Krankenstand


Krankzeiten verkürzen die Arbeitszeit, während der das Kapital Mehrwert aus der Lohnarbeit auspressen kann.
„Der Anteil der Fehlzeiten an der Sollarbeitszeit betrug 1995 in der deutschen Privatwirtschaft durchschnittlich knapp 7%. Im Baugewerbe und im Bergbau ist die Fehlzeitenquote mit knapp 10 Prozent deutlich höher, in einigen Dienstleistungssparten mit rund 5 Prozent erheblich niedriger. Tendenziell nehmen mit der Betriebsgröße die Fehlzeiten zu. Außerdem fehlen Arbeiter rund doppelt so lange wie Angestellte, Ausländer fallen mehr aus als Inländer.“ LitDokAB 1998/99 a-890.

1. Immigranten übernahmen mit den unfallträchtigen und gesundheitsgefährdeten Arbeitsplätzen ein besonderes Unfall- und Krankheitsrisiko.
„Die Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte in den 60er und 70er Jahren konzentrierte sich auf die Anwerbung von jungen und gesunden Personen. Sie arbeiteten häufig in Berufen, die mit besonderen gesundheitlichen Belastungen verbunden waren. Heute ist der Gesundheitszustand dieser Arbeiter deutlich schlechter als der Durchschnitt.“ LitDokAB 1993/94 a-3359.

„However, the employment of guest workers has a strong positive effect on the job safety of natives. The estimates imply that a 1 percent increase in the employment of guest workers is associated with a 1,7 percent decrease of less severe accidents and a 1,3 percent decrease of severe accidents of natives.“ LitDokAB 99/2000-1, a-1029

2. Der Krankenstand unter den aktiven Lohnarbeitern nahm langfristig nicht ab wegen einer 'Humanisierung der Arbeitswelt', sondern durch Aussortierung und Verjüngung der Belegschaften. Auf den Lohnarbeitern lastet ein existentieller Druck, gesund zu bleiben. Die Gesundheitsindustrie macht das zu ihrem Geschäft.
„78 % der Unternehmen haben betriebsinterne Maßnahmen ergriffen, um die Fehlzeiten ... zu reduzieren.“ LitDokAB 1998/99 a-890.

„Die langfristigen Veränderungen im Krankenstand sind überwiegend das Ergebnis selektiver betrieblicher Personalpolitik von Betriebsleitungen. In Krisenzeiten werden jene ältere Arbeitnehmer, deren Gesundheitszustand sich verschlechtert hat, verstärkt entlassen.“ LitDokAB 1998/99 b-578.
Daten und Zitate aus: Literaturdokumentation zur Arbeitsmarkt und Berufsforschung, Hrsg. von der Bundesanstalt für Arbeit, div. Jhrg.