Arm trotz Arbeit 

"working poor" in Deutschland

 Bevölkerung über 17 Jahre in Armut (= weniger als 50 % des Durchschnittseinkommens) und mit Niedrigeinkommen (= weniger als 75 % des Durchschnittseinkommens).

 Die Vorderzahl nennt den Anteil der jeweiligen Gruppe an der Gesamtbevölkerung (Bev.) über 17 in Deutschland 1998. Für Jugendliche wird das Familieneinkommen auf die einzelnen Familienmitglieder umgelegt.

 A: Erwerbstätigkeit und Armut:

36,8 % Bevölk: in Ausbildung = 7,6 % Arme und 32,1 % mit Niedrigeinkommen.

47,9 % Bevölk: erwerbstätig = 4,2 % Arme und 21,6 % mit Niedrigeinkommen.

8,1 %  Bevölk: arbeitslos = 14,6 % Arme und 46,6 % mit Niedrigeinkommen.

7,2 % Bevölk: nicht erwerbstätig = 26,8 % Arme und 66,7 % mit Niedrigeinkommen.

 Der Armutsdurchschnitt für die Gesamtbevölkerung in Deutschland lag 1998 bei 9,1 %. Der Anteil der Bevölkerung mit Niedrigeinkommen lag bei 34,3 %.

 Aus: W. Hanesch/ P. Krause/ G. Bäcker, Armut und Ungleichheit in Deutschland. Der neue Armutsbericht der Hans-Böckler-Stiftung, des DGB und des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. rororo November 2000, S. 82. (DM 26,90)

 Anmerkung:

Vielleicht sollten sich die Leute der (früheren) Zeitschrift „Krisis“ um Robert Kurz, die „die Arbeit abschaffen“ wollen, einmal diese Statistik ansehen. Für 7,2 % unserer Bevölkerung ist die Arbeit abgeschafft. Diese Leute fristen ein kümmerliches Leben.

Zugegeben: Für die Kapitalisten ist die Arbeit auch längst abgeschafft, trotzdem können sie in Luxus leben. Von dieser Statistik werden sie aber unter 'erwerbstätig' geführt, obwohl sie gar nicht selber erwerben, sondern andere für sich erwerben lassen.

 B: Berufliche Stellung und Armut:

15,8 %: an- /ungelernte Arbeiter = 11,5 % Arme und 43,8 % mit Niedrigeinkommen.

5,3 %:   Auszubildende = 15,6 % Arme und 53,5 % mit Niedrigeinkommen.

16,2 %: Facharbeiter = 6,3 % Arme und 30,9 % mit Niedrigeinkommen.

9,9 %:   kleine Angestellte = 4,9 % Arme und 23,5 % mit Niedrigeinkommen.

2,7 %:   kleine/mittlere Beamte = 1,1 % Arme und 6,7 % mit Niedrigeinkommen.

36 %:   qualifizierte Angestellte = 1,1 % Arme und 12,1 % mit Niedrigeinkommen.

 5 %:    höhere Beamte = 0,1 % Arme und 3,0 % mit Niedrigeinkommen.

9,3 %:  Selbständige = 7,8 % Arme und 23,1 % mit Niedrigeinkommen.

 Der Armutsdurchschnitt für die Gesamtbevölkerung in Deutschland lag 1998 bei 9,1 %. Der Anteil der Bevölkerung mit Niedrigeinkommen lag bei 34,3 %.

 Aus: W. Hanesch/ P. Krause/ G. Bäcker, Armut und Ungleichheit in Deutschland. Der neue Armutsbericht der Hans-Böckler-Stiftung, des DGB und des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. rororo November 2000, S. 81. (DM 26,90)

Anmerkung:

Daran zeigt sich, „dass eine Erwerbstätigkeit allein – auch in der Form einer Vollzeiterwerbstätigkeit – heute keine Garantie mehr dafür darstellt, dass Armuts- und Unterversorgungslagen vermieden werden können.“

Es „existiert bereits heute in der Bundesrepublik Armut bei bzw. trotz Erwerbstätigkeit in größerem Umfang, als dies bisher in der Öffentlichkeit und Politik zur Kenntnis genommen wird. Die Existenz bzw. drohende Zunahme niedrig entlohnter Beschäftigungsverhältnisse könnte in den kommenden Jahren dazu führen, dass in der Bundesrepublik – ähnlich wie in den USA – das Problem der Armut bei Erwerbstätigkeit wachsende sozialpolitische Brisanz gewinnt.“  (Armutsbericht S. 150f)

 Unter den Selbständigen sind die Kapitalisten, die von fremder Arbeitskraft leben, mit den traditionellen „handwerklichen“ Einzelarbeitern (Freiberufler, kleine Handwerker, Ärzte, Rechtsanwälte etc) zusammengeworfen, die von eigener Arbeit leben und ihr eigener Chef sind.

 Wal Buchenberg, 20.11.2000