Ein grundlegender Fehler in der Marx'schen Arbeitswerttheorie besteht darin, dass der Wert in Waren hineinverlagert wird.
Wert ist nichts Vergegenständlichtes
Marx und Engels haben herausgearbeitet, dass der Wert ein gesellschaftliches Verhältnis ist. Engels schreibt, dass der Wert, als Verhältnis zwischen den Menschen, als Ding erscheint.
Der Wert ist damit kein Ding, das vergegenständlicht werden kann.
Wert wird gebildet und existiert nur(!!!) zwischen Menschen! Das, was die Menschen in einem Wertverhältnis austauschen, sind die Bezugspunkte des Wertes. Nur der Wert, der im Tausch realisiert wird, ist der gesellschaftlich relevante Wert. Wert erfordert nach Marx, dass die dazu aufgewandte Arbeit gesellschaftlich nützlich sein muss.
Der Tausch führt zur Wertbildung
Das einzige Kriterium für die wirkliche Nützlichkeit ist der Tausch. Alles andere bleiben ideelle Wunschvorstellungen. Damit führt nur der Tausch zur Wertbildung. Das darf aber nicht gleichgesetzt werden mit der Bildung der Grundlagen für eine Wertbeziehung. Die Grundlagen für eine Wertbeziehung werden üblicherweise vor dem Aufbau eines Wertverhältnisses geschaffen, in wenigen Fällen zeitgleich und in einigen im Anschluss (z. B. bei einem Konzert).
Wert verlangt Wertäquivalent
Der Tausch impliziert, dass einem Objekt (Gegenstand, Veranstaltung, Idee usw.), auf das der Wert in einer Wertbeziehung bezogen wird. ein Gegenpart, ein Wertäquivalent, gegenübergestellt wird (Geld oder anderes Objekt, auf das der Wert bezogen wird).
Der Tausch in einem Wertverhältnis erfolgt immer wertgleich, egal, wie jede Seite der Tauschpartner das sieht: Wert verlangt immer Gegenwert - wegen der Nützlichkeit. Es kann also auf keiner der Tauschseiten ein "Wertüberschuss" oder ein "Wertmangel" auftreten.
Die Werte der Arbeitskräfte werden an eine Ware (bei mir "Wertobjekt", da Ware als gegenständlich und "mit Wert behaftet" vorbelastet ist) als Anspruch auf Gegenleistung verknüpft.
Anbieterseite verbindet einen Anspruch auf Gegenleistung mit der Ware (besser: mit dem Wertobjekt)
Dieser verknüpfte Anspruch kann als Wertattribut gesehen werden, das die Anbieterseite mit der Ware über das Bewusstsein verbindet. Dieser Anspruch auf Gegenleistung kann nicht in die Ware eingebaut werden: Wird die Ware nie verkauft, d. h. wird nie ein Wertverhältnis bezüglich dieser Ware aufgebaut, dann wird diese Ware nie wirklichen Wert bekommen, sie wird als "potenzielle Ware" bis zur Entsorgung / bis zum Verfall verbleiben.
Wird die Ware zu einem geringeren Preis als dem Wunschpreis (Erscheinung des Wertattributs; beinhaltet die Werte der beteiligten Arbeitskräfte + den gewünschten Mehrwert), dann war der der Anspruch auf Gegenleistung, d. h. der gewünschte Wert, zu hoch angesetzt und der reale Wert ist entsprechend niedriger. Das wirkt zurück auf die beteiligten Arbeitskräfte.
Triebkraft für den Wert notwendig
Nur so kann auch die Triebkraft zur Herausbildung des Wertes erklärt werden. Ein Wert, der vergegenständlicht würde, hätte keine Triebkraft zur Herausbildung, denn sonst könnten teure Arbeiter gerufen werden, um komplizierte Gebilde zu bauen, die niemand kauft, die aber angeblich sehr viel Wert haben sollen.
Anmerkung: Die Gedanken stehen ausführlicher in meinem Buch "Mit Marx zur Marktwirtschaft?" vom Wissenschaftsverlag Tectum.
In Kurzform sind die in Reddit (https://www.reddit.com/r/LTV/) und noch(?) in Wikipedia / Diskussion bzw. Talk zu sehen.
Gruß - Rainer