldstücke ergibt die Masse des als Zirkulationsmittel nötigen Geldes.
Als Zirkulationsmittel wird Metallgeld vereinheitlicht als Münze.
Damit spaltet sich notwendig das Geld in Nominalwert und Realwert. Der Nominalwert kann sich soweit vom Realwert trennen, dass ein relativ billiges Stück Papier den Nominalwert von z.B. 1000 Euro spazieren trägt. wb

3. Geld

Wenn das Geld als Verkörperung von Wert festgehalten wird, dann wird die Einheit von Verkauf und Kauf (W – W) unterbrochen. Es findet nur die Bewegung statt: W – G. (Verkauf ohne anschließenden Kauf.)

„Das Geld versteinert damit zum Schatz, und der Warenverkäufer wird zum Schatzbildner.“ K. Marx, Kapital I.: 144

a) Schatzbildung

„Die Schatzbildung erfüllt verschiedne Funktionen in der Ökonomie der metallischen Zirkulation... Man hat gesehen, wie mit den beständigen Schwankungen der Warenzirkulation in Umfang, Preisen und Geschwindigkeit die Umlaufsmasse des Geldes rastlos ebbt und flutet. Sie muss also der Kontraktion und Expansion fähig sein. ... Damit die wirklich umlaufende Geldmasse dem Sättigungsgrad der Zirkulation stets entspreche, muss das in einem Lande befindliche Gold- oder Silberquantum größer sein als das in Münzfunktion befindliche. Diese Bedingung wird erfüllt durch die Schatzfunktion des Geldes. Die Schatzreservoirs dienen zugleich als Abfuhr- und Zufuhrkanäle des zirkulierenden Geldes, welches seine Umlaufskanäle daher nie überfüllt.“ K. Marx, Kapital I.: 148.

b) Zahlungsmittel (einer Schuldforderung)

„Mit der Entwicklung der Warenzirkulation entwickeln sich jedoch Verhältnisse, wodurch die Veräußerung der Ware von der Realisierung ihres Preises zeitlich getrennt wird. Es genügt, die einfachsten dieser Verhältnisse hier anzudeuten.  Die eine Warenart erheischt längere, die andere kürzere Zeitdauer zu ihrer Produktion. Die Produktion verschiedner Waren ist an verschiedne Jahreszeiten geknüpft. Die ein Ware wird auf ihrem Marktplatz geboren, die andre muss zu entferntem Markt reisen. Der eine Warenbesitzer kann daher als Verkäufer auftreten, bevor der andre als Käufer. ... Andrerseits wird die Benutzung gewisser Warenarten, z. B. eines Hauses, für einen bestimmten Zeitraum verkauft. Erst nach Ablauf des Termins hat der Käufer den Gebrauchswert der Ware wirklich erhalten. Er kauft sie daher, bevor er sie zahlt. ... Der Verkäufer wird Gläubiger, der Käufer Schuldner. Da ... erhält auch das Geld eine andre Funktion. Es wird Zahlungsmittel.“ K. Marx, Kapital I.: 149.

„Das Geld funktioniert jetzt erstens als Wertmaß in der Preisbestimmung der verkauften Ware... Es funktioniert zweitens als ideelles Kaufmittel. Obgleich es nur im Geldversprechen des Käufers existiert, bewirkt es den Händewechsel der Ware. Erst am fälligen Zahlungstermin tritt das Zahlungsmittel wirklich in die Zirkulation, d. h. geht aus der Hand des Käufers in die des Verkäufers über. ...  Das Zahlungsmittel tritt in die Zirkulation hinein, aber nachdem die Ware bereits aus ihr ausgetreten ist. Das Geld vermittelt nicht mehr den Prozess. Es schließt ihn selbständig ab, als absolutes Dasein des Tauschwerts oder allgemeine Ware.“ K. Marx, Kapital I.: 150.

„Die Entwicklung des Geldes als Zahlungsmittel ernötigt Geldakkumulation für die Verfallstermine der geschuldeten Summen. Während die Schatzbildung als selbständige Bereicherungsform verschwindet mit dem Fortschritt der bürgerlichen Gesellschaft, wächst sie umgekehrt mit demselben in der Form von Reservefonds der Zahlungsmittel.“ K. Marx, Kapital I.: 156.

„Betrachten wir nun die Gesamtsumme des in einem gegebnen Zeitabschnitt umlaufenden Geldes, so ist sie, bei gegebner Umlaufsgeschwindigkeit der Zirkulations- und Zahlungsmittel, gleich der Summe der zu realisierenden Warenpreise plus der Summe der fälligen Zahlungen, minus der sich ausgleichenden Zahlungen, minus endlich der Anzahl der Umläufe, worin dasselbe Geldstück abwechselnd bald als Zirkulations-, bald als Zahlungsmittel funktioniert.“ K. Marx, Kapital I.: 153

„Das Kreditgeld entspringt unmittelbar aus der Funktion des Geldes als Zahlungsmittel, indem Schuldzertifikate für die verkauften Waren selbst wieder zur Übertragung der Schuldforderungen zirkulieren.“ K. Marx, Kapital I.: 153-154.

„Bei gewissem Höhegrad und Umfang der Warenproduktion greift die Funktion des Geldes als Zahlungsmittel über die Sphäre der Warenzirkulation hinaus. Es wird die allgemeine Ware der Kontrakte. Renten, Steuern usw. verwandeln sich aus Naturallieferungen in Geldzahlungen.“ K. Marx, Kapital I.: 154.

c) Weltgeld

„Das Weltgeld funktioniert als allgemeines Zahlungsmittel, allgemeines Kaufmittel und absolut gesellschaftliche Verkörperung des Reichtums überhaupt. ... Die Funktion als Zahlungsmittel, zur Ausgleichung internationaler Bilanzen, herrscht vor.“ K. Marx, Kapital I.: 157.

Wer es noch nicht gelesen hat, sollte es jetzt lesen: „Die Entstehung des Geldes in Griechenlandauf der Seite Weltgeschehen/Griechenland.

Zur Methode dieser Online-Lektüre:

Diese Kurzfassung aller drei Kapital-Bände verzichtet auf die Vertiefung von Einzelfragen, bietet aber den vollständigen Gedankengang von Marx' Hauptwerk im Zusammenhang und in seinen eigenen Worten. Jedes Zitat enthält die Seitenangabe der Marx-Engels-Werke, Bände 23 - 25.
Jedem neuen Abschnitt wird eine Zusammenfassung des vorherigen Gedankengangs vorangestellt.
Wo es dem Verständnis dient, wurden Fremdwörter, Maßeinheiten und teilweise auch Zahlenbeispiele modernisiert.
Diese und andere Textteile, die nicht wörtlich von Marx stammen, stehen in kursiver Schrift.
Auslassungen im laufenden Text sind durch drei Punkte  ...  kenntlich gemacht. Hervorhebungen von Marx sind normal fett gedruckt.

Wal Buchenberg